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Wiedergänger![]() Zeitgenössische Kunst im reformierten KirchenraumAndreas Mertin
Andererseits: Als ich das Objekt von Knoll sah, wurde mir schon vor der Lektüre des Artikels deutlich, dass der innerkirchliche Umgang damit notwendig scheitern musste. Aber mir war auch sofort klar, dass dies nichts mit dem reformierten Raum, nichts mit der reformierten Theologie und nichts mit der Gemeinde zu tun hat. Vielmehr liegt die Unklarheit im Objekt selbst, dass sich eben nicht entscheiden kann, ob es als kunstästhetisches Werk auftreten oder als religionsästhetisches agi(ti)eren will. Knoll will eben nicht die Migration der Form bearbeiten, sondern doch einen zeitgenössischen Abendmahlstisch gestalten. Das trübt das Objekt so sehr, dass man es in künstlerischer Perspektive dann eben als misslungen bezeichnen muss. Und darauf reagiert die Gemeinde zu Recht, weil sie merkt, dass ihr hier nicht ein künstlerischer, sondern ein religiöser Ausdruck vorgelegt wird (den sie vielleicht gar nicht teilt). Gerade dass die Gemeinde so reagiert, zeigt, wie sensibel sie theologisch wie ästhetisch ist. Die Entwicklung der Kunst ist über diese Form der künstlerischen Gestaltung lange hinaus und nur die Eventausrichtung der Kunst in den letzten Jahren hat hier (durch diverse Projekte von Buchverhübschungen und Bilderbibeln zeitgenössischer Künstler) Vernebelungen eingeführt. Dass ein Kunstobjekt dagegen auch als Raumobjekt religiös genutzt werden kann, steht daher für mich nicht in Frage, solange das Kunstobjekt nicht als Religionsobjekt auftritt. Der Versuch, den Differenzierungsgewinn der Moderne durch das ästhetische Re-Design von Religion zu unterlaufen, geht in die Irre. Nicht an der reformierten Tradition, nicht an der Reaktion der Gemeinde oder der ästhetischen Ambiguität ist das Problem entstanden, sondern an der nicht konsequent genug durchgeführten Kunstästhetik. |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/48/am220.htm |