Spiritualität und Diakonie

Rezensionen

Christoph Fleischer

Barbara Heller. Hingehen, wo andere weglaufen. Andachten für den Alltag in diakonischen Einrichtungen. Gütersloher Verlagshaus 2008, ISBN 978-3-579-06533-5, 14,95 Euro

Christel Ludewig. Pflege und Spiritualität. Ein ABC mit Texten, Ritualen und kleinen Übungen. Gütersloher Verlagshaus 2008, ISBN 978-3-579-06534-2, 14,95 Euro

Praktische theologische Arbeit im Kontext lässt sich ein auf die vorfindlichen Aufgaben hier der pflegerischen Arbeit. Barbara Hellers Buch stammt aus der Praxis, dokumentiert ihre theologische Praxis und lässt die Praxis der Arbeit in den diakonischen Einrichtungen zu Wort kommen. Sie reflektiert sowohl über das diakonische Profil, wie sie andererseits die pflegerische Arbeit mit konkreten biblischen Bezügen illustriert und konfrontiert. Ganz dem Kontext der Pflege verbunden, lässt sie die Sprache der Bibel nur soweit laut werden, soweit sich ihre Botschaft vom Pflegerischen oder Diakonischen her verstehen lässt. So lernen Theologen, die dieses Buch lesen, auch manch Praktisches und Theoretisches von der Pflege. Das geht bis hin zu biblisch-ethischen Reflektionen von Pflegestandards. Einige Mitarbeitende der Diakonie kommen mit einem Bild und einen Zitat zu Wort, z.B. „Manchmal kann man jemanden mit einem Rollmops zu einem glücklichen Menschen machen.“ Manche Seiten regen dazu an, sich im Internet oder per Buch über weitere konkrete inhaltliche Fragen zu informieren, wie z. B. die dreizehn AEDLs, die „Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des Lebens“.

Zwei Bedenken sind allerdings zu äußern: Das erste ist die Frage, die an jede Verkündigung zu richten ist, die im Stil von Ernst Lange Bibel und Wirklichkeit miteinander „ver-spricht“. Wo bleibt die Entfaltung des eigenen biblischen Themas des jeweiligen Textes? Auch wenn sicherlich die exegetische Arbeit in der Predigt nicht entfaltet wird, und irgendwie werden diese Texte ja auch „gefunden“, so schwimmt mir doch alles zu sehr im Jargon der Pflegewissenschaft. Das zweite Bedenken ist mehr eine Feststellung: Dieses Buch enthält keine einzige Andacht, die an die Zielgruppe der zu pflegenden Menschen gerichtet ist. Wer Andachten für diese Zielgruppe sucht, wähle ein anderes Buch.

Das könnte z. B. das Buch von Christel Ludewig sein, obwohl es anders angelegt ist und keine ausgearbeiteten Andachten enthält. Es ist ein Buch für die Vorbereitung. Diese Materialsammlung ist ganz der praktischen theologischen Arbeit in pflegerischen Einrichtungen verbunden. Voraussetzungslos angelegt dokumentiert es sogar das Vater Unser und das Apostolische Glaubensbekenntnis. Anhand der nach dem ABC gegliederten Stichworte lassen sich Andachten im pflegerischen Kontext konkret gestalten, durchaus auch mal so, dass anstelle der Predigt eine Meditation oder eine Phantasiereise vollzogen wird. Die Impulse zu den einzelnen Stichworten enthalten grundlegende Inhalte, die auch im Verkündigungsteil gebraucht werden können. Literaturangaben und Materialhinweise runden das Angebot ab, dass zur Weiterarbeit, zur Vertiefung und zur Dokumentation eigener Erfahrungen einlädt. Obwohl ein Ritual zum Gedenken an einen verstorbenen Menschen oder eine kleine Salbungsfeier enthalten sind, vermisst man aus pastoraler Sicht hier das Abendmahl oder die Beichte. Vielleicht fehlen diese aber, weil die vorgestellten spirituellen Erfahrungen im pflegerischen Kontext nicht ausschließlich von Seelsorgerinnen und Seelsorgern, sondern auch von andren geschulten Mitarbeitern vollzogen werden können.

Dieses Buch, wie auch das von Barbara Heller sind für die Ausbildung z. B. für den Diakonenberuf und für die Aus- und Weiterbildung im Pflegebereich geeignet. Beide sind auf Praxis bezogen und ihre Inhalte erschließen sich in der Praxis

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/55/cf13.htm
© Christoph Fleischer, 2008