Differenz - Dissidenz |
Notwendige ApologetikEine RezensionAndreas Mertin Matthias Wörther: Kein Gott nirgends? Neuer Atheismus und alter Glauber, Würzburg 2008 Matthais Wörther, Leiter der Fachstelle „medien und kommunikation“ der evangelischen und katholischen Kirche München, hat eine Orientierungshilfe vorgelegt, die sich angesichts der verbreiteten religionskritischen Publikationen und der ‚neuen’ Atheisten mit dem Thema der Plausibilität des Glaubens auseinandersetzt. Es ist sozusagen eine Rede über Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern. Auf 150 Seiten und drei Hauptteilen setzt sich Wörther mit den Infragestellungen des Glaubens auseinander. Der erste Hauptteil hebt die Gemeinsamkeiten mit den neuen Religionskritikern hervor. Der zweite Hauptteil beschreibt die Differenzen zwischen dem Glauben und den Ansichten der neuen Atheisten. Der dritte Hauptteil sucht dem Leser den handelnden Glauben zu plausibilisieren. Als leitende Fragestellungen für alle dreio Teile benennt Wörther folgende: Kann man als vernünftiger Zeitgenosse an Gott glauben? Und: Macht es einen Unterschied für das gegenwärtige Leben, ob man an Gott glaubt oder nicht? Die Ausführungen Wörthers vermeiden bewusst jede Polemik, sie greifen, wo es nur geht, die Argumente der Religionskritiker auf, wägen sie kritisch und suchen Antworten zu geben. Niemand wird dabei zu einem sacrificium intellectus (Opfer des Verstandes) gezwungen, vielmehr sucht das Buch nach Plausibilisierungen. Es ist ein belesenes Buch, greift die aktuellen Diskussionen, aber auch aktuelle kulturelle Ereignisse wie Kinofilme auf und versucht sie, in einen sinndeutenden Kontext zu integrieren. Nicht ganz sicher bin ich mir bei den Adressaten des Buches. Man könnte sagen, jeder Leser von Daawkins, Hitchens, Onfray oder Harris sollte auch Wörthers Buch zur Kenntnis nehmen. Das setzt voraus, dass es den Lesern tatsächlich um Erkenntnis oder Orientierung (an Stelle der Bestätigung bereits vorhandener Vorurteile) geht. Da bin ich mir nicht so sicher. So verorte ich das Buch dort, wo Menschen sich fragen, was man als Gläubiger auf die Neuen Atheisten antworten soll. Und natürlich insbesondere dort, wo ein Weltbild sich gerade erst in Anknüpfung und Widerspruch bildet, also bei jungen Erwachsenen. Inhaltlich kann ich den Ausführungen Wörthers weitgehend beipflichten. Nur in einem Punkt bin ich mir nicht ganz sicher, ob seine Herausstellung wirklich so zwingend ist. Das ist die Betonung der hellen Momente des Lebens (was sich in ähnlicher Form ja auch bei Peter Berger findet). Aber vielleicht ist das ja eine Frage des theologischen Typs, den man selbst verkörpert. Mir persönlich ist das „De profundis“ als Einsatzpunkt näher liegend. Ein schönes, angenehm zu lesendes Buch mit Impulsen für das Nachdenken über Glauben, Körperlichkeit und Sinnlichkeit, Gottes- und Nächstenliebe. |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/56/am262.htm
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