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Loss of Control![]() Die letzte Ausstellung von Jan Hoet im MARTa HerfordJörg Mertin
Religion hat es mit zwei Seiten zu tun, einer sichtbaren und einer unsichtbaren. Was nicht ans Licht kommen darf, ist gleichwohl existent. Religion kontrolliert den Verkehr und die Grenze, ein allerdings im Tiefsten unbewusster Vorgang.
Blicke auf das Verheimlichte, Verbotene und das erotische Begehren des bürgerlichen 19. Jahrhunderts erhält man durch die ausgestellten Arbeiten von Felicien Rops, die aufgrund der mittlerweile eingetretenen Verschiebungen der Grenzen des Verbotes und dessen, was man sehen darf, heute eher historisch interessant wären, wenn sie nicht durch zeitgenössische kongeniale Arbeiten von Jacques Charlier und anderen (zum Beispiel Bjarne Melgaard und Louise Bourgeois) aktuell aufgeladen würden. Was jenseits der Grenze bleiben und gleichwohl sichtbar soll, hat meist den Aspekt des Absoluten, weswegen alterierte religiöse Symbolik sehr oft ein Bestandteil der aufgerufenen erotischen wie der psychiatrischen Bildwelten ist. Marco den Breems entführt den Betrachter in seiner wilden, raumfüllenden Installation in der ersten Etage des Museums in eine andere Welt, nach Afrika, dahin, wo Religion nicht cartesianisches Ich-Phänomen, sondern magisch real ist. Es ist wirklich Religion und ich kann ein anderer sein. Loss of Control zeigt Grenzgänge zur Kunst, und stellt unausgesprochen dar, was die organisierte Religion auch heute gerne verschweigt und was doch genuiner Bestandteil ihrer selbst ist. Die Ausstellung im MARTa Herford ist noch bis zum 25. Januar 2009 zu sehen (Montags geschlossen). Katalog 32 Euro. Weitere Infos unter: www.marta-herford.de |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/56/jm9.htm
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