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Offenheit und Freundschaft![]() Grundbegriffe der Gegenwart GottesChristoph Fleischer
Der Hauptteil der Untersuchung Deibls ist nach Vattimos Ansatz zur Religion überschrieben mit „Die Spur der Spur Religion als Wiederkehr“. Die Auseinandersetzung mit den Quellen des Denkens Vattimos macht es nötig, nun auch Bezüge zur Religionskritik, zu Hegel und zu Nietzsche und besonders zu Martin Heidegger zu beschreiben. Die Lektüre Heideggers ist nicht abgeschlossen, ja sie scheint den Autor manchmal so zu faszinieren, dass er nicht nur in die Sprachwelt Heideggers eintaucht, sondern einige Male darin verbleibt. Interessant ist, dass der Begriff der „Wiederkehr“ nicht formal bleibt, etwa als Wiederbelebung der Religion verstanden, sondern dass Wiederkehr als ein Kennzeichen „der Gottesspur als Spur des Glaubens und seiner Bestreitung“ erscheint und sich die biblische Religion in einem Wechselspiel zwischen Exodus und Wiederkehr vollzieht. Säkularisierung ist als Neuentdeckung des Subjekts, nicht als Auflösung der Religion zu deuten. Auch Nietzsche ist kein Befürworter des endgültigen Abschüttelns religiösen Denkens. Er geht den Weg des Abschieds von der Religion wie Sprossen auf einer Leiter nicht nur herauf, sondern dann auch wieder herunter. Religion kann auch durch die Kritik und die Moderne hindurchgehen und quasi verwandelt wiederkehren. Mit Heidegger taucht dann der Begriff der Verwindung auf, die das abwertende „Überwindung“ ersetzt. Vattimo bringt diese Erfahrung mit dem Begriff „Pietas“ in Verbindung: „Pietas ist die Liebe zum Lebendigen und dessen Spuren.“ Heideggers Entwurf in „Sein und Zeit“, der Leben als Sterblichkeit und Vorlauf auf den eigenen Tod zu deuten vermag, weist den Menschen damit auf die „Endlichkeit seiner Existenz“ hin. Heidegger beschreibt damit das Leben innerhalb seiner Grenzen und deutet es gerade im Horizont der Unverfügbarkeit als „Ereignis“. Was sich ereignet, kann von Vattimo in der Nähe der Pietas gesehen werden. Die Rolle des Göttlichen erweist sich im Umgang mit dem Wort „Ding“, das als Symbol der Unverfügbarkeit den Geschenkcharakter des gegebenen Lebens verdeutlicht. Der Autor kann solche Vorgaben gut in theologische Denkvoraussetzungen einfügen und zeigt damit auch, wie aktuell im Grunde die existentiale Interpretation nach wie vor ist, wenn auch die Nennung der dieser von Heidegger beeinflussten Richtung zugeneigten evangelischen Theologen hier komplett entfällt. Der Charakter des Glaubens als persönlich zu verantwortende Interpretation führt an Grundaussagen der Theologen des 20. Jahrhunderts heran, die allerdings unter der Maßgabe der Rede von „Kenosis“ und des zu erfolgenden sprachlichen Herrschaftsverzichts zu modifizieren wären. Dies kann sowohl an der Verkündigung der Menschwerdung Gottes als auch der Auferweckung Christi gezeigt werden und so beginnt mit Christus die „Geschichte der Interpretation“. Erst mit Christus erscheint die Göttlichkeit Gottes in Symbolen, die das Göttliche sprachlich zu fassen vermögen. Später zeigt Deibl damit, dass sich Vattimo im Rückgriff auf Hegel vom Begriff der Eigentlichkeit distanziert, um von daher den Raum der „Unverfügbarkeit“ auch als „Alltäglichkeit“ zu würdigen. Dadurch gehört die „Säkularisierung“ zur Mitte der christlichen Religion, was sich vom Bild der offenen Stadt her ja schon nahe legte. Das Fazit der Besprechung des Buches von Deibl könnte darin liegen, dass er das Werk Vattimos für theologisches Denken öffnet und gerade dadurch die biblischen Bezüge besprechbar macht. Zuerst kam mit dem Ende der Metaphysik auch der starre Gebrauch der Religion ins Wanken, besonders dann, wenn von institutioneller Seite das Wirken Gottes in Herrschaftsbegriffe gefasst worden ist. Die biblischen Traditionen der Offenheit, der Interpretation, des schwachen Glaubens und der Wiederkehr sind wieder neu zu entdecken und im Kreis der Moderne erneut gegen alle falschen Festlegungen und Bindungen fruchtbar zu machen. Die Kirche kann die Säkularisierung nicht rückgängig machen, sondern sollte in der Entdeckung ihrer Wurzeln diese gerade als ihr eigenes zweites Gesicht erkennen. Die Frage wäre hier, was vielleicht die Einbeziehung evangelischer
Das Buch Jakob Helmut Deibls zeigt, dass sich das Wirken Vattimos in der
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Artikelnachweis: https://www.theomag.de/57/xx.htm
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