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Melancholie des AnfangsBesprechungen ausgewählter Videoclips XXXVAndreas Mertin David Bowie Where are we now?
Bedingt durch die Inszenierung von Tony Oursler ist auch der Clip zu „Where are we now“ stark von der Bildenden Kunst beeinflusst. Er eröffnet mit einem Blick in ein Künstleratelier mit diversen gesammelten Gegenständen, Kristallen, zerbrochenen Fensterrahmen, Leitern usw. und erfasst dann ein Puppenpaar, das vor einer Videoleinwand sitzt. Die Gesichter der Puppen sind mit verzerrten Bildern der Gesichter von David Bowie und einer Frau () gefüllt. Im Hintergrund sehen wir auf Bilder aus der Vergangenheit Berlins. Die Kamera wechselt von der Betrachterperspektive direkt in die Filmwiedergabe und zeigt Szenen der Berliner Mauer, des Fernsehturms am Berliner Alexanderplatz und des Berliner Doms. Sie kehrt dann wieder in die Atelierszene zurück. Während der ganzen Zeit wird der Liedtext in das Bildgeschehen eingeblendet. Nach 3 Minuten sehen wir zum ersten Mal David Bowie „real“ im Atelier stehen, zu seinen Füßen ein Sack mit der Aufschrift „Thank you for Shopping with me“ während ein kleiner Hund durchs Bild läuft. Gegen Ende erfasst die Kamera das Atelier in der Totale während auf der Leinwand die Siegessäule zu sehen ist. David Bowie und die Frau verschwinden aus den Puppenmasken und der Clip ist zu Ende. Der Liedtext ist eine melancholische Rückbesinnung auf die Anfänge und das, was daraus geworden ist: a man lost in time ... (near KaDeWe) ... Where are wie now? Er hat kaum etwas infrage Stellendes wie noch „The hearth’s filthy lesson“, es ist fast schon ein Abgesang. Vieles hängt nun davon ab, was auf dem angekündigten Album „The Next Day“, das im Frühjahr erscheinen soll, präsentiert wird. Ein wenig mehr Spirit dürfte schon sein. *** P.S.: Ich habe wenige Jahre später für kurze Zeit in Berlin studiert und im Zentrum der Stadt in der Hardenbergstraße gewohnt. Es war die Zeit der Häuserbesetzungen. Aber ich habe die Stadt nicht so melancholisch in Erinnerung. Vielleicht sind die vier Jahre Zeitdifferenz von Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre schon viel, die Nachkriegszeit spielte zu meiner Zeit keine Rolle mehr, die 69er-Zeit wahr lange vorbei, der Aufbruch (auch im Sinne der Erhaltung) war wichtiger als alles andere. Ich würde heute nicht melancholisch auf das Berlin der 80er Jahre blicken (wie es auch in Wim Wenders Werbeclip für Samsungs Galaxy Note II zum Ausdruck kommt: a la damals stand noch die Mauer), ganz im Gegenteil.
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Artikelnachweis: https://www.theomag.de/81/am426.htm
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