Paradigmen theologischen Denkens II |
Paradigmen theologischen Denkens - Auf der Suche nach einem für mich heute tragfähigen und sagfähigen GlaubenTeil IV: Weitere Verhältnisbestimmungen und GrenzziehungenStefan Schütze 1. Einleitung: Theologie als stetiges Weiterfragen und WeiterdenkenChristliche Theologie ist nach meinem Verständnis, wie ich es verschiedentlich bereits in meinen bisherigen Veröffentlichungen formuliert habe, im Sinne einer „theologia viatorum“ (Karl Barth) oder „theology of becoming“ (Catherine Keller) ein stetiges existentielles und konzeptionelles Weiterfragen und Weiterdenken, das „in dieser Welt“ niemals „abgeschlossen“ sein kann. Wenn Glaube den Charakter eines steten „Aufbruchs“ aus dem bisher Vertrauten in ein „neues Land“ hat, das Gott uns verheißt (Abraham und Sara, Exodustradition, Ruf in die „Jesusnachfolge“), dann darf auch unser „theologisches Denken“ als „Denken in Bewegung" nicht bei einem einmal erreichten Kenntnisstand stehen bleiben, weil es sonst nicht mehr lebendig, sondern erstarrt und sterbend wäre. Insofern gehört zum Glauben nach meiner Überzeugung konstitutiv die ständige Dekonstruktion und Rekonstruktion seiner bisherigen Einsichten. Diesem Grundansatz entspricht es wohl, dass auch das mit meinen „Paradigmen theologischen Denkens“ verbundene Opus immer weiter wächst und wächst. „Fama crescit eundi“, heißt es in der Aeneis bei Vergil, „das Gerücht wächst, indem es wandert“. Entsprechend wächst auch der Horizont theologischen Denkens, während es sich zu neuen Orten bewegt, neues Terrain erkundet, und bereits begangenes Terrain durch weiteres Begehen nochmals anders in den Blick nimmt, vertrauter macht und seine „Landkarte“ von ihm dabei erweitert und präzisiert. Inzwischen ist fast schon eine kleine Bibliothek meiner „Paradigmen“ - Überlegungen und -Veröffentlichungen entstanden. Folgende Publikationen zeigen den bisherigen Weg meiner „Suche nach einem für mich heute sag- und tragfähigen Glauben“:
Nun haben neue eigene Lektüren und mit ihnen verbundene Erweiterungen meines Denkweges dazu geführt, dass ich mich entschieden habe, doch noch einen „Teil IV“ meiner „Paradigmen theologischen Denkens“ zu schreiben, diesmal mit dem Untertitel „Weitere Verhältnisbestimmungen und Grenzziehungen“, und ihn wieder wie die Teile I-III zunächst als Zeitschriftenartikel für „Tà katoptrizómena“ zu formatieren. Im „Anhang“ von „Gefeiertes Geheimnis“, S. 164-204, hatte ich bereits damit begonnen, „einige Ergänzungen, Präzisierungen und Korrekturen zu meinen früheren Gedankengängen aus «‚Gott‘, ‚Welt‘ und ‚Mensch‘ im 21. Jahrhundert»“[1] bzw. den Teilen I-III meiner „Paradigmen theologischen Denkens“ festzuhalten. In diesem IV. Teil meiner „Paradigmen“ geht es nun nicht nur um weitere „Ergänzungen, Präzisierungen und Korrekturen“, sondern um eine vertiefte Verhältnisbestimmung mit den „mystischen“ Hauptschriften von Dorothee Sölle, mit dem theologischen Ansatz bei einem „radical embodiment“ von David H. Nikkel, mit den postmodernen „Phänomenologien des religiösen Exzesses“, wie sie Christina M. Gschwandtner dargestellt und interpretiert hat, mit verschiedenen evolutionären „Entwicklungsmodellen“ des menschlichen „Gottesbewusstseins“, mit der Theologie des „Todes Gottes“, wie sie in zwei neueren Schriften von und um Thomas J.J. Altizer fortgeschrieben wird, und zuletzt nochmals um eine Verhältnisbestimmung meines dekonstruktiv-rekonstruktiven Ansatzes liberalen theologischen Denkens zu Gerd Theißens doch in der Bilanz assertorischerem liberalen Religionsverständnis, wie er es jetzt in seinem „Kritischen Katechismus“ zur Darstellung gebracht hat am Ende ergänzt um zwei weitere „Nachträge“ zur Frage eines „verleiblichten“ Religionsverständnisses in Besprechung von Manuel A. Vásquez „materialistischer“ Religionstheorie, und zu den weiteren Möglichkeiten eines durch den „Tod Gottes“ dekonstruierten und rekonstruierten theologischen Denkens nach Jeffrey W. Robbins‘ „search for a non-dogmatic theology“. Aus diesen weiteren „Verhältnisbestimmungen und Grenzziehungen“ ergeben sich, wie ich meine, nochmals einige neue Denkhorizonte und Perspektiven, die meine bisherige „Suche nach einem für mich heute tragfähigen und sagfähigen Glauben“ in wichtiger Hinsicht fortschreiben und ihre Bewegung und „Beweglichkeit“ ergänzen und vertiefen. Anmerkungen[1] ebd., 164
|
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/84/sts08.htm
|