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Magazin für Theologie und Ästhetik


Small Fish.

Eine Kammermusik mit Bildern für Computer und Spieler

Andreas Mertin

"While the Parrot and the Giraffe were playing in the Garden of the Forrest, Small Fish was piping an Odd Melody. As he cried "Honk", he looked up to the sky and there he saw a Clockwork Constellation and Planets grinding like a Factory. Somehow it looked like a Molecular Dance or Molecular Music composed in line with the theory of Thermodynamics. What on earth is going on?"

Jeder der im vorstehenden Merkvers farbig markierten Begriffe repräsentiert eines der fünfzehn kleinen Musikspiele, die Kiyoshi Furukawa, Masaki Fujihata und Wolfgang Münch auf der CD Small Fish aus der Reihe digital arts edition des ZKM Karlsruhe präsentieren.

Wer die CD einlegt, stößt zunächst auf ein Übersichtsmenu, aus dem er die einzelnen Spiele heraus aufrufen kann. Ein "Spiel" ist zunächst nichts anderes als ein interaktives Bild mit bewegbaren Objekten, wobei die Art der Intervention von Spiel zu Spiel variiert. Je nach Konstellation der Objekte, die der Nutzer vornimmt, entstehen andere Klangteppiche, wobei der Nutzer jederzeit in die Konstellation eingreifen und sie variieren kann.

Ruft man zum Beispiel das Stück mit dem Titel "Giraffe" auf, sieht man das nachstehend abgebildete Bild auf der linken Seite. Drückt man nun die Taste "H", bekommt man eine kleine Hilfestellung für die Spielgestaltung (s. rechte Seite des Screenshots). Man kann also jedes der farbigen Elemente auf dem Bildschirm verändern und gestaltet so das aufzuführende Musikstück im Rahmen des von den Künstlern vorgegebenen Rahmens neu. Die Klänge sind vorgegeben, ihr Arrangement ist variabel. Das Reizvolle ist es nun, immer wieder neue Konstellationen von Bild und Ton zu erzeugen.

Johannes Goebel, Leiter des ZKM-Instituts für Musik und Akustik, schreibt in der Einleitung zur Idee und Genese dieser Kammermusik:

Die vorliegende CD-ROM Small Fish ist nicht mehr als man sieht und hört, als man mit ihr erleben kann. Keine komplexen 3D-Strukturen, keine Räume, durch die navigiert werden kann, keine Wirklichkeit, die virtueller als jede Fantasie ist. Und doch können diese kleinen Fische nur aufgrund digitaler Wirklichkeit so sein, wie sie sind, und sie können - erstaunlich für Fische - Töne von sich geben ... Kiyoshi Furukawa entwickelte die Idee zu dieser CD-ROM während eines Gastkünstleraufenthaltes am ZKM-Institut für Musik und Akustik ... Für Small Fish entwarf und programmierte Furukawa zunächst einige grafische Entwürfe zu seinen Musikalgorithmen selbst, die deutlich machten, wie Musik und Bild zusammenhängen sollten, welche Beziehungen zwischen bildnerischem Ablauf und mit Tönen gefüllter Zeit er sich vorstellte und wie ein Spieler über den Bildschirm die Musik beeinflussen können sollte. Zur gleichen Zeit arbeitete Masaki Fujihata als Gastkünstler am ZKM-Institut für Bildmedien. Da Furukawa für die bildnerische Seite der CD-ROM mit einem Profi aus dem Bildbereich zusammenarbeiten wollte, beschlossen beide, diese Arbeit gemeinsam durchzuführen. Ideen, Formen, Farben und Töne, Algorithmen, Vorgaben der Künstler und Eingriffsmöglichkeiten für Spieler wurden entwickelt, diskutiert, modifiziert - Musik und Bild traten ebenso in einen Dialog wie ihre Urheber ... Wolfgang Münch trat schließlich als Programmierer dem Team bei. Erst im Wechselspiel zwischen entwerfenden und programmierenden Künstlern einerseits und Profi-Programmierern für das Endprodukt andererseits kann eine solche Arbeit realisiert werden.

Diese CD kann uneingeschränkt empfohlen werden. Sie bereitet tatsächlich Vergnügen und bietet eine Unterbrechung im Alltag der Computernutzung. Präsentiert wird ein zweckloses Spiel, das unendlich viel Variationsmöglichkeiten bietet.


© Andreas Mertin 2001
Magazin für Theologie und Ästhetik 10/2001
https://www.theomag.de/10/am24.htm

Die CD kann beim Verlag Hatje Cantz direkt bestellt werden:
Small Fish, ZKM digital arts edition #3