Vita brevis ars longa |
August 2016 Liebe Leserinnen und Leser, mit dieser Ausgabe des Magazins für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik beglückwünschen wir unseren Autor und Freund Hans-Jürgen Benedict zum 75. Geburtstag. Viele Bilder hätten als Leitbild der aktuellen Ausgabe dienen können. Der Jubilar hatte sich, befragt nach einem adäquaten Titel des Heftes zu seinem Jubiläum, für „Vita brevis ars longa“ entschieden. Dieses Zitat wird dem griechischen Arzt Hippokrates zugeschrieben: Der sprichwörtlich gebrauchte lateinische Wortlaut wird in indirekter Rede in der Schrift De brevitate vitae (‚Über die Kürze des Lebens‘) des römischen Philosophen Seneca überliefert:
Deshalb war eigentlich ein Bild aus dem Alten Rathaus in Göttingen Favorit der Redaktion. Es zeigt unter dem Sprichwort einen Gelehrten, der über einen Totenschädel meditiert. Es ist ein wenig wie auf den frühneuzeitlichen Bildern von Hieronymus im Gehäuse (etwa von Marinus von Reymerswaele), bei dem dieser auch immer einen Totenschädel auf dem Schreibtisch hat und über das Leben, über die Vergänglichkeit der Schöpfung, vor allem aber inmitten einer Fülle von Literatur über die Heilige Schrift nachdenkt. Letzteres führte uns dann zur jetzt getroffenen Bildauswahl. Es ist ein Kunstwerk von Ludger tom Ring d. Ä. (14961547) und zeigt den Dichter Vergil (70v.-19n.). Das Bild wurde um 1538 mit Öl auf Holz gemalt und ist handliche 44 x 31 cm groß. Es gehört zu einer Bildfolge von fünfzehn Sybillen und Propheten, die ursprünglich an den Wandfeldern im Chorumgang des St.-Paulus-Domes in Münster angebracht war. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster, wo das Bild heute hängt, schreibt dazu:
Auf dem genmalten Steinblock unter dem Bild steht jener Spruch aus der Vergilschen Ekloge, der im Mittelalter als Christusprophezeiung gelesen wurde:
Unsere Festgabe im Hauptteil VIEW besteht aus biographischen Erinnerungen von Christoph Störmer sowie Texten von Horst Schwebel, Andreas Mertin, Jörg Herrmann und Wolfgang Vögele. Unter RE-VIEW finden Sie Ausstellungsbesuche von Barbara Wucherer-Staar, Überlegungen zu Steve Jobs als religiösem Phänomen von Thomas O.H. Kaiser, eine Erinnerung an die Ostsee-Biennale von Karin Wendt, sowie Rezensionen und ikonographische Reflexionen von Andreas Mertin. Unter POST finden Sie wie gewohnt die Notizen von Andreas Mertin zu Themen der letzten zwei Monate und eine weitere Ausgabe zu aktuellen Videoclips. Wir wünschen eine angenehme und erkenntnisreiche Lektüre! Andreas Mertin, Jörg Herrmann, Horst Schwebel und Wolfgang Vögele
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