Unter Beteiligung XII

Kurzvorstellungen

Andreas Mertin


Matthias Surall: "And God is never far away". Spannende Theologie im Werk von Nick Cave, Münster 2016.

Von “The Mercy Seat” über “The Weeping Song” bis zu “Into My Arms” und “Dig, Lazarus, Dig!!!”: die Songs von Nick Cave prägen die Popmusikkultur. Gleichzeitig ist der Sänger, Texter, Autor und Performer mit seiner kontinuierlichen, genre- und grenzüberschreitenden Karriere ein geradezu prototypischer Pop-Künstler der Postmoderne.

Diese Studie in Gestalt eines Werkkommentars untersucht das vielschichtige Œuvre von Nick Cave aus kulturtheologischer Perspektive. Denn der Reichtum biblischer Bezüge und theologischer Aspekte in Nick Caves multimedialem und multidisziplinärem Schaffen ist evident. Dabei stellt sich heraus, dass in Nick Caves Werk eine eigene, spezifische „Laientheologie“ gelesen werden kann, die hier herausgearbeitet und analysiert wird.

Eine ausführliche Besprechung folgt in Heft 105


Barboza, Amalia; Hüttenhoff, Michael; Lorenzen, Stefanie; Neddens, Christian (Hg.) (2016): Spektakel der Transzendenz? Kunst und Religion in der Gegenwart. Würzburg: Königshausen & Neumann.

Kurzinhalt:
Einführung der Herausgeber – R. Mönig: Spektakel und Transzendenz - Zwei Optionen der Gegenwartskunst? – B. Wyss: Rückbindung: Die Kunst der Religion – A. Mertin: GeistesGegenwart - Gemeinsamkeiten und Differenzen der Erfahrungsräume Kunst und Religion – J.-P. Wils: Sprechen die religiösen Bilder noch? – W. Ullrich: Der Aschermittwoch der Kunst - Überlegungen zu einem kirchlichen Ritual, am Beispiel des Werks von Thomas Huber – C. Neddens: Das Geheimnis des Humanen. Ansichten Christi in zeitgenössischer Kunst – S. Pisani: Das Anästhetische in der Sakralarchitektur der Moderne (am Beispiel Frankreichs) – S. Henke: Über den Verbleib des Unsichtbaren im Gewand des Spektakels. Zeitgenössische Performance zwischen Inkarnation und Transzendenz – S. Ruby: Sanktuarien von Immanenz. Zur Naturkunst von Herman de Vries – A. Barboza: Überhöhung der Alltagskultur. Sakralisierungstendenzen in der Gegenwartskunst – H. Langbein: Kunst.Religion.Kirche - Folgenreiche Ménage-à-trois – K. Meyer: Kunst als Vehikel schulischer Ziele? Zum pädagogischen Problem des Umgangs mit Kunstwerken im (Religions-) Unterricht – Künstlergespräch mit S. Balkenhol: Menschen im Raum. Irritationen des offen Sichtlichen – Künstlergespräch mit H. v. Gierke: Kunst oder Religion? Auf der Suche nach der eigenen Ordnung – A. Bayer: Glaube-Liebe-Hoffnung. Der Ort des Sakralen in der regionalen Kunst – C. Neddens / S. Lorenzen: Nach Spektakelglauben und Bilderkritik: Versuch eines Epilogs aus evangelischer Perspektive

Eine ausführliche Besprechung erfolgt in Heft 105.


Lisa Inckmann / Karin Wendt: Das Kunsthaus Kannen Buch. Kunst der Gegenwart – Art Brut und Outsider Art, Alexianer Münster (Hg.), Bielefeld: Kerber 2016

In der jüngeren Geschichte von Kunst und Psychiatrie gibt es nur wenige Praxismodelle, die sich dem Gedanken der Inklusion im Künstlerischen vor‐bildend genähert haben und damit wegweisend wurden wie das Kunsthaus Kannen in Münster. Seit Anfang der 1980er Jahre hatte man hier bei den Alexianern damit begonnen, künstlerisch besonders begabte Bewohner zu fördern. Aus dem anfänglich geschaffenen Freiraum im Haus Kannen wurde das Kunsthaus Kannen, heute ein Museum für Ausstellungen zur Gegenwartskunst, Art Brut und Outsider Art, mit Künstlerateliers und einem Galeriebereich. Das Kunsthaus Kannen Buch stellt 45 Künstler mit einer Auswahl ihrer Werke vor. Begleitet wird der Katalog von einem fachlichen Gespräch aus ästhetischen Betrachtungen und kunsthistorischen Überlegungen.

Beteiligte Autoren: Daniel Baumann, Stephan Dransfeld, Carine Fol, Erich Franz, Lisa Inckmann, Thomas Röske, Gisela Steinlechner, Klaus Telger, Karin Wendt

Künstlerinnen und Künstler:

Rosa Benzel, Karl Bergenthal, Paul Berger, Wolfgang Brandl, Georg Brinkschulte, Heinrich Büning, Robert Burda, Karl Cornelius, Karl-Heinz Dohmann, Stephan Dürken, Helmut Feder, Anton Fliss, Hans-Jürgen Fränzer, Herbert Heithausen, Franz Huestedde, Hans-Georg Kastilan, Wilke Klees, Matthias Klepgen, Friedrich-Wilhelm Koch, Anton Kohls, Hermann König, Josef König, Helmut Licznierski, Willi Lütkemeyer, Gerd Maron, Gisela Mauz, Klaus Mücke, Alfred Olschewski, Bruno Ophaus, Hans-Werner Padberg, Helmut Paus, Bernhard Pfitzner, Ulrich Röckmann, Muammer Savran, Fritz Schamell, Gerd Schippel, Josef Schwaf, Matthias Stöppeler, Werner Streppel, Heinz Thomas, Fritz Tobergte, Heinz Unger, August Vibert, Walter Vieth, Paul Weidemann


Schaede, Stephan (Hg.) (2016): Das Leben. Historisch-systematische Studien zur Geschichte eines Begriffs. Tübingen: Mohr Siebeck.

Der vorliegende dritte Band der auf vier Bände angelegten Erkundungen zur Bestimmung 'Leben' beginnt mit einer Analyse der Rassen- und Vererbungslehre bzw. der Euthanasiebestimmung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, um die ideologische Vorgeschichte der sogenannten 'Biopolitik' aufzuschlüsseln. Danach werden unterschiedliche gesellschaftspolitische Versuche behandelt, über die Lebensbestimmung reflektiert Kontrolle zu gewinnen, und zwar in einer Zeit, die zugleich von zunehmender Prosperität und Globalisierung wie auch von der Bedrohung des Kalten Krieges bestimmt war. Thematisiert werden die Ökologische Apokalyptik in der Nachkriegszeit, Ambitionen der Friedensbewegung angesichts der Möglichkeit vollständiger Selbstvernichtung, krisenstimulierter Bildungsreformeifer, Wertschätzung industriellen Arbeitslebens und die Verfreizeitlichung des Lebens in eine unendliche Erlebnisorientierung des Lebens hinein. Zugleich zeigt sich, wie angesichts einer sich in Biomedizin transformierenden Medizin Leben zunehmend zu dem wird, was sich medizinisch-biotechnisch optimieren lässt. Ein letzter Teil geht vor dem Hintergrund der ersten beiden Teile aktuell dominanten Thematisierungen des Lebens vor allem im wissenschaftlichen Kontext nach. In eher systematisch angelegten Beiträgen wird aufgeschlüsselt: Wie verhalten sich Leben und Gesellschaft angesichts der Stammzelldiskussion zueinander? Wie wird Leben verrechtlicht? Welches Leben erfasst die Molekularbiologie? Und wie kommt Leben in den Blick im Kontext von Nanobionik, Hybriden und Biofakten, Konstruktionen des Lebens im postgenomischen Zeitalter und in den Neurowissenschaften?

Inhaltsübersicht

I. Lebensideologien
Uwe Hoßfeld: Rasse, Vererbung und Gesellschaft. Zur Politisierung der Biologie im 20. Jahrhundert – Marc Rölli: Biopolitik-Analyse. Entwurf einer Forschungsperspektive

II. „Kontrolle“ des Lebens
Reiner Anselm: Abtreibung und Emanzipation des Lebens – Werner Heun: Verrechtlichung des Lebens – Alexander-Kenneth Nagel: Überleben: Ökologische Apokalypsen im technischen Zeitalter – Wolfgang Vögele: Leben und Überleben. Der Lebensbegriff im Kontext der protestantischen Friedensbewegung in Deutschland – Martina Kumlehn: Von der Lebensschule zur multiperspektivischen, differenzorientierten Schulung für das Leben. Exemplarische Zugänge zum Verhältnis von Leben und Bildung – Traugott Jähnichen: Arbeits-Leben unter den Bedingungen industrieller Massenproduktion. Theologisch-sozialethische Positionen zur Deutung und Gestaltung der Industriearbeit – Thomas Klie: Kultur und Freizeit – Jörn Ahrens: Vorannahmen der Gesellschaft. Zum Verhältnis von Gesellschaft und Leben am Beispiel des StZG

III. „Biowissenschaften“ und Leben
Cornelius Borck: Transformation der Medizin zur Biomedizin – Christoph Rehmann-Sutter: Welches Leben erfasst die Molekularbiologie? – Elke Witt: Konzepte und Konstruktionen des Lebenden im postgenomischen Zeitalter – Nicole C. Karafyllis: Hybride, Biofakte, Lebewesen –Armin Grunwald: Nanobionik. Technik nach dem Vorbild des Lebens? – Kristian Köchy: Erleben und Erkennen. Zur historischen Entwicklung der Forschungsprogramme in den Neurowissenschaften

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/104/am568.htm
© Andreas Mertin, 2016