G.f.A.d.n.m.a.u.e.s.u.d.z.m.a.z.f.u.p.w.

Eine Glosse, kein C.f.P.

Andreas Mertin

Wenn man nicht mehr OUTSIDER sein möchte, dann gründet man einen Verein. Oder noch besser: eine Gesellschaft nach bürgerlichem Recht. Beide tragen das Gemeinschaftliche ja schon im Namen. Alle Revolutionäre und Geistesgrößen in der Geschichte haben das so gemacht und die Menschheit vorangebracht. Wir erinnern uns: Mose, Jesus, Paulus, Lichtenberg, Montaigne, Karl Kraus und andere waren vor allem eines: Vereins- und Gesellschaftsgründer.

Wenn man in der Wissenschaft nicht mehr allein sein möchte, dann gründet man zunächst einen Arbeitskreis (AK), dann einen Verein (e.V.) und nach Jahren, wenn man ergraut und etabliert genug ist und die eigenen früheren Impulse vergessen hat, eine Gesellschaft zur Erforschung der eigenen Bedeutsamkeit (GEeB). Die nennt man natürlich nicht so, dass wäre zu offensichtlich, aber vielleicht variiert man es und nennt es GPKT – und hier darf jeder die Kürzel mit einer eigenen Bedeutung versehen.

Man könnte zum Beispiel spontan an die Tempelritter denken (Grand Priory of the Knights of the Temple), aber jede andere Deutung ist auch willkommen. Wir von der transluziden Gesellschaft für PKT sehen das gerne, denn wir sind Erforscher von Polyvalenz, Kryptik und Theophanien. Die Gesellschaft bekommt dann einen Vorsitzenden oder einen Präsidenten (letzteres soll besser klingen: Gründungs-Präsident der GPKT), eine Buchreihe und zur Sicherung der eigenen Bedeutsamkeit auch noch einen aus W4-Professoren bestehenden wissenschaftlichen Beirat. Ab und an legt man dem wissenschaftlichen Beirat ein paar Texte oder Konzepte vor und der Beirat nickt das Ganze dann ab.

In der Wissenschaft ist es oft der Mittelbau, der als Motor dieser Gesellschaften dienen muss und sich erfreut zeigen darf, wenn er ein paar Brosamen abbekommt und in den Büchern der Damen und Herren Professoren publizieren darf. Sich seine Sporen verdienen (SsSv) nennt man das und es stammt aus dem Mittelalter. Da sind einige aus dem Mittelbau scharf drauf, denn sie möchten irgendwann in der Zukunft auch eine „Gesellschaft für Alle die nicht mehr allein und einsam sein und deshalb zusammen mit anderen forschen und publizieren wollen“ (G.f.A.d.n.m.a.u.e.s.u.d.z.m.a.f.u.p.w.) grün­den. Und dazu braucht man nicht nur Sporen, sondern auch einen Doktorhut und eine Habilitation. Und die bekommt man von den Professoren und Professorinnen gewährt, die die vorerst letzte Gesellschaft zur Erforschung der eigenen akademischen Chancen (GzEdeaC, kurz GEC) gegründet haben. Man kann das euphemistisch so fassen, wie Michelangelo den Schöpfungsakt des Adam dargestellt hat, aber in Wirklichkeit ist es nur die Weiterführung der Ständegesellschaft. Also nicht so:

                                                                    ... sondern „natürlich“ so

Das könnte einen amüsieren, wenn es nicht so erschreckend wäre. So als ob der Stand des Professors immer noch eine Auszeichnung (und nicht eine Verpflichtung) wäre. Aber eigentlich dienen diese Gesellschaften nur selten der Forschung, sondern eher der Sicherung der Pfründe und der eigenen historischen Bedeutsamkeit. Und natürlich dem Aufstieg auf der Leiter der Honoratioren.

So sei es denn: Gründet Gesellschaften!  
Seid erfolgreich! Setzt Euch von der Populärkultur ab. Spielt nicht mit den Schmuddelkindern!

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/106/am577.htm
© Andreas Mertin, 2017