Unter Beteiligung

Buchvorstellungen

Andreas Mertin


Vögele, Wolfgang (2017): Sono auribus viventium. Kultur und Theologie des Glockenläutens in Reformation und Moderne. Münster [u.a.]: LIT (Ästhetik - Theologie - Liturgik, 68).

Zum ersten Mal werden in dieser Arbeit die Läuteordnungen der Reformation einer kritischen Sichtung unterzogen, denn neben der Theologie, Gottesdienst und Liturgie veränderten die Reformatoren auch die Praxis des Glockenläutens.

In der Moderne trat neben das Läuten der Glocken eine Vielzahl von anderen Geräuschen wie Verkehrs- und Motorenlärm. Das führte zum einen zu einer Romantisierung des Geläuts, das sich in der Lyrik zeigte, zum anderen zu einer Konzentration des Glockenschlags weg von der Zeitanzeige hin zu geistlichen Zwecken.

Darum stellt sich am Ende die Frage, wie das Glockenläuten im Soundscape der Gegenwart als eine Funktion gemeindlichen Handelns erhalten werden kann.


Anders Handeln Ausgabe 1.2017
Thema: Vergebung

„Wenn man vor einer Zeitschriftenauslage steht und die Titelzeilen liest, könnte man meinen, im Leben gehe es nur um ein Ziel: möglichst lange gesund, schön und reich zu bleiben. Ein Großteil der Lifestyle-Magazine beschäftigt sich mit allen denkbaren Arten der Selbstoptimierung – doch einer der wichtigsten Bereiche des Lebens bleibt dabei erstaunlich unterbelichtet: Wie handle ich richtig? Woran orientiere ich mich in meinen Entscheidungen? Wie handle ich so, dass ich es vor mir und anderen vertreten kann?

Diese Beratungs-Lücke wollen wir mit dem Magazin anders handeln schließen. Den Anstoß dazu gab der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche, Pastor Johann Hinrich Claussen, der zusammen mit dem Andere Zeiten-Vorstand Jörg Herrmann und dem Chefredakteur Frank Hofmann diese neue Zeitschrift herausgibt. Redaktionell verantwortet und vertrieben wird sie vom Andere Zeiten-Team.

anders handeln möchte nicht fertige Antworten, sondern Impulse geben. Damit sehen wir uns in einer weit gefassten christlichen Tradition: Jesus war bekanntlich alles andere als ein dogmatischer Prinzipienreiter – er war geradezu ein Regelbrecher, der immer zuerst auf die Menschen schaute, bevor er ein moralisches Urteil sprach. Er achtete die Gesetze, handelte aber aus Liebe. Von den ersten Krankenheilungen bis zu seinen letzten Worten am Kreuz zieht sich ein roter Faden durch sein Wirken, der zugleich das Schwerpunktthema der ersten Ausgabe von anders handeln ist: Vergebung.

Wie funktioniert Versöhnung zwischen Menschen? Kann man das lernen? Welchen Sinn macht es zu vergeben? Und hat Vergebung auch Grenzen? Wir haben bewegende Einzelfälle recherchiert, sprachen mit Menschen, die Unfall- oder Gewalterfahrungen machen mussten: mit Opfern des Zugunglücks von Bad Aibling, mit den Eltern des ermordeten Mirko, mit der KZ-Überlebenden Eva Kor, mit Menschen, die von ihrem engsten Umfeld verraten und missbraucht wurden. Dazu haben wir Expertenmeinungen eingeholt von Psychologen und Seelsorgern, Filme über Schuld, Rache und Vergebung als Ausdruck unserer Kultur angeschaut, in der Bibel und in der Geschichte nach Vorbildern gesucht – und haben Theologen befragt: Sind Christen eigentlich zur Vergebung verpflichtet?“

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/107/am583.htm
© Andreas Mertin, 2017