documenta 14 |
Das OttoneumEinschreibungenAndreas Mertin Das Ottoneum steht immer in der Gefahr, bei nur eintägigen Documenta-Besuchen sozusagen zwischen Fridericianum und Documenta-Halle zerrieben zu werden. Angesichts des knappen Gutes Zeit lässt man notgedrungen das eine oder andere weg, in diesem Fall oft einen ganzen Ausstellungsort. Zumindest eine Position ist im Ottoneum aber derart bemerkenswert, dass man 2017 an diesem Ort nicht vorbeigehen sollte. Khvay SamnangDie Arbeit von Khvay Samnang trägt den Titel „Preah Kunlong“ und stammt aus dem Jahr 2017. Es ist eine 25-minütige Dreikanal-Videoinstallation. An dieser Stelle ist zum Begreifen des zu Sehenden der Eintrag im documenta-Buch unentbehrlich:
In der Videoarbeit sehen wir einen jungen Tänzer mit einer Maske vor einem großen Wasserfäll mit verschiedenen Bewegungen und Körperfiguren. Man fühlt sich schnell an Initiationsriten erinnert. Aber es ist, darauf weist der Künstler hin, eher eine komplexe Kartografie des Geländes, mit dem die dort lebenden Chong ihren Lebensraum umreißen und tradieren. Nach etwas Recherche vermute ich, dass der im Hintergrund gezeigte Wasserfall entweder der Chambak-Wasserfall oder der Kirirom-Wasserfall ist. Beide zeigen eine entsprechende Höhe, wie sie auch im Video zu sehen ist. Gibt man entsprechende Stichworte bei der Google-Suche ein, dann werden sofort touristische Angebote für Hotels und Reisen unterbreitet, für die indigene Bevölkerung ist das nicht nur ein Gewinn. Dem Künstler Khvay gelingt es, eine intensive, ja fast intime Darstellung der tänzerischen und körperlichen Verschmelzung des jungen maskierten Mannes mit seiner naturästhetisch ausgezeichneten Umgebung zu erzeugen. |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/108/am594.htm |