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Hinweis: Dies ist die Zusammenfassung meiner Blognotizen der letzten Monate. Wer die Notizen tagesaktuell verfolgen will, kann dies in meinem Blog http://blogsurrogatextrakt.blogspot.de/ tun. Nach zwei Monaten werden diese dann gebündelt im Magazin publiziert. 13.12.2017 - Erbarmungswürdig - eine AssoziationsketteHeute finde ich auf der Plattform "evangelisch.de" folgende Meldung:
Nun hätte es man ja der Intelligenz der Betrachter überlassen können, den Widerspruch von Jahreszeit und Bildsujet wahrzunehjmen und zu bewerten. Aber der Protestantismus traut den Menschen schon lange nicht mehr und möchte ihnen vorgeben, was sie zu denken haben. Er ist eben auch in die Jahre gekommen. Mich aber hat das ehrenvolle Wort "erbarmungswürdig", das Claussen der Inszenierung zukommen lässt, auf eine kleine Assoziationskette gebracht. Und deshalb ein paar Zitate aus dem Wörterbuch der Brüder Grimm:
Wir sollten uns an Schiller halten ... 13.12.2017 - Erbarmungswürdig IIIn der angeblich strittigen Sache mit der missglückten Kreuzigungsdarstellung möchte ich die protestierenden Theologen an die unselige Geschichte der christlichen Kreuzigungsdarstellungen erinnern - und wie mühsam Künstler eine menschliche Darstellung der Kreuzigung gegen die herrschende Theologie durchsetzen mussten. Und dann wiederhole ich noch einmal, was ich vor einiger Zeit im theomag geschrieben habe:
20.12.2017 - Affenbrotbäume Unser Kulturbeauftragter stellt FragenAuf seinem Blog "Kulturbeutel" stellt der Kulturbeauftragte der EKD Fragen. Genauer: er ärgert sich über die Werbung für ein interreligiöses Kinderbuch, die behauptet, die Weihnachtsgeschichte war gestern (und heute sei es Zeit für die Geschichte von Mali und Mäh). Nun ist das angesichts der Bedeutung der Weihnachtsgeschichte in unserer Gesellschaft natürlich eine kontrafaktische Behauptung und man könnte das so stehen lassen, weil es selbst in einen performativen Selbstwiderspruch gerät. Den Kulturbeauftragten muss das aber doch härter getroffen haben, denn er holt zum großen Rundumschlag aus und kritisiert nun (unfreiwillig?) die gesamte abendländische Kultur. Der Verlag schreibt zu seinem Buch:
So weit so gut. Nun stellt der Kulturbeauftragte seine Fragen:
Das kann man fragen. Ist aber nicht sinnvoll. Denn wer solche Fragen angesichts von Erzählungen und Märchen stellt, der kann gleich die gesamte abendländische Literatur in Frage stellen, denn sie basiert weitgehend auf dem Prinzip der Fiktion. Da frage ich mich natürlich, welche Fragen der Kulturbeauftragte stellen würde, wenn er auf folgende Verlagsankündigung stößt:
Muss man da nicht auf fragen: warum gibt es auf einem Asteroiden kleine Prinzen, Affenbrotbäume und drei Vulkane - wenn dieser so groß ist wie ein Haus? Und warum unternimmt der Prinz dann eine Reise zur Erde? Ich kann verstehen, dass Claussen sich über die vollmundige Werbung ärgert. Aber man sollte die Werbung für ein Produkt nicht mit diesem selbst verwechseln. Und manchmal, auch das sollte man in Berlin beobachten können, ist die Werbung besser als das Produkt: zum Beispiel bei Penny. Wäre es nicht besser, der Kulturbeauftragte würde sich daran abarbeiten? 25.12.2017 - WeihnachtsquizMit diesem Bild stellte IDEA die Reaktionen der deutschen Presse zu Weihnachten vor. Zusammen mit der von IDEA dazu gestellten Bildunterschrift wird das Bild zu einem Quiz für Kulturbürger:
Als Gewinn winkt die Einsicht in die Kunst der Weihnachtsdarstellung am Anfang des 17. Jahrhunderts. UPDATE: 1 Stunde nach diesem Blogeintrag ändert IDEA die Meldung: 26.12.2017 - Evangelikales WunderSage keiner, dass es keine Zeichen und Wunder mehr gäbe. Man muss sie nur zu entdecken wissen. Bei IDEA wird berichtet, dass die Zusammenlegung der Gemeinden der Kirche großen Schaden zufügt. Das finden einige der Leserkommentatoren auch und verweisen darauf, dass man ja alternativ dort, wo Kirchen geschlossen würden, freie Kirchen gründen könnte. Das finde ich auch und bewundere ja schon seit langem, wie sich die Zahl der freikirchlichen Gottesdienstbesucher von Jahr zu Jahr verdoppelt. Man sieht, Mission zahlt sich aus. Gut, die Zahl der Gemeindemitglieder nimmt auch bei den Freikirchen immer weiter ab, aber es gibt ja noch die berühmte Dunkelziffer, die in der Statistik eine wichtige Rolle spielt. Ein Leserkommentator namens Thomas schreibt nun:
In Deutschland gehen Sonntag für Sonntag etwa 880.000 Menschen in evangelische Gottesdienste der Landeskirchen. Wenn jetzt "weit mehr" Leute in freie Gemeinden gehen, wie viel sind das dann? Wir haben in Deutschland etwa 300.00 freikirchliche Gemeindemitglieder. Selbst wenn wir wegen ihrer Struktur von einer überdurchschnittlichen Gottesdienstbesucherzahl bei den Freikirchen ausgehen, kommen diese auf mehr als 78.000 Besucher? Sonntag für Sonntag? Was man sagen könnte, zu den Freikirchen gehen mehr % der Gemeindemitglieder in den Gottesdienst als bei den Landeskirchen. Das ist bei Kleingruppen im Vergleich zu Volksgruppen immer so. Aber weit mehr Leute gehen ganz sicher nicht in freikirchliche Gottesdienste als in landeskirchliche. Ich vermute, es gehen mehr als 10mal so viel Menschen in landeskirchliche Gottesdienste als in freikirchliche. Alles andere wäre ein Wunder. Aber an dieses Wunder vermag ich nicht zu glauben. 05.01.2018 - Katholisches WunderEs gibt noch Zeichen und Wunder. Unter der zunächst etwas verwundernden, dann später korrigierten Überschrift 'Eine Kirche, die nicht missionarisch ist, ist eine verwesene (! sic) Kirche' jubelt kath.net über die Veranstaltung MEHR 2017. Es kann nicht emphatisch genug sein. Alles größer, alles besser, alles jugendlicher - eben MEHR. Und dann zitiert kath.net zustimmend folgende Aussage:
Ich hoffe, die Eltern der Beteiligten waren darüber informiert, dass ihre Kleinkinder auf dieser Veranstaltung waren. Das Durchschnittsalter des Evangelischen Kirchentages liegt seit Jahren konstant bei etwa 36-37 Jahren. Wenn also bei MEHR 2017 eine Generation vertreten war, die 30 Jahre jünger ist als die Kirchentagsbesucher, dann kommen wir im Durchschnitt(!) auf 7-Jährige. Wenn die tatsächlich nun auf Mission gehen, dann kommen wir zurück zu den legendären Tagen der Kinderkreuzzüge. Wow - so kann der missionarische Aufbruch auch aussehen. 7-Jährige, die das Kreuz Christi auf sich nehmen? Wäre das nicht eine Angelegenheit für das Jugendamt? P.S.: Idea nimmt sich auch der Veranstaltung an und meldet, es seien 10.000 Besucher gekommen. Und dann folgt folgende Aufgliederung:
Das lässt dann nur den Schluss zu, dass der ursprüngliche Redner statt der Kirchentage immer Rentnerveranstaltungen besucht hat. Denn wenn die durchschnittlich 37-Jährigen von MEHR 2017 30 Jahre jünger sind, kann die Konkurrenzveranstaltung ja nur ein Durchschnittsalter von 67 Jahren haben. Da bin ich mal gespannt, um welche Veranstaltung es sich gehandelt hat. Die deutsche Bischofskonferenz? 27.01.2018 So ein KäseErregung in der evangelikalen Szene über die Entscheidung eines bayerischen Richters, bei einem Prozess gegen einen Asylbewerber aus Afghanistan das Kreuz im Gerichtssaal abzuhängen, damit nicht der Eindruck entstehen könnte, bei der Entscheidung spielten religiöse Motive eine Rolle. Das scheint mir nachvollziehbar zu ein, zumal ja auch bei Jesus selbst ein kritisches Verhältnis zu religiösen Begründungen bei Gerichtsprozessen bekannt ist. Andere sehen das - soll man sagen: natürlich - anders. Idea ist ganz erregt und kriegt dafür eine wunderschöne Titelzeile hin: „Das Kreuz gehört zu Deutschland Das ist ein Zitat unseres frommen Generalisten Peter Hahne, zuständig in Gottes Redaktion für unsinnige Vergleiche und steile, aber unzutreffende Behauptungen. Was will er uns mit seinem Satz sagen? Dass das Kreuz nicht zu Deutschland gehört? Denn die Schweiz verfügt über 450 Käsesorten, von denen bei weitem nicht alle über Löcher im Sinne des Emmentalers verfügen. Wenn also Löcher nicht konstitutiv zum Schweizer Käse gehören, gehört dann das Kreuz auch nicht zu Deutschland? Oder was ist die logische Schlussfolgerung? Dass es manchmal Kreuze in Deutschland gibt, so wie manchmal eben auch Löcher im Schweizer Käse? Mein Schweizer Lieblingskäse, der Tete de Moine, ein Berner Hobelkäse, hat definitiv keine Löcher, das würde bei der Nutzung auch ganz unpraktisch sein. Peter Hahne ergänzt seine unsinnige These mit weiteren Unsäglichkeiten:
Ich hoffe, das meint er nicht ernst und es ist ihm nur so rausgerutscht. Ein Richter ohne Kreuz steht nicht auf dem Boden unserer Verfassung? Quatsch! Das Kreuz ist das Symbol unserer Kultur? Geht's noch? Ich bin reformierter evangelischer Christ, aber für mich ist das Kreuz ganz sicher nicht das Symbol meiner Kultur. Und was hat die juristische Kompetenz damit zu tun, dass im Gerichtssaal ein angeblich christliches Symbol hängt? Natürlich überhaupt nichts. Unter dem Kreuz werden die Urteile nicht besser, aber unter dem Kreuz wurden im Verlauf der Geschichte unerträgliche Urteile gesprochen. Der andere, den Idea immer(!) sofort anruft, wenn es einen Skandal wittert, ist der Vorsitzende der Konferenz Bekennender Gemeinschaften. Und der versteigt sich zu der Behauptung, dass
Das werden Juden und Muslime, aber auch indigene Gruppen in Afrika und Lateinamerika mit Interesse vernehmen. Ihre Erfahrung dürfte historisch eine ganz andere sein. 27.02.2018 - Weisheit statt PfefferGestern meldet die Presseabteilung der EKD, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland habe sich mit dem Roboter Pepper getroffen, um mit ihm über die Digitalisierung zu sprechen. Schlagzeile der EKD-Meldung: EKD-Ratsvorsitzender Auf dem Foto sieht man den kleinen Roboter, der auf seinem Display das Logo des Arbeitskreises der Evangelischen Unternehmer trägt, in der Face-to-Face-Kommunikation mit Bedform-Strohm. Das ist - so ist der Roboter konzipiert - irgendwie süß. Ein Roboter zum Kuscheln. Und der Ratsvorsitzende wird sich freuen, sind doch schon bei anderen Religionen konkrete Verwendungen in Planung, die man in Deutschland nur zu übernehmen braucht. So soll der Roboter buddhistische Beerdigungszeremonien durchführen. Darauf freue ich mich schon, wenn in Deutschland ein 1,2 Meter großer kindlicher Roboter die letzten Worte spricht und die Menschen unter die Erde bringt. In Wirklichkeit ist der Roboter Pepper weitgehend ein kommerzielles Produkt im Verkaufsbereich - er kann Kaffeeautomaten verkaufen und meinetwegen auch durch Bibliotheken führen. Mehr nicht. Was Roboter tatsächlich können, zeigt dagegen die Roboterin Sophia, die auch schon mal an Talkshows teilnimmt oder Gespräche mit dem Publikum führt. Ich hoffe, das Gespräch der EKD über Fragen der Digitalisierung läuft nicht auf dem Niveau von Pepper, sondern eher auf dem von Sophia. Weisheit ist mir allemal lieber als kommerzieller Pfeffer. Was das vom Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer herausgegebene Papier zur Digitalisierung betrifft, so wird man sich damit auseinandersetzen müssen. Auf den ersten Blick stellt es mehr Fragen als dass es sinnvolle Antworten und Perspektiven bieten würde. Aber vielleicht haben sie ja ihren Roboter Pepper noch nicht um Rat gefragt. |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/111/am619.htm |