01. April 2018

Liebe Leserinnen und Leser,

ein kontroverses Heft liegt dieses Mal vor Ihnen, denn angesichts dieses Themas gibt es keine einheitlichen Meinungen und Perspektiven. Das liegt weniger an unterschiedlichen Lagern, als vielmehr daran, dass wir gar nicht wissen und begreifen (können), was um uns herum passiert. Bis 2013 - also bis zum Whistleblower Edward Snowden - konnten wir uns einer naiven thechno-spirituellen Euphorie hingeben, nun aber sind wir alle kritischer und vorsichtiger geworden. Dennoch gibt es trotz dieser skeptischen Grundhaltung sehr viele und auch kontroverse Perspektivierungen, was auf uns zukommt und wie wir darauf reagieren sollten.

Das Thema des Internets und der Digitalisierung ist dem Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik von seiner ersten Ausgabe vor 20 Jahren konstitutiv eingeschrieben. Es ist selbst Element der 1998 grassierenden Euphorie, aber anders als viele andere theologische Netzzeitschriften, die damals auch initiiert wurden, hat es bis heute Bestand.

[Wenn wir es Recht sehen, wurde gerade auch die ambitionierte amerikanische Parallel-Publikation theomag.com nach nur sechs Jahren voller interessanter Beiträge zu Grabe getragen.]

Manchmal scheint es so, als würde die Kirche - die wir ja alle sind - hinter der Zeit hinterher hinken. Zumindest in tà katoptrizómena haben wir es anders gehalten. Deshalb sei an einige der zentralen Aufsätze erinnert, die sich in den letzten 20 Jahren zum Thema Digitalisierung und Kirche/Theologie angesammelt haben:

Und nun zur aktuellen Ausgabe:

Im Hauptteil VIEW finden Sie nach einem Aufruf zur Unterstützung des Documenta-Obelisken in Kassel und einer Erinnerung an den jüngst verstorbenen John Perry Barlow einen grundlegenden Text von Thomas Melzl über das unentdeckte Land der digitalen Möglichkeiten für Theologie und liturgische Handlungen. Andreas Mertin steuert kursorische Notizen bei, was seiner Meinung nach Digitalisierung nicht heißen kann. Wolfgang Vögele bietet ein Gewebe an Texten über das Heilige, das Schriftliche und das Digitale.

UUnter den in dieser Ausgabe sehr umfangreichen RE-VIEWs geht Heiderose Gärtner-Schultz der spirituellen Dimension von Heimat nach: "Ist nicht auch das Internet zu einem Ort der Gemeinschaft und Identität geworden und damit zu einem heimatstiftenden Ort?" Inge Kirsner und Roland Wicher stellen die Preisträger der ökumenischen Jury der diesjährigen Berlinale nebst einige anderen Filmen vor. In drei Beiträgen widmet sich Andreas Mertin Fragen aktueller Auseinandersetzungen um Kunstwerke und Bilder. Und schließlich finden Sie noch eine Wutrede über die angeblich religiös motivierten Totengräber unserer Demokratie.

Und unter POST finden Sie wie gewohnt die Notizen von Andreas Mertin zu Themen der letzten zwei Monate.

Wir wünschen eine angenehme und erkenntnisreiche Lektüre!

Andreas Mertin, Jörg Herrmann, Horst Schwebel und Wolfgang Vögele

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