Dem Walfisch eine Tonne vorwerfen

3 – Über Anstandsbücher des Digitalen, die sich Gebote nennen

Andreas Mertin

Mit Gewalt ist wider die Sinnlichkeit in den Neigungen nichts
ausgerichtet; man muss sie überlisten, und … dem Walfisch
eine Tonne zum Spiel hingeben, um das Schiff zu retten.

Ging es bisher um die biblischen Zehn Gebote und ihre diversen Aneignungen und Trivialisierungen in den späteren Jahrhunderten, so soll es nun um die Versuche gehen, konkrete ethische bzw. moralische Impulse / Anregungen / Gebote / Anstandsregeln für das Computer- bzw. Internet-Zeitalter zu formulieren. Auch hier gibt es eine Fülle von Vorschlägen, ich greife einige wenige heraus: die zehn Gebote der Computerethik, die Netiquette des Usenets, Cees Hamelinks 10 Gebote der Nutzerethik, dann die Prinzipien erwachsenen Verhaltens von John Perry Barlow und schließlich die Elf Gebote digitalen Anstands der Kirche(n), die der Anlass für diesen Artikel waren.

Annäherungen an das Digitale

Die folgenden zehn Gebote der Computerethik (Ten Commandments of Computer Ethics) wurden bereits 1992 (also parallel zur Entwicklung des WWW) formuliert und greifen bewusst die biblischen Zehn Gebote auf (oder wie die englische Wikipedia schreibt „the archaic style of the Ten Commandments“). Sie liefern wie bei einem Katechismus ihre eigene Exegese gleich mit.[1]

  1. Du sollst nicht Deinen Computer benutzen, um anderen Schaden zuzufügen.
  2. Du sollst nicht anderer Leute Arbeit am Computer behindern.
  3. Du sollst nicht in anderer Leute Files stöbern.
  4. Du sollst nicht den Computer zum Stehlen benutzen.
  5. Du sollst nicht den Computer benutzen, um falsches Zeugnis abzulegen.
  6. Du sollst nicht Software benutzen oder kopieren, für die Du nicht gezahlt hast.
  7. Du sollst nicht anderer Leute Ressourcen ohne deren Erlaubnis verwenden.
  8. Du sollst nicht anderer Leute geistig Werk als Deines ausgeben.
  9. Du sollst über die sozialen Konsequenzen Deiner Programme nachdenken.
  10. Du sollst den Computer so benutzen, dass Du Verantwortung und Respekt zeigst.

Eigentlich ist alles, was auch 2021 zur Ethik im Netz zu sagen wäre, bereits in diesen Zehn Geboten der Computerethik (samt ihren katechetischen Erläuterungen) aus dem Jahr 1992 enthalten. Umfassender als bei den aktuellen Anstandsforderungen wird auf den Kontext abgehoben, auf die Technologien, die unethisches Verhalten so einfach machen, ja zu unethischem Verhalten verführen. Es ist eine pragmatische Ethik, die entfaltet wird, eine Ethik, die ihren Reiz dadurch bekommt, dass sie nicht nur die Nutzer*innen vor der Tastatur anspricht, sondern auch Konzerne wie Google, die heutzutage ganz selbstverständlich die Files von Usern durchstöbern und dies für legitim halten (3. Gebot). Oder Facebook, das lange Zeit gerade nicht darüber nachdachte, welche sozialen Konsequenzen seine Algorithmen hatten (9. Gebot). Einige der aufgelisteten Gebote waren und sind in der Szene kontrovers, so ist zumindest das 6. Gebot missverständlich formuliert, schließlich gibt es Freeware, die nicht bezahlt werden muss. Die Gebote stellen auch Praktiken in Frage, die wenig später fast die gesamte Kultur geprägt haben, das Sampling, das Ausschnitte aus Schöpfungen anderer Menschen umstandslos für das eigene Werk nutzte. Das 7. und das 8. Gebot treffen eben nicht nur Google, den Konzern der bedenkenlos die Urheberrechte missachtet und anderen Kreativen das Wasser abgräbt, sondern auch jene, die ebenso bedenkenlos auf die Werke anderer zugreifen und sich mit ihnen präsentieren. Und tatsächlich sind diese Gebote ja solche, deren Gültigkeit diskutabel ist, weil das Urheberrecht auch dazu genutzt wurde, bestimmte Menschen von den geschaffenen Werken auszuschließen, sie einem exklusiven Kreis vorzubehalten. Aktuell wird im europäischen Medienrecht darum gerun­gen, wie viel Zitat noch erlaubt und ab wann eine Zitation entgeltpflichtig wird. Auch das ist in den zehn Geboten der Computerethik bereits vorgedacht. Das zeigt noch einmal die Bedeutung dieser ersten An wendung von ‚Geboten‘ auf das Internet.

#anstanddigital des Jahres 2021 fokussiert sich dagegen nahezu ausschließlich auf das zehnte der 1992 formulierten Gebote: Verantwortung und Respekt. Das ist aber nur ein minimaler Bereich dessen, wozu ethisches Verhalten angesichts der virtuellen Welten zu entwickeln wäre und es ist meines Erachtens entschiden zu wenig. Man kann die grundsätzlichen Probleme der Internet-Ethik nicht auf den Einzelnen und eine Individualethik abwälzen. Im Anklang an eine berühmte Formulierung von Max Horkheimer könnte man sagen: Wer über die IT-Industrie nicht reden will, sollte von Anstandsregeln schweigen.[2]

1995 wird im Usenet mit rfc1855 ein bis heute rezipiertes Dokument der Netiquette formuliert, das angesichts der damals schon beobachtbaren anarchistischen Tendenzen versucht, wenigstens elementare Leitlinien aufzustellen. Es begreift sich als Information, nicht als Norm, was gleich zu Beginn hervorgehoben wird: „This memo does not specify an Internet standard of any kind … This document provides a minimum set of guidelines for Network Etiquette (Netiquette) which organizations may take and adapt for their own use.“ Rfc1885 ist stark an den faktischen Kommunikationsformen orientiert (wie schreibt man E-Mails, wie viel Respekt darf man schon bei der Formulierung von Mails erwarten, wie verhält man sich in den Gruppen im Usenet, was erwarten dessen Teilnehmer*innen von Neulingen etc.) und versucht so, grundlegende Formen der Höflichkeit der elektronischen Kommunikation zu beschreiben.

Die Netiquette ist das älteste und beste Beispiel für die Selbstregulierung innerhalb der Internet-Community.[3]

Einige der Regeln sind zwischenzeitlich zum Common Sense geworden (Schreiben in Großbuchstaben gilt als Schreien [Use mixed case. UPPER CASE LOOKS AS IF YOU'RE SHOUTING]; größere Zitate werden eingerückt; Emails sollten aussagekräftige Betreffzeilen haben). Der Charme dieser Leitlinien ist ihre Konkretion. Es sind eher Vorschläge als Vorschriften, auch wenn einige Eingeborene des Usenets empfindlich, ja sogar rüde reagieren, wenn man sich nicht an sie hält.

Man könnte diese Netiquette als Alltagsethik begreifen, aber sie ist nicht so selbstverständlich wie man meinen könnte. Ein kurzer Besuch auf Instant-Messenger-Diensten wie Telegram zeigt, dass eine Vielzahl ihrer Nutzer*innen nicht gewillt ist, sich an irgendeine Form von Netiquette zu halten. Sie scheinen sich einen Spaß daraus zu machen, aber auch jede Netiquette-Regel zu brechen. Man könnte Telegram geradezu als Gegenentwurf zu dem von rfc1855 Intendierten begreifen.

Ebenfalls 1995 formuliert der Medienwissenschaftler Cees J. Hamelink im European Journal of Communication 10 Gebote der Nutzerethik.[4] Sie lauten in deutscher Übersetzung

  1. Du sollst bei deiner Mediennutzung wachsam und kritisch sein.
  2. Du sollst aktiv gegen alle Formen von Zensur kämpfen.
  3. Du sollst die Unabhängigkeit der Medien nicht ungerechtfertigt behindern.
  4. Du sollst wachsam sein bei rassistischen und sexistischen Stereotypen in den Medien.
  5. Du sollst nach alternativen Informationsquellen suchen.
  6. Du sollst ein pluralistisches Angebot an Informationen fordern.
  7. Du sollst deine eigene Privatsphäre schützen.
  8. Du sollst selbst eine zuverlässige Informationsquelle sein.
  9. Du sollst dich nicht am Scheckbuch-Journalismus beteiligen.
  10. Du sollst von den Medienproduzenten Rechenschaft fordern.“[5]

Hamelink ist einer der wenigen, die ich gefunden habe, die über Sinnhaftigkeit einer Bündelung von medienethischen Reflexionen in Gebotsform nachgedacht haben. Er hält das zunächst für „quite tempting– ziemlich verlockend“. Aber er stellt sich die Frage, was es bringen würde:

Would this be a useful instrument for a media user ethics? What purpose would these commandments serve? Could this approach imply that user ethics — much like many media education programmes — becomes in fact an exercise in media morality? …
     There is a real danger that media user ethics would be based upon the image of an ideal public that — following a set of moral rules — makes the ‘good’ media choices and avoids the ‘bad’ media choices. However, do moralistic prescriptions provide guidance in the confrontation with moral choice?
     Media user ethics would not be very meaningful if it were limited to a set of moral guidelines. If user ethics is to contribute to the quest for freedom, quality and responsibility in media performance, it would have to identify what moral choices are at stake, and provide guidance to the resolution of these choices.

Und Hamelink zeigt sich ziemlich skeptisch, was die Nützlichkeit von ethischen Vorgaben für problematische Situationen im Netz angeht. Aktualisierte Überlegungen hat er 2010 in seinem Buch „The ethics of cyberspace“[6] vorgelegt, in dem er u.a. schreibt:

The deductive approach to moral choice is increasingly problematic as societies become more democratic, pluralist and multicultural. Moral standards cannot any longer be authoritatively imposed upon all the members of such societies. Under these conditions ethics can evolve in a legitimate fashion only through the dialogue among all those concerned. As German social philosopher Jürgen Habermas proposes, moral standards are valid only when all those concerned would give their consent following their common deliberations.[7]

Hamelinks Reflexionen gehen weit über das hinaus, was die Autoren des #anstanddigital vorgelegt haben, sie erweisen sich als Auseinandersetzung auf der Höhe der Zeit und wären – da noch vor der Desillusionierung des Internets 2013 geschrieben – heute fortzuschreiben.


Adult Behavior

John Perry Barlows „Declaration of the Independence of Cyberspace“ aus dem Jahr 1996 gilt bis heute als einer der einflussreichsten Texte zum sich entwickelnden Selbstverständnis des Internets – auch wenn die virtuelle Welt nicht so wurde, wie Barlow sie sich erträumt hatte. Ein für mich persönlich noch beeindruckenderes Dokument, auch wenn es gar nicht als Text für die Computer- bzw. Internet-Ethik geschrieben wurde, sind die „Prinzipien erwachsenen Verhaltens“ die John Perry Barlow nach eigenem Bekunden schon 1977 aufgeschrieben, aber erst 2013 auf Reddit kommuniziert hat, nämlich bei einem Gespräch im Reddit-Format Ask me anything (www.reddit.com/r/AMA/).

Er war 2013 von den wohl überwiegend jugendlichen Nerds gefragt worden, was denn für den nun 66-Jährigen ein sinnvolles Leben ausmache und welche Regeln man dazu beherzigen solle. Und als Antwort zog er einen Zettel hervor, den er sich als 30 Jahre junger Mann gemacht hatte und auf dem 25 beherzigenswerte Punkte standen. Wohl nicht ganz zufällig erscheint dieser Zettel wie eine Paraphrase von 1. Korinther 13, was vor dem Hintergrund der religiösen Biographie von Barlow nicht unplausibel ist (er ist in einem Mormonen-Elternhaus groß geworden).

1977, im Jahr der Abfassung der Prinzipien, ist John Perry Barlow aber auch einer der Songschreiber der Rockgruppe Grateful Dead und in diesem Jahr textet er „Estimated Prophet“ für sie, ein Lied voller Spiritualität und religiöser Aufladung: Standin' on the beach, the sea will part before me. Der Auszug aus dem Sklavenhaus Ägypten ins Gelobte Land ist dabei bewusst mitgesetzt, wird aber mit dem California Dream verbunden: California, I'll be knocking on the golden door / Like an angel, standing in a shaft of light / Rising up to paradise, I know, I'm gonna shine.

Nun aber zum Denkzettel von John Perry Barlow. Es sind fünfundzwanzig eher weisheitlich orientierte Sprüche, kurz, knapp und deutungsbedürftig. Vor allem reizen sie aber auch zum Widerspruch, sie enthalten Ambivalenzen, denn manches mag zwar pragmatisch sinnvoll sein, widerspricht aber dem engagierten Ethos, denn man sollte z.B. auch Dinge angehen, die nicht sofort erfolgreich sein können.

Die 25 Prinzipien erwachsenen Verhaltens, die Barlow vorgetragen hat[8], lauten wie folgt:

  1. Sei geduldig. Immer.[9]
  2. Keine üble Nachrede: Weise Verantwortung zu, nicht Schuld.[10]
    Sag nichts über andere, was du ihnen nicht ins Gesicht sagen würdest.
  3. Geh nie davon aus, dass die Motive anderer ihnen weniger nobel erscheinen als deine Motive dir.
  4. Erweitere deinen Möglichkeitssinn.
  5. Belaste dich nicht mit Angelegenheiten, die du tatsächlich nicht ändern kannst.
  6. Erwarte von anderen nicht mehr, als du selbst leisten kannst.
  7. Halte Unklarheit aus.
  8. Lache oft über dich selbst.
  9. Kümmere dich darum, was das Richtige ist, und nicht darum, wer Recht hat.
  10. Vergiss nie, dass du dich irren könntest – auch wenn du dir sicher bist.
  11. Gib Hahnenkämpfe auf.
  12. Denk daran, dass dein Leben auch anderen gehört. Riskiere es nicht leichtsinnig.
  13. Lüge niemanden an – aus welchem Grund auch immer.
    (Unterlassungslügen sind manchmal erlaubt.)
  14. Erkenne und respektiere die Bedürfnisse der Menschen um dich herum.
  15. Vermeide die Suche nach dem Glück. Versuche dein Ziel zu definieren und verfolge es.
  16. Verringere deinen Gebrauch des ersten Personalpronomens.
  17. Lobe mindestens so oft, wie du tadelst.
  18. Gestehe deine Fehler freimütig und frühzeitig ein.
  19. Werde der Freude gegenüber weniger misstrauisch.
  20. Verstehe Demut.
  21. Denk daran, dass Liebe alles vergibt.[11]
  22. Pflege Würde.
  23. Lebe denkwürdig.
  24. Liebe dich.[12]
  25. Bleibe beharrlich.[13]

Die Resonanz der 25 Notizen im Internet scheint mir dafür zu sprechen, dass hier ein Nerv der Computernutzer*innen getroffen ist. Es sind natürlich Regeln, die vor allem jene ansprechen, die wie Barlow selbst vom techno-spirituellen Aufbruch geprägt sind. In der durch und durch kommerziell durchseuchten Internetwelt ist kaum noch vorstellbar, dass am Anfang ganz andere Regeln gegolten haben.[14] Der Erfolg der Prinzipien dürfte aber auch darin begründet liegen, dass sie erst gar nicht versuchen, zwischen den Welten zu unterscheiden, sondern die virtuelle Welt als reale behandeln und als allgemeine Prinzipien, die auch auf das Internet angewendet werden können, auftreten. Aber sie bedürfen natürlich einer lebensweltlichen Konkretion, denn was heißt schon: Live memorably / Lebe denkwürdig bzw. erinnerungswürdig? Hier sind die Menschen jeweils aufgefordert, das für sich zu füllen.


Anstand Digital

Nun aber zu jener Auflistung von Anstandsregeln, die der Anlass dieses Textes gewesen sind. In ihrer thetischen Form erinnern sie kaum an biblische Gebote. Das ist für eine Auflistung aus theologischer Hand überraschend. Denn gerade die biblischen Gebote haben ja eine textuelle Dramatik, sie lassen sich in einen kultischen und einen ethischen Teil dividieren, wobei das erste Gebot die anderen als Keim in sich trägt.[15] Nichts davon ist an den Elf Geboten zum digitalen Anstand zu verspüren. Für einen theologischen Text sind sie höchst unterkomplex. Man könnte den Text allenfalls mit etwas gutem Willen in die Weisheitsliteratur einordnen, dann fragt sich nur, warum er sich selbst formal explizit als Gebotsliste ausgibt. Bei der Weisheitsliteratur geht es dagegen

… um eine Art schulisch zu nennenden Unterricht für die als angesprochenen ‚Söhne‘ Lernenden. Damit sind Erwachsene gemeint, die einen höheren Beruf anstreben (z. B. königlicher Beamter). Das zu vermittelnde Wissen war in einem umfassenden Sinne gemeint und schließt das ein, was wir heute als Naturwissenschaft und Ethik trennen würden. Es geht nicht einfach um abstraktes intellektuelles Wissen, sondern darum, wie man ein glückliches, sinnvolles und gelingendes Leben führen kann. Hierzu sind gewisse Erkenntnisse im Sinne einer Lebenskunde notwendig. Diese Wahrheiten wurden nicht absolut gesetzt, sondern sind prinzipiell korrigierbar ... Insgesamt ging es weniger um Handlungsanweisungen, sondern eher um die Suche nach den Gesetzmäßigkeiten des Lebens.[16]

Die Weisheitsliteratur geht von gewissen Grundgegebenheiten des Lebens aus und macht sie den Leser*innen kenntlich. So etwas funktioniert aber nur, das wird dann aus dem Buch Hiob und der Krise der Weisheit deutlich, solange die Lebensverhältnisse stabil sind. Ironisch gesprochen: Man muss sich die Weisheit auch leisten können.

Die elf Gebote sind von einer geradezu enigmatischen Kürze, sie umfassen insgesamt 44 Worte, das heißt gerade mal 4 Worte pro Gebot. In ihrer Gesamtheit umfassen sie gerade so viele Worte wie das zehnte Gebot der Bibel allein. Das bedeutet aber, dass sie aus sich heraus kaum verständlich sind, es ist Spruchgut, das längere Erläuterungen geradezu erzwingt, da das einzelne Gebot kaum für sich zu stehen vermag.

  1. Empörungen unterscheiden.
  2. Nicht richten.
  3. Sich Zeit lassen.
  4. Sachlich werden.
  5. Abstand halten und sich nicht gemein machen.
  6. Das Gegenüber im Netz respektieren.
  7. Sein Gesicht zeigen.
  8. Vor allem den Widerspruch schätzen.
  9. Berührbar bleiben und sich entrüsten.
  10. Sich schämen können und Beschämungen vermeiden.
  11. Anstand und Recht unterscheiden.

Und weil diese Elf Gebote nicht für sich alleine stehen können, müssen sie zwingend kommentiert werden. Und so wird Luthers „Was ist das?“ gleich mitgeliefert, und ich werde den Verdacht nicht los, dass zunächst das „Was ist das“ geschrieben wurde und die „Gebote“ nur als Überschrift fungieren. Das wäre theologisch schwach. Im Vergleich zu den Prinzipien erwachsenen Verhaltens sind die Gebots-Sprüche eine Ansammlung von Banalitäten, die nie konkret werden, wo sie konkret werden müssten, die sich wohlfühlig dem Moralischen ergeben, statt den Menschen tatsächlich zu helfen. Sie ordnen sich bruchlos in die Geschichte der Anstandsbücher ein. Es ist ein Katechismus für kirchennahe Internetnutzer, die sich schon auf der guten Seite wähnen, darin aber noch einmal kirchenoffiziell bestätigt werden möchten. Man muss sich klarmachen, dass keiner der Hetzer, Lügner und Mobber im Internet diese Elf Gebote zur Kenntnis, geschweige denn zu Herzen nehmen wird. An wen richten die Gebote sich aber dann? Könnte es sein, dass die zu Ändernden gar nicht die ‚Unanständigen‘ sind, sondern die ‚Andersdenkenden‘, über deren Kritik am kirchlichen Diskurs man sich ärgert und die man auf kommode Haltungen verpflichten will? Das erscheint mir wesentlich plausibler.


1 - Empörungen unterscheiden

Das erste Gebot, das in der Bibel noch der Selbstvorstellung Gottes dient und Kern aller folgenden Gebote ist, lautet hier: „Empörungen unterscheiden“. Ich habe dabei zuerst an das Buch „Empört Euch!“[17] von Stéphane Hesse gedacht, aber das ist in diesem Gebot nicht gemeint (später aber wohl doch). Unterschieden werden soll nach dem Aschenputtel-Prinzip die gute Empörung in der Demokratie und die schlechte Empörung im Internet. „Ressentiments, Wut und Hass ziehen wie Wellen durchs Netz und beschädigen die demokratische Gesprächs- und Streitkultur und verstärken Atmosphären gegenseitiger Verdächtigungen und Verschwörungstheorien.“ Ich weiß nicht, ob ich die bewundern soll, die in solcher Naivität über das Internet denken können, aber eigentlich macht es mich nur fassungslos. Man muss nur einmal über den eurozentristischen Kontext hinausblicken, um etwa beim arabischen Frühling den unverzichtbaren Beitrag des Internets zur Artikulation der Empörung der brutal Unterdrückten erkennen zu können. Ja, das Internet trägt Empörungswellen: im Iran, in Ägypten, in Tunesien, in der Türkei. Und das ist gut so, auch wenn sie nicht immer erfolgreich sind. Persönlich habe ich Erfahrungen gemacht mit dem, was manche Kirchenvertreter für „Erregungsunkultur“ halten. Dazu gehören für sie eben auch Presseorgane wie dieses, die andere als die konventionellen Ansichten vertreten, die nicht brav und anständig sind, und Traditionen pflegen, wie sie einmal von Karl Kraus mit der Fackel begründet wurden. Den hätten die Verfasser sicher auch unter „Erregungsunkultur“ gefasst – er hätte ja auch etwas weniger scharf formulieren können. Wenn man Empörungen unterscheiden will, dann muss man dies einer Kriteriologie unterwerfen, dann muss angegeben werden, wie man verhindert, völlig willkürlich das eine als zulässige und das andere als unzulässige Empörung zu etikettieren. In der vorliegenden Form ist die Unterscheidungs-Forderung ein willkürliches Instrument zur Herabsetzung Andersdenkender.


2 – Nicht richten

An Matthäus 7, 1 kann das zweite Gebot nicht gedacht haben, denn dann würde der Satz ja auf die Verfasser selbst zurückfallen, denn erkennbar richten sie ja über „das Internet“. Denn auch in diesem Gebot wiederholt sich die Gegenüberstellung von demokratischen Prozessen einerseits und dem Internet andererseits, so dass einen doch das Gefühl beschleicht, die Verfasser hätten ein gestörtes Verhältnis zu letzterem. Wir lesen: „Das Internet befördert die Neigung zum schnellen, oft letzten Urteil über andere. Im vernichtenden Kommentar oder in der moralischen Verächtlichmachung von Mitmenschen.“ Darin, das muss man den Verfassern doch nicht extra sagen, unterscheidet es sich nicht von der Welt außerhalb des Internets. Der einzige Unterschied ist, dass in der Welt außerhalb des Internets die Herrschenden die viel besseren Kontroll-Möglichkeiten haben, den anderen zu vernichten oder verächtlich zu machen. Man muss dazu nicht erst an Bölls „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ erinnern oder an diverse schmutzige Wahlkämpfe der frühen Bonner Republik. Die verfolgten und herabgesetzten Existenzen, die ich persönlich kenne, stammen alle aus der realen Welt und wurden nicht durch das Internet verfolgt.


3 – Sich Zeit lassen

Eher an eine Kalenderspruch-Weisheit als an einen soliden Rat erinnert das dritte Gebot (Es könnte auch ein Kalenderspruch von Andere Zeiten sein). Gerade in Pandemie-Zeiten kommt es mir wie Realsatire vor, wenn für (politische) Entscheidungsprozesse viele Verzögerungen, Filter und Verlangsamungen gefordert werden. Ja, das wünschen sich die vom Virus bedrohten Menschen auch – bloß keine Hektik. Überschlaf das erstmal ist so ein gut elterlicher oder großelterlicher Tipp, der in der Regel dann geäußert wird, wenn man selbst von der Geschwindigkeit der Entwicklung überrollt wird. Aber auch wenn man die Individual-Entscheidung überschläft, wird das Netz ja nicht langsamer – das wäre eine merkwürdige Vorstellung. Und wenn man seine Äußerungen noch einmal überdenkt und überschläft, werden sie ja nicht notwendig besser. Als der evangelische Landesbischof Rentzing als Theologiestudierender seine demokratieverachtenden Texte schrieb, hat er sicher viele Nächte darüber geschlafen, besser wurden sie dadurch nicht. Sonst müsste man davon ausgehen, dass die Welt vor dem Internet eine bessere gewesen wäre. Dieser Ansicht bin ich nicht. Sie ist nur transparenter geworden. Früher hätte niemand etwas von den Texten erfahren, das Internet ermöglicht Recherchen, die von den Herrschenden gerne vermieden worden wären. Tatsächlich bin ich auch der Ansicht, es könne nicht schaden, sich Zeit zu nehmen, um etwa auszuformulieren und zu Ende zu denken. Aber diese Regel gilt nicht immer und nicht überall. Für alles gibt es eine Zeit (Kohelet 3).


4 – Sachlich werden

Interessant an diesem „Gebot“ ist, dass wir in der Alltagssprache ja eigentlich dazu mahnen, „sachlich zu bleiben“, also im Sinne der idealen Sprechsituation nach Habermas dem jeweils anderen zunächst einmal unterstellen, an einer Sachauseinandersetzung interessiert zu sein. Das ist hier offenbar aufgegeben zugunsten einer Zeitdiagnose, nach der (im Internet) die Ebene der sachlichen Auseinandersetzung bereits verlassen wurde. Für das Netz lautet das pauschale Urteil „Es regieren(!) die Emotionen“. Ebenso pauschal muss man das zurückweisen. Es trifft nicht einmal ansatzweise zu. Ich weiß nicht, in welchen Blasen die Urheber der elf Gebote leben, aber nach meiner tagtäglichen Erfahrung des Internets ist der weitaus überwiegende Teil des Netzes rational orientiert und diskursiv strukturiert. Das sollte man sich nicht polemisch zerreden lassen – weder von Gebots-Schreibern noch von Telegram-Nutzern. Geradezu unverschämt finde ich die Formulierung in den Erläuterungen, man brauche „eine Haltung, dem Anderen seine Affekte und Emotionen nicht immer nachzutragen“. Da hat wohl jemand Lukas 18, 9-14 nicht verstanden. Hier gerät das Gebot in einen performativen Selbstwiderspruch, insofern es „Affekte und Emotionen“ beim anderen sieht und nicht auch bei sich selbst. „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ (Mt 7, 3). Das vierte Gebot des Berliner Katechismus ist um Welten vom dritten Prinzip von John Perry Barlow entfernt, der schrieb: „Geh nie davon aus, dass die Motive anderer ihnen weniger nobel erscheinen als deine Motive dir.“ Völlig neben der Spur sind die Verfasser der Elf Gebote auch mit ihrer Ansicht, die demokratische Kultur (jenseits des Internets) lebe von der sachlichen Debatte. Da wird Ideal gegen Realität ausgespielt. Vielleicht hilft da etwas mehr Lektüre von soziologischen Studien. Wer nimmt denn an diesen Debatten teil, wer wird qua Ethnie, Geschlecht oder Herkunft, ja sogar Religion ausgeschlossen? Unsere demokratische Kultur ist eben eine regulative Idee, kein Faktum. Wenn es nicht längst ein Klischee wäre, müsste man sagen, nur alte weiße Männer halten unsere demokratische Kultur außerhalb des Netzes für eine gut funktionierende. Im Internet kann – zum Guten wie zum Schlechten – jeder sich äußern, in unserer demokratischen Kultur, das zeigt schon ein Blick in die Parlamente, ist das nicht durchgesetzt.


5 - Abstand halten und sich nicht gemein machen

Was waren das noch interessante Zeiten, als Hartmut Böhme nicht nur in der NZZ, sondern auch in einer praktisch-theologischen Zeitschrift über das Internet als technische Form Gottes philosophieren konnte.[18] Heute ist das Internet nach Ansicht der Elf Gebote verantwortlich für verkürzte Abstände und fragwürdige Inhalte, ein Ort, wo sich Hetzmeuten und Verschwörungsgemeinschaften tummeln. Ach Gott, wer sagt denn das?

Der Begriff der „Hetzmeuten“, den die Autoren an dieser Stelle einführen, ist ganz erhellend, denn er hat ja verschiedene Implikationen. Zum einen geht es offenkündig nicht um „Hetzmassen“, die ein wesentlich besorgniserregenderes Moment darstellen würden. Einschlägig in dieser Frage ist immer noch Elias Canettis „Masse und Macht“[19], der sorgfältig zwischen Masse und Meute unterscheidet. Die Meute ist durch eine kleine Zahl charakterisiert, die Wachstum und Dichte simuliert, aber nicht über sie verfügt. Sie ist durch wechselnde Konstellationen gekennzeichnet und bildet sich, um einen vermeintlich überlegenen Gegner anzugreifen. Und diesen sucht sie mit viel Lärm einzuschüchtern. Man sollte die Meute nicht unterschätzen, sich aber auch nicht von ihrem Lärmen einschüchtern lassen. Hetzmeuten sind aber kein spezifisches Phänomen des Internets, sie sind seit längerem ein Phänomen der Alltagswelten.

Als zynisch kaschierter Witz erscheint mir die Formulierung des „Gebots“, man solle sich nicht „gemein machen“. Denn in der sprachlichen Tradition ist dies der Appell an den herrschenden Adel, sich nicht mit der Menge gemein zu machen (so Max Weber). Und in Mauthners Wörterbuch der Philosophie heißt es im Blick auf die Herrschenden: „In diesem Sinne, noch bis zu Kant (»es ist unter der Regierung Würde, sich mit dem Volke gemein zu machen«), entstand die Redensart sich gemein machen“.[20] Dieses Verständnis unterstelle ich den Verfassern nicht. Aber wenn man im Grimm’schen Wörterbuch nachschlägt, so erfährt man Folgendes: „gemein, communis, ein altes hochwichtiges und edles wort, nun aber übel heruntergekommen.“ Hier taucht wenigstens noch die Erinnerung daran auf, dass „gemein“ auch etwas mit dem Commonsense zu tun hat, und die Warnung davor, sich gemein zu machen, durchaus auch problematische Seiten hat. Wenn man sich dann aber im Grimm’schen Wörterbuch durcharbeitet bis zur konkreten Formel „gemein machen und werden, auch sein, haben“, dann konkretisiert sich das als „gemeingut, von dem was zur öffentlichen kunde gebracht wird, 'publiciert', andern mitgetheilt wird“.[21] Es geht also ursprünglich um das „publizieren“, das öffentlich kundtun. Nun machen die Verfasser der Elf Gebote ja genau das: sie machen sich gemein (und zielen überdies einen Commonsense mit den von ihnen Angesprochenen an). Sie publizieren ihre Ansichten im Internet (und treten mir dabei ziemlich unangenehm nahe, indem sie mir etwas vor-schreiben wollen). So richtig zu Ende gedacht haben sie dieses Gebot nicht – aber vielleicht wollten sie auch nur einen billigen Kalauer mit dem Abstandsgebot in Pandemiezeiten vorbringen. Geschenkt.


6 – Das Gegenüber im Netz respektieren

Dieses Gebot ist durch eine merkwürdige Leerstelle charakterisiert. Die Erläuterung beschreibt nur die Notwendigkeit des Respekts vor dem Anderen. Soll damit unterstellt werden, in dieser Frage unterschieden sich Netz und Lebenswelt außerhalb des Netzes? Ich wüsste nicht warum. Der Migrant, der aufgrund seines Namens, seiner Aussprache oder seines Aussehens keine Wohnung vermietet bekommt, erfährt genauso wenig Respekt wie der gemobbte Migrant im Netz. Die rassistische Beleidigung von Fußballern von den Rängen hat ihren Ursprung nicht im Netz. Was ist also das Netz-Spezifische dieses Gebots? Respekt findet übrigens ab dem 17. Jahrhundert Eingang in die deutsche Sprache, wird aber oft auch verwendet, um damit das Gegenteil des Intendierten auszudrücken. „Bei allem gebotenen Respekt, aber …“[22] Hier wird der Respekt gerade in Anspruch genommen, um den herabsetzenden Aspekt zu verstärken.


7 – Sein Gesicht zeigen

Das ist vielleicht das einzige der Gebote, das in der Netzcommunity ebenso auf Zustimmung wie auf Ablehnung stoßen wird. Ich finde es aber schwierig, hier Regeln, geschweige denn Gebote aufzustellen. Ja, ich finde es gut, wenn Individuen mit ihrem Namen für eine Sache eintreten, nein, in einer Vielzahl von Kommunikationssituationen in der ganzen Welt ist das nicht angebracht, weil lebensgefährlich. Und ich bin mir nicht mal sicher, ob man dazu auf andere Länder verweisen muss. Eine bekannte Journalistin einer großen Wochenzeitung in Deutschland wurde einmal gefragt, ob sich die Kommunikation kirchlicher Vertreter von der anderer Institutionen unterscheiden würde. Und sie antwortete: Ja, die kirchlichen Vertreter seien nachtragender. Wenn man einmal etwas geschrieben habe, was ihnen nicht passt, dann vergessen sie das nicht und antworten z.B. nicht mehr auf Emails. Und auch dieses Magazin hatte Zuträger aus dem Bereich der Kirche, die darum gebeten haben, anonym publizieren zu können. Also empfiehlt es sich nicht unbedingt, sein Gesicht zu zeigen, zumindest gegenüber der Kirche nicht.


8 - Vor allem den Widerspruch schätzen

„Widerspruchsfähigkeit ist eine demokratische Haltung. Sie sollte aber nicht zur Dauerempörung oder zum kindlichen Trotz verkommen.“ Das oberlehrerhafte Gerede erreicht an dieser Stelle einen Punkt, wo man die Gebotstafeln einfach beiseitelegen möchte. Wie tief meinen denn die Verfasser, sich zu uns Belehrten herunterbeugen zu müssen?

Zunächst fällt die sprachliche Inkohärenz auf: wie kann Widerspruchsfähigkeit zur Dauerempörung oder zum kindlichen Trotz verkommen? Ist es nicht vielmehr der Widerspruch, der zur Dauerempörung werden kann? Wünscht man sich nicht, dass die Widerspruchsfähigkeit dauerhaft erhalten bleibt? Und dann: Man kann aus Trotz, auch aus kindlichem Trotz widersprechen. Das heißt aber noch nicht, dass der Widerspruch unberechtigt ist, er wird nur delegitimiert. Oder geht es um das angestrebte Lehrstück vom Einverständnis? Fragen über Fragen.

Schließlich, wer ist überhaupt das Ich, dass so zu uns reden zu können meint? Glauben hier ernsthaft zwei Theologen gegenüber den Netizen bzw. den Netzbürger*innen „kindlichen Trotz“ konstatieren zu können? Nicht einfach Trotz, sondern „kindlichen Trotz“? So etwas muss man sich schon im Ansatz verbitten. Bei der Kritik der Dauerempörung verbrüdern sich Dieter Nuhr, Winfried Kretschmann und das bundesdeutsche Feuilleton, man ist sich nur noch nicht einig, wer die Dauerempörten genau sind: für die einen sind es die Linken, für die anderen die Rechten, für alle die Populisten, vermutlich ist es in der Regel der Andersdenkende. So einfach sollte man es ihnen nicht machen. Wie seinerzeit bei der Denunziation der Wutbürger geht es eigentlich nur um die Denunziation derer, die ihrem Ärger Luft machen.


9 – Berührbar bleiben und sich entrüsten

Es gehört zur halbseidenen Rhetorik, zwei Alternativen aufzumachen, um sich dann für den angeblichen Mittelweg zu entscheiden. In diesem Fall geht es um die Alternative von Empörung (nach Stéphane Hessel) und der dagegengesetzten neumodisch formulierten Entpörung. Und der Mittelweg heißt Entrüstung. Ich verstehe, dass öffentliche Kommunikation seit einigen Jahrzehnten heißt, bemühte Sprachwitze zu machen, aber das hier ist ein misslungener. Sicher, hier werden öffentliche Debatten aufgegriffen, aber doch arg verkürzt. Weder lässt sich „Empört Euch!“ so einfach wegwischen, noch ist Entrüstung eine Alternative.

Das Wort „entrüsten“ unterliegt seit dem 14. Jahrhundert einer Bedeutungsverschiebung, eine Entwicklung, die dadurch bedingt ist, dass wir das höfische Rittertum heute nicht mehr verstehen. In der ursprünglichen Bedeutung ist das nicht gerüstet sein, das ent-rüstet sein nämlich der chaotische Zustand, der zu Zorn, Leid, Aufstand und Empörung führt. Dagegen ist „gerüstet sein“ der geordnete Zustand, der verhindert, dass Chaos ausbricht, weil der höfische Ritterkampf komplexen Regeln unterliegt. Hier aber versucht man von der Rhetorik der Abrüstungsbewegungen der 80er-Jahre zu profitieren. Aber so wiederholt sich nur der Streit aus jener Zeit, auf welchem Weg man denn Frieden erreicht: gerüstet oder abgerüstet. Die Antwort ist, wie aktuell die Ukraine zeigt, gar nicht so einfach. Die Empfehlung zur Entrüstung kann man nur geben, wenn man 2000 Kilometer vom Geschehen entfernt lebt und nicht gesinnt ist, verantwortungsethisch zu argumentieren. Genauso berechtigt könnte man zu den anstehenden Diskussionen im Internet ja auch sagen: seid gerüstet.

Das Wort berührbar kommt in der Erläuterung nicht vor, was es im Gebot bedeuten soll, bleibt fraglich. Ob das an der MeToo-Debatte liegt, weiß ich nicht. Vielleicht wollte man auch nur einen faden Witz darüber machen, dass das Internet nicht realpräsentisch, sondern virtuell ist.


10 – Sich schämen können und Beschämungen vermeiden

Die Scham stand am Beginn ihrer Lust,
und am Ende ihrer Lust stand sie auch.

J. Roth, Hiob

Wer geglaubt hatte, eine kirchliche Stellungnahme käme heute ohne die Scham aus, merkt spätestens beim 10. der Elf Gebote, dass er sich getäuscht hat. Vorbei die Zeiten, in denen das Shaming von unseren politischen Helden noch gefeiert wurde, weil man Firmen, die Plastikmüll produzierten, öffentlich bloßstellen konnte. Heute ist Shaming und Blaming nicht mehr korrekt, dafür darf man sich aber wieder schämen. Lange Zeit hatte man das Wort Scham wegen seiner Konnotationen vermieden, nicht zuletzt auch weil die, die Scham predigten, sich als ziemlich schamlos erwiesen. Aber neuerdings kennt man da keine Hemmungen mehr.

Es braucht Dezenz und Pietät, um die eigene Schamgrenze oder die des Gegenübers zu erkennen und nicht zu verletzen. Ohne ein Bewusstsein für den Wert der Grenze geht es auch im grenzenlosen Internet nicht.

Das finde ich schon ziemlich schamlos, wie hier mit den zwei unterschiedlichen Bedeutungen von Grenze jongliert wird. Der Satz wäre ja auch verständlich, wenn man das Wort grenzenlos weglassen würde. Was motiviert also die Autoren, hier das grenzenlose Internet (das sich auf dessen Ubiquität bezieht) gegen den Wert der Grenze (der sich eher wertephilosophisch bestimmt) zu setzen? Es sind Wortspielereien, die einen Kontrast beschwören, der nicht besteht.

Ich bin mir in der Sache selbst nicht sicher, ob ich mich der vorgeschlagenen Grenzbewertung anschließen soll. Wir haben in den letzten Jahren in der Wikipedia eine langandauernde Debatte darüber verfolgen können, inwieweit Grenzüberschreitungen beim Verfassen von Artikeln berücksichtigt werden müssen. Konkreter Streitpunkt waren Abbildungen von Mohammed und Jesus, die bei manchen Teilen der Weltbevölkerung als Verletzung / Beschämung religiöser Gefühle gedeutet wurden. Diese Werte bestehen ja ohne Zweifel. Für bestimmte Sunniten werden durch Abbildungen des Propheten Mohammeds und in der Folge auch des Propheten Isa Grenzen überschritten. Der Konflikt ist deshalb so brisant, weil andere Gruppen die Darstellbarkeit Christi in bestimmten Formen, also etwa Ikonen, für notwendig halten. Trotzdem hat sich die Community mit guten Gründen entschieden, all diese religiösen Grenzziehungen nicht zu akzeptieren, die Grenzen also zu überschreiten und wacht sorgsam darüber, dass diese Entscheidung ihrerseits respektiert wird.

Letztlich geht es um den Konflikt zwischen einer Welt, die an etablierten Regeln hängt, und einer Welt, in der diese Regeln zunehmend Vereinbarungssache sind, in der die Suche nach dem Commonsense eine tägliche Herausforderung ist. Und nun versucht die eine Welt, ihre Regeln der anderen Welt als allgemeingültige aufzudrängen. Und deshalb sei noch einmal an die eingangs zitierten Worte John Perry Barlows aus der Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace erinnert:

Im Namen der Zukunft bitte ich Euch, Vertreter einer vergangenen Zeit: Lasst uns in Ruhe! Ihr seid bei uns nicht willkommen. Wo wir uns versammeln, besitzt Ihr keine Macht mehr. Wir besitzen keine gewählte Regierung, und wir werden wohl auch nie eine bekommen - und so wende ich mich mit keiner größeren Autorität an Euch als der, mit der die Freiheit selber spricht. Ich erkläre den globalen sozialen Raum, den wir errichten, als gänzlich unabhängig von der Tyrannei, die Ihr über uns auszuüben anstrebt. Ihr habt hier kein moralisches Recht zu regieren noch besitzt Ihr Methoden, es zu erzwingen, die wir zu befürchten hätten.[23]

Zumindest als regulative Idee sollten wir das in Erinnerung behalten.


11 – Anstand und Recht unterscheiden

Das nun hinzugefügte zusätzliche Elfte Gebot wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Ist es (nur / auch) ein Gebot des Anstands, zwischen Anstand und Recht zu unterscheiden? Irgendetwas irritiert mich an der Einreihung dieses Gebotes der Unterscheidung von Recht und Anstand in die Anstandsregeln. Die Anerkenntnis des Rechts darf keine Anstandsfrage sein, sie ist dieser vorgängig. Insofern müsste diese Unterscheidung im Prolog getroffen werden. Dass Recht und Anstand unterschieden werden müssen, ist eine rechtsphilosophische Frage. So aber drängt sich mir der Verdacht auf, dass hier unterschwellig auch Motive einer naturrechtlichen Bestimmung des Gesetzes eine Rolle spielen.

Wenn man aber überhaupt Äußerungen über „das Recht“ macht, dann sollten es doch solide Bestimmungen von Legislative, Exekutive und Judikative sein. Und es sollte klar bestimmt werden, welche Fragen der Netzkultur durch Legislative, Exekutive und Judikative nicht beantwortet und gelöst werden. Und erst dann würde klar werden, ob wir Anstandsregeln überhaupt brauchen oder ob diese nicht eigentlich hysterisch genannt werden müssen:

Wir haben eine rechtlich halbwegs abgesicherte Sprachkultur: Man darf nicht verleumden, man darf nicht übel nachreden, man darf nicht beleidigen, man darf nicht volksverhetzen und nicht zu Straftaten aufrufen – das sollte eigentlich ausreichen. Eine Verpflichtung, in jedem Satz stets durch Verwendung von Codewörtern ein möglichst lobenswertes gesellschaftspolitisches Programm zu präsentieren, erscheint mir etwas hysterisch.[24]

Vielleicht wollen die Autoren aber auch nur sagen, es gehe (ihnen) hier nicht um Rechtsfragen. Aber auch diese Aussage gehört dann in die Einleitung des Textes und nicht an dessen Schluss. Im Rahmen der Gesetze entfaltet sich die Freiheit des Einzelnen. Anstandsregeln mögen Vorschläge sein, in welcher Form man diese Freiheiten gestaltet. Im Gegensatz zu früheren Zeiten können diese Vorschläge aber keine gesellschaftliche Verbindlichkeit mehr beanspruchen, dafür leben wir in viel zu diversen Zeiten, in einer multikulturellen Gesellschaft, in der der kommunikative Commonsense nur vereinbart, aber nicht geboten werden kann.

Cees Hamelink hat in „The ethics of cyberspace” darauf hingewiesen, dass das Ergebnis der persönlichen, professionellen und institutionenbezogenen Moral gesellschaftlich durchaus das Gegenteil bewirken kann:

Even if all personal, professional and corporate users of CyberSpace were to behave in virtuous and decent ways, this would not automatically mean we would have a decent society … Yet, the cumulative effects of all these choices may be immoral because they may cause growing social inequality and serious environmental damage.[25]

Ich fürchte, auch im vorliegenden Fall ist das Resultat des Einsatzes gesellschaftlich desaströs.


Abwehr: Gegen Moralisten und Feindestheologen

Wenn die Kirche Anstand predigt, dann verkommt sie im besten Fall zur moralischen Anstalt zur Stützung des Staates.[26] In diesem Sinne wäre Schillers Text zur Schaubühne noch einmal neu zu lesen. Er unterscheidet hier die „göttliche“ Seite von der „politischen“ Seite der Religion. Letztere dient zur Stabilisierung des Staates. Während bei Schiller die Schaubühne noch als moralische, gesellschaftspolitische und ästhetische Anstalt, das heißt als Ort der Aufklärung verstanden wird, reduziert sich die Kirche bei #anstanddigital auf Benimm-Regeln (bei Schiller selbst übrigens auf inszenatorischen Mummenschanz)[27]. Sie wird damit zu dem, für was viele Unternehmen sie schon seit Langem halten: zu einem Propagandisten der bürgerlichen Sekundärtugenden, die dafür sorgen sollen, dass Berufsschüler*innen pünktlich im Betrieb erscheinen und ordentlich ihre Arbeit machen.

Das, wogegen dann im Namen des Anstands gepredigt wird, kann – so steht zu befürchten – völlig willkürlich definiert werden. So hat einer der an den Digital-Geboten Beteiligten auch dieses Magazin als „Empörungspublizistik“ denunziert und es mit Rechts- und Linkspopulisten in einem Atemzug benannt, weil wir angeblich „kirchlich und gesellschaftlich bedenkliche“ Texte herausgeben. Darauf sind wir natürlich stolz, es zeigt aber auch, wie problematisch die Zuschreibungen sind, sie unterliegen keinen Kriterien, sie sind argumentationspolitische Kampfbegriffe. Das macht es notwendig, sich gegen sie zu wehren. Einer der Gebotsverfasser hat kein Problem damit, den Feind zu definieren und von der Macht fernhalten zu wollen:

Wir brauchen einen politischen und theologischen Begriff von „Feindschaft“ … Der Feind aber ist mehr und etwas anderes als ein Gegner: Er hasst uns und unsere politische Kultur, teilt unsere Grundvorstellungen nicht, will ein anderes System. … Denn der Feind will diese Gesellschaft abschaffen und durch etwas anderes ersetzen. Seine Waffe ist dabei nicht das Argument, sondern die Gewalt: die kommunikative, psychische oder körperliche Gewalt. Deshalb muss man mit ihm anders streiten als mit dem Gegner: Er darf keinen noch so kleinen Anteil an der Macht erhalten, sein Sieg ist unter allen Umständen zu verhindern, Kompromisse sind mit ihm nicht erlaubt. Es darf kein Appeasement geben. Man darf nicht vor dem Feind zurückweichen. Man muss ihm widerstehen.[28]

Als diese Zeilen geschrieben wurden, bezogen sie sich nicht auf einen Diktator oder Potentaten, sondern unter anderen auf einen – ob einem das nun passt oder nicht – demokratisch gewählten Präsidenten eines demokratischen Staates. Er wird als Feind definiert, um ihn zumindest gedanklich von der Macht fernzuhalten. Ist das das neue Denken in der evangelischen Kirche?

Benjamin Hasselhorn hat in der April-Ausgabe von Zeitzeichen sich gegen diese Form der publizistischen Agitation gegen Andersdenkende verwahrt – zu Recht. Man muss den liberalen Konservatismus von Hasselhorn nicht teilen, um ihm dennoch zuzustimmen:

Diese Feindestheologie bewirkt nichts Gutes. Sie verstärkt das fatale „Wir-gegen-die“-Denken, das unsere Gesellschaft spaltet. Und sie bringt Claussen dazu, die Ebene einer sachlichen Diskussion zu verlassen und stattdessen mit Unterstellungen, Kontaktschuldkonstruktionen und persönlichen Diffamierungen zu arbeiten. Solchen Methoden Raum zu geben, erweist unserer demokratischen Streitkultur keinen guten Dienst.[29]

Denn genau darum geht es, eine Kultur der Differenz zu entwickeln und zu pflegen: Kultur als „Gemeindebildung durch Differenzerzeugung“ wie es Bazon Brock einmal formulierte. Diese Kultur kann durchaus polemisch und scharf sein, aber sie muss als Kultur begriffen werden.


Alternative: Kultur des Digitalen!

Ich würde neben dem problematischen, weil theologisch präfigurierten Wort „Gebot“ auch das kontaminierte Wort „Anstand“ komplett im Text streichen und durch Kultur im Sinne des ursprünglichen cultura (=Pflege) ersetzen.[30] Es geht um Kulturen des gegenseitigen Umgangs in digitalen Welten. Mit dem Wort Kultur ist die Relativität gleich mitgesetzt. Kulturen können je nach situativem Kontext andere Regeln entwickeln. Auch eine globale Kultur, wie sie sich in Ansätzen im Cyberspace entwickelt hat, lässt sich unschwer in zahlreiche Einzelkulturen differenzieren. Diese Kulturen können nur gelebt werden, in der Diversität, im Streit, in der Ausein­andersetzung, in der Gemeinschaft. Es gibt dann einen Wettstreit der Kulturen. Wenn man ein kulturinteressierter Beobachter des Internets ist, dann überwiegt bei der Beobachtung der deskriptive Teil gegenüber dem normativen Teil. Man sagt nicht, so oder so sollt ihr es machen, sondern beobachtet, welche Kulturen sich vor Ort entwickeln. Die kulturpessimistische Diagnose, mit dem Internet würde alles viel schlimmer, teile ich nicht. Wie früher beim Fernsehkonsum, oder bei den Computerspielen, werden nur subjektive Vorurteile gepflegt. Tatsächlich lässt sich das Recht in Sachen Internet weiter entwickeln. Dabei werden auch Errungenschaften hinfällig, die in der Gutenberggalaxis unbestritten waren. Aber auch deren Kultur wurde nicht auf einen Schlag entwickelt, sondern brauchte Zeit, um zu erkennen, was praktikabel ist. Deshalb sollten wir in der konkreten Auseinandersetzung daran arbeiten, was für die Kultur des Digitalen praktikabel ist und wo sich Probleme ergeben, etwa im Blick auf eine zu entwickelnde Algorithmen-Ethik. Vor allem sollten wir dem Netz zutrauen, diese Diskussionen aus sich heraus zu führen.

Es stünde dem Anstandsbeauftragten der Evangelischen Kirche gut an, sich dementsprechend der Kultur (des Digitalen) zuzuwenden und so zum Kulturbeauftragten zu werden.


Auslistung

Wenn man mich im Blick auf die „Lagerumschlagshäufigkeit“ fragen würde, welche der Auflistungen ich auslisten würde, dann würde ich für die kirchlichen Elf Gebote des digitalen Anstands plädieren. Ihre Halbwertzeit taxiere ich auf unter einem Jahr, denn ihr Mehrwert tendiert gegen Null. Nichts steht in ihnen, was sich nicht mit John Perry Barlows „Prinzipien erwachsenen Verhaltens“ umsetzen und erreichen ließe, nichts, was an den Witz von Otto Pankoks selbstironische Persiflage der Gebotserstellung heranreichen würde, von der Erhabenheit der biblischen Zehn Gebote ganz zu schweigen. Mit diesen können sich die Elf Gebote nicht einmal im Ansatz messen, es wäre an Anmaßung. Auf der wissenschaftlichen Ebene würde ich die Fortentwicklung von Cees Hamelinks „The ethics of cyberspace“ für produktiv halten, auf der pragmatischen Ebene Studien darüber, wie sich im Cyberspace Kulturen des Verhaltens im Rahmen von Konflikten entwickeln.

Durch die Elf Gebote wird die Kirche noch mehr mit Moral konnotiert, werden alte Stereotypen wiederbelebt, die Kirche sei für Benehmen und Anstand in der Gesellschaft zuständig. Das lädiert auch ihr sozialethisches Engagement, es wird von einer biblisch gut begründeten Handlung zu einem ideologischen Programm – für das es ihre konservativen Kritiker jetzt schon halten.

Zudem entsteht der unangenehme Eindruck, die Kirche rede einen Lebensbereich schlecht, in dem sie kaum etwas zu sagen hat, den sie nie beeinflussen konnte und auf den sie auch in Zukunft kaum Wirkmöglichkeiten hat – allen Sinnfluenzer*innen zum Trotz.

Das ist aber zugleich das Beruhigende an den ganzen Vorgang. Er ist in einen evidenten Sinn bedeutungslos. Man muss ihm zwar widersprechen, weil er implizit in die Freiheiten von Netizens und Presseorgane eingreifen will, aber man kann sich sicher sein, dass ihm das nicht gelingt. Nicht dem Schutz der demokratischen Kultur dienen die Elf Gebote, sondern seiner Erosion. Dem muss und kann man entgegentreten.


Abschluss

Alles mit Anstand, sagte der Teufel, und nahm den Pfaffen im Ornat.[31]

Anmerkungen

[2]    Bei Prezi gibt es eine Präsentation, die ausgehend von den Zehn Geboten der Computerethik, diese in den katechetischen Exegesen auf die aktuellen Fragestellungen aktualisiert.
https://prezi.com/r42stfm3tyrr/10-commandments-of-computer-ethics/

[4]    Hamelink, Cees J. (1995): Ethics for Media Users. In: European Journal of Communication, Jg. 10, H. 4.

[5]    Übersetzung nach Rath, Matthias (Hg.) (2000): Medienethik und Medienwirkungsforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

[6]    Hamelink, Cees J. (2010): The ethics of cyberspace. London.

[7]    Ebd., S. 5.

[9]    Vgl. Sprüche 14, 17: „Wer ungeduldig ist, begeht Dummheiten“ und Sprüche 16, 52: „Besser geduldig sein, als vor Kraft zu strotzen“.

[10]   Vgl. 1. Perus 3, 8f: „Seid bescheiden und vergeltet nicht Böses mit Bösem und üble Nachrede mit übler Nachrede! Im Gegenteil: Wenn ihr die segnet, die euch verleumden, entsprecht ihr eurer Berufung. Denn ihr seid ausgewählt, um den Segen zu erben.“

[11]   Vgl. Sprüche 16, 9: „Wer einen Fehler nicht anprangert, sucht Liebe“

[12]   Vgl. Mt 22, 39: „Du sollst deine Nächsten lieben wie dich selbst.“

[13]   Vgl. 1. Makk 2, 64: „Kinder, seid stark und steht beharrlich für das Gesetz ein, denn dadurch werdet ihr Ruhm erwerben.“

[14]   Vgl. dazu auch Mertin, Andreas (2001): Internet im Religionsunterricht. 2. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

[15]   „Nur wer das erste Gebot aufrichtet, kann Zehn Gebote folgen lassen.“ Sloterdijk, Peter (2010): Du mußt dein Leben ändern. Über Anthropotechnik: Suhrkamp. S. 700.

[17]   Hessel, Stéphane: Empört Euch! 31. Auflage (Ullstein Streitschrift).

[18]   Böhme, Hartmut (1996): Die technische Form Gottes. Über die theologischen Implikation von Cyberspace. In: Praktische Theologie, Jg. 31, H. 4.

[19]   Canetti, Elias (1989): Masse und Macht. Frankfurt/M.

[20]   Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Neue Beitr. zu e. Kritik d. Sprache. Art. Res publica

[21]   „gemein“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=G07374>, abgerufen am 15.04.2021.

[22]   Es sei an dieser Stelle erlaubt, auf die Trivialliteratur zu verweisen: „»Bei allem gebotenen Respekt -«, setzte Jake an. »Sparen Sie sich Ihren gebotenen Respekt«, unterbrach Frank ihn. »Meiner Erfahrung nach neigt jeder, der seine Sätze mit >bei allem gebotenen Respekt< anfängt, dazu, einem genau den nicht zu erweisen.«“ Joy Fielding, Zähl nicht die Stunden, 2000, s.

[24]   „Streit ist nicht der Untergang des Abendlandes“ – Ein Interview mit Thomas Fischer
http://16vor.de/streit-ist-nicht-der-untergang-des-abendlandes/

[25]   Hamelink, Cees J. (2010): The ethics of cyberspace. London, S. 52.

[26]   Schiller, Friedrich: Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken? Entstanden 1784. Erstdruck in: Rheinische Thalia (Mannheim), 1. Jg., 1785, Heft 1, später unter dem Titel »Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet« gedruckt.

[27]   „Religion (ich trenne hier ihre politische Seite von ihrer göttlichen), Religion wirkt im ganzen mehr auf den sinnlichen Teil des Volks – sie wirkt vielleicht durch das Sinnliche allein so unfehlbar. Ihre Kraft ist dahin, wenn wir ihr dieses nehmen – und wodurch wirkt die Bühne? Religion ist dem größern Teile der Menschen nichts mehr, wenn wir ihre Bilder, ihre Probleme vertilgen, wenn wir ihre Gemälde von Himmel und Hölle zernichten – und doch sind es nur Gemälde der Phantasie, Rätsel ohne Auflösung, Schreckbilder und Lockungen aus der Ferne.“

[28]   Claussen, Johann Hinrich (2017): Wut ohne Hass. Wie man Nationalisten und Populisten begegnet. In: zeitzeichen, H. 4.

[29]   Hasselhorn, Benjamin (2021): Fatales ‚Wir-gegen-die“-Denken. Eine Replik auf Johann Hinrich Claussens Artikel ‚Religion von neurechts‘ in zz 3/2021, zeitzeichen Heft 4, S. 16f.

[30]   Mertin, Andreas (1999): Vom Kulturverlust der Kirchen 1. Überlegungen zum Kulturpapier der EKD. In: tà katoptrizómena - Magazin für Kunst | Kultur | Theologie | Ästhetik, Jg. 1, H. 4. Online verfügbar unter http://www.theomag.de/04/am12a.htm.

[31]   „Anstand“, Deutsches Sprichwörter-Lexicon von Karl Friedrich Wilhelm Wander, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/Wander?lemid=A00943>, abgerufen am 02.04.2021.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/131/am725c.htm
© Andreas Mertin, 2021