Photographie und Bildwelten
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01. Juni 2021 Liebe Leserinnen und Leser, während sich die Rückkehr halbwegs normaler Verhältnisse schrittweise ankündigt, selbst Urlaube wieder zur konkreten Möglichkeit werden, kann für die Kultur von Normalität keine Rede sein. Theater und Museen standen über ein Jahr außerhalb des Blickfeldes der Politik und der Öffentlichkeit. Was das langfristig für die Kultur bedeutet, muss man erst noch abwarten. Die Zeichen, die mit dem nahezu vollständigen Verzicht auf öffentliche Hochkultur (und ihre Subsumption durch in der Dauerschleife abgespielte Comedy) gegeben wurden, sind mehr als besorgniserregend. Aber vielleicht ist das auch der Preis dafür, dass Kultur in den letzten Jahrzehnten immer mehr zur Unterhaltungsindustrie wurde. Man hat jedenfalls nicht das Gefühl, dass die Kultur als Überlebensmittel während der Pandemie eine besondere Rolle gespielt hätte. Vielleicht ist es Zeit, das Kapitel „Kulturindustrie“ aus der „Dialektik der Aufklärung“ mit neuer Aufmerksamkeit zu lesen. Die aktuelle Ausgabe des Magazins trägt den Titel „Photographie und Bildwelten“. Damit ist bewusst ein weites Feld benannt, das von der Photographie selbst über die Photographie in der Bildenden Kunst und in der Literatur bis zur Ikonographie des Kinofilms reicht. An den Anfang haben wir ein DOKUMENT gestellt, das wir während der Vorbereitung des Heftes entdeckt haben: den einleitenden Essay, den Kurt Tucholsky unter seinem Pseudonym Peter Panter für das Jahresbuch „Das Deutsche Lichtbild“ geschrieben hat. Ein bis heute aktueller Text. Die Rubrik VIEW sollte eigentlich durch einen längeren Essay von Wolfgang Vögele eröffnet werden, der sich mit dem Verhältnis von Theologie und Fotografie beschäftigt. Leider müssen wir diesen Text auf das nächste Heft verschieben und können im aktuellen Heft nur einen Vorausblick auf das Kommende bieten. Haben Sie ein wenig Geduld. Stattdessen begibt sich Andreas Mertin auf die Spuren des Life-Fotografen Walter Sanders, der zu den Giganten der Foto-Szene des 20. Jahrhunderts gehört. Karin Wendt schreibt über das Fotografische in einem Roman und das Fotografische in der Kunst. Theologische Perspektiven auf Scham, Visualität und Selfie-Kultur bietet Jonathan Frommann-Breckner, der über dieses Thema in einem größeren Kontext promoviert. Andreas Mertin schließlich stellt einen Künstler und einen Schriftsteller vor, die Wort und Bild anhand von Polaroids aufeinander beziehen. Unter IMPULSE setzt Hans J. Wulff sich mit dem Komplex der „Kriegsschwestern“ in der Filmgeschichte auseinander. Andreas Mertin fragt, wie sinnvoll die Rede von Beuys als Theologen sein kann. In der Rubrik IKONOGRAPHIE geht es um den Einsatz von Bildern auf Buchcovern und in politischer Propaganda. Wie bereits im letzten Heft angekündigt, setzt sich Andreas Mertin in der Rubrik CAUSERIEN mit zwei theologischen Texten und deren Framing auseinander. Unter RE-VIEW setzt sich Wolfgang Vögele mit einem Buch zum Jubiläum der badischen Union auseinander. Zudem stellen wir kurz ein Buch vor, das aus der Feder eines Autors dieses Magazins stammt. Unter POST gibt es zwei Videos zum Thema Antisemitismus und jüdisches Leben in Deutschland des Rappers Ben Salomo. Aber schauen (und hören) Sie selbst … Heft 132 des Magazins für Theologie und Ästhetik, das Anfang August 2021 erscheint, setzt das Thema Photographie fort und steht anlässlich des badischen Unionsjubiläums unter der Überschrift „Differenz und Union“. Wem zu diesem Thema etwas einfällt, den laden wir zur Mitarbeit ein. Für dieses Heft wünschen wir eine erkenntnisreiche Lektüre! Andreas Mertin, Jörg Herrmann, Horst Schwebel, Wolfgang Vögele und Karin Wendt
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