Sehen und Gesehen-Werden

Theologische Perspektiven auf Scham, Visualität und Selfie-Kultur

Jonathan Frommann-Breckner

1          Einleitung

Manche Überlegungen Dietrich Bonhoeffers eignen sich als Aufhänger und Interpretament für eine theologische Auseinandersetzung mit Scham, Visualität und Selfie-Kultur. Er versteht Scham und Schambewältigung als Erfahrungsbereiche, in denen Sehen und Gesehen-Werden von besonderer Bedeutung sind. Sehen und Gesehen-Werden können auf der Grundlage von Forschungen vertieft und reflektiert werden, die zum einen um Phänomene der Visualität im Kontext von Scham und zum anderen um Scham im Kontext von Selfie-Kultur kreisen.

Bonhoeffer hält die von Menschen verursachte Entzweiung zwischen ihnen und Gott für eine Ursache von Scham, was er exemplarisch an den Erfahrungen Adams und Evas in Gen 3 verdeutlicht (Kap. 2). Ausgehend von dieser Auslegung und darüberhinausgehend kann die Erfahrung und Bewältigung von Scham phänomenologisch mit Blicken und Nicht-Blicken auf Menschen, mit dem Anblick und Ansehen von Menschen, mit Augenkontakt und Augengefühl oder auch mit Blickrichtungen und Blickwechseln in Verbindung gebracht werden (Kap. 3). Bonhoeffers Sicht auf Scham sowie die im Kontext von Scham auftretenden Phänomene der Visualität erweisen sich teilweise als geeignete Aufhänger, um sich mit dem Sehen und Gesehen-Werden in Selfie-Kultur auseinanderzusetzen (Kap. 4). Im Zusammenhang von Selfie-Kultur wird nicht nur das Gesehen-Werden durch die Augen von anderen Menschen, sondern auch durch die ‚Augen Gottes‘ kontrovers diskutiert (Kap. 5). Abschließend werden wesentliche Erkenntnisse der vorherigen Gedankenschritte zusammengefasst, um ausgehend davon die Aktualität und das Orientierungspotenzial von Bonhoeffers Überlegungen für eine theologische Auseinandersetzung mit Selfie-Kultur zu erörtern (Kap. 6).

Im Verlauf der oben skizzierten Gedankenschritte sind folgende Differenzierungen im Sinn zu behalten. Erstens: Sehen und Gesehen-Werden thematisiert bereits Monika E. Fuchs in Bezug auf Selfie-Kultur, allerdings richtet sie den Fokus auf einen anderen Gesichtspunkt als dieser Aufsatz. Sie interpretiert Selfies im Horizont der theologisch bedeutsamen Unterscheidung zwischen Selbstbild, Abbild und Ebenbild.[1] Zweitens: Auch wenn im Folgenden die visuell induzierte Scham thematisiert wird, kann es selbstverständlich parallel dazu oder unabhängig davon taktil oder verbal induzierte Scham geben. Hans-Peter Spittler-Massolle zum Beispiel sensibilisiert dafür, dass insbesondere von Geburt an oder im Laufe des Lebens erblindete Menschen Scham anders erfahren können als Sehende.[2] Drittens: Unter dem Oberbegriff der Selfie-Kultur geht es im Folgenden um die Verwendung von Selfies, wenn sie in Social Media gepostet, geteilt und kommentiert werden. Selfie-Kultur kann selbstverständlich weitere Aspekte umfassen, die in diesem Aufsatz aber nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen – wie zum Beispiel das Artefakt, welches ein konkretes Selfie meint, oder den Akt, ein Selfie zu machen. Viertens: Scham und Selfies sind zwei der im Folgenden behandelten Schwerpunkte, die in Verbindung miteinander gebracht werden können. Diese Annahme soll aber keineswegs unterstellen, dass das Empfinden von Scham und die Verwendung von Selfies grundsätzlich zusammenhängen würden.

2          Ausgangspunkt: Bonhoeffers Sicht auf Scham in Gen 3

Zu Beginn ist zum einen ein Hinweis darauf wichtig, dass Bonhoeffer Scham in seiner Auslegung von Gen 3 mittels des Motivs ‚Maske‘ reflektiert.[3] Wenn er vom Motiv ‚Maske‘ spricht, meint er die Schurze Adams und Evas. Diese Übertragung kann durchaus ungewöhnlich erscheinen, da Bonhoeffer eine Maske hier nicht – wie im alltäglichen Sprachgebrauch oft üblich – auf ein Gesicht bezieht. So thematisiert er weder eine Maske, die vor das Gesicht gehalten oder darauf aufgetragen wird, noch ein Gesicht, das starr wie eine Maske wird oder die Funktion einer Maske wie etwa bei einem Pokerface übernimmt. Vieles spricht dafür, dass Bonhoeffer Maske stattdessen als eine Metapher gebraucht, mit der das Verhalten von Menschen beschrieben werden kann. Im Kontext von Scham beschäftigt er sich insbesondere mit dem Verhalten Adams und Evas, welches dazu führt, dass sie sich Schurze machen und sie anziehen. Die Gemeinsamkeit zwischen einer Maske und einem Schurz bestehe darin, dass beide paradoxerweise auf eine Verhüllung und sogleich Enthüllung des Zustandes der menschlichen Entzweiung von Gott abzielen:

„Die Maske ist […] notwendiges Zeichen der gegebenen entzweiten Situation und darum zu respektieren. Unter der Maske lebt das Verlangen nach Wiederherstellung der verlorenen Einheit. […] Weil Scham das Ja und das Nein zu der Entzweiung enthält, darum lebt der Mensch zwischen Verhüllung und Enthüllung, zwischen Sich Verbergen und Sich Offenbaren, zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft.“[4]

Zum anderen ist die Vorbemerkung wichtig, dass Bonhoeffer Scham im Sinne von Körperscham und moralischer Scham betrachtet. Dementsprechend versteht er Scham als etwas, das mit der körperlichen Nacktheit sowie dem Bewusstsein von Menschen zusammenhänge, sich auch in moralischer Hinsicht eine Blöße gegeben zu haben.[5]

In Bezug auf Gen 3 weist Bonhoeffer darauf hin, dass Adam und Eva ihre Nacktheit bemerken und sich als Reaktion darauf Schurze machen. Es wäre allerdings ein Missverständnis, Bonhoeffer aufgrund dieses Hinweises zu unterstellen, er würde Nacktheit grundsätzlich mit Scham konnotieren. Vielmehr deutet er Scham als eine Folge von Adams und Evas Ungehorsam gegenüber Gott, der ihnen das Essen von den Früchten des Baumes im Garten Eden verboten hatte. Dass sie nach dieser Verbotsübertretung ihre Nacktheit anstatt bloß Gott ansehen, spiegele wider, dass sie auf ihre eigenen Entscheidungen anstatt Gottes Weisungen fokussiert sind. Die von ihnen verursachte Entzweiung zwischen ihnen und Gott habe sich darin gezeigt, dass sie in die falsche Richtung geschaut hätten: „Anstelle Gottes erblickt der Mensch sich selbst.“[6] Die Schurze haben für Adam und Eva die Funktion, ihre in der Wahrnehmung der eigenen Nacktheit sich manifestierende Selbstfokussierung zu verhüllen – und im Umkehrschluss ebenso: die von ihnen verursachte Entzweiung zwischen ihnen und Gott. Es wäre ebenfalls ein Missverständnis, Bonhoeffer zu unterstellen, er würde aus dieser verhüllenden Funktion der Schurze eine Forderung nach Preisgabe aller Geheimnisse und nach völliger Transparenz herleiten. Diese Zurückhaltung Bonhoeffers wird an einer Aussage deutlich, die er sich von Friedrich Nietzsche zu eigen macht: „‚Jeder tiefe Geist braucht eine Maske‘“[7]. Dies heißt übertragen auf Bonhoeffers Überlegungen, dass er auch den Nutzen der Schurze anerkennt, da sie vor andauernder Befangenheit infolge von Scham und vor Scham infolge von Bloßstellung schützen können.[8]

Die gegenwärtig von Menschen verursachte Entzweiung zwischen ihnen und Gott gründet Bonhoeffer zufolge im einstigen Verhalten Adams und Evas. Bonhoeffer behauptet, dass in Gen 3 die grundsätzliche menschliche „Entzweiung mit dem Ursprung“[9] bzw. der „Abfall vom Ursprung“[10] thematisiert werde. Das letzte Zitat erinnert an Bonhoeffers Vorstellung, wonach unmoralisch handelnde Menschen „wenig festen Boden unter den Füßen“[11] haben. Inwiefern Menschen fast keinen – oder besser gesagt: einen verkehrten – Standpunkt haben, verdeutlicht er anhand eines Vergleichs. Er vergleicht die Beziehung Adams und Evas mit Gott, bevor und nachdem sie von den verbotenen Früchten des Baumes im Garten Eden gegessen hatten. Vorher hätten sie Gott vertraut, der sie zu seinen Ebenbildern erwählt und ihnen Schöpfungsaufträge gegeben hatte. Nach dem Essen von den verbotenen Früchten hätten Adam und Eva geglaubt, Gott in dem Sinne gleich zu sein, dass sie eigenmächtig zwischen Gut und Böse unterscheiden könnten: „Um gut und böse wissen heißt sich selbst als Ursprung von Gut und Böse, als Ursprung einer ewigen Wahl und Erwählung zu wissen.“[12] Bonhoeffer problematisiert diese Selbstermächtigung, die darin bestehe, dass Adam und Eva ihre Unterscheidung zwischen Gut und Böse derjenigen durch Gott übergeordnet oder zumindest mit ihr gleichgesetzt hätten. Folglich haben sie sich in Bonhoeffers Logik vom Ursprung ihres Seins und ihrer Wahrheit entzweit, was Menschen bis in die Gegenwart hinein fortwährend selbst erleben.[13] Was bei Adam und Eva die auf die Nacktheit ausgerichtete Selbstfokussierung ist, ist bei Menschen eine durch übertriebene Selbstüberschätzung und Selbstermächtigung motivierte Ichbezogenheit. Menschen können sich für diese Ichbezogenheit schämen, falls sie sie als ein Zeichen dafür wahrnehmen, den Bezug zu Gott verloren zu haben. Außerdem können sich Menschen für diesen Verlust auch vor denjenigen Mitmenschen schämen, die über diese Situation ebenfalls Bescheid wissen: „Die eigenartige Tatsache, daß wir das Auge niederschlagen, wenn ein fremdes Auge unserem Blick begegnet, ist […] ein Zeichen […] der Scham, die im Angesehenwerden sich […] an die eigene Blöße erinnert sieht.“[14]

Diese Beobachtung Bonhoeffers macht bewusst, dass Menschen ihre Scham gegen ihren Willen förmlich anzusehen sein kann und dass ein Blick auf Menschen diese mit einem Gefühl der Scham erfüllen kann. Als Reaktion auf diesen Blick können betroffene Menschen ihre Scham maskieren, indem sie versuchen, ihre Scham zu verschweigen oder zu überspielen. Zudem können sie sich vor dem Blick der anderen schützen, indem sie sich ihm entziehen oder vor ihm verstecken. An diesem Punkt lässt sich ein weiterer Bezug zu Bonhoeffers Auslegung von Gen 3 herstellen, in der er nicht nur behauptet, dass die Schurze Adams und Evas eine maskierende Funktion haben, sondern außerdem darauf eingeht, dass sich Adam und Eva zwischen den Bäumen im Garten Eden vor dem Angesicht Gottes verstecken.[15] Welchen Anblick Adam und Eva vor Gott abgeben und welchen Blick Gott Adam und Eva zuwirft, scheint aus Bonhoeffers Sicht für die Frage nach der Bewältigung von Scham von zentraler Bedeutung zu sein.

Bonhoeffer entwickelt im Rahmen seiner Auslegung von Gen 3 die Vorstellung der ‚Vergebungsbekleidung‘, welche erwähnenswert ist, weil sie die Bewältigung von Scham ermögliche.[16] Die Pointe liegt darin, dass er die ‚Kleidung‘ Adams und Evas vor Gott und die ‚Bekleidung‘ Adams und Evas durch Gott einander gegenüberstellt. Bemerkenswert ist einerseits Adams und Evas Aktivität, die sich in ihrem Sich-Kleiden mit Schurzen ausdrückt, und andererseits ihre Passivität, die sich im Bekleidet-Werden durch Gott mit Röcken ausdrückt. Dieses Aktiv und Passiv sind Genera Verbi, die hervorgehoben werden müssen, weil Bonhoeffer die Bewältigung von Scham als einen Vorgang versteht, der Adam und Eva nicht aus eigener Kraft gelingt, sondern der ihnen durch die Vergebung Gottes zuteilwird: Die Schurze machen sie sich und ziehen sie sich an, aber die Röcke werden ihnen von Gott gemacht und angezogen. Sie kleiden sich mit den Schurzen, so Bonhoeffer, um den Zustand der von ihnen verursachten Entzweiung zwischen ihnen und Gott zu maskieren, obwohl gerade dadurch kontraintentional die Entzweiung sichtbar gemacht wird. Gott demaskiere diesen Umstand durch seine Vergebung, aber stelle Adam und Eva nicht bloß, sondern bekleide sie neu. Die Schurze verhüllen die Nacktheit Adams und Evas, die sie nur aufgrund ihrer oben beschriebenen Selbstfokussierung wahrnehmen können. Aber die Röcke entsprechen einer Bekleidung, die eine Neufokussierung auf Gott ermöglicht, da er in die Bekleidung im übertragenen Sinne ein Muster seiner Vergebung hineingewoben habe. Die Vergebung Gottes schmücke und ehre Adam und Eva, ähnlich wie es eine ästhetische textile Bekleidung auch machen kann.[17] Die von ihnen verursachte Entzweiung zwischen ihnen und Gott hätte auch den Zorn oder die Strafe Gottes nach sich ziehen können, tatsächlich aber sucht Gott Adam und Eva in ihrem Versteck zwischen den Bäumen im Garten Eden, er sieht sie mit einem vergebungsbereiten Blick an und er stellt durch die ‚Vergebungsbekleidung‘ letztlich das Ansehen Adams und Evas ein Stück weit wieder her.

3          Phänomene der Visualität im Kontext von Scham

Bonhoeffer bringt Scham wiederholt mit Anblicken, Blicken und Blickrichtungen in Verbindung. Vor diesem Hintergrund geht es im nächsten Schritt darum, sein Verständnis von Scham und Schambewältigung im Horizont theologischer Forschungen zu Phänomenen der Visualität im Kontext von Scham zu reflektieren. Interessant ist, dass Scham nicht nur von Bonhoeffer unter Bezugnahme auf das Motiv ‚Maske‘ thematisiert wird.

Scham ist Christina-Maria Bammel zufolge „ein Phänomen der Visualität“[18], kann also an der optischen Wahrnehmung von Menschen festgemacht werden:

„Menschen schämen sich vor den Blicken der Anderen. Sie sind als Sehende gesehen und als Gesehene sehend. Das der Scham eigentümliche Verbergen, welches von der Maske, unter der wir uns Anderen zeigen, bis zu Verhüllungen unserer geistigen und seelischen Verfassung reicht, ist eine Reaktion auf die visuelle Grundsituation, in der sich Menschen schon immer befinden.“[19]

An anderer Stelle führt Bammel aus, was sie mit dieser visuellen Grundsituation aus theologischer Sicht meint:

„Scham drückt die Sehnsucht und Verlorenheit des Menschen aus, der gleichzeitig danach strebt, sich selbst unter der Verhüllung zu besänftigen. Unter der Maske der Verbergung wird die Harmonie, die Gemeinschaft mit Gott gesucht. […] Scham weist aber auch über sich hinaus. Sie ist ein Vorschein auf das Offenbarwerden meiner selbst unter dem Blick des versöhnenden Gottes in der Schau von Angesicht zu Angesicht.“[20]

Demnach läuft Scham auf visueller Ebene ab, da sie mit einem Sehen und Gesehen-Werden zusammenhängt. Inwiefern Scham aber auf visueller anstatt etwa auf taktiler oder verbaler Ebene abläuft, lässt sich aus der Beobachtung Bammels noch nicht nachvollziehen. Außerdem bleibt unklar, ob die von ihr genannte Maske wirklich so negativ gewertet werden kann – angesichts dessen, dass Menschen unweigerlich ständig fremden Blicken und somit der Möglichkeit der Durchschaubarkeit ausgesetzt sind.

Wieso Scham und Phänomene der Visualität zusammenhängen können, lässt sich in Anlehnung an verschiedene thematisch relevante Positionen vertiefen: Elisabeth Gräb-Schmidt beschäftigt sich mit dem Blick auf Menschen, der zur Erfahrung von Scham führen kann:

„Es ist der Blick des anderen, in dem wir uns anerkannt oder missbilligt fühlen. […] Wird nicht jener lieb- und wertschätzende Glanz in den Augen des anderen erfahren, […] dann erwacht Scham in uns. Dann fühlen wir uns bloßgestellt. Im Blick des anderen wird uns zweierlei zugleich klar: dass wir nicht allein sind, dass wir aber dennoch in unserem Selbstsein Bestand haben wollen.“[21]

Allerdings weckt eine Missbilligung, die sich im fremden Blick zeigen kann, nicht unweigerlich Scham. Denn Menschen empfinden womöglich keine Scham, wenn sie die Gründe nachvollziehen und bestätigen können, wegen derer sie Missbilligung erfahren. In einem solchen Fall berührt sie der fremde Blick nicht wirklich, weil er ohnehin bereits ihrem eigenen Blick auf sich selbst entspricht. Stattdessen ist der entscheidende Moment der Entstehung von Scham derjenige, so Notger Slenczka, wenn es zu „einem Blick-Wechsel“[22] im folgenden Sinne kommt: „Scham tritt auf, wenn die […] Feststellung des anderen den Charakter der Durchbrechung hat, wenn der Blick des anderen, der in mir Platz greift, mich zu einem Urteil über mich nötigt, das mein ursprüngliches Urteil über mich konterkariert.“[23] Infolgedessen seien betroffene Menschen nicht mehr im Einklang mit sich selbst, sondern sie erfahren einen radikalen Selbstwiderspruch. Radikalität ist hier in dem Sinne gemeint, dass sich eine Selbstwahrnehmung durch die Identifikation mit einer Fremdwahrnehmung grundlegend verändert. Einen vergleichbaren Gedanken entwickelt Ulrike Wagner-Rau, wenn sie Scham als „ein Augengefühl“[24] beschreibt:

„Man sieht sich mit den Augen des Anderen, und zwar beunruhigend anders, als man es vom Selbstbild her erwartet hat. Scham ist ein Affekt, der aufmerksam dafür macht, dass zwischen Innen und Außen und zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine Differenz besteht, die das Selbstbewusstsein mehr oder weniger stark verunsichert.“[25]

Allerdings weckt die Erfahrung, mit dem Blick anderer Menschen konfrontiert zu sein, ihn als kritisch wahrzunehmen, ihn zu imaginieren, dadurch veranlasst das Selbstbild zu überdenken und Selbstkritik zu üben, ebenfalls nicht unbedingt Scham. Denn eine so zustande kommende Einsicht, ein Umdenken oder das Eingestehen eines Irrtums die eigene Person betreffend kann auch unabhängig von Scham ablaufen und mit anderen Gefühlen einhergehen. Unter Umständen schämen sich Menschen dann nicht, sondern fühlen sich eher hinterfragt oder infrage gestellt, verunsichert oder entmutigt.

Vor dem Hintergrund der Erwägungen im letzten Absatz lässt sich das auslösende Moment der Scham nicht bloß an Aspekten wie dem soeben beschriebenen fremden Blick, dem ‚Blick-Wechsel‘ und dem ‚Augengefühl‘ festmachen. Kirsten Huxel setzt sich stattdessen mit dem eignen Anblick auseinander, den Menschen abgeben, wenn sie sich für etwas vor anderen Menschen schämen. Aus Scham können sie erröten oder erblassen, ihre Blicke vermeiden oder sich völlig dem Anblick anderer entziehen, ins Stottern kommen oder es verschlägt ihnen die Sprache.[26] Sie fühlen sich also insofern nackt und bloßgestellt, als ein geheim gehaltener Intimbereich ihres Denkens und Fühlens an der Schauseite ihres Leibes sichtbar wird. Beispiele wie diese für eine leibliche Erfahrung von Scham belegen Jochen Schmidt zufolge, dass Menschen dabei durchschaubar werden, ohne sich dagegen wehren zu können: „In der unwillkürlichen leiblichen Äußerung eines seelischen Gehalts teilt mein Leib mich mit, anstatt dass ich mich kraft meines Leibes mitteilen würde.“[27] Deshalb wollen Menschen ihre Scham am liebsten maskieren, indem sie versuchen, ihre Scham zu verschweigen oder zu überspielen. Aber in diesem Moment kommt ihnen die Kontrolle über ihren Leib auf eine Weise abhanden, die kontraintentional dazu führt, dass ihnen ihre Scham trotzdem förmlich anzusehen ist.

Diese Durchschaubarkeit als Grundsituation von Menschen führt zu der Frage, wie sie die Intimbereiche ihres Denkens und Fühlens verbergen können, um sich vor anderen Menschen keine Blöße zu geben. An dieser Stelle lässt sich ein Rückbezug zu Bammels Überlegungen herstellen, in denen vom Motiv ‚Maske‘ die Rede ist. Bammel bewertet die Maske der Scham als eine Möglichkeit des Selbstschutzes, damit Menschen nicht „Objekte eines vergleichgültigenden und verdinglichenden Über-Blicks werden“[28]. Scham belaste Menschen in intensivierter Weise, wenn sie fremden Blicken nicht nur ausgesetzt sind, sondern diese fremden Blicke negativer Machtausübung dienen. Dann können fremde Blicke verletzen, kontrollieren, verlegen machen oder auch demütigen.

Diese Wirkungen kann nicht nur ein überheblicher und übergriffiger Blick, sondern mit Schmidt gesprochen auch ein getrübter Blick haben. Dies ist der Fall, „wenn das Schamgefühl sich stumm in der Selbst- und Fremdwahrnehmung von Menschen einnistet und dann die Wahrnehmung trübt und verdüstert, bis die Menschen im schlimmsten Fall nichts mehr klar stellen können.“[29] Worin sich ein solch getrübter Blick ausdrücken kann, erläutert Schmidt am Beispiel von Gen 3,8-13. Adam und Eva übernehmen keine Verantwortung dafür, dass sie verbotenerweise von den Früchten des Baumes im Garten Eden gegessen haben. Stattdessen schiebt Adam die Schuld Eva und Eva wiederum die Schuld der Schlange zu. Diese Schuldzuweisungen zeigen Schmidt zufolge im sprichwörtlichen Sinne, dass Adam und Eva sich „überhaupt nicht mehr wirklich in die Augen sehen“[30] beziehungsweise sie ihr Unwohlsein über die vorwurfsvollen Blicke nicht in der Frage „‚Wie siehst Du mich eigentlich an?‘“[31] artikulieren.

4          Übertragungen auf Selfie-Kultur

Dieses beeinträchtigte oder sogar verloren gegangene Andere-Ansehen und Angesehen-Werden kann dazu führen, dass Blicke oder eben Nicht-Blicke eine beschämende Wirkung haben. Bewältigung von Scham kann gelingen, wenn – mit der hier verwendeten Metaphorik gesprochen – das ‚Ansehen‘ eines Menschen wiederhergestellt und Wahrnehmungsfähigkeit im Sinne von Umsichtigkeit wieder möglich wird. Bonhoeffers Verständnis von Scham und Schambewältigung sowie die genannten Phänomene der Visualität erweisen sich als geeignete Aufhänger, um das Sehen und Gesehen-Werden in Selfie-Kultur in den Blick zu nehmen.

Es fallen teilweise theologische Forschungen wie die im Folgenden genannten auf, die den Eindruck vermitteln, dass Selfies vorrangig mit einem narzisstischen Sich-Sehen einhergehen würden. Dabei wird Narzissmus auf eine Weise als ein Selbstverhältnis umschrieben, das an Bonhoeffers Idee der Selbstfokussierung im Kontext von Scham erinnert: Selfies, so Werner Thiede, können das „Um-sich-selbst-Kreisen“[32] und die „Selbstverliebtheit“[33] von Menschen bestärken. Uwe Gerber problematisiert die „Selbstinszenierung, Selbstverwirklichung und Selbstvermarktung“[34] in einer Selfie-Gesellschaft mit teils einseitigen und übertriebenen Individualisierungstendenzen. Florian Reinthaler zufolge geht es Menschen bei ihren virtuellen Spiegelbildern, zu denen auch Selfies gezählt werden können, „um die ‚Vergötzung‘ ihrer Selbst“[35]. Thorsten Dietz wiederum weist auf weitere Umschreibungen wie die „Selbstsucht und Selbstbezogenheit“[36] von Menschen hin, geht dazu allerdings deutlich auf Distanz.

Gegenüber diesem vermeintlich narzisstischen Sich-Sehen ist das Sehen und Gesehen-Werden hervorzuheben, wenn Selfies gepostet, geteilt und kommentiert werden. Das Sehen und Gesehen-Werden thematisieren auch Christina Ernst, Fuchs, Tanja Gojny und Susanne Schwarz. Sie beschäftigen sich mit Metaphern, die um Face-to-Face-Kommunikation kreisen und auf die Verwendung von Selfies bezogen werden können. Zu diesen Metaphern zählen das „Facework auf Facebook“[37], die „Abwägung von ‚face to face‘ und ‚facebook‘“[38], der „Blick der Kamera“[39] sowie die „Wahrnehmung der Wirklichkeit durch das ‚Share-Auge‘“[40]. Diese Metaphern kreisen um das sogenannten Impression Management, das Ernst und Gojny zufolge mehrere Fragestellungen vereint: „Wie werde ich von anderen gesehen? Wie und von wem möchte ich gesehen werden? Habe ich überhaupt ein Publikum? Und: Wie kann ich dieses auf bestimmte Personen begrenzen?“[41] Weiter heißt es:

„Wann fotografieren sich (junge) Menschen selbst? Was wollen sie festhalten? Was sollen andere Menschen von ihnen sehen? Welche Selbstdarstellungen zeigen Kinder und Jugendliche von sich und welche Rollen probieren sie dabei spielerisch aus? Wie verbergen sie sich dabei hinter bestimmten Masken und was zeigen sie von sich gerade in der Wahl spezifischer Verkleidungen?“[42]

Übertragen auf Selfies zeigen diese Fragen, in welche vielfältigen Vorgänge des Sehens und Gesehen-Werdens Selfies eingebunden sein können.

5          Exkurs zur Metapher der ‚Augen Gottes‘

Nicht nur die Beziehung zwischen Menschen, sondern auch die Gottesbeziehung von Menschen kann als ein Sehen und Gesehen-Werden beschrieben werden. Wie Menschen einander ansehen und wie Gott Menschen ansieht, wird in manchen theologischen Forschungen zu Selfies verglichen. Bei diesen Vergleichen ist sinngemäß von so etwas wie einer Metapher der ‚Augen Gottes‘ die Rede, die mehrere Bedeutungen haben kann: Ingo Reuter zufolge vertritt die Öffentlichkeit in Social Media eine Art „gestrengen Blick Gottes“[43], wenn sie die medialen Selbstdarstellungen von Menschen beurteilt und diese Menschen eventuell Perfektionsdruck empfinden, weil sie positive Beurteilungen bekommen möchten. Heinrich Bedford-Strohm wiederum stellt diesem Gesehen-Werden durch die Öffentlichkeit das Gesehen-Werden durch Gott gegenüber, das Menschen von einem solchen Perfektionsdruck befreien könne, da Gott sie trotz ihres Scheiterns akzeptiere.[44] Fuchs stellt eine ähnliche Überlegung an, obwohl sie dabei keinen Bezug zur Rechtfertigung der Menschen durch Gott, sondern zur Gottebenbildlichkeit der Menschen herstellt. Sie beschreibt religiöse Identitätsfindung als einen sich verändernden „Blick- und ‚Aufnahmewinkel‘“[45], bei dem Menschen das Bild, das sie von sich haben, auch durch die Beschäftigung mit dem Bild entwickeln, das Gott von ihnen habe.[46] Diese Anspielungen auf die Metapher der ‚Augen Gottes‘ mögen bedeutungsvoll sein, sind aber nicht selbstverständlich und unproblematisch.

Einerseits klingt in diesen Anspielungen der Topos der Allgegenwart Gottes an, was Jan-Heiner Tück exemplarisch unter Verweis auf Ps 33,13+18 und Ps 139 verdeutlicht:

„Das anthropologische Grundbedürfnis, gesehen zu werden und sich vor den Augen der anderen zu entfalten, wird hier [in diesen Psalmen, J. F.-B.] ins Theologische überführt und auf Gott bezogen. Der Beter erfährt den gnädigen Blick des Schöpfers in seinem Leben als hilfreich; die Begleitung durch Gott gibt ihm Selbstvertrauen. Der Fromme, der darum weiß, dass das Auge Gottes auf ihm ruht, ist überdies weniger abhängig von dem Blick der anderen. Er ist angesehen und braucht sich sein Ansehen bei anderen nicht erst zu verdienen. Erst dann, wenn er sich dem Anblick Gottes entziehen will, stimmt etwas nicht.“[47]

Anschließend stellt Tück einen Bezug zu Social Media her, der sich mit Reuters und Bedford-Strohms Auseinandersetzung mit der Verwendung von Selfies vergleichen lässt, aber differenzierter ist:

„Der Mensch braucht die Blicke der anderen, er lebt von Anfang an vom wohlwollenden Blick der Mitmenschen und würde ohne Anerkennung sozial verkümmern. Aber dort, wo er um jeden Preis auffallen will, wo er krampfhaft um Aufmerksamkeit buhlt, wo er seine Identität an das Ansehen der anderen hängt, wo er sich von Beliebtheitsskalen, Rankings oder gar Facebook-Likes abhängig macht, da scheint er das Auge Gottes aus dem Blick verloren zu haben.“[48]

Dem Gesehen-Werden der Menschen durch die ‚Augen Gottes‘ schreibt Tück demnach ebenfalls eine besondere Qualität zu, ohne im Umkehrschluss das Gesehen-Werden-Wollen der Menschen durch die Augen anderer Menschen von vornherein eher negativ zu konnotieren.

Aus erkenntnistheoretischer Sicht ist eine Imagination dessen, wie Gott Menschen sehen und welche Wirkung das auf sie haben könnte, aber ein Stück weit spekulativ. Menschen können sich vorstellen, wie andere Menschen sie sehen. Denn sie haben womöglich bestimmte Situationen vor Augen, in denen ihnen die betreffenden anderen Menschen gegenüberstanden, sodass sie imaginieren können, aus welchen Perspektiven die betreffenden anderen Menschen sie in diesen Situationen gesehen haben. Menschen können zum Beispiel Aussagen darüber treffen, wie eine Bekannte, ein Freund, eine Kollegin, ein Lebensgefährte oder eine Tochter sie in den jeweiligen Situationen gesehen hat. Das Entstehen und Werden eines Glaubens an Gott ist auch in Situationen eingebettet, da Menschen entsprechende religiöse Erfahrungen an bestimmten Orten, zu bestimmten Zeiten, durch bestimmte Medien und auch mit bestimmten anderen Menschen machen. In diesen Situationen kann Gott ebenfalls wie ein Gegenüber wahrgenommen werden, weswegen der Versuch schon nachvollziehbar ist, eine Vorstellung davon zu artikulieren, wie Gott Menschen dann sehen könnte und wie Menschen dadurch inspiriert einander sehen könnten. Zu einer aus dem christlichen Glauben motivierten Weise des Sehens schreibt Dorothee Sölle eindrücklich:

„Christsein heißt […] nicht […]: etwas sehen, was andere nicht sehen und wo andere nichts mehr sehen; es heißt nur, die eine Wirklichkeit anders sehen […] mit den Augen Gottes […]. Mit den ‚Augen Gottes‘? […] Gemeint sind mit dem Ausdruck die Augen jenes Mutes, der Chancen dort entdeckt, wo endgültige Feststellungen gemacht werden, der Frieden wittert, wo Streit herrscht; es sind die Augen jener Liebe, die nichts und niemanden aufgibt und die im Hinsehen, im Mehrsehen das, was sie sieht, verändert, weil sie seine Möglichkeiten entdeckt, weil sie ein schöpferischer Akt und nicht bloße Wahrnehmung von Vorhandenem ist.“[49]

Menschen nehmen Gott womöglich als ein ihnen unfassbar nahestehendes und verbundenes, als ein sie ansehendes und ansprechendes, als ein liebendes und ermutigendes Gegenüber wahr. Jedoch begegnen sie ihm nicht unmittelbar wie einem körperlichen Gegenüber, vielmehr gilt er in einem metaphorischen Sinne als personales Gegenüber – dies kann sich darin ausdrücken, dass Christinnen und Christen Gott in der Tradition biblischer Texte zum Beispiel mit den Anthropomorphismen ‚Vater‘ und ‚Herr‘ anreden. Wegen dieser fehlenden körperlichen Unmittelbarkeit Gottes haben Aussagen darüber, wie er Menschen sehen könnte und wie Menschen einander auf ähnliche Weise sehen könnten, letztlich ein Stück weit einen spekulativen Charakter.

Hinzu kommt eine bedingte Realitätsferne, die bei den Anspielungen auf die Metapher der ‚Augen Gottes‘ mitschwingt. An dieser Stelle sei auf Schmidt verwiesen, der Bedford-Strohms oben erwähntes Verständnis von Rechtfertigung äußerst kritisch bewertet: „Es gibt eine Tendenz, den Blick der anderen user der social media als gnadenlosen quasi-göttlichen panoptischen Blick mit Gottes gnädigem Blick zu kontrastieren.“[50] Aber: „Wer seine sozialen Beziehungen intensiv (auch) in social media pflegt, wer dies zum Teil der eigenen Lebensform macht, der wird doch von der Dynamik dieser Lebenswelt nicht einfach freigelassen, nur weil ihr oder ihm die Botschaft von der Rechtfertigung zu Ohren kommt.“[51] Schmidt begründet seine Kritik damit, dass Bedford-Strohms Verständnis von Rechtfertigung Menschen nicht zur Bewältigung von Schwierigkeiten in der eigenen Lebenswelt ermutige und befähige, sondern dieses Verständnis Menschen eher die Möglichkeit einer inneren Emigration in eine göttliche Gegenwelt annehmen lasse. Aber die theologische Aufgabe und Herausforderung bestehe genau genommen darin, die Botschaft von der Rechtfertigung auf eine Weise verständlich und nachvollziehbar zu machen, sodass sie für Menschen in ihrer Lebenswelt wirklich relevant wird – also für Menschen, die Selfies in Social Media verwenden.

6          Schluss: Aktualität von Bonhoeffers Überlegungen?!

Die im Exkurs zur Metapher der ‚Augen Gottes‘ herausgearbeiteten Kritikpunkte machen deutlich, dass Möglichkeiten und Grenzen der Vorstellung von Gott als personalem Gegenüber und der Vorstellung von Rechtfertigung der Menschen durch Gott genauer geklärt werden müssen, wenn es um das Sehen und Gesehen-Werden in der schambelasteten Gottesbeziehung von Menschen geht. Auch wenn das Thema Scham bei der kritischen Betrachtung der Metapher der ‚Augen Gottes‘ in den Hintergrund geraten ist, lassen sich mit dieser Metapher im Sinn doch Rückbezüge zu Bonhoeffer herstellen. Ihm zufolge schämen sich Adam und Eva dafür, auf sich anstatt auf Gott zu sehen. Gott wiederum begegne ihnen nicht nur mit einem vergebungsbereiten Blick, sondern kümmere sich auch um ihren Anblick, den sie vor ihm abgeben. Hier sei an die Röcke erinnert, die er ihnen macht und anzieht. Bonhoeffer beschreibt also, wie Gott Adam und Eva ansieht, die sich von ihm entzweit haben, und Bonhoeffer imaginiert, wie Gott Menschen ansieht, die sich ebenfalls im Zustand der Entzweiung befinden.

Andere Überlegungen Bonhoeffers lassen sich als ein Hinweis darauf verstehen, dass das Sehen und Gesehen-Werden nicht nur in der Gottesbeziehung von Menschen, sondern auch in der Interaktion zwischen Menschen gestört sein können, wenn sie Scham erleben. Ein Lebensbereich, in dem es potenziell zu einer solchen Störung kommen kann, ist die Selfie-Kultur. Mit dieser Übertragung soll wie oben erwähnt keineswegs unterstellt werden, dass das Erleben von Scham und die oben beschriebene Verwendung von Selfies grundsätzlich zusammenhängen würden. Aber Gojny, Reuter, Klaas Huizing und Bedford-Strohm bringen zumindest manche negativ konnotierten Ausprägungen von Selfie-Kultur mit Scham in Verbindung. Sie können ein „Anlass zur Scham“[52] bieten, eine „Art der Schamlosigkeit“[53] sein, einen „Prozess der Entschämung“[54] oder auch eine „Verschiebung von Schamgrenzen“[55] anzeigen. Diese Behauptungen auf Bonhoeffers Überlegungen zurückzubeziehen oder Bonhoeffers Überlegungen als relevant für die Bewertung dieser Behauptungen herauszustellen, ist aufgrund ihrer jeweiligen kontextuellen und situativen Verschiedenheit schwierig. Als weiterführend könnten sich vielleicht folgende Fragen erweisen: Inwiefern lässt sich die Erfahrung von Scham, die Adam und Eva infolge der von ihnen verursachten Entzweiung zwischen ihnen und Gott machen, in Erfahrungen von Scham wiederentdecken, die Menschen womöglich im Kontext der Verbreitung und Kommentierung von Selfies machen? Inwiefern könnte das Handeln Gottes, der Menschen mit einem vergebungsbereiten Blick ansieht und ihr Ansehen durch die Vergebung wiederherstellt, für Menschen hilfreich sein, die Scham womöglich im Kontext der Verbreitung und Kommentierung von Selfies noch nicht bewältigt haben? Zur Klärung müsste man konkrete Selfies, Verwendungsweisen, Kommunikationszusammenhänge, Reaktionen und Einschätzungen der daran Beteiligten berücksichtigen. Da dies hier aber den Rahmen sprengen würde, sind die Fragen als assoziativer Versuch gedacht, mögliche Gegenwartsbezüge von Bonhoeffers Überlegungen aufzuzeigen.

Bei diesem Versuch ist zugleich zur Vorsicht geraten. Bonhoeffer zufolge ist Entzweiung eine Metapher für Sünde und die Vergebung Gottes ein dadurch an Bedeutung gewinnendes Thema, aber Selfie-Kultur an sich hat keine immer mitzudenkenden hamartiologische oder eschatologische Dimension. Falls es in zwischenmenschlichen Beziehungen zu Enttäuschungen, Verletzungen und Brüchen sowie zu Einsicht, Reue und Wiederannäherung kommt, können solche Veränderungen und Prozesse womöglich in Social Media sichtbar sein und auch mittels Social Media ablaufen. Dies heißt aber nicht, dass Selfie-Kultur als ein Aspekt von Social Media sogleich in den theologischen Bedeutungszusammenhang von Sünde und Vergebung einzuordnen ist. Denn nicht die Selfie-Kultur an sich ist ein Ausdruck von Sünde oder erweist sich als ein Problem, sondern im Rahmen von Selfie-Kultur kann es – wie in potenziell allen anderen Lebensbereichen der Menschen – zu zwischenmenschlichen Problemen kommen und manche solche Probleme könnten – falls man sich dieses Labels bedienen möchte – als ein Ausdruck von Sünde beurteilt werden.

Angesichts der bisherigen Reflexionen ist bisher noch offengeblieben, was die Auseinandersetzung mit Bonhoeffer denn nun für eine theologische Interpretation von Selfie-Kultur austragen könnte. Diese Interpretation auf der Grundlage seiner Sicht auf Scham in Gen 3 stößt an ihre Grenzen, wie die soeben herausgearbeiteten Erwägungen deutlich machen. Es gibt allerdings ein Gedicht Bonhoeffers, von dem wichtige Impulse ausgehen können. Diesen Vorschlag machen auch Johanna Haberer[56] und Kathrin S. Kürzinger[57], ohne allerdings den im Folgenden skizzierten biografischen Entstehungszusammenhang des Gedichts genau zu berücksichtigen.

Im Gedicht „Wer bin ich?“ wird die Unsicherheit des lyrischen Ich thematisiert, die es angesichts einer widersprüchlichen Außen- und Selbstwahrnehmung empfindet:

„Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
ich trüge die Tage des Unglücks
gleichmütig, lächelnd und stolz,
wie einer, der Siegen gewohnt ist.

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig?
ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle,
hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,
dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,
zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkungen,
umgetrieben vom Warten auf große Dinge,
ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne,
müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,
matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen? […]

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott![58]

Die Unruhe und Sehnsucht, die das lyrische Ich bei sich wahrnimmt, passen nicht zu der Gleichmütigkeit und dem Stolz, die andere Menschen bei ihm wahrnehmen.

Die mit dieser gegensätzlichen Wahrnehmung einhergehende Unsicherheit erfährt nicht nur das lyrische Ich, sondern erfuhr auch Bonhoeffer auf vergleichbare Weise. Während seiner Haft im Untersuchungsgefängnis der Wehrmacht in Berlin-Tegel schrieb er seinem Freund Eberhard Bethge: „Freut es Dich vielleicht zu hören, daß mir hier Gefangene und Wachpersonal immer wieder sagen, sie ‚bewunderten‘ (?!) meine Ruhe und Heiterkeit? Ich wundere mich selbst immer über derartige Aussprüche.“[59] An anderer Stelle brachte er diese Verwunderung stärker zum Ausdruck:

„Die Leute hier sagen mir immer wieder, […] daß von mir ‚eine solche Ruhe ausstrahle‘ und das ich ‚immer so heiter‘ sei, – so daß meine gelegentlichen persönlichen gegenteiligen Erfahrungen mit mir selbst wohl auf einer Täuschung beruhen müssen (was ich allerdings durchaus nicht wirklich glaube!).“[60]

Zwischenzeitlich steigerte sich diese Verwunderung Bonhoeffers zu schwerwiegenden Selbstzweifeln:

„Ich frage mich selbst oft, wer ich eigentlich bin, der, der unter diesen gräßlichen Dingen hier immer wieder sich windet und das heulende Elend kriegt, oder der, der dann mit Peitschenhieben auf sich selbst einschlägt und nach außen hin (und auch vor sich selbst) als der Ruhige, Heitere, Gelassene, Überlegene dasteht und sich dafür (d.h. für diese Theaterleistung, oder ist es keine?) bewundern läßt?“[61]

Diese Aussagen lassen sich als Belege anführen, dass Bonhoeffer im genannten Gedicht manche seiner Erfahrungen als Häftling literarisch verarbeitete.

Die geschilderte Gegensätzlichkeit von Außen- und Selbstwahrnehmung resultiert Dietz zufolge nicht aus einer Täuschungsabsicht Bonhoeffers, sondern zum einen aus einer nicht völlig glaubwürdigen Selbstpräsentation und zum anderen aus der Überschätzung vonseiten seiner Mitmenschen.[62] Christoph Wiesinger ergänzt, dass Bonhoeffer nach eigener Vorstellung vor allem in seiner Beziehung zu Gott eine angemessene Wahrnehmung erfahren habe, die zugleich die Außen- und Selbstwahrnehmung relativiere.[63] Gott gegenüber kann Bonhoeffer – wie das lyrische Ich – seine Selbstzweifel aussprechen und von ihm kann er sich trotzdem erkannt wissen als derjenige Mensch, der er mit all seiner persönlichen Unsicherheit eigentlich ist.

Sicherlich können die Situation, in der sich Bonhoeffer beim Schreiben des Gedichts befand, und die Situation, in der sich Menschen beim Posten, Teilen und Kommentieren von Selfies befinden, sehr verschieden sein. Allerdings kann bei der Verwendung von Selfies das oben erwähnte Impression Management von Bedeutung sein, bei dem es ebenfalls um Fragen der Selbstpräsentation und Fremdeinschätzung geht – zur Erinnerung: Wie und von wem möchte ich gesehen werden? Was sollen andere Menschen von ihnen sehen? Wie werde ich von anderen gesehen? Michael Nagenborg formuliert weitere Fragen, die bedenkenswert sind, auch wenn er sie auf Chats anstatt Selfies bezieht: „Wer bin ich, dass ich solche Dinge sage? Wer bin ich, dass ich solche Dinge an anderen Orten nicht sage? Bin ich mit dem Menschen hinter der Maske identisch, der diese Dinge sagt? Und welche Äußerungen sind authentisch?“[64] Diese Fragen sind bedenkenswert, da sie eine begriffliche Nähe zum Titel von Bonhoeffers Gedicht aufweisen. Zum Nachdenken über diese Fragen regt aber nicht allein der Titel, sondern auch der Inhalt des Gedichts an. Denn darin geht es mit Haberer und Kürzinger gesprochen um das „Gewahrwerden der Brüchigkeit von Ich-Entwürfen“[65] und um „das Fragmentarische und Unvollständige […] als wesentliches Charakteristikum von Identität“[66].

Von der Auseinandersetzung mit Bonhoeffers Gedicht kann der Impuls ausgehen, bei einer theologischen Auseinandersetzung mit der Verwendung von Selfies neben Fragen der Identität auch Fragen der Authentizität in den Blick zu nehmen. Die folgenden beispielhaften Fragen sind bewusst so formuliert, dass in ihnen erneut ein Sehen und Gesehen-Werden mitschwingt, das zwischenmenschliche Beziehung prägt: Wer bin ich, dass ich Aspekte meines Lebens und Erlebens durch Selfies öffentlich sichtbar mache? Wer bin ich, dass ich mich auf Selfies anders darstelle als in der unmittelbaren Gegenwart von Menschen? Gleicht mein Gesicht auf Selfies einer Maske und, falls ja, inwieweit bin ich mit dieser Maske identisch? Wie kann ich Selfies von mir so gestalten, dass ich mich mir und anderen Menschen als authentisch erweise? Was heißt es und inwiefern ist es sinnvoll oder notwendig, auf Selfies authentisch zu sein?

In Bonhoeffers Gedicht wird aber deutlich, dass nicht nur die Wahrnehmung von Menschen durch Menschen, sondern auch die Wahrnehmung von Menschen durch Gott die Selbstwahrnehmung von Menschen beeinflussen kann. Dass es diese beiden Bereiche der Selbstwahrnehmung im Spiegel von Fremdwahrnehmung geben kann, heißt nicht, dass zwischen menschlicher Lebenswelt und göttlicher Gegenwelt unterschieden werden müsste oder sie einander gegenübergestellt werden müssten. Vielmehr ergibt sich aus der Perspektive von Bonhoeffers Gedicht, dass die im Zusammenhang auch von Selfie-Kultur verhandelte Frage ‚Wer bin ich?‘ nicht oder zumindest nicht allein durch Bewertungen in Form zum Beispiel von Klickzahlen, Likes oder Dislikes sowie Kommentaren zu Selfies geklärt werden kann. Zudem braucht es für diese Klärung nicht ständige Bewertungsmechanismen, wie sie im Kontext der technischen Möglichkeiten des Teilens und Kommentierens von Selfies häufig implementiert sind. Wenn diese Frage mit Selbstzweifel verbunden ist, zielt sie wie im Fall von Bonhoeffers Gedicht nicht auf eine sofort wertende Reaktion, sondern auf das Erkannt- und Anerkannt-Werden trotz und gerade wegen dieses Gefühls der Unsicherheit. Dies ist eine Erfahrung, die Bonhoeffer dem Gedicht zufolge nicht nur, aber insbesondere in seiner Gottesbeziehung zuteilwird. Ausgehend von der Auseinandersetzung mit Bonhoeffer können folglich teils Potenziale, teils Schwierigkeiten von Selfie-Kultur sichtbar gemacht werden.

Anmerkungen


[1]    Vgl. Monika E. Fuchs, Sehen und gesehen werden. Religionspädagogische Impulse zum Spannungsfeld von Selbstbild, Abbild und Ebenbild, in: Tanja Gojny/Kathrin S. Kürzinger/Susanne Schwarz (Hgg.), Selfie – I like it. Anthropologische und ethische Implikationen digitaler Selbstinszenierung, Stuttgart 2016 (Religionspädagogik innovativ 18), 137-150, 141ff.

[2]    Vgl. Hans-Peter Spittler-Massolle, Blindheit und blindenpädagogischer Blick. Der Brief über die Blinden zum Gebrauch für die Sehenden von Denis Diderot und seine Bedeutung für den Begriff von Blindheit, Frankfurt am Main 2001 (Erziehungskonzeptionen und Praxis 50), 177.

[3]    Vgl. Dietrich Bonhoeffer, Die Liebe Gottes und der Zerfall der Welt, in: ders., Ethik, hg. von Ilse Tödt, Heinz Eduard Tödt, Ernst Feil u. Clifford Green, Gütersloh 2015 (DBW 6), 301-341, 305f.

[4]    Ebd., 306f.

[5]    Vgl. ebd., 305.

[6]    Ebd., 304.

[7]    Ebd., 306. Er zitiert hier Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft, in: ders., Jenseits von Gut und Böse/Zur Genealogie der Moral, hg. von Giorgio Colli u. Mazzino Montinari, München/Berlin/New York 31993 (KSA 5), 9-243, 58 (§ 40).

[8]    Vgl. Bonhoeffer (s. Anm. 3), 307.

[9]    Ebd., 302.

[10]   Ebd., 301.

[11]   Ders., Nach zehn Jahren, in: ders., Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hg. von Christian Gremmels, Eberhard Bethge u. Renate Bethge, Gütersloh 2015 (DBW 8), 19-39, 20.

[12]   Ders. (s. Anm. 3), 303.

[13]   Vgl. ebd., 304.

[14]   Ebd., 305.

[15]   Vgl. ders., Schöpfung und Fall, hg. von Martin Rüter u. Ilse Tödt, Gütersloh 2015 (DBW 3), 120f.

[16]   Vgl. ders. (s. Anm. 3), 308.

[17]   Vgl. ebd. Er zitiert hier einen Vers des Liedes EG 350: „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid“.

[18]   Christina-Maria Bammel, Der Schambegriff als Kommentar zur Wirklichkeit des Menschen. Anthropologische Anmerkungen zu einem Phänomen des Fühlens in hamartiologischer Perspektive, in: BThZ 21 (2004), 192-205, 204.

[19]   Ebd.

[20]   Dies., Überdosis Fremdscham? Theologisch-ethische Anfragen an Phänomene der gemeinschaftlich empfundenen oder stellvertretenden Scham, in: Ulrike Link-Wieczorek (Hg.), Verstrickt in Schuld, gefangen von Scham? Neue Perspektiven auf Sünde, Erlösung und Versöhnung, Neukirchen-Vluyn 2015, 77-91, 79.

[21]   Elisabeth Gräb-Schmidt, Scham, in: Reiner Anselm/Ulrich H. J. Körtner (Hgg.), Evangelische Ethik kompakt. Basiswissen in Grundbegriffen, Gütersloh 2015, 174-181, 179.

[22]   Notger Slenczka, ‚Sich schämen‘. Zum Sinn und theologischen Ertrag einer Phänomenologie negativer emotionaler Selbstverhältnisse, in: Cornelia Richter/Bernhard Dressler/Jörg Lauster (Hgg.), Dogmatik im Diskurs. Mit Dietrich Korsch im Gespräch, Leipzig 2014, 241-261, 251.

[23]   Ebd., 251f.

[24]   Ulrike Wagner-Rau, Religiöse Spielarten der Scham, in: Alexandra Grund-Wittenberg/Ruth Poser (Hgg.), Die verborgene Macht der Scham. Ehre, Scham und Schuld im alten Israel, in seinem Umfeld und in der gegenwärtigen Lebenswelt, Göttingen 2018 (BThSt 173), 246-271, 253.

[25]   Ebd., 254.

[26]   Vgl. Kirsten Huxel, Art. Scham. 2. Ethisch, in: RGG4 7 (2004), 862-863, 862.

[27]   Jochen Schmidt, Wahrgenommene Individualität. Eine Theologie der Lebensführung, Göttingen/Bristol 2014 (Edition Wege zum Menschen 3), 77.

[28]   Bammel, Der Schambegriff als Kommentar zur Wirklichkeit des Menschen (s. Anm. 18), 204.

[29]   Schmidt, Wahrgenommene Individualität (s. Anm. 27), 89.

[30]   Ebd., 87.

[31]   Ebd., 88.

[32]   Werner Thiede, Dataismus statt Humanismus? Theologische Bemerkungen zur Ideologie der digitalen Revolution, in: Ulrich Beuttler/Markus Mühling/Martin Rothgangel (Hgg.), Digitalisierung und Freiheit. Mediale Lebenswelten und reformatorische Erkenntnis im Diskurs, Berlin 2018 (Jahrbuch der Karl-Heim-Gesellschaft 31), 89-116, 100.

[33]   Ebd.

[34]   Uwe Gerber, Individualisierung im digitalen Zeitalter. Zur Paradoxie der Subjektwerdung, Berlin 2019 (Theologisch-Philosophische Beiträge zu Gegenwartsfragen 21), 42.

[35]   Florian Reinthaler, „Geil auf House und von House aus geil“. Jugendliche Selbstvergötzung im Internet, in: Christian Wessely/Alexander D. Ornella (Hgg.), Religion und Mediengesellschaft. Beiträge zu einem Paradoxon, Innsbruck 2010 (TKD 20), 297-310, 298.

[36]   Thorsten Dietz, Sünde. Was Menschen heute von Gott trennt, Witten 22017, 112.

[37]   Christina Ernst, Mein Gesicht zeig ich nicht auf Facebook. Social Media als Herausforderung theologischer Anthropologie, Göttingen 2015 (Edition Ethik 15), 121.

[38]   Fuchs (s. Anm. 1), 146.

[39]   Tanja Gojny, Mir gegenüber – vor aller Augen. Selfies als Zugang zu anthropologischen und ethischen Fragestellungen, in: Gojny/Kürzinger/Schwarz (Hgg.), 15-40, 22.

[40]   Susanne Schwarz, Selfie oder Nolfie? Ein Abwägungsphänomen als Chance für ethische Lernprozesse, in: Gojny/Kürzinger/Schwarz (Hgg.), 189-212, 196.

[41]   Christina Ernst, Sichtbar entzogen. Medienwissenschaftliche und theologische Deutung von Selbstdarstellungspraktiken auf Facebook, in: Christina Costanza/Christina Ernst (Hgg.), Personen im Web 2.0. Kommunikationswissenschaftliche, ethische und anthropologische Zugänge zu einer Theologie der Social Media, Göttingen 2012 (Edition Ethik 11), 32-47, 33.

[42]   Gojny (s. Anm. 39), 21.

[43]   Ingo Reuter, You’ll never talk alone. Facebook als Beziehungsgeflecht in der Unwirtlichkeit des globalen Dorfes, in: PrTh 47 (2012), 181-186, 182.

[44]   Vgl. Heinrich Bedford-Strohm, Der Mensch in der digitalen Epoche, in: Kirchenamt der EKD (Hg.), Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft. Lesebuch zur 7. Tagung der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. 9. bis 12. November 2014 in Dresden, Frankfurt am Main 22015, 28-31, 30f.

[45]   Fuchs (s. Anm. 1), 143.

[46]   Vgl. ebd., 139.

[47]   Jan-Heiner Tück, Das Auge Gottes und der gläserne Mensch, in: IKaZ 44 (2015), 116-129, 121f.

[48]   Ebd., 126.

[49]   Dorothee Sölle, Atheistisch an Gott glauben?, in: dies., Stellvertretung, hg. von Ursula Baltz-Otto u. Fulbert Steffensky, Stuttgart 2006 (Gesammelte Werke 3), 217-234, 223.

[50]   Jochen Schmidt, Ethik und Rechtfertigung. Didaktische und ethisch-theologische Überlegungen. Vortrag im Arbeitskreis „Didaktik der Dogmatik“, Loccum 28.2.2020, 2. [unveröff. Manuskript]

[51]   Ebd., 3.

[52]   Gojny (s. Anm. 39), 22.

[53]   Ingo Reuter, Surfaces | Oberflächen. Haut | Spiegel | Kleidung | Wasser | Bildschirm | Erde, Würzburg 2019, 77.

[54]   Klaas Huizing, Scham und Ehre. Eine theologische Ethik, Gütersloh 2016, 230.

[55]   Bedford-Strohm (s. Anm. 44), 30.

[56]   Vgl. Johanna Haberer, Digitale Theologie. Gott und die Medienrevolution der Gegenwart, München 2015, 105ff.

[57]   Vgl. Kathrin S. Kürzinger, „So bin ich – bin ich so?“. Identität und Spiegelungen des Selbst in Selfies und Selbstporträts, in: Gojny/Kürzinger/Schwarz (Hgg.), 117-136, 117, 119, 133.

[58]   D. Bonhoeffer, Wer bin ich?, in: ders., Widerstand und Ergebung, 513-514, 514.

[59]   Ders., Brief an Eberhard Bethge vom 20.11.1943, in: ders., Widerstand und Ergebung, 193-197, 196.

[60]   Ders., Brief an Eberhard Bethge vom 30.04.1944, in: ders., Widerstand und Ergebung, 401-408, 402.

[61]   Ders., Brief an Eberhard Bethge vom 15.12.1943, in: ders., Widerstand und Ergebung, 232-239, 235.

[62]   Thorsten Dietz, Dietrich Bonhoeffer. Theologische Briefe aus „Widerstand und Ergebung“, Leipzig 2017 (GTCh 2), 161.

[63]   Christoph Wiesinger, Authentizität. Eine phänomenologische Annäherung an eine praktisch-theologische Herausforderung, Tübingen 2019 (PThGG 31), 120.

[64]   Michael Nagenborg, Widerstand im Zeichen der Maske. Anonymous, Hackerethik(en) und die Frage nach dem Subjekt im Zeitalter digitaler Identitäten, in: Martin Emmer/Alexander Filipović/Jan-Hinrik Schmidt/Ingrid Stapf (Hgg.), Echtheit, Wahrheit, Ehrlichkeit. Authentizität in der Online-Kommunikation, Weinheim/Basel 2013, 110-120, 114.

[65]   Haberer (s. Anm. 56), 106.

[66]   Kürzinger (s. Anm. 57), 119.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/131/jfb01.htm
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Jonathan Frommann-Breckner, 2021