Padua im Spiegel der Literatur

Eine Montage

Andreas Mertin

Natürlich wird es immer Kenner geben, die, voll Verachtung gegen die Kopien, auch weiterhin nur original-blutige Nasen genießen werden; so wie es Kenner gibt die, voll Hohn gegen Reproduktionen, Giottos nur in Padua sehen können. Aber diese Snobs werden nur dazu dienen, um die Regel zu bestätigen. [Günther Anders[1]]

Einleitung

Padua im Spiegel der Literatur – das ist etwas zu vollmundig geschrieben. Präziser müsste man sagen: Fundstücke mit Motiven rund um Padua in digital erschlossenen Quellen. Die hier präsentierten Fundstücke stammen aus knapp 420 Jahren, beginnend mit der Charakterisierung Paduas in der Schedelschen Weltchronik von 1493 und endend mit Walter Benjamins Schilderungen seines Besuchs in Padua in seinen Aufzeichnungen zur italienischen Reise Pfingsten 1912. Man hätte die Zusammenstellung auch mit Bertolt Brechts „Leben des Galilei“ enden lassen können, in dem der Kurator der Universität Padua zur kulturellen Offenheit der Stadt für Protestanten, Dissidenten, Männern und Frauen aus der ganzen Welt erklärt:

Wir in Padua lassen sogar Protestanten als Hörer zu! Und wir verleihen ihnen den Doktorgrad. Herrn Cremonini haben wir nicht nur nicht an die Inquisition ausgeliefert, als man uns bewies, bewies, Herr Galilei, dass er irreligiöse Äußerungen tut, sondern wir haben ihm sogar eine Gehaltserhöhung be­willigt. Bis nach Holland weiß man, dass Venedig die Repu­blik ist, in der die Inquisition nichts zu sagen hat.[2]

Ja, in der Chronik der Welt gilt Padua als eine der freien, offenen und liberalen Städte mit einem ausgezeichneten Angebot an Kultur wie im Folgenden deutlich wird.

1493 – Schedelsche Weltchronik

Die Schedelsche Weltchronik bündelt und systematisiert das allgemeine Wissen über die Welt am Ende des 15. Jahrhunderts. Darin ist sie prägend auch für andere Texte in der Literatur, die ihre Beschreibungen nicht selten einfach der Schedelschen Weltchronik entnehmen. Die Weltchronik ist gefüllt mit Ansichten der wichtigen Städte der damaligen Welt – soweit sie im Blickfeld ihrer Herausgeber lagen. Aber nicht immer verfügten die Herausgeber über optische Ansichten der beschriebenen Städte, weshalb sie z.B. kein Problem damit hatten, für Trier und Padua dasselbe Bild zu verwenden – visuelle Ökonomie sozusagen. Der beigefügte Text aber sammelt das damalige Wissen der europäischen Geisteswelt über die Stadt:

Padua ein fast alte treffentliche vnd weitgesuechte stat welscher land ist (als Virgilius vnd Titus liuius schreyben) durch Anthenorem auß Troya fluechtigen gepawen. dann anthenor zohe enmitten durch die achiuier bis an die Illirischen gestat. vnd kome in die herrschaft der Liburnier bis in das adriatisch meer vnd vertribe die Eueganier die dieselben gegent inhielten. vnd pawet die stat Padua. Aber Cicero spricht das die Paduaner den roemern fast freuentlich gewesen seyen. vnd inen zu den schwersten zeiten mit waffen vnd gelt geholffen haben. Padua ist aber darnach zu den glueckseligsten zeiten irs stands der roemer inwonung gewesen. doch nit in gestalt einer besitzung mit newem volck. sunder den Paduanern wardt die gerechtigkeit der mitwelung eins roemischen rats gegeben. vnd wir halten das kein stat in welschen landen an huebscheit offner gemeiner gepewe diser stat gleich sey. aber alle sundere vnd gemeine gepewe darinn sind new. dann Attila der Hunier koenig verwuestet sie. vnd wiewol sie von Narsete euenucho vnd von den von Rauenna wideraufgerichtet wardt so wardt sie doch darnach von den Lampartischen angezuendet vnd zeruedet. vnd aber nachfolgend zu den zeiten des grossen keyser Karsl vnd seiner suene vnd enicklen mit wunderperlicher zunemung gemeret bis zu den zeiten des ersten keyser Fridereichs. hat sie Ecelinus aller tyrannen der grausamst ime vnderworffen vnd vnzelich todsleg vnd außtreibung der burger begangen vnd fuergenomen. Darnach haben die Charrarier vnder dem tittel der hawbtmanschaft diser stat gepflegen vnd sie bey. c. iaren beseßen vnd habhaftiger reicher vnd zierlicher gemacht. dann auß vleis derselben Charrarier sind zum groeßeren teil erhebt vnd geziert die zynnen damit die stat mit trifeltigem vmbkrais vnd mawr befestigt ist. vnd wiewol Tymanus durch sie hinein fiel. yedoch sind durch vil vnd mancherlay graben mit grosser ueberschwencklicher arbeit gemacht die wasser vmb die stat an manchen oertern der stat. zu zier vnd fuog von denselben Charrariern gefuert vnd gelaitet worden In diser stat ist ein garfeste burg. vnd ein pallast vnder den walhen der erst. vnd ire gepew sind mancherlay. Keyser Henrich der vierd ein teuetscher hat die thumkirchen alda gepawen. da ist auch ein rathaws schoener den keins in der werlt. das darnach verprannt wardt. vnd doch die Venediger koestlicher wider gepawet. vnd die gepayn Titi liuij an ein sichpere stat gelegt haben. Daselbst ist auch sannd Anthonis ein so loebliche kierch das ir gleich selten in welschen landen gefunden wirdt. auch ist alda sand Justina der iunckfrawen tempel. darinn die leichnam sand Lucasen des ewangelisten. vnd Prosdoanni mitsambt der benanten sand Justina heiligthum behalten werden. vnd man sagt dieselben kirchen sey Jouis tempel gewesen: Aber yetzo ist daselbst ein weits closter sand Benedicten ordens. In diser stat ist ob allen hohenschulen welscher land die hohberuembtst. Dise stat hat außerhalb Tito liuio in der lere hohachtper vnd erleuechtet menner geporn. nemlich Paulum den rechtgelerten. Petruz de apono. dess fuertreffentliche schrift vnd lere zu gemeiner nutzperkeit der menschen in grossen eren gehalten werden. Item Albertum eynsidler ordens einen hohberuembten lerer vnd außschreyer der heiligen schrift. Item Stellam. Flaccum. Vollusium vnd vil ander in aller kunst fuertreffende mann. Vomm meer aufwartz hat dise stat ein schiffung auff dem fluss Brinta. der dabeyhin fleueßt. Von Lucafusina schiffet man pald sechs meyl gein Padua in einem mit hannd gemachten graben.[3]

Neben der mythischen Stadtgründung durch einen Überlebenden des trojanischen Krieges (Anthenor) sind es zunächst die politischen Konstellationen, die damals interessierten. Dann aber erfolgt wie in einer touristischen Broschüre ein Superlativ nach dem nächsten: unvergleichbar im Städtebau, ein Rathaus schöner als jedes andere in der Welt, die unvergleichlich Basilika des Hl. Antonius, die hochberühmte Universität. Diese Beschreibung scheint auch nachfolgende Texte beeinflusst zu haben.

1587 – Faust in Padua: Historia von D. Johann Fausten

Die erste größere Sammlung des Fauststoffes ist die 1587 vom Buchdrucker Johann Spies veröffentlichte Historia von D. Johann Fausten. Darin unternimmt Faust mit Hilfe Mephistos eine etwas wilde Reise quer durch Europa, ausgehend von Trier nach Paris, zurück nach Mainz, dann nach Neapel und von dort nach Venedig. Von Venedig reist er dann weiter nach Padua:

„Weiters kompt er Welschlandt gen Padua, die Schul da zu besichtigen. Diese Statt ist mit einer dreyfächtigen Mawer befästiget, mit mancherley Gräben, vnnd vmblauffenden Wassern, darinnen ist eine Burg vnd Veste, vnd jr Gebäw ist mancherley, da es auch hat eine schöne Thumbkirch, ein Rahthauß, welches so schöne ist, daß keines in der Welt diesem zuvergleichen seyn sol. Ein Kirche S. Anthonij genannt, ist allda, daß jres gleichen in gantz Italia nit gefunden wirt.“[4]

„Welschlandt“ bezeichnet hier nach historischem Sprachgebrauch Italien, die „Schul“ ist natürlich die berühmte Universität, die „Thumbkirch“ die Kathedrale und das Rathaus der Palazzo della Ragione. Die Basilika des Heiligen Antonius wird besonders hervorgehoben. Zumindest die Beschreibung des Ratssaales ist geradezu touristisch orientiert: „welches so schöne ist, daß keines in der Welt diesem zuvergleichen seyn sol“. Erkennbar wird damit auf die Schedelsche Weltchronik – oder eine beiden zugrundeliegende Quelle – Bezug genommen.

1589 – Christopher Marlowe – Die tragische Historie vom Doktor Faustus

In der Bearbeitung des Fauststoffes durch Christopher Marlowe, der sich an der Vorlage orientiert, wird Padua freilich nur im Rahmen einer knappen Aufzählung der Reisestationen des Faustus auf seinem Weg nach Rom aufgeführt: “From thence to Venice, Padua, and the rest, In one of which a sumptuous temple stands, That threats the stars with her aspiring top. Thus hitherto hath Faustus spent his time …”[5] Offenkundig hat Christopher Marlowe kein spezifisches Interesse an der Stadt Padua und ihren baulichen Meisterwerken.

1610 / 1737 – C. Wagner, D. Fausti Famulus, hält ein Gastmahl zu Padua

Spätere Ausschmückungen des Fauststoffes ergehen sich in Schilderungen der schwarzen Magie, die nicht allein durch Doktor Faust, sondern auch durch seinen Famulus Christoph Wagner ausgeübt wird. In Bräuners „Physicalisch- und Historisch-Erörterte Curiositaeten“ referiert dieser eine Erzählung, die er wiederum auf Wolfgang Hildebrands 1610 erschienenes Buch „Magia naturalis. Das ist Kunst und wunderbuch, darinn begriffen wunderbare Secreta, Geheimnisse und Kunststücke“[6] zurückführt. Danach soll Wagner soll in Padua ein wundersames Gastmahl veranstaltet haben, an dessen Ende ein Gast und seine Frau wegen ihrer Gier und Wut in Ochs und Kuh verwandelt werden:

„Diesem Fausto wird auch ein Famulus zugesellet, so sich Christoph Wagner genennet haben soll, welcher auch vielerley Händel in der schwartzen Kunst ausgeübet, etliche dessen Stücklein, welche Wolffg. Hildebrand in seiner entdeckten Zauberey angeführet, wollen wir anhero setzen, und in seinem Werth, ob solches Gedicht oder Geschicht sey, paßiren lassen. Unter andern beschreibt er eine von einer zu Padua angestellten wunderbahren Gasterey, als folget: Es bat Christoph Wagner einen Herrn zu Gast, welcher ihn des Tages vorher auch tractirt hatte: als nun dieser, nebst andern noch mehr geladenen Gästen erschien, und zu bestimmter Zeit ankamen, sahen sie sich aller Orthen im Hause herum, und funden nirgend weder Feuer noch Rauch noch jemand vom Hauß-Gesinde, denn nur seinen Knecht, welcher Clauß Möller hieß. In kurtzer Zeit waren die Tische gedeckt, und lagen auf den Bäncken umher etliche leere. Vaßlein, und grosse Klötzer, darin stacken Vaß-Hahnen, wie sonst in andern Vässern zu seyn pflegen. Da hatte Wagner auch ein Fenster in dem Saal wie einen Schranck vermachen lassen: denselben that er auf und nahm immer eine Schüssel mit Essen nach der andern heraus, und setzte sie auf den Tisch, ein Theil war kalt, ein Theil noch etwas laulecht- warm: und als er diß aufgetragen hatte, vermeineten sie, es wäre nichts mehr fürhanden. Er aber gieng hin, und brachte abermahl andere Gerichte mit Speisen, da fingen sie sich erstlich an zu verwundern, wo das herrliche Essen herkommen möchte, und wie er so viel in dem Schränckel beherbergen könte. Aber sie schwiegen doch still und hätten auch gern getruncken, frageten, ob man bey dieser Mahlzeit nicht träncke? da schlug Christoph Wagner mit einem Stab an die Wand, alsobald kame ein schöner Jüngling heraus, gantz wie ein Teutscher gekleidet, der hatte zween güldene Becher in seinen Händen, gieng hin zu dem einen leeren Vaß, und zapffete einen guten welschen Wein heraus, setzte solthen auf den Tisch, und ließ ihnen selbigen versuchen, und als sie die Becher beschaueten, funden sie des Türckischen Kaysers Nahmen und Wappen darauf gestochen. Bald schlug Wagner auf die andere Seite der Wand, da kam herfür eine schöne Jungfrau / die hatte einen gantzen Korb voller Kunstreicher güldener und silberner Trinck-Geschirr / darunter vieler Fürsten und Herrn Nahmen und Wappen, sonderlich des Königs in Franckreich, in Spanien, auch anderer fürnehmer Prälaten, daß sie genug daran zu sehen hatten; diese gieng hin zu dem dürren Stock und Klotz, zapffete einen guten köstlichen Malvasier hieraus, und gab ihn den Gästen: oben überm Tische hing ein höltzern Rohr, unter solches hielten die Gäste ihr Geschirr, so lieff Wasser aus demselben, wann ihnen eins beliebte, so lang bis er an das Rohr klopffete, und wuste niemand, wo das Wasser hinein käme, weil solches Rohr oben nur mit einem Zwirns-Faden befestiget war. Uber dieses lagen noch andere Väßlein darbey, aus denen allen Spanische / Ungarische und andere Weine gelassen werden konten, dergleichen vormahl noch nie von ihnen getruncken worden war. Nach diesem brachte er noch mehr Speisen von raren Geflügel und Fischen / derer in Italien nicht gefunden werden. Und als sie nun frölich waren, kam sein Geist, (Meister Auerhahn) mit einer lustigen Gesellschafft, hatten alle Fiedeln, und schrabten darauf, etliche Bauer-Villamellen, und Grase-Liedlein, bald nahmen sie andere Instrumenten und erzeigeten sich frölich: in Summa, Meister Auerhahn ware so lustig und machete so vielerley Kurtzweil, daß solche nicht all zu erzehlen seyn. Wie nun das Mahl gehalten war, griff Wagner wieder in seinen Schranck, und brachte allerhand seltzame Früchte herfür, so in Spanien, Franckreich, Niederland, Griechenland, in Arabia und India wachsen, von herrlicher frischer Würtze und andern schönen Gewachsen; darbey waren auch allerhand schöne Blumen, und wohlriechende schöne Kräuter, daß davon nicht nur der Mund an wohlschmeckenden Früchten, sondern Augen und Nase contentirt werden konten. Da sie nun eine gute Zeit frölich gewesen, fähet einer von ihnen an, und spricht zu Wagnern: Signeur Christophore: Ich bitt freundlich, ihr wollet uns doch auch ein hübsch kurtzweiliges Pößgen sehen lassen. Wagner antwortete: es wäre auf dißmahl genug, er hätte diesesmahl nebst andern Hrn. genug gesehen, welches sie sämtlich bekannten, und sagten, daß der Kurtzweil ein grosser Uberfluß gewesen. Aber dieser hielt weiter an, und wolte nicht nachlassen, sondern bat nur noch um eines zum Schlaf-Trunck, da sprach Wagner: es solte geschehen: Bald darauf in einem Huy bekam derselbe einen Ochsen-Kopff / mit grossen Hörnern / recht wie ein solches Thier: die andern Herrn fiengen an, seiner zu lachen und zu spotten; dieses verdroß ihn, und wolte sich mit Schelten verantworten, fähet also greulich an zu brüllen, und brummen, wie ein rechter natürlicher Ochse, bald wolt er einen Becher ins Maul nehmen und trincken, konte sich aber nicht darzu schicken, denn die Lappen am Maul waren ihm viel zu groß, da brachte Wagners Famulus Wein in einem Vaß, da that er einen guten Suff. Also hatten diese Herrn ihre Schalcks-Possen mit dem Ochsen, und gönneten es ihm gantz wohl. Unterdessen kommt das Geschrey für seine Madame, die hat erfahren, daß ihr Mann ein Ochsen-Haupt habe, und gehet geschwind hin und befindet es also; da machete sie sich mit losen Worten an Wagnern, und schalt ihn aufs hefftigste; und ob er ihr wohl gute Wort gab, wolt alles doch nicht helffen, da zauberte ihr Wagner einen schönen Küh-Kopff / mit zierlichen Hörnern / und ward also das Gelächter viel grösser; musten auch also mit ihren Köpffen nach Hause gehen, und sich vielen Schauern auf der Gasse zeigen: des folgenden Tages aber wurden sie derer auf der andern Herrn Vorbitten wieder entlediget.“[7]

Diese Geschichte könnte natürlich in jeder Stadt der Welt lokalisiert werden, es gibt wenig Gründe, sie gerade an Padua zu binden. Aber selbstverständlich kann man in Padua gut speisen, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Empfohlen wird Bigoli con sugo di gallina imbriaga.

1656 – Harsdörffer: Die merckwürdigen Träume

Georg Philipp Harsdörffer war, wie das Lexikon vermeldet, ein deutscher Dichter des Barocks und Begründer des Pegnesisischen Blumenordens. Sein Buch 1656 erschienenes Buch „Der grosse Schauplatz jämmerlicher Mordgeschichte“ ist ein popkultureller Bestseller in seiner Zeit, allein bis 1693 erscheinen sieben Auflagen. Padua kommt einige Male eher beiläufig darin vor, am Interessantesten, weil unmittelbar mit einem Ort verknüpft, ist seine Wiedergabe einer Erzählung von Petrarca:

Petrarcha meldet für gewiß / daß ein Italiener getraumet / es habe ihn ein steinerner Löw todt gebissen. Als er folgenden Tag zu Padua bey dem Tempel welcher der H. Justina gewidmet ist verbey gegangen / hat er seinen Gesellen den Traum erzehlet / und in der Erzehlung die Hand in des marmolsteinern Löwen Rachen gestossen / sagend / daß dieses sein Feind in dem Schlaff gewesen. Es war aber ein Scorpion in deß Löwen Rachen verborgen / der den Studenten also gestochen / daß er sterben müssen.[8]

Diese Geschichte ist in ähnlicher Form auch an anderen Orten der Welt zu finden. In Rom entspräche dem etwa „La Bocca della verità“, filmgeschichtlich berühmt geworden nicht zuletzt durch die Szene mit Audrey Hepburn und Gregory Peck in „Ein Herz und eine Krone“ aus dem Jahr 1953. Bei Petrarca bekommt sie ihren zusätzlichen Reiz durch die Self-Fulfilling Prophecy, denn der Student könnte natürlich darauf verzichten, einmal gewarnt durch seinen Traum, die Hand in das Maul des Löwen zu legen.

1658 – Peter Lauremberg - Neue und vermehrte Acerra philologica

Wenn man einmal mit absurden regional-anekdotischen Horror- und Mordgeschichten beginnt, kann man sich nur schwer davon lösen. Auch die folgende Geschichte verknüpft sich erzählerisch mit der Stadt Padua, wiewohl sie sich an jedem anderen Ort der Welt hätte abspielen können:

Es hat sich folgendes zugetragen zu Padua mit zween Brüdern aus dem alten Geschlecht der Liminiorum, da sie nach dem Abend-Essen vor der Haußthür stunden / und von allerley Sachen mit einander discurirten. Unter andern fieng der eine an / und sprach mit lachendem Munde / weil der Himmel eben schön klar war / und voller Sternen stund: Ich wolte wünschen / daß ich so viel Rind-Vieh hätte / als ich Sternen an Himmel sehe. Der ander sprach gleicher massen in Schertz: So wolte ich / daß ich eine Wiese hätte / die so groß wäre als der Himmel / wo woltest du denn dein Rind-Vieh hintreiben auff die Weyde? Ey / sprach der erste: Ich wolte auff deine Wiese treiben. Wie aber / sprach der ander / wann ichs nicht haben wolte? Darauff replicirt jener; So wolt ichs doch thun. Dieser sprach: Woltestu es dann wider meinen Willen thun? Ja / antwortet der ander / wann du es mir nicht gutwillig gestatten woltest / so wolte ich es freylich wider deinen Willen thun. Das trieben sie so lange mit einander / biß endlich der Schimpff in einen Ernst verwandelt ward / und diese Brüder dermassen ergrimmeten / daß sie beyde zur Wehr griffen / und sich beyde elendiglich ermordeten.[9]

Geringe Ursache, große Folgen könnte man sagen. Gefunden habe ich diese Geschichte wortwörtlich auch schon in dem 1627 erschienenen Buch „Das Buch der Weisheit Salomonis in unterschiedenen Predigten“ des lutherischen Theologen Konrad Dieterich.[10] Und dieser beruft sich wiederum auf die nach 1559 erschienene mehrbändige lateinisch geschriebene „Historiae de urbis Patavii“ des Bernardino Scardeone.[11] Und sollte dies die älteste Quelle für die Erzählung sein, wäre sie zumindest als Urban legend seit langem mit der Stadt Padua verbunden.

1695 – Abraham a Santa Clara: Judas der Erzschelm

Mit Abraham a Santa Clara kommen wir zu jenen Texten, die mit dem angeblichen Ruhm der Universität von Padua spielen, ihn aber auch in Frage stellen.

„Bononia zählt viel Doktores, Salamantica hat viel Doktores, Padua nährt viel Doktores, Conimbria zeigt viel Doktores, Lugdun stellt viel Doktores; bin aber versichert, wann alle diese und noch andere mehr Anno 30 nach Christi Geburt wären bei Leben gewest, so hätte doch unser lieber Herr keinen aus ihnen zum Apostelamt promovirt, sondern er hat die ganze Welt wollen lehren durch gemeine, einfältige, schlechte, arme, zerrissene, bäurische, grobe und ungelehrte Fischer, ut piscatores, sequentibus spiritibus confunderent oratores etc. Was Wunder und Wunderthaten hat nit der allmächtige Gott schon gewirkt durch gemeine, einfältige, und bei der Welt verachtete Menschen! die vornehmsten und berühmtesten Wallfahrten in der ganzen Welt haben meistens ihren Anfang genommen von gemeinen einfältigen Leuten.“[12]

Bologna, Salamanca, Padua, Coimbra und Leiden – sorgfältig vermeidet der Autor jene Universitäten herabzusetzen, an denen er selbst studiert hat – als da wären Wien, Prag und Ferrara. Über Padua weiß er noch eine süffisante Anmerkung zu machen:

„Es muß jemand einen groben und gar ketzerischen Katharr haben, wann er zu Padua nicht riechet den übernatürlichen lieblichen Geruch, so da gehet von dem heiligen Grab und Leib des wunderthätigen Antonii Paviani etc.“[13]

In Padua wird bis heute die Leiblichkeit des Heiligen kultiviert – durch Ausstellung seiner Körperteile in einer faszinierenden Reliquienkapelle, die u.a. das Kinn, den Stimmapparat, die Kopfhaut, einen Finger, die Haare und die unversehrte Zunge des heiligen Antonius zeigt. Die Kirche schreibt dazu: Es sind fast 800 Jahre seit dem Tod des Heiligen vergangen und diese Zunge ist ein immerwährendes Wunder, einzigartig in der Geschichte und voll von religiöser Bedeutung. Symbolisch bezeugt sie das Werk der Evangelisierung des heiligen Antonius. Dieser unglaublichen Reliquie würdig ist das elegante Reliquiar, in dem diese Reliquie schon seit Jahr­hun­derten aufbewahrt wird, ein Meisterwerk aus vergoldetem Silber von Giuliano da Firenze (1436).

1696 – Christian Reuter, Schelmuffsky

Die 1696 pseudonym publizierte, aber aus der Feder von Christian Reuter stammende „warhafftige curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande“ mit der zentralen Figur des Schelmuffsky ist Narren-Reisebericht: „Die Germanistik ist sich nicht ganz schlüssig, ob es sich um einen Schelmenroman, einen Abenteuerroman oder um eine Münchhausiade handelt. Der Erzähler ist eine Art Kamera, die Eindrücke ungefiltert wiedergibt. Auf diese Weise charakterisiert er sich selbst, ohne sich dessen bewusst zu sein, indem er im Wesentlichen vom Fressen, Saufen und Sichübergeben berichtet. Gleichzeitig gibt er höfische Formen und Feste, Galanterie und die damals übliche maßlose Übertreibung in den vermehrt aufkommenden Reisebeschreibungen der Lächerlichkeit preis.“[14] Eine Episode spielt auch in Padua, wohin der Held notgedrungen reist, nachdem er Venedig unrühmlich verlassen hat. Er steigt im Gasthaus „Zum roten Ochsen“ ab (vom Baedeker direkt an der Universität verortet), ein etwas zweifelhaftes Etablissement und erlebt dort sein Abenteuer. Die Stadt schildert er so:

Padua ist der Tebel hohl mer eine brave Stadt; ob sie gleich nicht gar groß ist, so hat sie doch lauter schöne neue Häuser und liegt eine halbe Stunde von Rom. Sie ist sehr Volckreich von Studenten, weil so eine wackere Universität da ist. Es sind bisweilen über dreißig tausend Studenten in Padua, welche in einem Jahre alle mit einander zu Doctors gemacht werden. Denn da kan der Tebel hohl mer einer leicht Doctor werden, wenn er nur Speck in der Tasche hat und scheuet darbey seinen Mann nicht.[15]

Oder seine Frau, denn in Padua konnten auch Frauen studieren. Aber das lag nicht im Blickfeld des Autors Christian Reuter. Und das obwohl doch gerade in jenen Jahren, genauer im Jahr 1678 die erste Frau auf der Welt einen Doktortitel erhält: Elena Lucrezia Cornaro Piscopia, die in Padua zwar nicht in Theologie, wohl aber in Philosophie promovieren darf. Reuter muss aber sein Publikum bedienen und so schildert er seine Erlebnisse im einem Räubergasthaus nahekommenden Domizil in Padua. Es geht um Aufschneiderei, Ehrenhändel und halbseidenes Studentenleben.

1757 – Dominicus Wenzel – Lehrreiches Exempelbuch

Dominicus Wenz, ein Öhninger Erzähler des 18. Jahrhunderts, bedient den Lesehunger der breiten Bevölkerung mit seinem lehr- und anekdotenreichen Exempelbuch. Die Zuordnung der einzelnen Geschichten zu konkreten Orten und Regionen ist dabei willkürlich, es geht darum, möglichst Kurioses aus möglichst vielen verschiedenen Orten der Welt zu kolportieren.[16]

Um das Jahr Christi 1586. erkranckte zu Padua, einer Stadt in Welschland, ein Jüngling auf den Tod. Wie er gemerckt, daß kein Hofnung des Lebens mehr übrig, liesse er sich zeitlich mit den gewöhnlichen Sacramenten der Sterbenden versehen; damit er auf den Tods-Kampf wider den bösen Geist gerüstet wäre. Indem er nun also da liegt, laßt sich der böse Geist in abscheulicher und schröcklicher Gestalt vor ihm sehen; um hierdurch den Krancken zu schröcken, und verzagt zu machen. Kaum hatte ihn der Krancke ersehen, da schreyt er überlaut: Sehet! sehet! der böse Geist ist da. Gebt mir gschwind das Crucifix, damit ich ihn verjage. Als er solches von denen Umstehenden empfangen, bate er sie, sie wollten doch für ihn betten, damit ihm der böse Geist nicht möchte beykommen. Welches dann die Umstehende auch fleißig gethan; also, daß der Krancke eine weil ruhen konnte, es stunde aber nicht lang an, da liesse sich der böse Geist das andertemahl sehen. Weßwegen dann der Krancke die Umstehende auf ein neues um ihr Gebett ersucht, sagend, der böse Geist wolle ihm das Crucifix mit Gewalt aus denen Händen reissen. Als ein Geistlicher, der ihm beystunde, solches gehört, besprengte er den Krancken mit dem Weyh-Wasser, sprache ihm zu, er sollte den Schild des Glaubens ergreiffen, und sein Vertrauen auf die göttliche Barmhertzigkeit setzen; dann diese werde ihn nicht verlassen. Der Krancke thuts, und sihe! der böse Geist mußte wiederum abweichen. Allein er kame zum drittenmahl, und weil er mit seiner Abscheulichkeit nichts konnte ausrichten, zeigte er sich nunmehro in einer gantz poßirlichen Gestalt, und triebe allerhand Gauckler-Spihl vor dem Krancken, ihne hierdurch vom Gebet abzuhalten, oder wenigst darinn irr zu machen. Weil sich aber der Krancke nichts daran kehrte, verdrosse es den bösen Geist dergestalt, daß er ihn nicht allein mit Fäusten hart schluge, sondern ihm auch Händ und Füß also zusammen bande, daß er sich nicht mehr bewegen konnte; worauf er die Flucht genommen. Nach diesem Streit, (welcher zwey Stund lang gedauret) erfolgte bey dem Krancken ein grosse Ruhe. Wie er aber gemerckt, daß ihm Händ und Füß vom bösen Feind wären gebunden worden, verlangte er mit dem Weyhwasser besprengt zu werden. Und siehe, des bösen Feinds unsichtbahrer Gewalt wurde aufgelöset; und konnte sich der Krancke nunmehr wiederum frey bewegen, wie er wollte. Das erweckte nun in ihm ein solche Freud, daß er GOtt dem Herrn für den erhaltenen Sieg ohnabläßlich Danck sagte, und in solcher Dancksagung letztlich seinen Geist in die Händ des Schöpfers aufgabe. Der Streit aber, so der Krancke mit dem bösen Feind gehabt, verursachte bey denen Umstehenden eine solche Veränderung im Gemüth, daß viel ihr Leben gebessert haben; sorgend, sie dörften einstens im Tod-Beth, gleich dem verstorbenen Jüngling mit dem bösen Geist zu streiten haben: und das villeicht mit gröster Gefahr, von ihm überwunden zu werden.[17]

Dominicus Wenz beruft sich in seiner Schilderung auf eine italienische Quelle, die Annales Venetorum aus dem Jahr 1586. Die Erzählung ordnet sich nicht konkret in die Wundererzählungen über den Heiligen Antonius von Padua ein, passt aber zu dessen Predigten.

***

Mit der italienischen Reise von Johann Wolfgang von Goethe kommen wir zur ersten seriösen Reiseberichterstattung. Padua ist damals etwas zwischen den Zeiten, Ende des 18. Jahrhunderts wird die venezianische Vorherrschaft enden, Padua gerät zunächst in den Besitz der Franzosen, dann der Österreicher und schließlich des Königreiches Italien. Kurz bevor Goethe in Padua eintrifft, hat sich die Stadt die Neugestaltung des Prato della Valle vorgenommen, ein im Süden der Stadt gelegenes Sumpfgebiet, das seit Urzeiten als Festwiesen, Markt- und Versammlungsort genutzt wurde.

Auf dem Gemälde von Canaletto kann man den alten Zustand des Prato della Valle ganz gut studieren (am linken Bildrand erkennt man die Kirche St. Guistina. Für die Trockenlegung des Geländes ist ein besonderer Aufwand notwendig. Es ist der Versuch einer gezielten städtebaulichen Aufwertung der Stadt. Der Prato della Valle ist ein riesiges Areal, einer der größten Plätze in ganz Europa.

1786 – Goethe in Padua

Goethe kommt über Trient, Verona und Vicenza nach Padua und steigt dann in einem Hotel gegenüber der Antonius-Basilika ab. Im 18. Jahrhundert hieß das Hotel All'Aquila d'Oro und wurde vom Adel Italiens und ganz Europas besucht. Hierher kamen zahlreiche Kutschen, Pferde und Koffer, wie man sie für die aufreibenden langen Reisen quer durch ganz Europa brauchte. Von diesen exzellenten Besuchen zeugen heute noch zwei Marmortafeln im Eingangs­bereich des heutigen Hotels Casa del Pellegrino. Nach Jahren blühenden Betriebs verkam das Hotel, bis es das Patavische Provinzialiat der Minderen Konviktbrüder kaufte und für seine Renovierung sorgte. Anlässlich des Heiligen Jahres 1950 wurde es für das Publikum als „Casa del Pellegrino" („Haus des Pilgers") wieder geöffnet und als einfacher, aber einladender Herbergsbetrieb für Pilger zur Sankt Antonius Basilika. Jedenfalls logierte Goethe 1796 im All'Aquila d'Oro und machte sich von hier auf zu seiner Stadterkundung. Er beginnt in der südwestlichen Ecke der inneren Stadtmauer, wo das in dieser Zeit gerade neu gestaltete und ausgebaute Observatorium liegt:

Die herrliche Lage der Stadt konnte ich vom Observatorium aufs klärste überschauen. Gegen Norden Tiroler Gebirge, beschneit, in Wolken halb versteckt, an die sich in Nordwest die vicentinischen anschließen, endlich gegen Westen die näheren Gebirge von Este, deren Gestalten und Vertiefungen man deutlich sehen kann. Gegen Südost ein grünes Pflanzen­meer, ohne eine Spur von Erhöhung, Baum an Baum, Busch an Busch, Pflanzung an Pflan­zung, unzählige weiße Häuser, Villen und Kirchen aus dem Grünen hervorblickend. Am Horizont sah ich ganz deutlich den Markusturm zu Venedig und andere geringere Türme.[18]

Letzteres würde ich dann doch bezweifeln, ein konkretes Bauwerk aus 37 km auf gleicher Höhe zu erkennen ist wenig wahrscheinlich, aber der Blick von dort oben ist sicher beeindruckend und gibt tatsächlich einen guten Überblick.

Das Universitätsgebäude hat mich mit aller seiner Würde erschreckt. Es ist mir lieb, daß ich darin nichts zu lernen hatte. Eine solche Schulenge denkt man sich nicht, ob man gleich als Studiosus deutscher Akademien auf den Hörbänken auch manches leiden müssen. Besonders ist das anatomische Theater ein Muster, wie man Schüler zusammenpressen soll. In einem spitzen, hohen Trichter sind die Zuhörer übereinander geschichtet. Sie sehen steil herunter auf den engen Boden, wo der Tisch steht, auf den kein Licht fällt, deshalb der Lehrer bei Lampenschein demonstrieren muß.

Der große Platz, Prato della Valle genannt, ist ein sehr weiter Raum, wo der Hauptmarkt im Juni gehalten wird. Hölzerne Buden in seiner Mitte geben freilich nicht das vorteilhafteste Ansehn, die Einwohner aber versichern, daß man auch bald hier eine Fiera von Stein wie die zu Verona sehen werde. Hiezu gibt freilich schon jetzt die Umgebung des Platzes gegründete Hoffnung, welche einen sehr schönen und bedeutenden Anblick gewährt. Ein ungeheures Oval ist ringsum mit Statuen besetzt, alle berühmten Männer vorstellend, welche hier gelehrt und gelernt haben. Einem jeden Einheimischen und Fremden ist erlaubt, irgendeinem Landsmann oder Verwandten hier eine Bildsäule von bestimmter Größe zu errichten, sobald das Verdienst der Person und der akademische Aufenthalt zu Padua bewiesen ist. Um das Oval umher geht ein Wassergraben. Auf den vier Brücken, die hinaufführen, stehen Päpste und Dogen kolossal, die übrigen, kleiner, sind von Zünften, Partikuliers und Fremden gesetzt … Die Statuen sind in einer braven modernen Manier gemacht, wenige übermanieriert, einige recht natürlich, sämtlich im Kostüm ihrer Zeit und Würden. Die Inschriften sind auch zu loben. Es findet sich nichts Abgeschmacktes und Kleinliches darunter.

Goethe wendet sich dann vom Prato della Valle Richtung Basilika des Hl. Antonius und betritt zunächst die Scuola di Sant’Antonio:

In dem Versammlungsorte einer dem heiligen Antonius gewidmeten Brüderschaft sind ältere Bilder, welche an die alten Deutschen erinnern, dabei auch einige von Tizian, wo schon der große Fortschritt merklich ist, den über den Alpen niemand für sich getan hat.

Gleich darauf sah ich einiges von den neusten. Diese Künstler haben, da sie das hohe Ernste nicht mehr erreichen konnten, das Humoristische sehr glücklich getroffen. Die Enthauptung Johannes', von Piazetta, ist, wenn man des Meisters Manier zugibt, in diesem Sinne ein recht braves Bild. Johannes kniet, die Hände vor sich hinfaltend, mit dem rechten Knie an einen Stein. Er sieht gen Himmel. Ein Kriegsknecht, der ihn hinten gebunden hält, biegt sich an der Seite herum und sieht ihm ins Gesicht, als wenn er über die Gelassenheit erstaunte, womit der Mann sich hingibt. In der Höhe steht ein anderer, der den Streich vollführen soll, hat aber das Schwert nicht, sondern macht nur mit den Händen die Gebärde, wie einer, der den Streich zum voraus versuchen will. Das Schwert zieht unten ein dritter aus der Scheide. Der Gedanke ist glücklich, wenn auch nicht groß, die Komposition frappant und von der besten Wirkung.

Nahezu unbemerkt ist Goethe unmittelbar aus seiner Beschreibung des Tizian in der Scuola di Sant’Antonio zum (heute wohl nicht mehr erhaltenen) Kunstwerk des Giovanni Battista Piazzetta gesprungen, das sich in der Basilika des Hl. Antonius befunden haben muss[19] - ohne dann jedoch weiter auf die Basilika und die anderen bedeutenden und einzigartigen Kunstwerke dort (also z.B. die Arbeiten von Donatello und die Kreuzigungsgruppe von Altichiero da Zevio) einzugehen. Das irritiert schon ziemlich.

In der Kirche der Eremitaner habe ich Gemälde von Mantegna gesehen, einem der älteren Maler, vor denen ich erstaunt bin. Was in diesen Bildern für eine scharfe, sichere Gegenwart dasteht! Von dieser ganz wahren, nicht etwa scheinbaren, effektlügenden, bloß zur Einbildungskraft sprechenden, sondern derben, reinen, lichten, ausführlichen, gewissenhaften, zarten, umschriebenen Gegenwart, die zugleich etwas Strenges, Emsiges, Mühsames hatte, gingen die folgenden Maler aus, wie ich an Bildern von Tizian bemerkte, und nun konnte die Lebhaftigkeit ihres Genies, die Energie ihrer Natur, erleuchtet von dem Geiste ihrer Vorfahren, auferbaut durch ihre Kraft, immer höher und höher steigen, sich von der Erde heben und himmlische, aber wahre Gestalten hervorbringen. So entwickelte sich die Kunst nach der barbarischen Zeit.

Der begeisterte Blick auf die heute leider zu einem guten Teil zerstörten und nur noch fragmentarisch erhaltenen Mantegna-Bilder ehrt Goethe. Man kann freilich nur vermuten, dass die benachbarte Scrovegni-Kapelle zu Goethes Zeiten nicht zugänglich war, sonst erscheint es unerklärlich, warum Goethe nicht auch auf das die moderne Kunst begründende Genie Giotto (1267-1337) eingeht. So aber spannt er eine Linie von Mantegna (1431-1506) über Tizian (1488-1576) zur Kunst seiner Gegenwart, also Giovanni Battista Piazzetta (1682-1754).

Der Audienzsaal des Rathauses, mit Recht durch das Augmentativum Salone betitelt, das ungeheuerste abgeschlossene Gefäß, das man sich nicht vorstellen, auch nicht einmal in der nächsten Erinnerung zurückrufen kann. Dreihundert Fuß lang, hundert Fuß breit und bis in das der Länge nach ihn deckende Gewölbe hundert Fuß hoch. So gewohnt sind diese Menschen, im Freien zu leben, daß die Baumeister einen Marktplatz zu überwölben fanden. Und es ist keine Frage, daß der ungeheure überwölbte Raum eine eigene Empfindung gibt. Es ist ein abgeschlossenes Unendliches, dem Menschen analoger als der Sternhimmel. Dieser reißt uns aus uns selbst hinaus, jener drängt uns auf die gelindeste Weise in uns selbst zurück.

Ehrlich gesagt, lädiert dies eher mein Bild von Goethe als die Erinnerung an den Ratssaal. Dass der Verfasser des Faust aber so wenig mit diesem Saal und dessen Ausmalung nach den Ideen des Mediziners Pietro d‘Abano anfangen kann, will mir nicht einleuchten.

Aber vielleicht passt es zu seiner Begeisterung für die eher kalte und ästhetisch reduzierte Basilika der Heiligen Justina.

So verweil' ich auch gern in der Kirche der heiligen Justine. Diese vierhundertfünfundachtzig Fuß lang, verhältnismäßig hoch und breit, groß und einfach gebaut. Heut' abend setzt' ich mich in einen Winkel und hatte meine stille Betrachtung; da fühlt' ich mich recht allein, denn kein Mensch in der Welt, der in dem Augenblick an mich gedacht hätte, würde mich hier gesucht haben.

Eine einsame stille Betrachtung in einer der größten Renaissance-Kirchen – das hat schon fast etwas Ironisches.

1786 – Joseph Franz Ratschky

Mit Joseph Franz Ratschky (1757-1810) kommen wir nun zur Aufklärungsliteratur. Bereits in der Zeit der Reformation war das Wallfahrtswesen einer scharfen Kritik unterzogen worden, wie man an der Kritik von Albrecht Dürer an der Wallfahrt zur Schönen Madonna zu Regensburg sehen kann. Mit der Aufklärung geht es nun nicht mehr um das Übertriebene bei Wallfahrten, sondern um das System als solches. Joseph Franz Ratschky veröffentlicht eine „Grabschrift des heil. Antons von Padua. Padua im Brachmond 1786.“ Dort heißt es:

Wen weder Frank, noch Merz,
noch Fast bekehren kann,
Den schickt zu diesem Grab.
Hier ruht ein Wundermann,
Der selbst ungläubigen Meeraalen und Makrelen
Zu predigen nicht unterliess,
Und viel verstockte Häringsseelen
Dem Teufel aus dem Rachen riss.

Die Legende verlegt die Predigt des Hl. Antonius an den Strand von Rimini, 185 km von Padua entfernt. Dort trifft Antonius auf Häretiker, die ihm nicht zuhören wollen: „Da ihr euch des Wortes Gottes unwürdig zeigt, wende ich mich an die Fische, um eure Ungläubigkeit noch deutlicher zu unterstreichen."

1795 – Voltaire, Candide

In Voltaires „Candide“ kommt die Stadt Padua nicht direkt vor, nur in einem Gebetswunsch wird knapp der heilige Antonius erwähnt. Nach dem Kapitel „Wie man zur Verhütung der Erdbeben ein schönes Auto da Fe feierte“, in dem Candide gefoltert und gepeitscht wird und in dem er sich fragt, ob dies wohl wirklich die beste aller Welten ist, kommt im folgenden Kapitel eine alte Frau auf ihn zu und lädt ihn gastfreundlich ein. Und bevor sie sein Zimmer verlässt, sagt sie zu ihm:

»Esst! trinkt! schlaft!« ermahnte sie ihn, »und möge unsere liebe Frau von Atocha, der heilige Antonius von Padua und der heilige Jakob von Compostella Euch unter ihre gnädige Fürsorge und Obhut nehmen! Morgen komm' ich wieder.«

Maria, Antonius und Jakobus als anzurufende Schutzheilige zur Nacht. Antonius kommt hier wohl auch zu Ehren, weil er zwar in Padua berühmt, in Lissabon aber geboren wurde – und hier spielt die Szene mit Candide schließlich.

1826 – Hauff: Ironisches

Ich glaube, nur in Deutschland ist die folgende Bemerkung lustig.

»Wie? Ihr seid ein Gelehrter?« fragte jene eifrig weiter. »Nun, und da seid Ihr gewisse recht weit weg gewesen; etwa in Padua oder Bologna, oder gar bei den Ketzern in Wittenberg.« - »Nicht so weit als Ihr meint«, entgegnete er, indem er sich zu Marien wandte; »ich war in Tübingen.«

Das hat heute noch seinen Nachklang, wenn Alumni mit ihren Studienorten prahlen. Jeder weiß, dass da die Nennung bestimmter Studienorte immer ein größeres Gewicht hat als die Nennung anderer.

1866 – Volksmärchen aus Venetien: Mit Verstand durch die Welt

In einer Sammlung von Volksmärchen, die 1866 publiziert wurde, spielt auch Padua eine Rolle. Es geht dabei um das Rechtsgefühl bzw. die Urteilskraft. Diese geht einigen Männern aus dem nahe Vicenza gelegenen Bergdorf Cogolo nach Auskunft ihres Pfarrers ab, weshalb sie sich aufmachen, um sie in Padua zu erwerben, nicht wissend, was „Judicium“ überhaupt sein soll.

Einst hatten die Männer von Cogolo gar etwas Arges gemacht und es kanzelte sie dafür der Herr Pfarrer am nächsten Sonntag nicht wenig herab. »Ja«, schrie er, »Judicium (Giudizio) muss man haben, Verstand, Beurtheilungskraft, um durch die Welt zu kommen, das aber habt ihr nicht, das haben schon eure Väter nicht mehr gehabt.« Da dachten die Männer von Cogolo, wenn schon unsere Väter das Ding nicht mehr gehabt haben, so ist es klar, dass es unsere Grossväter werden verloren haben, und somit müssen wir uns ein neues verschaffen. Sie gingen zum Pfarrer und fragten ihn, ob er nicht vielleicht einen Ueberfluss an Judicium habe und ihnen davon etwas ablassen wolle. »Kinder!« sagte der Pfarrer, »ich habe gerade so viel davon, als ich selbst für das Haus brauche und kann euch daher nichts davon geben, aber geht nach Padua zum Bischof, das ist ein gar gelehrter Herr, der hat so viel davon, dass er euch etwas abtreten könnte.« Gut, dachten sie, dass wir wenigstens wissen, wo das Ding zu haben ist, und ordneten zwei aus ihrer Mitte, die sie für die gescheidtesten hielten, als Gesandte nach Padua ab. Als der Bischof ihr Anliegen vernommen hatte, merkte er freilich gleich, dass ihnen das Gesuchte abging; er suchte sie daher wohlmeinend aufzuklären und ihnen begreiflich zu machen, dass man so eine köstliche Gottesgabe nicht nach Belieben verkaufen oder verschenken könne, wie einen Scheffel (stajo) Polentamehl, aber sein Bemühen war fruchtlos, denn sie drängten und baten vielmehr um so mehr auf Erfüllung ihrer Bitte, jemehr sie des Bischofs Gründe bloss für Ausflüchte hielten. Da ward der Bischof müde, leeres Stroh zu dreschen, und hiess sie warten, er werde ihnen durch einen Domherrn das verlangte Judicium gleich übergeben lassen, schloss eine Eidechse in eine Schachtel ein und liess sie den Deputirten mit dem Auftrage einhändigen, ja fein Obacht zu haben, dass es ihnen nicht davon laufe. Voll Freude machten sich diese auf den Heimweg; aber nach kurzer Zeit reizte sie die Neugierde doch gar zu sehr, sie gingen daher in einen Heustadel, der unweit der Strasse lag, denn hier, meinten sie, könne ihnen das Judicium nicht davon laufen, und machten die Schachtel auf; aber kaum war die Schachtel offen, so war auch schon die Eidechse heraus und lief an der Mauer hinauf, die Deputirten über's Heu ihr nach; da lief sie wieder herunter, die Deputirten purzelten nach, hier ist sie, dort ist sie, kurz die zwei machten einen solchen Lärm, dass endlich der Herr des Stadels mit seinen Knechten herbei lief und als er die Unordnung, die Hetze in seinem Stadel sah, in grossen Zorn gerieth. »Was macht ihr Hundekerle (fioi de cani) hier für eine Unordnung in meiner Scheuer? Wer hat euch das erlaubt?« - »Herr!« erwiderten diese, »uns ist das Judicium davongelaufen und wir suchen es wieder zu erwischen.« Da glaubte der Hausherr, sie wollten ihn noch überdiess zum Besten haben, griff nach einem Stück Holz und mit den Worten: »Wartet, ihr Hallunken, ich werde euch ein anderes dafür geben«, begann er sie unbarmherzig durchzuprügeln. Hinausgeworfen und wie gerädert von den Schlägen zogen die Deputirten ganz traurig nach Cogolo und berichteten dort, dass und auf welche Art sie um das Judicium gekommen seien, bevor sie noch die Grenze Paduas verlassen hatten. In Cogolo aber, wo seither schon die Urenkel dieser Deputirten leben, hat die Gemeinde immer noch kein Judicium.[20]

1912 – Walter Benjamin

Walter Benjamins Schilderung seines Besuchs von Padua im Rahmen seiner Italienreise zu Pfingsten 1912 ist weniger darin interessant, was er besucht, als vielmehr in dem, was er alles beiseitelässt bzw. woran er einfach vorbeigeht. So sucht er die Scrovegni-Kapelle auf, schildert aber vor allem die Beschwerlichkeit der Betrachtung der Fresken. Vor allem Donatellos Gattamelata-Statue scheint das Ziel seines Besuches gewesen zu sein, die aber liegt auf der anderen Seite der Stadt. Der Weg dorthin führt ihn über die Universität, der er wenig abgewinnen kann. Er muss aber auf diesem Weg zwingend auch am 1831 gebauten klassizistischen Café Pedrocchi vorbeigekommen sein, dem Treffpunkt der Intellektuellen in Padua. Wenn er, was ich vermute, den Baedeker von 1908 benutzt hat, so hätte er dort lesen können, dass dieses Café der Stolz der Stadt sei.

Aber er erwähnt es nicht, wie er auch den Ratssaal und die Plätze davor und dahinter, das Baptisterium und diverse andere Bauten auslässt. Donatellos Statue setzt er in vergleich mit einer knapp 50 Jahre später entstandenen Reiterstatue, die er in Venedig gesehen hat und findet die venezianische besser aus ausdrucksästhetischen Gründen. Die Basilika des Hl. Antonius (die ja auch Goethe kaum gewürdigt hatte) und die Basilika der Hl. Justinia (die Goethe so gut gefallen hatte) erwähnt Benjamin nicht. Auf dem Rückweg zum Bahnhof sucht er noch die Augustinerkirche Eremitani auf und würdigt die Fresken Mantegnas (ohne aber dem emphatischen Lob Goethes zu folgen).

Irgendwie hat man das Gefühl, dass Benjamin nicht in der Stimmung war, dem Reiz der Stadt nachzugehen. Freilich war er auch, anders als Goethe, nur sehr kurz in Padua (und hat die vorgesehene Aufenthaltsdauer sogar noch verkürzt).

In Padua fanden wir uns mit einiger Mühe zurecht, an einer Brücke orientierten wir uns am Stadtplan und standen bald in der Madonna deli' Arena, die ihren Namen wohl von dem Platz hat, den jetzt noch Trümmer eines alten Theaters auszeichnen. Die Kirche ist nicht(s) als ein Tonnengewölbe, das bis hoch hinauf von Giottos Bildern bedeckt ist. Ein Mann sitzt an einem Tisch, auf dem 2 große Bücher mit den Photographien der Fresken liegen, langweilt sich, empfängt die Fremden und gibt ihnen eine Tafel, auf der der Name der Vorgänge und ihr Bildplatz an der Decke zu finden sind. Auch gibt er ihnen einen Karton, der das Suchen erleichtert, indem er Licht abhält. Man muß stets aufwärts blicken und die Betrachtung ist anstrengend. - Nach dem Plan gingen wir weiter zum Gattamelata mit einem Abstecher zur Universität, die in belebterer Gegend liegt. […] Die Universität ist von außen wohl kaum mehr als ein gleichgültiges altes Gebäude. Im Hof sind an der Steinwand die schwarzen Bretter, soweit ich mich erinnere auch ein paar alte Wappen - wir hielten uns nicht lange auf.

Von dort verirrten wir uns ein wenig, fanden bald wieder und standen in greller Sonne auf einem weitläufigen, leeren Platz vor dem Gattamelata. Wir hatten diesmal kein Fernglas mit. Neben allem erschwerte der blendende Himmel sehr die Betrachtung, wir krochen an winzigen Schattenflecken herum, einmal setzte ich mich auf eine niedrige Mauer. Von einer verständigen Würdigung war keine Rede.

Der Gattamelata erschien mir als feiner pfäf(f)ischer Diplomat und ich bemerkte nichts von der Wucht des Colleoni. - In unserer Tageseinteilung waren wir schwankend geworden, da die Stadtbesichtigung bis jetzt viel weniger Zeit, als veranschlagt, gekostet hatte. Wir entschlossen uns in irgendeinem Hotel oder Restaurant ein Kursbuch zu verlangen, wenn möglich einen früheren Zug als beabsichtigt zu nehmen, sonst aber noch weiter in die Stadt zu gehen, wo eine von Baedeker bezeichnete Kirche lag. Nach einem Hotel, das in der Nähe läge, suchten wir im Baedeker vergebens. Wir gingen zurück und kamen an einer kleinen Osteria vorbei. Mutig ging ich mit Katz hinein, stöberte in einem Hof hinter dem Haus die Wirtsfrau auf, bestellte limonata gaz(z)osa und verlangte orario. […] Ein Mann, vielleicht ihr Sohn stellte sich ein, zog einen Fahrplan aus der Tasche und gab mir Auskunft. Ein früherer brauchbarer Zug fuhr.

Wir bezahlten und gingen in der Richtung des Bahnhofs um eine letzte Kirche mit Fresken Mantegnas zu besichtigen. Die Kirche im Innern der Stadt gaben wir auf; nachher ärgerte ich mich darüber, da wir bei den geringen Entfernungen Paduas auch sie noch hätten sehen können. Unsere letzte Kirche, ein öder Bau, enthält in einem Seitenraum die plastisch und mächtig gemalten Fresken, zum Teil sehr beschädigt. Besonders wuchtig die Architektur auf diesen Bildern, die Farben sind stumpf und starke Schatten heben die Bilder hervor. Im gleichen Raum ist ein altes Grabmal deutscher Studenten, die in Padua studierten. Ein lateinischer Vers, uns nur teilweise verständlich, beklagt die Dahingegangenen. Der Küster bekam sein Trinkgeld und bald waren wir wieder am Bahnhof.[21]

In einen gewissen Sinn könnte man sagen, der touristische Blick bekommt nicht alles mit.

Anmerkungen


[1]    Anders, Günther (1961): Die Antiquiertheit des Menschen. München: C.H. Beck. S. 192.

[2]    Brecht, Bertolt (1976): Leben des Galilei. In: Brecht, Bertolt: Gesammelte Werke in 20 Bänden. 101. - 112. Tsd. Herausgegeben von Elisabeth Hauptmann. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Werkausgabe), S. 1229-1345.

[3]    Schedel, Hartmann (2013): Weltchronik 1493. Kolorierte Gesamtausgabe. Herausgegeben von Stephan Füssel. Köln: Taschen.

[4]    Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer unnd Schwartzkünstler. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Nach der ersten Augabe, 1587, herausgegeben von Robert Petsch, Zweite Auflage, Halle a.S.: Niemeyer, 1911.

[5]    Marlowe, Christopher; Arnim, Ludwig Achim von; Müller, Wilhelm, II (1818): Doktor Faustus. Tragödie. Aus dem Englischen übers. von Wilhelm Müller. Mit einer Vorrede von Ludwig Achim von Arnim. Berlin: Mauer.

[6]    Hildebrand, Wolfgang (1610): Magia naturalis: Das ist Kunst und Wunderbuch. Online verfügbar unter http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN799243876.

[7]    Bräuner, Johann Jacob (1737): D. Johann Jacob Bräuners Physicalisch- und Historisch-Erörterte Curiositaeten. Oder: Entlarvter Teufflischer Aberglaube von Wechselbälgen, Wehr-Wölffen, Fliegenden Drachen, Galgen-Männlein, Diebs-Daumen, Hexen-Tantz, Holung auf dem Bock, Irrwischen, Spiritu Familiari, Festmachung, Wütenden Heer, Lösel-Nächten, Alpdrücken, Nessel-Knüpfen, Hexen-Buhlschafft mit dem Teufel, Crystallen-Schauern, Wahrsagungen und anderen dergleichen ; Durch welche der leidige Satan einfältige und unwissende Leute zum Aberglauben reitzet, und in seine Stricke zu verleiten suchet, also fürgestellet und erläutert: Was von solchen Sachen zu halten und zu glauben ist ; Auch Bey jedem Capitel einige rare und recht wunderwürdige Historien, nebst noch andern seltsamen und lesenswerthen Sachen, zu nützlicher Erbauung und Zeitkürzung in 50 curiosen Materien fürgestellet. Franckfurth am Mayn: Jung., S. 764.

[8]    Harsdörffer, Georg Philipp (1656): Der große Schauplatz jämmerlicher Mordgeschichte, Hamburg. Abschnitt Die merckwürdigen Träume, Unterpunkt 10.

[9]    Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717.

[10]   Dieterich, Conrad; Meckel, Johann (1641): Das Buch Der Weißheit Salomons. In vnterschiedenen Predigen erklaeret vnd außgelegt/ darinn so wol allerhand gemeine Lehren/ als auch mancherley sonderbare Theologische/ Ethische/ Politische/ Physische/ Elementarische Materien/ so sonsten in popularn Predigen nicht vorfallen/ begriffen werden: Gehalten zu Ulm im Münster/ vnd auff einstaendiges Begehren in offenen Truck geben. Nürnberg: Endter.

[11]   Scardeone, Bernardino (1722): Bernardini Scardeonii, Canonici Patavini, Historiæ De Urbis Patavii Antiquitate, et Claris Civibus Patavinis Libri Tres. In quindecim Classes distincti. Ejusdemque Appendix De Sepulchris Insignibus Exterorum Patavii jacentium. In: Thesavrvs antiqvitatvm et historiarvm Italiae, Mari Ligvstico & Alpibvs Vicinae, H. 2.

[12]   Abraham (1686): Judas der Erzschelm. Saltzburg: [s.n.].

[13]   Ebd.

[15]   Reuter, Christian; Großmogul (1696): Schelmuffsky Curiose und Sehr gefährliche Reiszebeschreibung zu Wasser und Land. fingiert, St. Malo.

[16]   Vgl. dazu Schenda, Rudolf (1977): Volk ohne Buch. Studien zur Sozialgeschichte der populären Lesestoffe 1770-1910. München: Dt. Taschenbuch-Verl. (dtv Wissenschaftliche Reihe, 4282).

[17]   Des Wohlehrwürdigen Herrn Dominici Wenz, […] Lehrreiches Exempel-Buch. Das ist. Auserlesene von theils frommen […] zur Marianischen Andacht bewegende, und andere merckwürdige Begebenheiten […] als ein Haus- und Les-Buch (1757). Augsburg.

[18]   Goethe, Johann Wolfgang von (2004): Italienische Reise. Frankfurt am Main: Insel (Insel-Taschenbuch, 175).

[19]   Es ist schwer, dieses Kunstwerk in der Literatur überhaupt aufzufinden. Letztlich darauf gestoßen bin ich in einem Verzeichnis der Fotothek Zeri der Universität Bologna (Link). Dort wird auch eine Kopie des Gemäldes erwähnt, die das von Goethe Beschriebene besser erkennen lässt und deshalb hier abgebildet wird (Link).

[20]   Aus: Widter, Georg/Wolf, Adam: Volksmärchen aus Venetien. In: Jahrbuch für Romanische und Englische Literatur 8 (Leipzig: 1866)

[21]   Benjamin, Walter (1991): Meine Reise in Italien 1912. In: Benjamin, Walter: Gesammelte Schriften VI. Fragmente vermischten Inhalts - Autobiographische Schriften. Herausgegeben von Rolf Tiedemann, Hermann Schweppenhäuser und Theodor W. Adorno et al. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 936), S. 252–292, hier S. 288f.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/133/am733.htm
© Andreas Mertin, 2021