Kult(ur)ort Padua
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Der Palazzo della RagioneEine Halle der AstrologieAndreas Mertin Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=76822359
Man sollte diesen Palazzo della Ragione in Beziehung setzen zum Palazzo della Ragione in Vicenca, der sog. Basilica Palladiana, die nach Plänen von Palladio 1549 begonnen und 1614 fertiggestellt wurde. Dieser Bau ist ruhiger, perfekter und zugleich ‚demokratischer‘, weil er keinen hierarchischen Unterschied macht zwischen der unteren und der oberen Ebene. Beides sind überaus beeindruckende Bauten. Am Palazzo della Ragione in Padua gefällt mir persönlich die städtebauliche Einbindung besser, die großen Plätze davor und dahinter, die nicht nur Märkte erlauben, sondern eben auch Geselligkeit und Kommunikation. Der größte Unterschied beider Bauten ist aber die (ursprünglich von Giotto vollzogene) Ausmalung des großen Saales.
Zugegebenermaßen verlässt man diesen Saal nicht ohne Nackenschmerzen, denn man muss permanent nach oben schauen, um dem astrologischen Programm auf die Spur zu kommen. Ohne Fernglas geht es nicht. Dafür könnte man sich Tage vor den Abbildungen aufhalten. Wie immer bei derartigen Programmbildern bräuchte man eine konkrete Hilfe zur Deutung der einzelnen Motive. Das vor Ort verteilte Orientierungsblatt reicht dazu leider nicht aus. Nun ist es selbst für die Fachwelt schwierig, die konkrete Bedeutung der gesamten Konstellation zu verstehen. Interessant fand ich eine Deutung, die davon ausgeht, dass wir hier eine konkrete historische (und dann eben von Giotto entworfene) Konstellation vor uns haben: den Nachthimmel über Padua im Jahr 1309:
Im Vergleich zum Bilderprogramm der Scrovegni-Kapelle hätte sich Giotto dann auf ein ganz anderes Programm eingelassen, das die weithin vertretene These, er habe ausschließlich religiöse Werke geschaffen, etwas in Frage stellt. -> Hier geht es weiter zur Loggia dei Carraresi |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/133/am735h.htm |