Kult(ur)ort Padua
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Die biblischen Plagen im FilmSkizze zu einem enzyklopädischen ArtikelHans J. Wulff [*] Der folgende kleine Artikel entstand im Kontext eines Handbuch-Projektes, das die kulturellen, sozialen, medizinhistorischen, dramaturgischen und filmkünstlerischen Horizonte der Seuchendarstellung sowie die Mythologie und Metaphorologie der Epidemien im Film aufarbeiten sollte. Das Projekt kam allerdings nicht zustande. 1. Begriffsgeschichtliche NotizPlage, dieSubstantiv (Femininum) / Genitiv Singular: Plage / Nominativ Plural: Plagen, als Bezeichnung von: ‘mühsame, schwere Arbeit, Mühe, anhaltende lästige Beschwerde’, mhd. mnd. plage, mhd. auch pflage, vlage, mnl. plaghe ‘himmlische Strafe, Mißgeschick, Qual, Not’;nl. plaag, mengl. plage, engl. plague ‘Qual, Seuche, Pest’; Entlehnungen aus lat. plaga ‘Schlag, Streich, Hieb, Stoß, Schaden, Wunde’ / kirchenlat. plagare ‘schlagen, verwunden, peinigen’. Verbahd. (11. Jh.), mhd. mnd. plagen, mnl. plaghen ‘mit göttlichen Strafen heimsuchen, strafen, züchtigen’; nl. plagen, engl. to plague, schwed. plåga sind entweder entlehnt aus oder Ableitungen vom (allerdings erst später bezeugten) Substantiv. Ableitungplacken Vb. ‘lästig quälen, angestrengt und mühselig arbeiten’, eine umgangssprachliche Intensivbildung (15. Jh.) zu plagen; heute fast nur noch reflexiv ‘sich abquälen, abmühen’; dazu Plackerei f. (16. Jh.). Sowohl Plage als auch plagen beziehen sich zunächst (bis 16. Jh.) in religiösem Sinne auf von Gott gesandte Strafen, göttliche Heimsuchungen (zumal die im Alten Testament beschriebenen sogenannten biblischen bzw. ägyptischen Plagen, kirchenlat. plagae); danach stehen Substantiv und Verb in abgeschwächtem Sinne für ‘Last, Mühsal’ bzw. ‘quälen, belästigen’, reflexiv ‘sich abmühen’.[1] 2. Die biblischen PlagenEine Kulturgeschichte der Seuchen kommt nicht darum herum, die zehn biblischen Plagen zu erwähnen, die im 2. Buch Mose des Alten Testaments geschildert werden,[2] weil sie in der Metaphorologie der Seuchen immer noch eine Rolle spielen und weil sie als die möglicherweise älteste Seuchenerzählung angesehen werden kann. Die Plagen unter ihnen mehrere Seuchen waren die Hilfe Gottes dazu, die Hebräer, die im Reich der Ägypter als Sklavenvolk lebten, aus dieser Herrschaft zu befreien. Die story: Moses hatte einen ägyptischen Aufseher getötet, daraufhin die Flucht nach Midian in die Wüste angetreten. Er hatte geheiratet, bevor sich Gott ihm am Berg Horeb, dem „Berg Gottes“, als brennender Dornbusch als Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs offenbart hatte. Und er hatte Moses dazu beauftragt, „die Ältesten Israels“ zu versammeln, um die Befreiung aus Ägypten und den Auszug in das „Land der Kanaaniter“ zu verkündigen. Moses und und sein Sohn Aaron kehrten tatsächlich nach Ägypten zurück, um das Volk Israel aus der Sklaverei zu führen. Der Pharao wollte sie jedoch nicht ziehen lassen und forderte die Plagen als Gottes Antworten heraus jeder Weigerung folgte eine weitere Plage. Erst ganz am Ende, als der Tod des eigenen Sohnes drohte, gab er die Hebräer frei. Sie zogen verfolgt von Truppen des Pharaos, der sich eines anderen besonnen hatte quer durch das Rote Meer nach Osten. Das Wasser des Meeres wich vor ihnen zurück; erst als die ägyptischen Truppen folgten, schlossen sie sich wieder, die Soldaten kamen in den Wellen um.[3] Die zehn Plagen im Einzelnen:[4] (1) Wasser in Blut verwandelt („Mose und Aaron taten, wie ihnen der Herr geboten hatte, und Mose hob den Stab und schlug ins Wasser, das im Nil war, vor dem Pharao und seinen Großen. Und alles Wasser im Strom wurde in Blut verwandelt“ [2. Buch Mose, Kap. 7, Vers 20]); das Wasser wurde für sieben Tage ungenießbar. (2) Frösche wimmeln über das Land („Und der Herr sprach zu Mose: Sage Aaron: strecke deine Hand aus mit deinem Stabe über die Ströme, Kanäle und Sümpfe und lass Frösche über Ägyptenland kommen. Und Aaron reckte seine Hand aus über die Wasser in Ägypten, und es kamen Frösche herauf, so dass Ägyptenland bedeckt wurde“ [2. Buch Mose, Kap. 8, Vers 1). (3) Stechmücken plagen Mensch und Vieh („Sie taten so, und Aaron reckte seine Hand aus mit seinem Stabe und schlug in den Staub auf der Erde. Und es kamen Mücken und setzten sich an die Menschen und an das Vieh; aller Staub der Erde ward zu Mücken in ganz Ägyptenland“ [2. Buch Mose, Kap. 8, Vers13]). (4) Stechfliegen [gemeint ist wahrscheinlich die Hundsfliege] füllen alle Häuser („Und der Herr sprach zu Mose: Mach dich morgen früh auf und tritt vor den Pharao, wenn er hinaus ans Wasser geht, und sage zu ihm: So spricht der Herr: Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene; wenn nicht, siehe, so will ich Stechfliegen kommen lassen über dich, deine Großen, dein Volk und dein Haus, dass die Häuser der Ägypter und das Land, auf dem sie wohnen, voller Stechfliegen werden sollen“ [2.Buch Mose, Kap. 8, Vers 17]). (5) Die Viehpest tötet alle Pferde, Kamele, Rinder, Schafe („Da sprach der Herr zu Mose: Geh hin zum Pharao und sage zu ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, dass sie mir dienen! Wenn du dich weigerst und sie weiter aufhältst, siehe, so wird die Hand des Herrn kommen über dein Vieh auf dem Felde, über die Pferde, Esel, Kamele, Rinder und Schafe, mit sehr schwerer Pest“ [2. Buch Mose, Kap. 9, Vers 3]). (6) Die Schwarzen Blattern befallen Mensch und Vieh [im Original: „Geschwür, das Blasen schlägt“] („Und sie nahmen Ruß aus dem Ofen und traten vor den Pharao, und Mose warf den Ruß in den Himmel. Da brachen auf böse Blattern an den Menschen und am Vieh, so dass die Zauberer nicht vor Mose treten konnten wegen der bösen Blattern; denn es waren an den Zauberern ebenso böse Blattern wie an allen Ägyptern“ [2. Buch Mose, Kap. 9, Vers 11]). (7) Hagel tötet Mensch und Vieh, zerstört Ernte und Bäume („Da sprach der Herr zu Mose: Recke deine Hand aus gen Himmel, dass es hagelt über ganz Ägyptenland, über Menschen, über Vieh und über alles Gewächs auf dem Felde in Ägyptenland“ [2. Buch Mose, Kap. 9, Vers 22-26]). (8) Heuschrecken bedecken das Land und fressen alles Grün („Da sprach der Herr zu Mose: Recke deine Hand über Ägyptenland, dass Heuschrecken auf Ägyptenland kommen und alles auffressen, was im Lande wächst, alles, was der Hagel übriggelassen hat“ [2. Buch Mose, Kap. 10, Vers 12]). (9) Eine Finsternis bricht herein und dauert drei Tage („Da sprach der Herr zu Mose: Recke deine Hand gen Himmel, dass eine solche Finsternis werde in Ägyptenland, dass man sie greifen kann“ [2. Buch Mose, Kap. 10, Vers 21]). (10) Die letzte und schlimmste aller Plagen ist der Tod aller Erstgeborenen von Mensch und Vieh („Und Mose sprach: So spricht der Herr: Um Mitternacht will ich durch Ägyptenland gehen, und alle Erstgeburt in Ägyptenland soll sterben, vom ersten Sohn des Pharao an, der auf seinem Thron sitzt, bis zum ersten Sohn der Magd, die hinter ihrer Mühle hockt, und alle Erstgeburt unter dem Vieh“ [2. Buch Mose, Kap. 11, Vers 4]). Die Plagen sind als allgemeine Kette von Unglücken und Problemen durchaus im kollektiven Gedächtnis präsent geblieben, als stünde das Opfer unter einer ganzen Reihe von Verfluchungen. Aber es sind nicht die spezifischen Plagen, um die es geht, sondern eigentlich um eine summarische Tatsache, um eine Heimsuchung, deren Ursachen im Dunklen liegen. Einige der Plagen sind allerdings zu Motiven des Phantastischen und des Horriblen geworden, Teil von Grotesken (wie der Froschregen in Magnolia [USA 1999, Paul Thomas Anderson]) und Naturabenteuerfilmen (wie die Heuschreckenschwärme in dem Ökodrama Locusts: The 8th Plague [USA 2005, Ian Gilmour] oder schon in The Good Earth [Die gute Erde, USA 1937, Sidney Franklin]). Und selbst die letzte der Plagen spielt im neuen apokalyptischen SF-Kino manchmal eine Rolle (man denke an die Zukunftsgesellschaft, in der keine Kinder mehr zur Welt gebracht werden können, aus Children of Men [USA/Großbritannien 2006, Alfonso Cuarón]). Selbst wenn die Filme die Bezüge zu den Biblischen Plagen selbst herstellen (wie Magnolia oder Locusts), sind die biblischen Quellen nicht selbstevident. Allerdings lässt sich die Liste der Plagen auch lesen als eine frühe Enzyklopädie der Angst- und Horrormotive, die in den dafür zuständigen Genres ausgearbeitet werden können, zudem als Affektrahmen, in den die Seuchengeschichten gehören. Die Plagen gehören darüber hinaus auch im Besonderen zu einer Geschichte der Epidemien, weil zumindest einige der Plagen heute als Seuchen benannt werden können seuchenartig auftreten Krankheiten der Tiere und der Menschen („Pestilenz“ und „schwarze Blattern“). Sie sind in der biblischen Geschichte in eine umfassende ökologische Auffassung der Kultur-Natur-Beziehungen einbezogen. Neben den Seuchen berühren andere die intime Angewiesenheit menschlicher Kultur auf Gegebenheiten von Natur und Wetter; als Plagen ausgewiesen werden Naturereignisse wie allgemeine Verdunkelung, Naturkatastrophen (wie verheerender Hagel), Vergiftung des Wassers, die Vernichtung der Ernten (durch Heuschrecken), explosive Vermehrung von Plagegeistern (wie Stechmücken und -fliegen) oder invasiven Tieren (hier den Fröschen). Vermutete die biblische Erzählung noch ein Geistwesen als Verursacher der so unterschiedlichen Geschehnisse, ist heute manches als menschenmachbar lesbar und leicht in Bezüge des Ökoterrors oder der Umweltzerstörung übersetzbar. 3. Die Filmgeschichte der PlagenTeil II der kulturellen Rezeptionsgeschichte der biblischen Plagen mündet in die mediale Verarbeitung der biblischen Geschichte im Film und im Fernsehen ein. Unterdrückung, Sklaverei, Freiheitsbewegung: Das Szenario der Exodus-Geschichte mutet ausgesprochen modern an, wie die Geschichte einer antiken (oder sogar vorhistorischen) Aufstandsbewegung. Und eines antiken Rassismus dazu. Wenn das Buch Mose auf historische Geschehnisse zurückweist, ist kaum vorstellbar, dass die Spannungen und Konflikte einer solchen Nation sich gewaltfrei hätten lösen lassen können. Immerhin hatte Moses einen Vetreter der Obrigkeit umgebracht und im Sand verscharrt, weil dieser wiederum einen Hebräer erschlagen hatte. Erst nach der Gewalttat und einer langen Phase des Gewinnens eigener ethnischer Identität wird Moses zum Führer der Freiheitsbewegung der Hebräer, zum Gründungsvater einer „Nation Israel“. Bis in die nahe Gegenwart wird die Geschichte des Exodus neutral erzählt, die Segregation von Ägyptern und Hebräern festgestellt, aber kaum dramatisiert. Das Misstrauen der Hebräer gegen den Mann, der aus der Wüste nach Ägypten zurückkam, ist begründet in der Tatsache, dass er als Pharaonensohn aufgewachsen ist (ausführlich dargestellt in Moses [Die Bibel - Moses], USA/Italien/BRD 1995, Roger Young).[5] Erst Ridley Scotts Film Exodus: Gods and Kings (Exodus: Götter und Könige, USA/Großbritannien 2014) nimmt die Optionen eines Befreiungskampfes auf, die die biblische Geschichte enthält, macht sie zum Zentrum eines historischen Spektakels. Aus der Fremde zurückgekehrt, fordert er von Ramses die Freilassung aller Sklaven. Er wird erneut verfolgt, der Pharao gibt den Befehl zur Ermordung des Gesuchten. Um dem Befehl Nachhaltigkeit zu verschaffen, soll für jeden verstrichenen Tag der Suche nach Mose eine hebräische Familie öffentlich hingerichtet werden (nach dem Muster der Terrormaßnahmen der Nazi-Besatzungen gegen die Widerstandskämpfer in den besetzten Ländern des 2. Weltkriegs). Für Moses wird der Befehl zum Beginn des Untergrundkampfes er unterrichtet die versklavten Hebräer im Bogenschießen und startet mit ihnen mit Anschlägen, Brandstiftungen usw. einen Zermürbungskrieg gegen die Unterdrücker. Ob die Geschehnisse aus der biblischen Geschichte auf größere Naturkatastrophen zurückgehen, ist in der bibel-archäologischen Forschung bis heute umstritten (eine Frage, die auch erst im 20. Jahrhundert aufkam)[6]: Des Öfteren wird vermutet, dass die Plagen Fernwirkungen eines Vulkanausbruchs auf der griechischen Insel Santorin gewesen seien.[7] Auch die These, dass zumindest einige der Plagen ökologische Verschiebungen der Gleichgewichtsverhältnisse der Bewohner der Biosphären bezeichnen, ist diskutiert worden.[8] Schließlich liegen Überlegungen zu einer medizinhistorischen Interpretation der Plagen[9] sowie ihrer sozialen Effekte vor.[10] Wollte man „Plage“ terminologisieren oder zur typologischen Klassifizierung der Filme des Korpus verwenden, müsste man mindest die drei folgenden Referenzfelder voneinander unterscheiden. Die dabei sichtbaren Bedeutungsfelder gehen über ein Verständnis von „Plage“ als Belästigung weit hinaus; sie sind ganz anders gelagert als in der Bezeichnung eines Zuviel (wie bei Ratten-, Schnecken- oder Wildschweinplagen) oder einer Störung im Kleinen (wie man z.B. von aggressiven Stubenfliegen geplagt werden kann). Im Einzelnen: Plage I die Katastrophe: Plagen brechen in die Alltagswelt ein, unangekündigt und unberechenbar. Sie treffen auf eine Bevölkerung, die dem Geschehen als hereinbrechendem Unglück keine Gegenmaßnahmen entgegensetzen können, zur Passivität verdammt scheinen und auf Improvisation angewiesen sind. Zur Charakteristik der Plagen gehört die Plötzlichkeit ihres Auftretens wie aber auch ihres Verschwindens. Plage II der Zusammenbruch der Ordnung, die soziale, politische und ökonomische Krise: Schon die biblische Geschichte zeigt, wie sehr die Plage das Alltagsleben von Gesellschaften durcheinander oder sogar zum Zusammenbruch bringen kann. Die Gegenmaßnahmen (von der Quarantänisierung, dem Ausbruch von Versorgungsnotständen bis zur Androhung der Vernichtung ganzer Regionen und Lebensgemeinschaften) sind gebunden an die Machtverhältnisse der erzählten Gesellschaft und öffnen den Blick auf die umfassenden Interessen, die das soziale Miteinander regulieren. Plage III der Raum der Tugenden: Plötzlichkeit, Unabwendbarkeit und Passivität führen dazu, dass die Frage der Begründung des Geschehens zum Zentrum der Wahrnehmung und der Interpretation des Zustoßenden werden. Die Plage wird zum äußeren Rahmen einer „meditativen Bühne“, in der die Menschen sich angesichts des Eingriffs des Religiösen, des Magischen, der Transzendenz sich ihrer existentiellen Tiefenüberzeugungen vergewissern können, ihrer Wertvorstellungen, in dem sie sich selbst in den globalen Horizont des memento mori einordnen können (und müssen).[11] Natürlich können die drei Abschattungen der Plage im besonderen Fall zusammentreten, sich gleichzeitig und gemeinsam entfalten.[12] Ob nun die Plage als göttlicher Eingriff in die Realität gewertet wird (wie in der biblischen Geschichte), als „Rache der Natur“ (wie in manchen ökologisch motivierten Erklärungsversuchen) oder als unabsehbarer Ausfluss von Globalisierung (auf Grund der unabsehbaren und unkontrollierten Ausweitung von Mobilität, der Vernichtung natürlicher Lebensräume, einer weitestgehend unsichtbaren invasiven Ausbreitung von Tieren, Pflanzen und mikrobiotischen Lebensformen), ist für die Phänomenologien der Plagen ebenso gleichgültig wie für ihre kulturelle Verarbeitung. So bleibt die kulturhistorisch folgenreiche Überlegung, dass die frühgeschichtlichen Epidemien der Zehn Plagen schon in den Kontext der Vielschichtigkeit der Plagen-Konzepte gestellt wurden eine Tatsache, die sicher in die nicht nur populäre Interpretationsgeschichte der Seuchen hineingehört, die sich bis heute auf Konzepte beruft, die denen der Biblischen Plagen zumindest verwandt sind. 4. BibliographieFilmhistorische Untersuchungen zum Themenfeld liegen nur wenige vor; im Einzelnen:
5. FilmographieDie folgende Filmographie versammelt in chronologischer Reihenfolge die Filme, die die biblischen Plagen behandeln, die mir bekannt geworden sind. Nicht eingegangen bin ich auf Filme, die in offenbarer Anlehnung an die biblischen Plagen einzelne der Heimsuchungen thematisieren (wie die Heuschreckenschwärme etwa in Days of Heaven [Tage des Himmels, USA 1978, Terrence Malick]
Anmerkungen[1] Nach den Einträgen in: DWDS Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Das Wortauskunftssystem zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. v.d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, <https://www.dwds.de/>, abgerufen am 24.5.2020. [2] Zu den diversen Quellen, die die Exodus-Erzählung umgeben, vgl. Lemmelijn, Bénédicte: A Plague of Texts? A Text-critical Study of the So-called „Plagues Narrative“ in Exodus 7:14 - 11:10. Leiden [...]: Brill 2009 (Oudtestamentische Studiën. 56.). Zur Frage der Rückbeziehungen in orale Traditionen vgl. Van Seters, John: The Plagues of Egypt. Ancient Tradition or Literary Invention? In: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 98,1, 1986, S. 31-39. [3] Die Teilung des Meeres beendet die Befreiung der Hebräer mit einem physikalisch eigentlich unmöglichen Wunder. Es wurde zum Bildmotiv und Symbol des Exodus, mehr als alle Plagen, die ihm vorangegangen waren. Und es ist ein Geschehen, das alles physikalische Wissen überschreitet. Schon in den ersten Filmen, die das Geschehen visualisierten, genossen die Szenen ob ihres tricktechnischen Aufwandes darum hohe Aufmerksamkeit. Zur Frage der historischen Grundlagen vgl. den 150-Minuten-Film Patterns of Evidence: The Red Sea Miracle (USA [...] 2020, Tim Mahoney) sowie den 55-Minüter The Exodus Revealed (USA 2001, Lad Allen). Zur filmtechnischen Beschreibung vgl. Mandell, Paul: Parting the Red Sea (and Other Miracles). In: American Cinematographer 64,4, April 1983, S. 46-52. [4] Alle Quellenangaben beziehen sich auf die Luther-Übersetzung der Bibel. Verzichtet habe ich auf einen Vergleich mit den sieben Plagen, die in der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament vorhergesagt werden, die zumindest in Teilen mit den AT-Plagen korrespondieren. Verzichtet habe ich hier auf alle Versuche, die Plagen historisch, naturalistisch oder ökologisch zu begründen; vgl. dazu etwa Trevisanato, Siro Igino: The Plagues of Egypt. Archaeology, History and Science Look at the Bible. Piscataway: Gorgias Press 2005; Moroni, Claudia / Lippert, Helga: Die biblischen Plagen. Zorn Gottes oder Rache der Natur. Wissenschaftler lösen ein altes Rätsel. Zürich: Piper 2009, v.a. S. 96ff; Levinson, Hermann Zacharias / Levinson Anna R.: Rückblick auf die zehn biblischen Plagen des zweiten Buches Mose (Exodus 7, 1-12, 33) aus ökologischer Sicht. In: Nachrichten der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie 27,3, 2013, S. 109-123. [5] Erinnert sei auch an ähnlich konfigurierte Handlungs-Figuren wie den geborenen Cherusker Herrmann, der vom römischen Soldaten zum Anführer des germanischen Widerstands wird ein sozialdramatischer Erzählkern, der aber bislang kaum ausgearbeitet wurde. In der kleinen Filmographie der Biblischen Plagen fehlen auch andere Geschichten, die das Geschehen politisch auslegen und in der biblischen Erzählung zumindest optional angelegt sind. [6] Vgl. als Überblick: Moroni, Claudia / Lippert, Helga: Die biblischen Plagen [Anm.4]. [7] Vgl. dazu Sivertsen, Barbara J.: The Parting of the Sea. How Volcanoes, Earthquakes, and Plagues Shaped the Story of Exodus. Princeton, N.J.: Princeton University Press 2009, sowie die medizinhistorischen Überlegungen in Trevisanato, Siro Igino: The Plagues of Egypt, a.a.O. [Anm. 4] (oder kurz in Trevisantos „Six Medical Papyri Describe the Effects of Santorini’s Volcanic Ash, and Provide Egyptian Parallels to the So-called Biblical Plagues“. In: Medical Hypotheses 67,1, 2006, S. 187-190). [8] Zur biologischen Interpretation der Plagen vgl. den Überblicksbericht von Levinson/Levinson, Anna R.: Zur Biologie der zehn biblischen Plagen. In: Nachrichten / Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie e.V. 22, 2009, S. 83-102, und dies., a.a.O. [Anm. 4]. Zu einer ökologischen Interpretation der Plagen vgl. schon Hort, Greta: The Plagues of Egypt I. In: Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 69, 1957, S. 84-103; dies.: The Plagues of Egypt II. In: Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 70, 1958, S. 48-59; Ehrenkranz, N. Joel / Sampson, Deborah A.: Origin of the Old Testament Plagues: Explications and Implications. In: The Yale Journal of Biology and Medicine 81,1, March 2008, S. 31-42. Vgl. zu einer ökologiehistorischen Interpretation auch Levinson, Hermann / Levinson Anna: Die Ungezieferplagen und Anfänge der Schädlingsbekämpfung im Alten Orient. In: Anzeiger für Schädlingskunde, Pflanzenschutz, Umweltschutz 63, 1990, S. 81-96. [9] Vgl. Marr, James S. / Malloy, Curt D.: An Epidemiologic Analysis of the Ten Plagues of Egypt. In: Caduceus 12,1, Spring 1996, S. 7-24. [10] Vgl. Foege, William H.: Plagues. Perceptions of Risk and Social Responses. In: Social Research 55,3, Autumn 1988, S. 331-342 (= Themenheft: In Time of Plague). [11] Zu einer theologischen Interpretation der Exodus-Plagen vgl. Ford, William A.: God, Pharaoh and Moses. Explaining the Lord‘s Actions in the Exodus Plagues Narrative. Milton Keynes: Paternoster [....] 2007 ( Paternoster Biblical Monographs.); allerdings geht Ford auf die hier angedeutete meditative Komponente der Plagen nicht ein. Im genannten Kontext geht es auch um eine scharfe Kritik an Geiz, Gier, Hochmut, Überheblichkeit, Arroganz und ähnlicher Charakterzüge, die nicht erst neuerdings als „Anti-Tugenden“ von Reichen, Mächtigen, sozialen Aufsteigern usw. markiert werden und die im Horizont der Seuchen revidiert werden können. [12] Die Frage, in welcher Beziehung die „Seuchen“ zu den „Plagen“ stehen Seuchen als Hyponyme der Plage etwa, als „Fälle-von“ , werde ich hier nicht diskutieren. Um den Bedeutungsumfang der „Plagen“ nicht zu weit auszudehnen, habe ich auch auf die detailliertere Besprechung der gerade im Horrorfilm verbreiteten „Plagen“ verzichtet (von Ratten-, Mäuse-, Bienenplagen bis hin zu Alpträumen und Plagegeistern, die den Horrorhelden auf den Leib rücken). |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/133/hjw21.htm |