Die biblischen Plagen im Film

Skizze zu einem enzyklopädischen Artikel

Hans J. Wulff

[*] Der folgende kleine Artikel entstand im Kontext eines Handbuch-Projektes, das die kulturellen, sozialen, medizinhistorischen, dramaturgischen und filmkünstlerischen Horizonte der Seuchendarstellung sowie die Mythologie und Metaphorologie der Epidemien im Film aufarbeiten sollte. Das Projekt kam allerdings nicht zustande.


1. Begriffsgeschichtliche Notiz
Plage, die

Substantiv (Femininum) / Genitiv Singular: Plage / Nominativ Plural: Plagen, als Bezeichnung von: ‘mühsame, schwere Arbeit, Mühe, anhaltende lästige Beschwerde’, mhd. mnd. plage, mhd. auch pflage, vlage, mnl. plaghe ‘himmlische Strafe, Mißgeschick, Qual, Not’;nl. plaag, mengl. plage, engl. plague ‘Qual, Seuche, Pest’; Entlehnungen aus lat. plaga ‘Schlag, Streich, Hieb, Stoß, Schaden, Wunde’ / kirchenlat. plagare ‘schlagen, verwunden, peinigen’.

Verb

ahd. (11. Jh.), mhd. mnd. plagen, mnl. plaghen ‘mit göttlichen Strafen heimsuchen, strafen, züchtigen’; nl. plagen, engl. to plague, schwed. plåga sind entweder entlehnt aus oder Ableitungen vom (allerdings erst später bezeugten) Substantiv.

Ableitung

placken Vb. ‘lästig quälen, angestrengt und mühselig arbeiten’, eine umgangssprachliche Intensivbildung (15. Jh.) zu plagen; heute fast nur noch reflexiv ‘sich abquälen, abmühen’; dazu Plackerei f. (16. Jh.).

Sowohl Plage als auch plagen beziehen sich zunächst (bis 16. Jh.) in religiösem Sinne auf von Gott gesandte Strafen, göttliche Heimsuchungen (zumal die im Alten Testament beschriebenen sogenannten biblischen bzw. ägyptischen Plagen, kirchenlat. plagae); danach stehen Substantiv und Verb in abgeschwächtem Sinne für ‘Last, Mühsal’ bzw. ‘quälen, belästigen’, reflexiv ‘sich abmühen’.[1]


2. Die biblischen Plagen

Eine Kulturgeschichte der Seuchen kommt nicht darum herum, die zehn biblischen Plagen zu erwähnen, die im 2. Buch Mose des Alten Testaments geschildert werden,[2] weil sie in der Metaphorologie der Seuchen immer noch eine Rolle spielen und weil sie als die möglicherweise älteste Seuchenerzählung angesehen werden kann. Die Plagen – unter ihnen mehrere Seuchen – waren die Hilfe Gottes dazu, die Hebräer, die im Reich der Ägypter als Sklavenvolk lebten, aus dieser Herrschaft zu befreien. Die story: Moses hatte einen ägyptischen Aufseher getötet, daraufhin die Flucht nach Midian in die Wüste angetreten. Er hatte geheiratet, bevor sich Gott ihm am Berg Horeb, dem „Berg Gottes“, als brennender Dornbusch als Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs offenbart hatte. Und er hatte Moses dazu beauftragt, „die Ältesten Israels“ zu versammeln, um die Befreiung aus Ägypten und den Auszug in das „Land der Kanaaniter“ zu verkündigen. Moses und und sein Sohn Aaron kehrten tatsächlich nach Ägypten zurück, um das Volk Israel aus der Sklaverei zu führen. Der Pharao wollte sie jedoch nicht ziehen lassen und forderte die Plagen als Gottes Antworten heraus – jeder Weigerung folgte eine weitere Plage. Erst ganz am Ende, als der Tod des eigenen Sohnes drohte, gab er die Hebräer frei. Sie zogen – verfolgt von Truppen des Pharaos, der sich eines anderen besonnen hatte – quer durch das Rote Meer nach Osten. Das Wasser des Meeres wich vor ihnen zurück; erst als die ägyptischen Truppen folgten, schlossen sie sich wieder, die Soldaten kamen in den Wellen um.[3]

Die zehn Plagen im Einzelnen:[4]

(1)  Wasser in Blut verwandelt („Mose und Aaron taten, wie ihnen der Herr geboten hatte, und Mose hob den Stab und schlug ins Wasser, das im Nil war, vor dem Pharao und seinen Großen. Und alles Wasser im Strom wurde in Blut verwandelt“ [2. Buch Mose, Kap. 7, Vers 20]); das Wasser wurde für sieben Tage ungenießbar.

(2)  Frösche wimmeln über das Land („Und der Herr sprach zu Mose: Sage Aaron: strecke deine Hand aus mit deinem Stabe über die Ströme, Kanäle und Sümpfe und lass Frösche über Ägyptenland kommen. Und Aaron reckte seine Hand aus über die Wasser in Ägypten, und es kamen Frösche herauf, so dass Ägyptenland bedeckt wurde“ [2. Buch Mose, Kap. 8, Vers 1).

(3)  Stechmücken plagen Mensch und Vieh („Sie taten so, und Aaron reckte seine Hand aus mit seinem Stabe und schlug in den Staub auf der Erde. Und es kamen Mücken und setzten sich an die Menschen und an das Vieh; aller Staub der Erde ward zu Mücken in ganz Ägyptenland“ [2. Buch Mose, Kap. 8, Vers13]).

(4)  Stechfliegen [gemeint ist wahrscheinlich die Hundsfliege] füllen alle Häuser („Und der Herr sprach zu Mose: Mach dich morgen früh auf und tritt vor den Pharao, wenn er hinaus ans Wasser geht, und sage zu ihm: So spricht der Herr: Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene; wenn nicht, siehe, so will ich Stechfliegen kommen lassen über dich, deine Großen, dein Volk und dein Haus, dass die Häuser der Ägypter und das Land, auf dem sie wohnen, voller Stechfliegen werden sollen“ [2.Buch Mose, Kap. 8, Vers 17]).

(5)  Die Viehpest tötet alle Pferde, Kamele, Rinder, Schafe („Da sprach der Herr zu Mose: Geh hin zum Pharao und sage zu ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, dass sie mir dienen! Wenn du dich weigerst und sie weiter aufhältst, siehe, so wird die Hand des Herrn kommen über dein Vieh auf dem Felde, über die Pferde, Esel, Kamele, Rinder und Schafe, mit sehr schwerer Pest“ [2. Buch Mose, Kap.  9, Vers 3]).

(6)  Die Schwarzen Blattern befallen Mensch und Vieh [im Original: „Geschwür, das Blasen schlägt“] („Und sie nahmen Ruß aus dem Ofen und traten vor den Pharao, und Mose warf den Ruß in den Himmel. Da brachen auf böse Blattern an den Menschen und am Vieh, so dass die Zauberer nicht vor Mose treten konnten wegen der bösen Blattern; denn es waren an den Zauberern ebenso böse Blattern wie an allen Ägyptern“ [2. Buch Mose, Kap. 9, Vers 11]).

(7)  Hagel tötet Mensch und Vieh, zerstört Ernte und Bäume („Da sprach der Herr zu Mose: Recke deine Hand aus gen Himmel, dass es hagelt über ganz Ägyptenland, über Menschen, über Vieh und über alles Gewächs auf dem Felde in Ägyptenland“ [2. Buch Mose, Kap. 9, Vers 22-26]).

(8)  Heuschrecken bedecken das Land und fressen alles Grün („Da sprach der Herr zu Mose: Recke deine Hand über Ägyptenland, dass Heuschrecken auf Ägyptenland kommen und alles auffressen, was im Lande wächst, alles, was der Hagel übriggelassen hat“ [2. Buch Mose, Kap. 10, Vers 12]).

(9)  Eine Finsternis bricht herein und dauert drei Tage („Da sprach der Herr zu Mose: Recke deine Hand gen Himmel, dass eine solche Finsternis werde in Ägyptenland, dass man sie greifen kann“ [2. Buch Mose, Kap. 10, Vers 21]).

(10)      Die letzte und schlimmste aller Plagen ist der Tod aller Erstgeborenen von Mensch und Vieh („Und Mose sprach: So spricht der Herr: Um Mitternacht will ich durch Ägyptenland gehen, und alle Erstgeburt in Ägyptenland soll sterben, vom ersten Sohn des Pharao an, der auf seinem Thron sitzt, bis zum ersten Sohn der Magd, die hinter ihrer Mühle hockt, und alle Erstgeburt unter dem Vieh“ [2. Buch Mose, Kap. 11, Vers 4]).

Die Plagen sind als allgemeine Kette von Unglücken und Problemen durchaus im kollektiven Gedächtnis präsent geblieben, als stünde das Opfer unter einer ganzen Reihe von Verfluchungen. Aber es sind nicht die spezifischen Plagen, um die es geht, sondern eigentlich um eine summarische Tatsache, um eine Heimsuchung, deren Ursachen im Dunklen liegen. Einige der Plagen sind allerdings zu Motiven des Phantastischen und des Horriblen geworden, Teil von Grotesken (wie der Froschregen in Magnolia [USA 1999, Paul Thomas Anderson]) und Naturabenteuerfilmen (wie die Heuschreckenschwärme in dem Ökodrama Locusts: The 8th Plague [USA 2005, Ian Gilmour] oder schon in The Good Earth [Die gute Erde, USA 1937, Sidney Franklin]). Und selbst die letzte der Plagen spielt im neuen apokalyptischen SF-Kino manchmal eine Rolle (man denke an die Zukunftsgesellschaft, in der keine Kinder mehr zur Welt gebracht werden können, aus Children of Men [USA/Großbritannien 2006, Alfonso Cuarón]). Selbst wenn die Filme die Bezüge zu den Biblischen Plagen selbst herstellen (wie Magnolia oder Locusts), sind die biblischen Quellen nicht selbstevident. Allerdings lässt sich die Liste der Plagen auch lesen als eine frühe Enzyklopädie der Angst- und Horrormotive, die in den dafür zuständigen Genres ausgearbeitet werden können, zudem als Affektrahmen, in den die Seuchengeschichten gehören.

Die Plagen gehören darüber hinaus auch im Besonderen zu einer Geschichte der Epidemien, weil zumindest einige der Plagen heute als Seuchen benannt werden können – seuchenartig auftreten Krankheiten der Tiere und der Menschen („Pestilenz“ und „schwarze Blattern“). Sie sind in der biblischen Geschichte in eine umfassende ökologische Auffassung der Kultur-Natur-Beziehungen einbezogen. Neben den Seuchen berühren andere die intime Angewiesenheit menschlicher Kultur auf Gegebenheiten von Natur und Wetter; als Plagen ausgewiesen werden Naturereignisse wie allgemeine Verdunkelung, Naturkatastrophen (wie verheerender Hagel), Vergiftung des Wassers, die Vernichtung der Ernten (durch Heuschrecken), explosive Vermehrung von Plagegeistern (wie Stechmücken und -fliegen) oder invasiven Tieren (hier den Fröschen). Vermutete die biblische Erzählung noch ein Geistwesen als Verursacher der so unterschiedlichen Geschehnisse, ist heute manches als menschenmachbar lesbar und leicht in Bezüge des Ökoterrors oder der Umweltzerstörung übersetzbar.


3. Die Filmgeschichte der Plagen

Teil II der kulturellen Rezeptionsgeschichte der biblischen Plagen mündet in die mediale Verarbeitung der biblischen Geschichte im Film und im Fernsehen ein.

Unterdrückung, Sklaverei, Freiheitsbewegung: Das Szenario der Exodus-Geschichte mutet ausgesprochen modern an, wie die Geschichte einer antiken (oder sogar vorhistorischen) Aufstandsbewegung. Und eines antiken Rassismus dazu. Wenn das Buch Mose auf historische Geschehnisse zurückweist, ist kaum vorstellbar, dass die Spannungen und Konflikte einer solchen Nation sich gewaltfrei hätten lösen lassen können. Immerhin hatte Moses einen Vetreter der Obrigkeit umgebracht und im Sand verscharrt, weil dieser wiederum einen Hebräer erschlagen hatte.  Erst nach der Gewalttat und einer langen Phase des Gewinnens eigener ethnischer Identität wird Moses zum Führer der Freiheitsbewegung der Hebräer, zum Gründungsvater einer „Nation Israel“.

Bis in die nahe Gegenwart wird die Geschichte des Exodus neutral erzählt, die Segregation von Ägyptern und Hebräern festgestellt, aber kaum dramatisiert. Das Misstrauen der Hebräer gegen den Mann, der aus der Wüste nach Ägypten zurückkam, ist begründet in der Tatsache, dass er als Pharaonensohn aufgewachsen ist (ausführlich dargestellt in Moses [Die Bibel - Moses], USA/Italien/BRD 1995, Roger Young).[5] Erst Ridley Scotts Film Exodus: Gods and Kings (Exodus: Götter und Könige, USA/Großbritannien 2014) nimmt die Optionen eines Befreiungskampfes auf, die die biblische Geschichte enthält, macht sie zum Zentrum eines historischen Spektakels. Aus der Fremde zurückgekehrt, fordert er von Ramses die Freilassung aller Sklaven. Er wird erneut verfolgt, der Pharao gibt den Befehl zur Ermordung des Gesuchten. Um dem Befehl Nachhaltigkeit zu verschaffen, soll für jeden verstrichenen Tag der Suche nach Mose eine hebräische Familie öffentlich hingerichtet werden (nach dem Muster der Terrormaßnahmen der Nazi-Besatzungen gegen die Widerstandskämpfer in den besetzten Ländern des 2. Weltkriegs). Für Moses wird der Befehl zum Beginn des Untergrundkampfes – er unterrichtet die versklavten Hebräer im Bogenschießen und startet mit ihnen mit Anschlägen, Brandstiftungen usw. einen Zermürbungskrieg gegen die Unterdrücker.

Ob die Geschehnisse aus der biblischen Geschichte auf größere Naturkatastrophen zurückgehen, ist in der bibel-archäologischen Forschung bis heute umstritten (eine Frage, die auch erst im 20. Jahrhundert aufkam)[6]: Des Öfteren wird vermutet, dass die Plagen Fernwirkungen eines Vulkanausbruchs auf der griechischen Insel Santorin gewesen seien.[7] Auch die These, dass zumindest einige der Plagen ökologische Verschiebungen der Gleichgewichtsverhältnisse der Bewohner der Biosphären bezeichnen, ist diskutiert worden.[8] Schließlich liegen Überlegungen zu einer medizinhistorischen Interpretation der Plagen[9] sowie ihrer sozialen Effekte vor.[10]

Wollte man „Plage“ terminologisieren oder zur typologischen Klassifizierung der Filme des Korpus verwenden, müsste man mindest die drei folgenden Referenzfelder voneinander unterscheiden. Die dabei sichtbaren Bedeutungsfelder gehen über ein Verständnis von „Plage“ als Belästigung weit hinaus; sie sind ganz anders gelagert als in der Bezeichnung eines Zuviel (wie bei Ratten-, Schnecken- oder Wildschweinplagen) oder einer Störung im Kleinen (wie man z.B. von aggressiven Stubenfliegen geplagt werden kann). Im Einzelnen:

Plage I – die Katastrophe: Plagen brechen in die Alltagswelt ein, unangekündigt und unberechenbar. Sie treffen auf eine Bevölkerung, die dem Geschehen als hereinbrechendem Unglück keine Gegenmaßnahmen entgegensetzen können, zur Passivität verdammt scheinen und auf Improvisation angewiesen sind. Zur Charakteristik der Plagen gehört die Plötzlichkeit ihres Auftretens wie aber auch ihres Verschwindens.

Plage II – der Zusammenbruch der Ordnung, die soziale, politische und ökonomische Krise: Schon die biblische Geschichte zeigt, wie sehr die Plage das Alltagsleben von Gesellschaften durcheinander oder sogar zum Zusammenbruch bringen kann. Die Gegenmaßnahmen (von der Quarantänisierung, dem Ausbruch von Versorgungsnotständen bis zur Androhung der Vernichtung ganzer Regionen und Lebensgemeinschaften) sind gebunden an die Machtverhältnisse der erzählten Gesellschaft und öffnen den Blick auf die umfassenden Interessen, die das soziale Miteinander regulieren.

Plage III – der Raum der Tugenden: Plötzlichkeit, Unabwendbarkeit und Passivität führen dazu, dass die Frage der Begründung des Geschehens zum Zentrum der Wahrnehmung und der Interpretation des Zustoßenden werden. Die Plage wird zum äußeren Rahmen einer „meditativen Bühne“, in der die Menschen sich angesichts des Eingriffs des Religiösen, des Magischen, der Transzendenz sich ihrer existentiellen Tiefenüberzeugungen vergewissern können, ihrer Wertvorstellungen, in dem sie sich selbst in den globalen Horizont des memento mori einordnen können (und müssen).[11]

Natürlich können die drei Abschattungen der Plage im besonderen Fall zusammentreten, sich gleichzeitig und gemeinsam entfalten.[12] Ob nun die Plage als göttlicher Eingriff in die Realität gewertet wird (wie in der biblischen Geschichte), als „Rache der Natur“ (wie in manchen ökologisch motivierten Erklärungsversuchen) oder als unabsehbarer Ausfluss von Globalisierung (auf Grund der unabsehbaren und unkontrollierten Ausweitung von Mobilität, der Vernichtung natürlicher Lebensräume, einer weitestgehend unsichtbaren invasiven Ausbreitung von Tieren, Pflanzen und mikrobiotischen Lebensformen), ist für die Phänomenologien der Plagen ebenso gleichgültig wie für ihre kulturelle Verarbeitung.

So bleibt die kulturhistorisch folgenreiche Überlegung, dass die frühgeschichtlichen Epidemien der Zehn Plagen schon in den Kontext der Vielschichtigkeit der Plagen-Konzepte gestellt wurden – eine Tatsache, die sicher in die nicht nur populäre Interpretationsgeschichte der Seuchen hineingehört, die sich bis heute auf Konzepte beruft, die denen der Biblischen Plagen zumindest verwandt sind.


4. Bibliographie

Filmhistorische Untersuchungen zum Themenfeld liegen nur wenige vor; im Einzelnen:

  • Britt, Brian: Rewriting Moses. The Narrative Eclipse of the Text. London [...]: T&T Clark International 2004, X, 208 S. (=Journal for the Study of the Old Testament. Supplement Series. 14.). Darin bes. S. 46-51 (The Ten Commandments, 1956) u. 84-86 (The Exodus Episode).
  • Chattaway, Peter T.: Lights, Camera, Plagues! Moses in the Movies. In: Bible Review 15,1, 1999, S. 34-41,46.
  • Dijkstra, Meindert: Mozes in de film. In: Kerk en Theologie 60,1, 2009, S. 56-67.
  • Homan, Michael M.: The Good Book and the Bad Movies. Moses and the Failure of Biblical Cinema. In: Milk and Honey. Essays on Ancient Israel and the Bible. In Appreciation of the Judaic Studies Program at the University of California, San Diego. Ed. by Sarah Malena & David Miano. Winona Lake, Ind.: Eisenbrauns 2007, S. 87-112.
  • Koosed, Jennifer L.: The Cinematic Moses. In: The Bible in Motion. A Handbook of the Bible and Its Reception in Film. Ed. by Rhonda Burnette-Bletsch. Berlin/Boston: de Gruyter 2016, S. 65-82. Mit detaillierten Analysen zu Rhe Ten Commandments (1923 u. 1956), The Prince of Egypt (1998), Exodus: Gods and Kings (2014).
  • Pardes, Ilanah: Moses Goes Down to Hollywood. Miracles and Special Effects. In: Semeia 74, 1996, S. 15-31.
  • Shepherd, David: The Bible on Silent Film. Spectacle, Story and Scripture in the Early Cinema. Cambridge [...]: Cambridge University Press 2013, XII, 320 S. Darin v.a. ch. 3: ‚That my wonders may be multiplied‘. Blackton and elaboration (S. 61-94), und ch. 8: ‚But Pharaoh hardened his heart‘: Exodus and Egypt (S. 227-258).
  • Tongue, Samuel: Picturing the Plagues and Parting the Waves: The Biblical Effect in Exodus: Gods and Kings. In: Tollerton, David (ed.): A New Hollywood Moses. On the Spectacle and Reception of „Exodus: Gods and Kings“. London: Bloomsbury 2017, S. 113-135 (Biblical Reception. 4.)
  • Tooze, G. Andrew: Moses and the Reel Exodus. In: Journal of Religion & Film 7,1,2016, Article 3, online. Mit ausführlicher Bezugnahme auf Ten Commandments (1923 und 1956), Moses (1995) und Prince of Egypt (1998).

5. Filmographie

Die folgende Filmographie versammelt in chronologischer Reihenfolge die Filme, die die biblischen Plagen behandeln, die mir bekannt geworden sind. Nicht eingegangen bin ich auf Filme, die in offenbarer Anlehnung an die biblischen Plagen einzelne der Heimsuchungen thematisieren (wie die Heuschreckenschwärme etwa in Days of Heaven [Tage des Himmels, USA 1978, Terrence Malick]

  • Moses and the Exodus from Egypt; Frankreich 1907.
    P: Pathé, Länge: 478 Fuß.
  • The Life of Moses; USA 1909, J. Stuart Blackton.
    50-minütiges Moses-Biopic. Darin als 3. Teil: „The Plagues of Egypt“.
  • The Ten Commandments (Die zehn Gebote, USA 1956, Cecil B. DeMille).
    Neuadaption des Stoffes aus dem Jahre 1923 (The Ten Commandments [Die Zehn Gebote, USA 1923, Cecil B. DeMille]).
    Kurz vor dem Aufbruch der Israeliten tritt Moses (Charlton Heston) mit seinem Bruder Aaron vor Pharao Ramses (Yul Brunner) und fordert die Freiheit des Volkes Israel. Als Beweis der Macht des Gottes der Israeliten verwandelt er seinen Stab in eine Schlange. Auch der Hohepriester des Pharao verbringt einen solchen Zauber. Als die Schlange vom Stab des Moses die anderen verschlingt und sich wieder in den Stab verwandelt, will Ramses dieses Zeichen nicht anerkennen und verhöhnt Moses, weiters verschärft er noch die Sklavenleistungen der Israeliten. Daraufhin beschwört Moses nacheinander diverse Plagen über Ägypten. Als der Pharao nach der neunten bereit war, das Volk ziehen zu lassen, wird er von Nefretiri (Anne Baxter) aufgehetzt, die sich von Moses zurückgewiesen wähnt. Der Tod der Jungen und mit ihnen des Sohns Ramses‘ scheint unabwendbar; die Hebräer schützen sich mit Lammblut an den Türstöcken vor dem Tod. Erst als der Pharao sich um seinen eigenen Erstgeborenen zu sorgen beginnt, lässt er die Hebräer ziehen.
  • The Abominable Dr. Phibes (Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes; aka: Champagner für den Satan); Großbritannien 1971, Robert Fuest.
    Sequel: Dr. Phibes Rises Again (Die Rückkehr des Dr. Phibes, aka: Im Bund mit dem Teufel, USA/Großbritannien 1972, Robert Fuest).
    Der Organist Dr. Anton Phibes, Doktor der Musikwissenschaften und der Theologie (Vincent Price), versteckt sein wahres Gesicht hinter einer Maske, weil seit einem schrecklichen Autounfall, bei dem er seine Frau verlor, der Körper des Theologen entstellt ist. Für den Tod seiner Frau sinnt er auf Rache, will das Ärzteteam um Dr. Vesalius (Joseph Cotten), das er für ihr Ableben verantwortlich macht, will er auf bizarre Weise bestrafen. Der Scotland-Yard-Inspektor Trout (Peter Jeffrey), der mit der Aufklärung einer Mordserie betraut ist, findet mithilfe eines Rabbiners heraus, dass die Morde sich auf die alttestamentlichen Plagen beziehen. Tatsächlich: ein Opfer erlag einer Maschine, die Hagel und Kaltluft produziert; ein zweites dem Horn eines bronzenen Einhorns; ein drittes wird von Ratten zu Tode gebracht, ein viertes von Heuschrecken bis auf das Skelett abgenagt. Phibes wird gestellt, entkommt aber.
  • Moses, the Lawgiver (Moses); Großbritannien/Italien/Israel/USA 1974, Gianfranco De Bosio.
    Sechsteilige TV-Miniserie (à 60 min).
    Passgenaue Nacherzählung der biblischen Erzählung mit den Plagen vor der Genehmigung zum Auszug der Hebräer aus dem ägyptischen Reich. In der Rolle des Moses: Burt Lancaster.
  • Moses (Die Bibel - Moses); USA/Italien/BRD 1995, Roger Young.
    Zweiteilige TV-Miniserie (188 min); Moses: Ben Kingsley; Ranses: Christopher Lee.
    Die Plagen-Episode ist ausführlich am Ende des ersten Teil des Films dargestellt. An der Regierung ist nicht mehr Ramses, sondern sein Nachfolger Mernefta (Frank Langella).
  • The Prince of Egypt (Der Prinz von Ägypten); USA 1998, Brenda Chapman, Steve Hickner, Simon Wells.
    Animationsfilm aus den Dreamworks Studios.
    Als – in den anderen Filmen auch – nach Moses Rückkehr aus der Wüste der Konflikt mit dem Pharao Ramses eskaliert, bedarf es der zehn Plagen, bevor den Hebräern der Exodus gestattet wird.
  • The Mummy (Die Mumie); USA 1999, Stephen Sommers.
    Als anspielende Drohung wird angekündigt, dass Imhotep (Arnold Vosloo) die zehn Plagen über das Land bringen werde, wenn er wiedererweckt werden würde. Und tatsächlich: Die Vitalisierung seiner Mumie bringt schließlich folgende Plagen mit sich – Heuschrecken, Wasser, das zu Blut wird (hier: die Getränke in einer Bar und das Wasser eines Zimmerbrunnens), Horden von  Stechfliegen, eine „Armee“ der Mumie als Inkarnation der aufbrechenden Geschwüre, ein Kometen- oder Feuer-Hagel und eine Sonnenfinsternis als Einbruch der Dunkelheit in die Welt.
  • Magnolia (Magnolia); USA 1999, Paul Thomas Anderson.
    Der Film endet mit einem Schauer aus Fröschen. Der Bezug zur biblischen Erzählung wird im Film mehrfach angekündigt (2. Buch Mose, „Exodus“) – u.a. in einer Gameshow, in der ein Mann ein Schild mit der Aufschrift „Exodus 8:2“, ohne jeden Zusammenhang mit Handlung und Setting.
    Vgl. dazu Reinhartz, Adele: Scripture on the Silver Screen. Louisville, Ky. [...]: Westminster John Knox Press 2003, S. 24-38 („Magnolia and the Plague of Frogs (Exodus)“). -- Silverman, Jason M: “We May be Through with the Past…”: Magnolia, the Exodus Plague Narrative, and Tradition History. In: Religion and the Arts 20,4, 2016, S. 459-490.
  • The Exodus Revealed; USA 2001, Lad Allen.
    Dokumentarfilm, 54 min; Director's Cut: 85 min.
    Der Film dokumentiert eine Reise, die physische Beweise für den Exodus enthüllt, darunter: die Überreste von 3800 Jahre alten hebräischen Siedlungen im ägyptischen Nildelta; ägyptische Aufzeichnungen über die Knechtschaft der Israeliten unter Pharao; die genaue Route, der sie möglicherweise in die Freiheit folgten; die Stelle, an der sie das Rote Meer durchquerten; und die Lage des Berges Sinai.
  • Rameses: Wrath of God or Man?; USA/Großbritannien 2004, Mark Aldridge, Tom Pollock.
    TV-Dokumentarfilm (Discovery Channel) mit dem Moderator Morgan Freeman.
    Interviews (meist mit zwei Ägyptologen) und Re-Enactments über das Historiker-Wissen über den alttestamentlichen Bericht der Bibel über die Pest des Erstgeborenen und über den ägyptischen Pharao Rameses.
  • The Ten Commandments (Die Zehn Gebote); USA 2006, Robert Dornhelm.
    Neuadaption von The Ten Commandments (1956). Zweiteiliger TV-Film (u.a. History Channel).
    Einschließlich des kanonischen Erzählungssegments der zehn Plagen: Moses (Dougray Scott) verlangt vom Pharao (Paul Rhys) die Freilassung aller Sklaven, was dieser verweigert. Erst nachdem das Land von den Zehn Plagen heimgesucht wird, gibt dieser nach und lässt den Auszug aus Ägypten zu. Der Pharao bereut jedoch nachträglich seine Erlaubnis und nimmt mit seiner Streitmacht die Verfolgung auf.
  • The Exodus Decoded; Kanada/Ägypten/Griechenland 2006, Simcha Jacobovici.
    90-minütiger TV-Dokumentarfilm (The History Channel), produziert von James Cameron. Dem Programm einer „investigativen Archäologie“ folgend, führt der Film (resp. Jacobovici) die Plagen auf den „minoischen Vulkanausbruch“ um 1500 v. Chr. zurück. Zur Veranschaulichung greift der Film oft auf Computeranimationen und visuelle Effekte zurück, die von der Firma Gravity Visual Effects, Inc. (Toronto) realisiert wurden.
  • The Ten Commandments: The Musical; USA 2006, Robert Iscove.
    Live-Aufnahme im Hollywood Kodak Theater (Hollywood). Basierend auf dem französischen Musical Les Dix Commandements von Élie Chouraqui (mit Musik von Patrick Leonard und Texten von Maribeth Derry). Mit einer äußerst verkürzten Darstellung der Plagen am Ende des ersten Aktes.
  • The Reaping (The Reaping - Die Boten der Apokalypse); USA 2007, Stephen Hopkins.
    Katherine Winter (Hilary Swank) reist in ein kleines, texanisches Provinznest, weil sie dort Vorkommnisse untersuchen will, die stark nach den zehn biblischen Plagen aussehen. Katherine glaubt nicht an Wunder, sondern an Tatsachen. Die ehemalige Pastorin hat den Talar abgelegt, nachdem sie ihre kleine Tochter und ihren Mann während ihrer Missionsarbeit im Sudan verloren hat. Jetzt sucht sie ihr Heil nicht mehr im Gebet, sondern in wissenschaftlicher Forschung. Die kleine Stadt Haven wird von allen Plagen heimgesucht, die Schuld wird einem kleinen Mädchen (AnnaSophia Robb) gegeben. Das Rätsel löst sich als Fantasy-Spektakel auf: Tatsächlich pflegen die Dorfbewohner einen satanistischen Kult und töten jedes Zweigeborene, um die Aufkunft des Antichristen zu ermöglichen. Das Mädchen ist tatsächlich ein Engel – es hat die Plagen gesandt, um die Dorfbewohner zur Abkehr von ihrem Kult zu bewegen; da die Dörfler alle Erstgeborene sind, werden sie bei der letzten von dem Mädchen ausgerufenen Plage, dem Tod der Erstgeborenen, vernichtet. Allerdings ist das Engelmädchen von einem der Dörfler schwanger: Das Ungeborene ist der Teufel selbst.
  • Die biblischen Plagen (aka: Die biblischen Plagen - Zorn Gottes oder Rache der Natur); BRD 2009, Sandra Papadopoulos, Gabriele Wengler.
    Dreiteilige TV-Dokumentation (ZDF) aus der Reihe Terra X (28. Staffel, Folgen 26-28, à 45 min): 28/26: Duell am Nil; 28/27: Finsternis über Ägypten; 28/28: Die Biblischen Plagen: Flucht aus dem Pharaonenreich.
    Die Wissenschaftler, auf die sich der Film stützt, führen den biblischen Bericht über die Plagen auf tatsächliche Ereignisse zurück: Vor über 3000 Jahren wurde das sensible Ökosystem des Nil immer wieder durch extreme Hochwasser und Dürreperioden aus dem Gleichgewicht geworfen. Die Folgen für die Bevölkerung waren verheerend, denn die gesamte Landwirtschaft des Reiches hing am Tropf des mächtigen Stroms.
  • Exodus: Gods and Kings (Exodus: Götter und Könige); USA/Großbritannien 2014, Ridley Scott.
    Moses, der lange als möglicher Nachfolger des Paraos Ramses galt und erst spät über seine Geburt als Hebräer aufgeklärt wurde, beginnt nach diversen Konflikten mit der pharaonischen Oberschicht, eine hebräische Guerilla-Armee aufzubauen, auch nach Ranses‘ Tod und der Übernahme des Thrones durch seinen Freund Ramses II. Es geht ihm darum, die Bevölkerung gegen Ramses aufzuhetzen. Doch Gott wird ungeduldig und entfesselt die zehn Plagen, die nun die Stadt Memphis heimsuchen: Zuerst richten Krokodile ein brutales Massaker im Nil an, wobei sich dessen Wasser rot färbt. Daraufhin sterben die Fische und Frösche fallen über Memphis her. Doch obwohl Ägypten an einer gewaltigen Heuschreckenplage, Viehsterben und so weiter fast zugrunde geht, bleibt Ramses standhaft. Schließlich gipfelt alles in einem dramatischen Höhepunkt, als bei der zehnten Plage die ägyptischen Kinder, darunter auch Ramses‘ Sohn, getötet werden, während hebräische Kinder verschont bleiben. Dies führt dazu, dass Ramses aus Trauer die Vertreibung aller Sklaven – den Exodus – anordnet.
    Auffallend ist, dass ein Berater Ramses II. die Plagen mit Theorien und Hypothesen zu erklären versucht, die auch in der althistorischen Forschung diskutiert wurden.
    Zum Film vgl. Tollerton, David (ed.): A New Hollywood Moses. On the Spectacle and Reception of „Exodus: Gods and Kings“. London: Bloomsbury 2017, X, 171 S. (Biblical Reception. 4 .). - Walsh, Richard: “What Child Is This?” Reflections on the Child Deity and Generic Lineage of Exodus: Gods and Kings. In: T&T Clark Companion to the Bible and Film. Companion to the Bible and Film. Ed. by Richard G. Walsh. London [...]:T&T Clark 2018, S. 311-321
  • Patterns of Evidence: Exodus; USA [...] 2014, Tim Mahoney.
    Dokumentarfilm, 115 min.
    Der Film die Frage auf, ob die Bibel nur ein Mythos ist oder sich möglicherweise die Archäologen geirrt haben. Mahoney geht dieses Problem bewusst wissenschaftlich an und hat dazu zwölf Jahre lang recherchiert. Der Film beschreibt zahlreiche Funde, einschließlich archäologischer Funde von Belegen hebräischer Besiedlung im alten Ägypten und neuer historischer Entdeckungen bezüglich der Zeitlinie der Ereignisse des Exodus sowie der zeitgenössischen Ereignisse im alten Ägypten. Er beschreibt auch einige existierende Artefakte und Dokumente aus dem alten Ägypten, die seit einigen Jahren in Fachkreisen kontrovers diskutiert werden. Der Film zeigt zahlreiche Interviews mit Archäologen, Historikern und Bibelforschern.

Anmerkungen


[1]    Nach den Einträgen in: DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Das Wortauskunftssystem zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. v.d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, <https://www.dwds.de/>, abgerufen am 24.5.2020.

[2]    Zu den diversen Quellen, die die Exodus-Erzählung umgeben, vgl. Lemmelijn, Bénédicte: A Plague of Texts? A Text-critical Study of the So-called „Plagues Narrative“ in Exodus 7:14 - 11:10. Leiden [...]: Brill 2009 (Oudtestamentische Studiën. 56.). Zur Frage der Rückbeziehungen in orale Traditionen vgl. Van Seters, John: The Plagues of Egypt. Ancient Tradition or Literary Invention? In: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 98,1, 1986, S. 31-39.

[3]    Die Teilung des Meeres beendet die Befreiung der Hebräer mit einem physikalisch eigentlich unmöglichen Wunder. Es wurde zum Bildmotiv und Symbol des Exodus, mehr als alle Plagen, die ihm vorangegangen waren. Und es ist ein Geschehen, das alles physikalische Wissen überschreitet. Schon in den ersten Filmen, die das Geschehen visualisierten, genossen die Szenen ob ihres tricktechnischen Aufwandes darum hohe Aufmerksamkeit. Zur Frage der historischen Grundlagen vgl. den 150-Minuten-Film Patterns of Evidence: The Red Sea Miracle (USA [...]  2020, Tim Mahoney) sowie den 55-Minüter The Exodus Revealed (USA 2001, Lad Allen). Zur filmtechnischen Beschreibung vgl. Mandell, Paul: Parting the Red Sea (and Other Miracles). In: American Cinematographer 64,4, April 1983, S. 46-52.

[4]    Alle Quellenangaben beziehen sich auf die Luther-Übersetzung der Bibel. Verzichtet habe ich auf einen Vergleich mit den sieben Plagen, die in der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament vorhergesagt werden, die zumindest in Teilen mit den AT-Plagen korrespondieren. Verzichtet habe ich hier auf alle Versuche, die Plagen historisch, naturalistisch oder ökologisch zu begründen; vgl. dazu etwa Trevisanato, Siro Igino: The Plagues of Egypt. Archaeology, History and Science Look at the Bible. Piscataway: Gorgias Press 2005; Moroni, Claudia / Lippert, Helga: Die biblischen Plagen. Zorn Gottes oder Rache der Natur. Wissenschaftler lösen ein altes Rätsel. Zürich: Piper 2009, v.a. S. 96ff; Levinson, Hermann Zacharias / Levinson Anna R.: Rückblick auf die zehn biblischen Plagen des zweiten Buches Mose (Exodus 7, 1-12, 33) aus ökologischer Sicht. In: Nachrichten der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie 27,3, 2013, S. 109-123.

[5]    Erinnert sei auch an ähnlich konfigurierte Handlungs-Figuren wie den geborenen Cherusker Herrmann, der vom römischen Soldaten zum Anführer des germanischen Widerstands wird – ein sozialdramatischer Erzählkern, der aber bislang kaum ausgearbeitet wurde. In der kleinen Filmographie der Biblischen Plagen fehlen auch andere Geschichten, die das Geschehen politisch auslegen und in der biblischen Erzählung zumindest optional angelegt sind.

[6]    Vgl. als Überblick: Moroni, Claudia / Lippert, Helga: Die biblischen Plagen [Anm.4].

[7]    Vgl. dazu Sivertsen, Barbara J.: The Parting of the Sea. How Volcanoes, Earthquakes, and Plagues Shaped the Story of Exodus. Princeton, N.J.: Princeton University Press 2009, sowie die medizinhistorischen Überlegungen in Trevisanato, Siro Igino: The Plagues of Egypt, a.a.O. [Anm. 4]  (oder kurz in Trevisantos „Six Medical Papyri Describe the Effects of Santorini’s Volcanic Ash, and Provide Egyptian Parallels to the So-called Biblical Plagues“. In: Medical Hypotheses 67,1, 2006, S. 187-190).

[8]    Zur biologischen Interpretation der Plagen vgl. den Überblicksbericht von Levinson/Levinson, Anna R.: Zur Biologie der zehn biblischen Plagen. In: Nachrichten / Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie e.V. 22, 2009, S. 83-102, und dies., a.a.O. [Anm. 4]. Zu einer ökologischen Interpretation der Plagen vgl. schon Hort, Greta: The Plagues of Egypt I. In: Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 69, 1957, S. 84-103; dies.: The Plagues of Egypt II. In: Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 70, 1958, S. 48-59; Ehrenkranz, N. Joel / Sampson, Deborah A.: Origin of the Old Testament Plagues: Explications and Implications. In: The Yale Journal of Biology and Medicine 81,1, March 2008, S. 31-42. Vgl. zu einer ökologiehistorischen Interpretation auch Levinson, Hermann / Levinson Anna: Die Ungezieferplagen und Anfänge der Schädlingsbekämpfung im Alten Orient. In: Anzeiger für Schädlingskunde, Pflanzenschutz, Umweltschutz 63, 1990, S. 81-96.

[9]    Vgl. Marr, James S. / Malloy, Curt D.: An Epidemiologic Analysis of the Ten Plagues of Egypt. In: Caduceus 12,1, Spring 1996, S. 7-24.

[10]   Vgl.  Foege, William H.: Plagues. Perceptions of Risk and Social Responses. In: Social Research 55,3, Autumn 1988, S. 331-342 (= Themenheft: In Time of Plague).

[11]   Zu einer theologischen Interpretation der Exodus-Plagen vgl. Ford, William A.: God, Pharaoh and Moses. Explaining the Lord‘s Actions in the Exodus Plagues Narrative. Milton Keynes: Paternoster [....] 2007 ( Paternoster Biblical Monographs.); allerdings geht Ford auf die hier angedeutete meditative Komponente der Plagen nicht ein. Im genannten Kontext geht es auch um eine scharfe Kritik an Geiz, Gier, Hochmut, Überheblichkeit, Arroganz und ähnlicher Charakterzüge, die nicht erst neuerdings als „Anti-Tugenden“ von Reichen, Mächtigen, sozialen Aufsteigern usw. markiert werden und die im Horizont der Seuchen revidiert werden können.

[12]   Die Frage, in welcher Beziehung die „Seuchen“ zu den „Plagen“ stehen – Seuchen als Hyponyme der Plage etwa, als „Fälle-von“ –, werde ich hier nicht diskutieren. Um den Bedeutungsumfang der „Plagen“ nicht zu weit auszudehnen, habe ich auch auf die detailliertere Besprechung der gerade im Horrorfilm verbreiteten „Plagen“ verzichtet (von Ratten-, Mäuse-, Bienenplagen bis hin zu Alpträumen und Plagegeistern, die den Horrorhelden auf den Leib rücken).

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/133/hjw21.htm
© Hans J. Wulff, 2021