Weihnachten
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Die Anbetung der Hl. Drei KönigeAndreas Mertin Die Quellen
Matthäus 2, 1-12
Protoevangelium des Jakobus
Pseudo Matthäus Evangelium, Kapitel 16
KunstgeschichteIn der Kunstgeschichte finden wir seit dem 3. Jahrhundert Darstellungen der Magier bzw. Könige in der Katakombenmalerei und bei Sarkophag-Plastiken. Dabei gibt es unterschiedliche Bildtypen: Hellenistisch: Maria seitlich auf Kathedra, Maria frontal mit symmetrischen Anbetungsgruppen; Östl.-byzantinisch: Kniebeuge des ersten Magiers. Ab 1300 erfolgt eine dramatische Ausgestaltung der Szene unter dem Einfluss von geistlichen Schauspielen. Nun wird einer der Magier/Könige als Schwarzer dargestellt. Fragen vor konkreten Kunstwerken
4. Jahrhundert Sarkophag-PlastikAm Anfang reicht der christlichen Gemeinde ein geradezu minimalistisches Setting: drei Männer mit Kamelen, die auf einen Stern über Maria und Jesus verweisen. Jeder der drei Männer hat ein Geschenk mitgebracht. Maria sitzt in byzantinischer Bildtradition auf einem Sessel, der nicht mehr als Baby dargestellte Jesus nimmt die Geschenke selbstständig entgegen. 500 Kästchen mit Motiv der drei KönigeDie silberne Reliquiendose (Capsella de Brivio) aus dem 5. Jahrhundert nach Christus (heute im Louvre in Paris) zeigt die Anbetung durch die Hl. Drei Könige. Diese sind durch die sogenannte Phrygische Mütze charakterisiert. Diese Mütze ist schon vorher in der Kunst als Verweis auf persische Herkunft verwendet worden. Das übernimmt das Christentum in seiner Ikonografie. Auch auf anderen Werken der damaligen Zeit finden wir daher die phrygische Mütze, etwa auf dem Mosaik aus Sant‘Apollinare Nuovo in Ravenna, aus der Zeit um 565. Hier sind auch die Namen der drei Magier verzeichnet: Balthasar, Melchior und Caspar. Auch hier bleibt das hochherrschaftliche Setting: Maria und das Jesuskind empfangen zusammen mit vier Engeln als Hofangestellten die Magier aus dem Osten, die dem Stern gefolgt sind. Maria sitzt dabei auf einem Herrscherthron, der nicht mehr ganz so kleine Jesus thront auf ihrem Schoß. In einer prarallelen Geste segnen beide die Gäste. 1200 Französischer MiniaturistAuf der Miniatur des Ingeborg-Psalters aus der Zeit um 1200 finden wir dann die Weisen aus dem Morgenland nicht mehr als Magier dargestellt, sondern als Könige. Zugleich werden sie in unterschiedlichen Lebensaltern vorgestellt: von alt bis jung. 1304 GiottoMit der Kunst von Giotto in der Scrovegni-Kapelle kommen wir zur konkreten Verortung des Geschehens in Raum und Zeit. Er baut die Szene in einen einfachen Holzstall ein, in dem Maria, Josef und das Jesuskind sitzen, ein Engel an ihrer Seite. Vor ihnen kniet einer der Heiligen Drei Könige und betet das Jesuskind an, während die anderen beiden mit ihren Reisebegleitern warten. Ein besonderes Highlight dieses Fresko ist die Darstellung des Halleyschen Kometen, der am 26. Oktober für alle sichtbar über die Erde gezogen war. Nach der Abbildung auf dem Teppich von Bayeux aus dem Jahr 1070 ist dies die älteste und zugleich realistischste Darstellung des Kometen. Damit bezieht Giotto das biblische Geschehen unmittelbar auf seine Gegenwart. 1385 Bartolo di FrediBartolo di Fredi (1330-1409) hat die Inkulturation des Geschehens insofern weitergetrieben, als dass er ein konkretes Bauwerk seiner Zeit in das Gemälde von 1385 (195x163 cm) einbaut. Links oben im Hintergrund können die Betrachter:innen den Dom von Siena erkennen, so dass das Gemälde das heimatliche Siena mit Jerusalem verbindet. 1470 Memling / Meister der AnbetungDer in der Regel Hans Memling (1433-1494) zugeschriebene, manchmal aber auch einem unbekannten Meister zugewiesene Dreikönigsaltar aus dem Prado in Madrid, der auch dem 1470 stammt, ist dreiteilig aufgebaut: links sehen wir die Geburt (beeinflusst nach den Visionen der Hl. Birgitta von Schweden), rechts die Darstellung im Tempel und im Zentrum die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Der gesamte Altar ist 272 cm breit, die Bildhöhe beträgt 95 cm. Vor dem Hintergrund einer flämischen Stadt sehen wir auf der Haupttafel die Heiligen Drei Könige als Repräsentanten der Himmelsrichtungen bzw. Kontinente und zugleich der verschiedenen Lebensalter. Sie sind als Könige hochmodisch für die damalige Zeit gekleidet, jeder trägt einen charakteristischen Hut und phantasievolle Kleidung und hat für die Heilige Familie ein kostbares Geschenk in einem Kelch mitgebracht. Das Jesuskind ist so dargestellt, dass es seiner Rolle als Messias sehr bewusst ist und daher den vor ihm knieenden König auch segnet. An den Rändern der Haupttafel bevölkern weitere Schaulustige das Geschehen und wollen einen Blick aus der ersten Reihe ergattern. 1470 Hugo van der GoesBeim Gemälde mit der Anbetung der Könige von dem flämischen Maler Hugo van der Goes (1435-1482) haben wir eine verschachtelte und beziehungsreiche Darstellung vor uns. Links im Hintergrund sehen wir eine flämische Stadt, rechts oben schon einen Ausblick auf die Flucht nach Ägypten. Im Zentrum des Gemäldes die detailreich dargestellte Anbetungsszene. Hugo van der Goes geizt nicht mit symbolischen Verweisen, sowohl durch die Pflanzendarstellungen, wie etwa auch durch den auf dem Balken laufenden Hermelin. Das weiße Winterfell des Hermelins wurde als sehr wertvoll erachtet. Ein Hermelinmantel galt als das Vorrecht adliger Familien. Kaiser, Könige und Fürsten sowie der Papst trugen mit weißen Winterfellen besetzte oder gefütterte Kleidung, auf die als besondere Zierde die schwarzen Schwanzspitzen aufgenäht waren. Weil sich nur hohe weltliche und kirchliche Würdenträger einen Hermelinmantel leisten konnten, wurde ein solcher Mantel bereits im ausgehenden Mittelalter, vor allem aber in der Zeit des Absolutismus zu einem Insignium der Macht. 1488 GhirlandaioDer italienische Renaissancemaler Künstler Domenico Ghirlandaio (1448-1494) schafft ein hochkomplexes Wimmelbild mit zahlreichen Personen, in denen Zeitgenossen sicher auch örtliche Honoratioren samt den Auftraggebern wiedererkannt haben dürften. Ghirlandaio trägt sich selbst in das Bild ein, er blickt hinter dem Rücken des linken Königs selbstbewusst auf die Betrachter:innen. Links unten erkennt man etwas anachronistisch den schon erwachsenen Täufer Johannes, der auf das Christuskind hinweist. Auf der rechten Seiten sehen wir den Evangelisten Johannes, der Christus auf die Waisenkinder des „Hospitals der unschuldigen Kinder“ hinweist, für den das Altarwerk in Auftrag gegeben wurde und in dem es bis heute noch zu finden ist. Der Aufbau der zentralen Aktanten erfolgt nach einem von Botticelli eingeführten Modell, bei dem die Madonna im Zentrum einer pyramidenförmigen Komposition steht und an deren Fuße sich zwei der drei Hl. Könige befinden. Die Stadt im Hintergrund, vor deren Mauern sich schon der nachfolgende betlehemitische Kindermord abspielt, ist eine symbolische Darstellung Roms. Man kann das Kolosseum, die Trajanssäule, einen Milizen-Turm und die Cestius-Pyramide erkennen.
1500-1525 Unbek. MeisterAls malerisches Juwel bezeichnet die Webgallery of Art diese 49x112 cm große Bildtafel eines unbekannten flämischen Meisters aus den Jahren zwischen 1500 und 1525, die heute im Brügger Groeninge-Museum zu finden ist, und schreibt:
Sehr großzügig sind die Aktanten über die Bildfläche verteilt, Maria bildet mit dem neugierig und entspannt blickenden Jesuskind das Zentrum des Bildes, sie blickt konzentriert auf ihr Kind. Hinter ihr steht ein runder Tisch mit einer Bibel, einer Kerze und einem Apfel. Vor dem Christuskind kniet der älteste der Heiligen Könige, der gerade einen Topf mit Gold überreicht hat. Hinter diesem steht ein weiterer vollbärtiger König mit einem Kelch in der Hand. Auf der linken Seite sehen wir mit seinem ebenfalls schwarzen Bediensteten den dritten schwarzen König, der eine gläserne Kugel in der Hand hält und Schuhe mit Sporen trägt. Als interessantes Aperçu findet sich etwas abgedrängt im Stall im Bildhintergrund, in dem wir auch den Ochsen sehen können, eine Darstellung des Josef, der mit Hilfe eines Blasebalgs für eine angenehme Temperatur sorgt. Das wird man zu den damals nicht unüblichen Eingliederungen des Josef in das Lokalkolorit und die Genreszenen zählen können. 1526 Quentin MassysQuentin Massys (1466-1530, der seine Figuren gerne ins Groteske verzerrt, nähert auf seinem Bild von 1526 die Darstellung der Heiligen drei Könige der Darstellung der Hirten an. Auch Könige sind nicht schöner als andere Menschen. 1609 / überarbeitet 1628 Peter Paul RubensEin durch und durch politisches Bild ist diese Anbetung der Könige von Peter Paul Rubens (1577-1640). Es war eine Auftragsarbeit der Stadt Antwerpen in der Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden zwischen dem spanischen Königreich und der niederländischen Republik, ein Konflikt, unter dem die Antwerpener Händler sehr litten. Rubens erhielt 1.800 Florin für die Arbeit (was heute etwa 180.000 Euro entspräche). In einer dramatischen und geradezu bedrohlichen Welle stürzt die königliche Gesandtschaft auf die am linken Bildrand platzierte Heilige Familie zu, die den künftigen Frieden zu symbolisieren scheint und einen Ruhepunkt bildet. Vor dem Hintergrund der dunklen und von wenigen Lichtern und Fackeln durchbrochenen Nacht verschlingen sich die Pferde und Kamele zu einem großen Szenario. Das Gemälde wurde 1612 dem spanischen Gesandten Rodrigo Calderón überreicht, der freilich 1621 wegen angeblicher Hexerei auf der Plaza Mayor in Madrid geköpft wurde. Sein Bild ging 1623 dann auf das spanische Königshaus über, wo es einen Höhepunkt der Sammlung Royal Alcázar in Madrid bildete. Als Rubens 1628 in Madrid war, ergänzte und überarbeitete er das Bild im Sinne der zwischenzeitlichen Fortentwicklung seines Stils, der vor allem durch Tizian beeinflusst worden war. Bei einem Brand des Royal Alcázar 1734 wird das Bild schnell aus dem Rahmen geschnitten und aus dem Fenster geworfen, weshalb es nur leicht beschädigt die Katastrophe übersteht. 1834 taucht das Bild dann im Inventar des Museo del Prado auf, wo wir es auch heute noch besichtigen können. 1619 und 1639 Diego Velázquez und Francisco Zurbarán
Wie sich Künstler bildkompositorisch beeinflussen, kann man an den Bildern der Anbetung der Könige durch Diego Velázquez (1599-1660) und 20 Jahre später durch Francesco Zurbarán nachvollziehen. Das Werk von Velázquez ist sein erstes Hauptwerk und zeigt noch den Einfluss seines Lehrers und die Unerfahrenheit des Künstlers. Im Stil der Zeit hat Velázquez sich in einem der Könige, seinen Lehrmeister in einem der anderen Könige und Maria mit den Gesichtszügen jene Frau ausgezeichnet, mit der Velázquez verheiratet war und die zugleich die Tochter seines Lehrmeisters war. Ein höchst persönliches Bild also. Zurbarán übernimmt den formalen Bildaufbau, gestaltet aber vor allem die Kleidung des nun alten Königs im Vordergrund wesentlich prächtiger und reicher. Indem er Josef hinter Maria stehen lässt, ergibt sich eine dramatische Linie von links unten nach rechts oben. Beauftragt wurde Zurbaran 1638 von den Kartäusern in Jerez. Neben diesem Bild gehörten drei weitere Bilder zur Kindheit Christi zum Auftrag. |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/134/am740h.htm |