01. Februar 2022

Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr 2022 ist – dieses Mal pandemiebedingt, wieder ein großes Kunstjahr mit parallelen Veranstaltungen in Kassel und Venedig. Und da beide Veranstaltungen in den warmen Sommermonaten liegen, kann man hoffen, dass sie auch stattfinden. Schon hat es die ersten Aufregungen im Vorfeld der Veranstaltungen gegeben, wie immer befürchtet man nun die schlechteste oder gar die letzte Documenta und hat schon fast vergessen, dass man das auch schon vor der letzten gesagt hatte. Aber selbst wenn man – wie dem letzten Documenta-Leiter unterstellt wurde – die Documenta bewusst vor die Wand fahren wollte, so hat sie dennoch weiter eine Zukunft. Das Interesse daran, was das Betriebssystem Kunst zu sagen hat, welche Akzente und neuartige Perspektiven es bietet, ist ungebrochen. Insofern können wir uns auf ein interessantes und kontroverses Jahr freuen.

Ob das Gleiche auch für die kirchlichen Kunstaktivitäten der Gegenwart und der Zukunft gilt, kann man mit guten Gründen in Frage stellen. Zwar ist die Kirche an vielen Orten in Deutschland zu einem selbstverständlichen Ort der Kulturlandschaft geworden – die nun schon zahllosen Kulturkirchen zeugen davon –, aber von einem Fortschritt im Gespräch von Kunst und Kirche kann nicht die Rede sein, ganz im Gegenteil. Friedrich Schlegel etwas variierend könnte man sagen: In dem, was man Theologie der Kunst nennt, fehlt gewöhnlich eins von beiden; entweder die Theologie oder die Kunst. Und tatsächlich fällt ja auf, dass es anders als in den Hochzeiten der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts heute kaum noch theologischen Reflexionen zur Kunst gibt.

Georg Friedrich Wilhelm Hegel hatte schon vor beinahe 200 Jahren vermutet, die Zukunft des Gesprächs von Kunst und Kirche laufe Seitens der Kirchen auf die Verwendung von ganz schlechten, hässlichen und platten Darstellungen hinaus, weil sich diese für die Kirchen als zweckmäßig erweisen würden. À la longue hat er darin rechtbehalten. Zweckmäßigkeit und das heißt hier, der schnelle Zugriff auf das leicht Verständliche hat sich allgemein durchgesetzt. Nicht zuletzt davon handeln die Texte in dieser Ausgabe des Magazins.

Die Texte in der Rubrik VIEW stammen alle von Andreas Mertin. Der erste Text unter der Überschrift „Gott raus, Kunst rein“ stammt ursprümglich von der gleichnamigen Tagung der Ev. Akademie Hofgeismar im Herbst 2021, die demnächst auch als epd-Dokumentation erscheinen wird. Der zweite Text "Am Anfang war das Auge" geht einigen Problemindikatoren der ganz alltäglichen Begegnung von Kunst und Kirche nach.

Wir freuen uns, in der Rubrik CAUSERIEN einen Text des Philosophen Ezi Gamba veröffentlichen zu können, der an der katholischen Hochschule Turin lehrt und der sich mit dem Akt in Herman Cohens Ästhetik auseinandersetzt.

Unter RE-VIEW stellt Wolfgang Vögele das Buch 19777 von Philipp Sarasin vor. Andreas Mertin verweist auf eine kleine Buchreihe zur Kunstgeschichte in Einzelwerken.

Und schließlich fragt Andreas Mertin in der Rubrik POST, ob es tatsächlich Schatten des Antisemitismus' über der kommenden Documenta gibt.

Für dieses Heft wünschen wir eine erkenntnisreiche Lektüre!

Andreas Mertin, Wolfgang Vögele und Karin Wendt
sowie Jörg Herrmann und Horst Schwebel


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