01. April 2023

Liebe Leserinnen und Leser,

1976, also vor 47 Jahren, sitzt ein damals 40jähriger Liedermacher und Lyriker in der Kölner Sporthalle und gibt ein geschichtsträchtiges Konzert. Es ist einer der wenigen Fälle, bei denen die Wirkmächtigkeit von Kunst unmittelbar verfolgt werden kann. Im Anschluss an das Konzert wird der Liedermacher aus seinem Land ausgebürgert, was zu einer tiefen Krise des Landes, zu einer Entfremdung mit seinen Intellektuellen und letztlich zum Zusammenbruch des Systems führt. Auf diesem Konzert singt Wolf Biermann, um den es sich natürlich handelt, sein Lied von der notwendigen „Ermutigung“. Darin heißt es unter anderem:

Du, lass dich nicht erschrecken
In dieser Schreckenszeit
Das woll'n sie doch bezwecken
Dass wir die Waffen strecken
Schon vor dem großen Streit

Du, lass dich nicht verbrauchen
Gebrauche deine Zeit
Du kannst nicht untertauchen
Du brauchst uns und wir brauchen
Grad deine Heiterkeit

Bei Youtube schrieb jemand vor kurzem als Kommentar unter das Lied von Wolf Biermann: Wie erschreckend aktuell es ist. Und das ist wohl wahr, auch nach bald 50 Jahren brauchen wir immer mal wieder Ermutigung. Denn auch wenn das Lied hoffnungsfroh endet Das Grün bricht aus den Zweigen / Wir woll‘n das allen zeigen, so bleibt doch der melancholische Gesamteindruck. Verhärten und verbittern lassen wollen wir uns trotz allem nicht, es gibt genug zu tun.

Die aktuelle Ausgabe des Magazins für Theologie und Ästhetik widmet sich den beliebten Playlisten – mit einem Schwerpunkt auf Kunst und Kultur. Eigentlich ist eine "Playlist" eine simple Liste von Video- und Audiodateien, die in einer bestimmten vorgegebenen Reihenfolge abgespielt werden. Darum geht es in diesem Heft nicht. Es geht auch nicht um so etwas wie die Galerie großer Geister, in der nur das Beste, Schönste und Klügste versammelt würde. Stattdessen dachten wir, dass jeder eine oder auch mehrere subjektive Playlists zu einem spezifischen kulturellen Genre zusammenstellt. Und wir wollten von Anfang an die Breite nicht beschränken, so dass es auch möglich gewesen wäre, eine Playlist zum Schlager oder zum Kitsch einzureichen.

In der Rubrik PLAYLIST ART & CULTURE finden Sie Listen von Karin Wendt zu den Stichpunkten Bildende Kunst und Incorrect-?, von Andreas Mertin zu den Stichpunkten Bildende Kunst, Inkorrect-?, Musikvideos und Sci-Fi-Kurzfilme, von Michael Waltemathe zum Stichwort Science-Fiction-Literatur und von Reinhard Kuhlmann zum Stichwort Whisky.

In der Rubrik MUSIK finden Sie zwei Beiträge von Wolfgang Vögele zur Schola Heidelberg und zum Dirigenten Walter Nußbaum sowie zum Thema Menschenwürde und Musik.

Nachgereicht zum Heftthema THEOLOGISIEREN der letzten Ausgabe des Magazins hat Stefan Schütze seine „Gedanken zum Thema ‚Gelassenheit‘“.

Unter CINEMA finden Sie einen Text von Hans J. Wulff zum Preis des Jungseins bzw. zum Glück des Alterns anhand des Films „The age of Adaline“

In den CAUSERIEN geht Andreas Mertin  auf den abschließenden Bericht des Expertengremiums zur documenta fifteen ein, der u.a. auf das Magazin Bezug nimmt.

In einem weiteren SPECIAL: ARTIFICIAL INTELLIGENCE – GEGENREDEN setzt sich Andreas Mertin mit verschiedenen Kritiken an der KI ChatGPT auseinander.

In der Rubrik RE-VIEW geht es um alte Zeitschriften, die Jubiläum feiern, und neue Zeitschriften, die gerade erst das Licht der Welt erblickt haben.

Unter POST setzt sich Andreas Mertin mit diversen Beispielen misslungener Bildsprache auseinander.

Für dieses Heft wünschen wir eine erkenntnisreiche Lektüre!

Andreas Mertin, Wolfgang Vögele und Karin Wendt
sowie Jörg Herrmann und Horst Schwebel


Nächstes Heft
Die Ausgabe 143, die im Juni erscheint, fragt nach den Voraussetzungen des Verstehens und Vermittelns von Kultur, aber auch von Theologie nicht nur in soziokultureller Perspektive. Zum einen haben wir 20 Jahre des museumspädagogischen Aufbruchs hinter uns. Wie hat das die Museen und die Kultur verändert? Was muss man heute einbringen, um mit Kultur umgehen zu können, was müssen Institutionen leisten, wenn sie Kunstwerke nicht nur als petrifizierte Objekte der Geschichte präsentieren wollen? Zum anderen wollen wir fragen, wie sich Theologie heute in die Gesellschaft vermitteln kann, welche Formen sie nutzen sollte und wie sich hier das Problem von Form und Inhalt stellt. Falls Sie dazu einen Beitrag liefern möchten, setzen Sie sich gerne mit der Redaktion in Verbindung. Haben Sie Verständnis dafür, dass nicht immer alles in jedes Heft passt, aber wir freuen uns auf Beiträge, die zum Konzept dieser Zeitschrift passen.



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