WechselwirkungenEin Bildungs-Projekt mit Stefan BudianAndreas Mertin |
||||
Der Theologe Hans-Jürgen Fraas hat darauf verwiesen, dass zu jeder Bildung notwendigerweise ein Bild gehört,[1] nicht nur, weil die grundsätzlichen Möglichkeiten der Menschen nur in einem Bild zu entwerfen sind, sondern auch, weil Menschenbilder zur notwendigen Rahmung von Erziehungsprozessen gehören (wie sie auch immer wieder in Frage gestellt werden müssen). Wir erziehen und bilden nicht plan- und orientierungslos, sondern (explizit oder implizit) auf ein Menschenbild hin. Um das jeweils zu Grunde zu legende bzw. gelegte Menschenbild entstehen innergesellschaftlich immer wieder heftige Auseinandersetzungen. Nicht zuletzt die berühmt gewordene PISA-Studie wird hier noch für viele Diskussionen sorgen. Was aber bedeutet für Jugendliche Bildung? Wie kommunizieren sie über dieses Thema, wenn sie im Rahmen eines Projektes mitten in die Debatte über Kultur, Bild, Bildung, Schule, Sinn und Bedeutung geworfen werden. Und wie nehmen sie Stellung, wenn sie darüber auch noch einem zunächst Unbekannten rein virtuell Auskunft geben müssen? Nähe Auskunft darüber gibt ein Projekt, das der Mainzer Künstler Stefan Budian mit dem Stadtjugendpfarrer Heinrich Max Eisfeld durchgeführt hat.[2] Das ProjektAusgangspunkt des konkreten Projekts war ein Gespräch des Künstlers mit dem Stadtjugendpfarrer in Kaiserslautern, Heinrich Max Eisfeld, in dem Budian von seine Studien rund um das Thema "Bildung" berichtete. Und dabei kamen die beiden auf die Idee, dies in einem Projekt mit Jugendlichen fortzuführen. Dazu wurden anhand einer Assoziationskette zwölf Sätze gebildet, über die die Jugendlichen mit dem Künstler korrespondierten. Die Sätze sind interpretierungsbedürftig und lassen Raum für Anknüpfung und Widerspruch.
Und so entspann sich ein reger virtueller Briefverkehr, der von Bildentwürfen und Bildern aus dem Atelier des Künstlers Stefan Budian ergänzt wurde. Beides wurde im Internet unter www.projekt-wechselwirkung.de veröffentlicht. Wer im Internet unter der Adresse auf das Projekt stieß, konnte sich einmischen und Kommentare abgeben. Nach einer gewissen Zeit haben sich dann Künstler und Jugendliche getroffen, um über ihre Erfahrungen und Lernprozesse persönlich zu sprechen. Das Ergebnis der Bemühungen um Bild und Bildung ist nun als schönes und gelungenes Buch im Evangelischen Presseverband Pfalz erschienen. Schritt für Schritt, Mail für Mail, Bild für Bild kann der Leser/Betrachter das Ringen um die Bildung, um das Finden zutreffender Sätze zu den zugegebenermaßen sehr schwierigen Vorgaben nachvollziehen. Das Projekt ist nicht nur ambitioniert, sondern auch wirklich zur Nachahmung empfohlen. Es ist rundum gelungen und man kann der Evangelischen Kirche der Pfalz nur zu ihrer Beteiligung gratulieren. Dass Stefan Budian sich auf dieses - für einen Künstler zunächst ja doch sehr ungewöhnliche - Projekt der Kombination von verbaler Annäherung und bildlichen Auseinandersetzung eingelassen hat, ist ein besonderer Glücksfall. Es müsste viel mehr dieser Annäherungen von Kunst, Kultur und Jugend geben. Andere Landeskirchen, aber auch Kommunen und Schulen sollten diese Idee aufgreifen und vielleicht zusammen mit Stefan Budian weiterentwickeln. Wer einen Ein-Blick in die Wechselwirkung von Kunst und Bildung bekommen will, dem sei das Buch "Hanauer Regen" ans Herz gelegt.
|