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Magazin für Theologie und Ästhetik



Chantal Akerman, From the Other Side, Fridericianum - Documenta11

Wer den Raum mit der Arbeit von Chantal Akerman im Fridericianum betritt, wird durch eine Miniatur-Labyrinth aus Räumen, Leinwänden und Fernseh-Bildschirmen geführt. Die Arbeit reflektiert die Grenze zwischen den USA und Mexiko, die tagtäglich Schauplatz von zahlreichen Flüchtlingsdramen ist. Mit allen möglichen technischen Mitteln versuchen Grenzer, Menschen am Überqueren dieser Grenze zu hindern. Auf den Bildschirmen und Leinwänden, die Akerman einsetzt, sieht man die Grenzlinie, sprechen Menschen über ihr Schicksal, verfolgt man den Bilderstrom der Kontrollmonitore.

Nachdenken kann man anhand dieser Installation über den Satz von Vilém Flusser, den dieser in seinem Buch "Von der Freiheit des Migranten. Einsprüche gegen den Nationalismus geschrieben hat, und der die Irritation über das Gesehene offen hält: "Daher ist vielleicht das Folgende zu sagen: Die Vertriebenen, so wie sie gelegentlich auf unseren Fernsehschirmen ersichtlich sind, führen uns vor Augen, was zu sein wir eigentlich trachten müssten."

Die Installation auf der d11 selbst hat sich Chantal Akerman wohl als eine Art fingierten Kontrollraum eines Grenzpostens und als Labyrinth zugleich vorgestellt. Dieser Effekt wird aber nur zur Hälfte erzeugt, denn die Aufmerksamkeit wird konsequent vom Inhalt der Arbeit auf das Gedränge vor den Bildschirmen verlagert. Ab einer bestimmten Besuchermenge, so lässt sich vor Ort beobachten, gerät jeder Besucher selbst in eine heillose Verwirrung über den Ort, an dem er sich gerade befindet, die Wege vor und zurück scheinen versperrt, Eingang und Ausgang aus dem Monitorlabyrinth werden problematisch. Eine Konzentration auf das Einzelbild ist dabei kaum möglich, was man mitnimmt, ist eine Art Gesamteindruck simultan ablaufender Bilderfluchten. [AM]