Shirin Neshat, Fridericianum - Documenta11
Sicher zu den beeindruckendsten künstlerischen Videoarbeiten auf dieser Documenta11 gehört die Arbeit von Shirin Neshat. Man muss sich allerdings schon die Zeit nehmen, eine Aufführung komplett anzuschauen, um dem subtilen metaphorischen Spiel von künstlerischen, religiösen und erotischen Andeutungen und den impliziten Erwartungsenttäuschungen folgen zu können.
Auf zwei gegenüberliegenden Leinwänden sieht man aus unterschiedlichen Perspektiven einerseits einen mit Mauern umgebenen Garten, in dem ein Baum wurzelt, vor dem eine Frau steht, die nach und nach mit ihm verschmilzt; andererseits sieht man die umgebende Landschaft, in der plötzlich eine Menge von Menschen auftaucht, die sich dem kleinen ummauerten Garten nähert und ihn schließlich erklettert/erstürmt.
Das Motiv des Hortus conclusus (Hohelied 4, 12), das in der Kunstgeschichte vor allem ein mariologisches ist, wird hier stärker in der Konnotation des Garten Edens zur Geltung gebracht. Die ganze Arbeit trägt einen stark mythologischen Zug.
Und doch vermag die Inszenierung nicht vollends zu überzeugen, so poetisch, faszinierend und narrativ sie auch ist. Zu viel verbleibt im konventionellen Erwartungshorizont, arbeitet auf die Sehkonventionen eines kulturell ambitionierten Publikums hin. Mehr Risse und Brüche, weniger Offensichtliches hätten der Arbeit gut getan. [AM]
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