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Magazin für Theologie und Ästhetik



Andreas Siekmann, Kulturbahnhof - Documenta11

Ziemlich engagiert gibt sich Andreas Siekmann mit seiner Arbeit "Aus: Gesellschaft mit beschränkter Haftung". Es handelt sich um eine Serie von 1996 bis 1999 entstandenen Zeichnungen, die sich damit auseinandersetzen, "wie sich die wirtschaftlichen Machtverhältnisse, die in den 90er Jahren eine neoliberale Reform und zugleich eine ideologische Konkurrenzlosigkeit erfuhren, auf den öffentlichen Raum auswirken." Dazu hat Siekmann eine verwinkelte Installation entwickelt, die einen ganzen Raum im Kulturbahnhof füllt: "Die Zeichnungen sind in einem Raster angeordnet, dessen Schnittpunkte sich - wie beim Kreuzworträtsel - aus den jeweiligen Argumentationsfolgen ergeben. Eine Art 'Brodway Boogie Woogie', der ... begehbar wird und in Details auf Gegebenheiten des Lebens in der Stadt zeigt". Der ausgelegte, sich über zwei engbedruckte Seiten erstreckende wortreiche Begleittext lässt aber auch fragen, ob der angezielte Zweck - über die neoliberale Wirtschaft aufzuklären - von der künstlerischen Arbeit selbst überhaupt erreicht wird, und daher einer verbalen Erläuterung bedarf. Dann wäre das Kunstwerk als soziale Intervention gescheitert. Dafür spricht manches. Neben seiner alltagsästhetischen Gefälligkeit (die bis zur Imitation der Überraschungseier geht) ist es besonders die sozialpolitische Hybris, die meint, im Zeichnen der Mythologie des Neoliberalismus diesen widerlegen zu können.

Dabei ist, wie der Brockhaus zum Thema "Kulturelle Globalisierung" schreibt, die künstlerische Tätigkeit selbst ein Beitrag gegen die ökonomische Globalisierung der Welt: "Künstler, Literaten, Musiker und Poeten ... sind es zumeist, die nicht dabei mitspielen, den Menschen auf bloße Konsumhaltung oder lediglich optische Wahrnehmung zu beschränken, und die Ganzheiten entwickeln, die alle Sinne des Körpers beanspruchen. Multiperspektivität und Mannigfaltigkeit, die schon Marcel Proust in der Anfangszeit der massenhaften Technisierung forderte, sind Sache der Kulturschaffenden. Weltentwürfe entstehen als Alternativen zum Modell 'Globalisierung'. Daran beteiligen sich viele mit den unterschiedlichsten Mitteln ... Indem Künstler hierfür sorgen, sichern sie dem Individuum die Freiheit, ein Leben jenseits einer Existenz als bloßer Konsument weltweit vernetzter Wirtschaftsstrategien zu führen." [AM]