Candida Höfer, Binding-Brauerei - Documenta11
Als enttäuschend empfinde ich die Arbeiten von Candida Höfer in der Binding-Brauerei auf der documenta11 - und zwar eigentlich nicht die Arbeiten selbst, sondern die Prätention, mit der sie präsentiert werden. Zu sehen sind verschiedene Fotografien verschiedener Ausgaben der von Auguste Rodin geschaffenen Bronzeskulptur "Die Bürger von Calais": "Höfer fotografierte die insgesamt zwölf Abgüsse an ihren Aufstellungsorten in Museen oder auf öffentlichen Plätzen weltweit. Mit der Dokumentation dieses Kunstwerks in seinen unterschiedlichen Umgebungen thematisiert Höfer Umgang und Rezeption einer Skulptur für den öffentlichen Raum. Dabei wird deutlich, welchen Einfluss die spezifischen Orte auf die Maßstäblichkeit und Wirkung der Skulpturengruppe besitzen" (Kurzführer documenta11). Und zur Arbeitsweise schreibt derselbe Kurzführer: "Alle Motive werden gleich behandelt: Die Künstlerin fotografiert in den herrschenden Lichtverhältnissen aus Augenhöhe eine vorgefundene Situation, ohne die Orte zu verändern oder Dinge zu arrangieren. Der jeweils gewählte Blickwinkel ist unspezifisch. Oftmals erschließt sich der abgebildete Raumausschnitt mit seinen Details nur langsam und erfordert ein konzentriertes und intensives Sehen. Die Raumfotografien von Höfer sind fragmentarisch und dienen nicht als Dokumente für eine mögliche Identifikation oder Rekonstruktion. Die Systematik der Fotografien wird erst als Teil einer Serie und im Vergleich mit den anderen Raumbildern deutlich. Der Zusammenhang der Bildreihen ergibt sich aus dem abgebildeten normativen Einrichtungsstil, der die Funktion der Räume spiegelt." Nun zeigt ein Blick auf die "Geste des Fotografierens", dass genau das nicht möglicht ist: zu fotografieren, ohne zu inszenieren und zu manipulieren. "Der erste Aspekt ist die Suche nach einem Standort, nach einer Position, von der aus die Situation zu betrachten ist. Einen zweiten Aspekt bildet die Manipulation der Situation, um sie dem gewählten Standort anzupassen. Der dritte Aspekt betrifft die kritische Distanz, die den Erfolg oder das Scheitern dieser Anpassung zu sehen gestattet." (Vilém Flusser) Wie inszeniert die Arbeiten von Candida Höfer sind, kann man etwa an nicht künstlerischen Aufnahmen wahrnehmen. Dazu kann man ihre Arbeiten zum Beispiel mit folgenden Fotos aus dem Internet vergleichen. [AM]
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