Svetlana & Igor Kopystiansky, Flow, Binding-Brauerei - Documenta11
Die Gleichgültigkeit, die sich einstellt, je mehr Bilder man sieht, fangen Svetlana und Igor Kopystiansky mit ihrer Arbeit "Flow" ein. Auf sechs Bildschirmen verfolgt die Kamera Müll, der im Wasser treibt: Spülhandschuhe, Tüten, Becher und Teller aus Plastik tauchen auf, driften ab und gehen langsam unter. So entstehen lethargische Impressionen, die - meines Erachtens nur vordergründig - die Poetik des Banalen inszenieren. Ganz unberechtigt ist der folgende Kommentar dennoch nicht: "Da haben wir es wieder: Müll kann ja so schön sein. Und so poetisch. Das Banale so voller kleiner Wunder. Die achtlos weggeworfene Plastiktüte bläht sich zu neuem Leben auf und erzählt ein Geschichtchen. Aber was für eins eigentlich? Und überhaupt, das Thema Müll, ach ja, die Wohlstands-Wegwerfgesellschaft." [Astrid Mania]
Was irritiert, ist jedoch die sorgfältige Komposition. Es sind nicht zufällig dort schwimmende Reste, die man gefunden hat, sondern im Wasser arrangierte Gegenstände, ausschließlich weiße Dinge in einem gräulich blauen Wasser. Hat man dies einmal bemerkt, baut sich die Alltagsmetaphorik gleichsam wieder ab, begleitet von Möwengeschrei und vom Plätschern des Wassers. Die Projektionen erzählen in der Tat keine Geschichten, sie entlarven vielmehr deren Illusion.
Es geht in "Flow" daher, denke ich, gerade nicht um "die Achtsamkeit, die den Objekten in ihrer Zweideutigkeit als verunreinigender Müll und als vom Wasser in ungewisse Gebiete getragene Zeichen unbekannter Geschichten entgegengebracht wird, die aus dem Lapidaren eine Erzählung macht", wie die documenta schreibt. Eher geht es um die ästhetische Souveränität, die Geschichte depotenziert, indem sie aus jeder Erzählung etwas Lapidares machen kann. [KW]
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