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Magazin für Theologie und Ästhetik



Mark Manders, Self-Portrait as a Building, Binding-Brauerei - Documenta11

Der niederländische Künstler Mark Manders hat in der Binding Brauerei einen der wenigen hermetischen und zugleich zeitgenössischen Räume geschaffen. Objekte, Skulpturen, Möbel und Architekturfragmente sind spielerisch zu einer Modellwelt arrangiert, in der Möbel zu Architektur werden und Architekturen als Möbel erscheinen. Die Parameter wechseln von Binnenraum zu Binnenraum, wobei es keine sinnfälligen Grenzen gibt, sondern man selbst fortwährend Maßstäbe erprobt und verwirft, Einzelteile vergleichend zusammenstellt, einander angleicht, heranholt und erneut auf Abstand hält. Jedes der scheinbar aus verschiedenen Welten und Zeiten zusammengetragenen Elemente spiegelt für sich die faszinierende Grausamkeit der Gestaltung, der Möglichkeit, eine Sache so "aus- und zu Ende zu führen", dass ihre Funktionalität leer läuft, so wie eine Küchenspüle von Manders, in die ein Wasserstrahl punktgenau versenkt wird.

So entsteht ein heterogener Umraum, den wir nur erkunden können, indem wir seine Bestandteile haarscharf immer wieder von uns abtrennen. Manders Self-Portrait as a Building führt uns damit in den Raum, als den wir uns selbst zunächst erfinden (müssen), bevor wir so etwas wie einen sozialen Raum aufbauen können.

Die Utopie vom Sozialen entsteht erst angesichts der radikalen Erfahrung eines Außen-Raums, wie Mark Manders seine Anfangsidee beschreibt: "Ich befand mich in einer Welt, die ich nicht selbst bestimmt hatte. Ich beschloss, ein Gebäude neben dieser Welt zu bauen, oder vielmehr in dieser Welt: Ein Selbstporträt, worin ein sich verändernder Stillstand herrscht, worin und wodurch ich ständig mit meiner Auswahl, der ausgedachten von Mark Manders, konfrontiert wäre." Im Gang durch diese von innen geformte Welt begegnen wir uns selbst vergegenständlicht, und wir erfahren uns als diejenigen, die diese Gegenstände erschaffen haben. In dem Maße, wie wir versuchen, uns in diese entäußerte Welt wiederum einzufühlen und einzuloggen, spiegelt sie unsere Gewalt: wir korrigieren, begrenzen, zerschneiden. So wird für mich in Manders Arbeit die subtile Brutalität spürbar, die sich in der Forderung nach "Schnittstellen" zwischen dem öffentlichen Raum und dem Einzelnen (Plug-in-Strategien) versteckt. Seine negative Konstruktion schafft Aufklärung. [KW]