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Magazin für Theologie und Ästhetik



Luc Tuymans, Binding-Brauerei - Documenta11

"Der kleine Raum zwischen der Erklärung des Bildes und dem Bild selbst gibt die einzig mögliche Perspektive auf die Malerei." (Luc Tuymans).

Zwischen den Erklärungen und den Bildern lässt die documenta selbst nur einen kleinen Raum für Malerei. Dafür zeigt der belgische Maler Luc Tymans ungewohnt große Formate. Mit einem überdimensionalen Stillleben bannt er die Konzentration der malerischen Beobachtung ins Bild. Das Gesehene ist zunächst immer nur ein Motiv, jede Situation kann grundsätzlich zu einer natura morta arrangiert werden. Das Stillleben als Metapher für den privatisierenden Blick, in dem die unbestimmte Entfernung greifbar wird, die zwischen dem öffentlich interessierten und dem ästhetischen Blick liegen kann. In der (ästhetischen) Idee des Stillleben zeigt sich die (ethische) Inhaltsleere jedes nur denkbaren Gegenstandes. "Obwohl die Gemälde formal den Charakter des Privaten tragen, bezieht sich Tuymans meist auf historische Inhalte, die zum kollektiven Gedächtnis gehören und bis heute nicht vollständig erarbeitet sind. ... Tuymans interpretiert Geschichte durch Kunstwerke, indem er die Ästhetik der Darstellung zur Befragung der Ethik des Dargestellten benutzt."

In der Darstellung einer religiösen Ikone thematisiert Tuymans die Qualitäten der spezifischen Unschärfen, die Schieflagen, die sich im Prozess des Kopierens von Typen einschleichen. Vergleichbar dem am Computer montierten Phantombild zeichnet sich dabei in der handwerklichen Arbeit des Malens/Kopierens die intentionale Spur ab, in einer objektiven und zugleich seltsam berührenden Weise. Von da aus wirkt sie zurück auf den Portraitcharakter des Dargestellten. Jedes Bild, so Tuymans, ist unvollständig, so wie auch jede Erinnerung unvollständig ist. Seine Kunst erinnert uns an die gemalten und noch zu malenden Bilder. [KW]