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Magazin für Theologie und Ästhetik



Bhimji, Zarina: "OUT OF THE BLUE", Friedricianum - Documenta11

Der Film beginnt mit einer Totalen über eine weite, grün-hügelige Landschaft; Uganda. Dazu ist Musik mit verstörend dunklem Unterton zu hören - sie wird dramatischer, Feuer bricht aus, wird größer (Kameraeinstellung: Nah), die Handlung scheint eröffnet. Musik wechselt mit kriegerischem Lärm - aber man sieht keine Menschen, sondern ruhige lange Blicke der Kamera auf verlassene, einstmals mit Leben erfüllte Räume, Häuser. In den monumentalen Bildern scheint sich nichts zu bewegen, außer mal ein Vorhang. Einmal laufen Menschenschatten an der Wand vorüber, an der Gewehre lehnen. Der Eindruck der Menschenleere ist vorherrschend - obwohl einmal eine große Gestalt starr stehend zu sehen ist, ein anderes Mal Kinder in weiter Ferne - die, die heute dort leben.

Zarina Bhimji, 1963 in Uganda geboren, musste sich zwei Jahre mit ihrer Familie verstecken vor dem Terrorregime des Machthabers Idi Amin, der 1972 alle Asiaten aus Uganda vertrieb. Sie lebt und arbeitet in London und kehrte für diesen Film im Auftrag der Documenta 11 nach Uganda zurück. Was sie zeigt ist Verfall, überall, an einfachen Häusern, an ehemaligen Villen der Kolonialherren, selbst an Gefängnissen, selbst auf dem Friedhof. Die Bilder sind von melancholischer Schönheit, nichts Grausames ist zu sehen, aber das Grausame hat überall seine Spuren hinterlassen. Ein Fenster, das Glas durch eine Kugel zerstört, flirrendes Durcheinander von Insekten, eine Spinne, die ihr klirrend-schönes Netz knüpft - und dann der Flughafen von Entebbe, zerstört. Am Schluss eine lange Kamerafahrt über die Rollbahn - es ist wie ein Sog: man muß, man kann wieder weg ... [Karin Langsdorf]