Im Labyrinth XIIErscheinungen im CyberspaceKarin Wendt |
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Bauhaus-Archiv Museum für GestaltungEs gibt wohl kaum eine Institution, die so zum Synonym für die Moderne, ihren unbedingten Willen zur Gestaltung und die Möglichkeiten des Scheitern im modernen Denken, geworden ist wie das Staatliche Bauhaus. Die Schule für gestaltendes Handwerk, Architektur und bildende Künste wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet, 1925 als Hochschule für Gestaltung nach Dessau, 1932 erneut nach Berlin verlegt, bevor sie ein Jahr später 1933 unter dem Druck der Nationalsozialisten 1933 aufgelöst wurde. Am Bauhaus lehrten die Architekten Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe, die Maler Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Paul Klee und Oskar Schlemmer, der Bildhauer Gerhard Marcks und viele andere. Das funktionalistische Credo "form follows function" wurde zur Signatur des internationalen Stils, die Lehre am Bauhaus prägte nachfolgend die Kunstpädagogik, die Gestalt unserer Städte und Wohnungen und das Design unserer Gebrauchsgegenstände. 1994 wurde eine Stiftung gegründet, die sich seitdem mit der Bewahrung und Vermittlung des Bauhauserbes beschäftigt. Seit 1999 wird am Bauhaus in Dessau auch wieder gelehrt: Architektur, Urbanistik und Design sowie darstellende und bildende Kunst. Welche Bedeutung die englische Art-and-Crafts-Bewegung für die Durchsetzung demokratischer Ideen in Industrie und Bauwesen hatte, wie der Deutsche Werkbund den Weg ebnete, was für ein utopisches Pathos die Anfangsjahre prägte, wenn im Manifest von einem "neuen Bau der Zukunft" die Rede ist, "der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens" und wie das Haus schließlich in den 20er Jahren zur internationalen Drehscheibe konstruktivistischer Ideen in Theorie und Praxis wurde, kann man auf den Internetseiten des Bauhaus-Archivs Museum für Gestaltung nachlesen, das seinen Sitz seit 1971 in Berlin hat. Hier bekommt man außerdem Einblick in die umfangreichen Sammlungen, die Studien aus dem Unterricht, Werkstattarbeiten aus allen Designbereichen, Architekturpläne und -modelle, künstlerische Fotografien, Dokumente, das Fotoarchiv zur Geschichte des Bauhauses und die Bibliothek beherbergen. Höchst irritierend ist jedoch, dass zwar die Vorgeschichte und die Bauhaus-Nachfolge in den USA detailliert beleuchtet werden, Hinweise - auch unter dem Link "1919-1933" - über die Zersetzung und Schließung des Hauses durch die Nationalsozialisten aber fehlen? Das gegenwärtige - theoretische wie künstlerische - Interesse am Bauhaus richtet sich auf die in seinen Produkten und Ideen vergegenständlichten Erfahrungs-Werte. Mehr oder weniger prägnant spiegeln sie Produktionsbedingungen, Ästhetik und Gedankengut der Moderne. Im Studium von Bild und Text lässt sich die Struktur des Bauhauses als Idee eines prozessualen Gesamtkunstwerks begreifen. Museum In ProgressDie Moderne hat den Zusammenhang von Erfahrung und Verdinglichung erstmals präzise gesehen und als konfliktuelles Verhältnis zwischen Form und Inhalt produktiv gemacht. So zeichnet sich in ihren Erzeugnissen nicht nur der Fortschrittsgedanke, sondern auch eine ästhetische Verweigerungsstruktur ab. Die Notwendigkeit einer permanenten Verflüssigung von Erfahrung im Umgang mit Kulturgegenständen, nicht zuletzt mit der eigenen "humanen" Kultur, beschäftigte in den 20er Jahren den Kunsthistoriker Alexander Dorner (1893-1957). Dessen Experimente auf dem Gebiet der Ausstellungspraxis scheinen an Aktualität bis heute unübertroffen. Noch immer trifft dennoch die Bobachtung von Hans-Ulrich Obrist zu, der 1999 während eines Symposiums zum Thema "Museum der Gegenwart" bemerkte, er fände es merkwürdig, wenn nicht bedenklich, wie unterrepräsentiert die wegweisende Arbeit von Dorner bis heute seien. Auch im Internet findet man weder dessen Schriften noch Bilddokumente seiner Ausstellungstätigkeit, wozu unter anderem das Abstrakte Kabinett von El Lissitzky und der Raum der Gegenwart von Laszlo Moholy-Nagy im Landesmuseum in Hannover zählen. Erstmals wurden hier die Medien Film und Fotografie in eine Ausstellungsarchitektur einbezogen. Auch das Sprengelmuseum, wo Lissitzkys Raum heute nachgebaut ist, liefert nur spärliche Hinweise. Alexander Dorner, der 1937 als Museumsdirektor zurücktrat und wenig später in die Vereinigten Staaten emigrierte, entwickelte Ideen zu einem Faksimile-Museum, die mit der Entwicklung virtueller Ausstellungen konkret werden. So schreibt Dorner: "Der neue Typ des Kunstinstituts kann nicht nur kein Kunst-Museum im bisherigen Sinne sein, sondern gar kein Museum. Der neue Typ würde eher einem Kraftwerk gleichen, einem Erzeuger von neuen Kräften ... Nur als Pionier hat das Museum Sinn." Diesem Statement hat sich das Museum in Progress verpflichtet und 1990 eine international operierende Ausstellungs- und Kommunikationsplattform ins Netz gestellt, um "die Veränderungen im Vermittlungszusammenhang von Kunst" aufzugreifen und "innovative Modelle der Kooperation zwischen Wirtschaft, Kunst und Medien" zu entwickeln. Organisiert werden Ausstellungen ausschließlich in Medienräumen wie Tageszeitungen, Wochenmagazinen, Plakatflächen, Gebäudefassaden, im Fernsehen, im Internet oder auf Infoscreens statt, so dass Kunst ins Spannungsfeld des täglichen Lebens integriert erscheint: "Das Museum des 21. Jahrhunderts existiert als flexible Struktur und etabliert seine Auftrittsformen direkt im Medienraum. Durch Kooperationen mit Medienträgern wie DER STANDARD, Gewista oder ORF Kultur operiert museum in progress mit der Präsentation künstlerischer Projekte in Printmedien, auf Plakatwänden oder an Gebäudefassaden mit einer außerordentlich hohen Frequenz im öffentlichen Raum." Verpflichtend für die Teilnehmenden ist "die medienspezifische Konzeption und Umsetzung der künstlerischen Arbeiten, die flüchtig im Medium stattfinden." Das inhaltliche Engagement, die thematische Bandbreite und die Kontinuität der Arbeit des MIP verdeutlicht der folgende Auszug aus der Liste der initiierten oder mit betreuten Kunstprojekte: Arbeitswelten (2001-03) Art & Science (1999) Balkan Konsulat (2002/03) book on demand / Modularer Katalog - 10 Jahre museum in progress (2000) Botschaft als Medium (1990/91) Das Plakat (1991-2002) DO IT TV-Version (1995/96) Eiserner Vorhang (1998-2003) Gebrauchsbilder (1999/00) gefüllt 1993 Globale Positionen (1999-2002) Großbild (1993-2001) Großbild - Trevision (2002/03) Interventionen (1993-2003) Kooperation Secession: Cities on the Move (1997/98) Kooperation Secession: Das Jahrhundert der künstlerischen Freiheit (1998) Kooperation Secession: Einzelausstellungen (1997-99) Kooperation Secession: Junge Szene (1998) Kooperation Secession: Kunstjournal (1997/98) Kooperation Sigmund Freud Museum (1999) Kunst und Globale Medien (1998/99) KünstlerInnenportraits - Auszüge in der Tageszeitung (1994-96) KünstlerInnenportraits auf Video (1992-99) Lückenfüller (1992-96) mission of art (2001) museum in progress an Bord (1993/94) profil ohne Worte (2000) Reise zu den Quellen (1992/93) Return (1994/95) selected works (1999/2000) Selection 2000 stealing eyeballs - designing media (2001) Symposion "Austria im Rosennetz" (1996) Symposion über Kunst, Gesellschaft und Medien (1994-96) TransAct (2000/01) TransAct 2 - Sprachfelder (2001/02) Travelling Eye (1995/96) urban Tension (2002) Urmeter in USA (1992) Vienna Stripe (1999-2003) Vital Use (1994/95) Wandzeitung (1992/93) With an Open Mind - Tolerance and Diversity (2002/03) Woman/War/Victimage/Resistance (1994/95) Wie international das virtuelle Museum im Bereich bildender Kunst, aber auch übergreifend mit Vertretern aus Film, Literatur und Graphik Design arbeitet, belegt die Künstlerliste: ein Who-is-Who der zeitgenössischen Kunst.
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