Filme der 80erEine RezensionJörg Herrmann |
|||||
Das von Jürgen Müller herausgegebene Buch "Filme der 80er" ist opulent bebildert. Jeder Artikel zu den ausgewählten 145 Filmen aus den 80er Jahren ist mit vielen hervorragenden, zum Teil ganzseitigen Farbabbildungen versehen. So macht auch der unlängst bei Taschen erschienene Folgeband des ebenfalls von Müller herausgegebenen Buches "Filme der 90er" ("Filme der 70er" ist für dieses Jahr angekündigt) schon beim Durchblättern Lust auf ein filmisches Wiedersehen mit "Fitzcarraldo", "E. T", "Blade Runner" und "Rain Man", mit "Brazil", "Blue Velvet" und "Babettes Fest". Die Artikel von 20 kompetenten Autorinnen und Autoren berichten in der Regel gut lesbar über den Inhalt, die ästhetischen Besonderheiten und den film- und werkhistorischen Hintergrund der Filme, die für ein Kinojahrzehnt stehen sollen. Die Auswahl ist ausgewogen und durchaus repräsentativ (m. E. ausgewogener als in dem amerikalastigen Band "Filme der 90er"), sie berücksichtigt das populäre Kino ebenso wie das künstlerisch ambitionierte, Kultfilme und europäische und asiatische Traditionen eingeschlossen. Glossartexte werfen zusätzlich prägnante Schlaglichter auf Schauspieler, Regisseure und filmhistorische oder filmtechnische Spezialitäten. Am Ende des Buches findet sich ein Film-, Personen- und Sachregister. Die Einführung von Jürgen Müller und Steffen Haubner ("Das Kino der Oberflächen") skizziert wichtige filmästhetische Entwicklungen der 80er Jahre, an erster Stelle das Interesse am Ausbau der Illusionsmaschine Kino, an Schauwerten und Spektakel, an den Fiktionen anderer Welten und der Inszenierung unheimlicher Bedrohungen. Ob die Arbeit an den filmischen Mitteln und am Ästhetischen mit dem Stichwort "Oberfläche" so glücklich charakterisiert ist, kann man fragen, das ändert jedoch nichts daran, dass die Einleitung Wesentliches erfasst und die 80er als die Filmdekade der grellen Lichter, des Hedonismus, der Auseinandersetzung mit Differenzen und der bohrenden Subjektivität treffend in Erinnerung bringt. Wie schon bei der Einführung zum 90er Jahre-Band fällt allerdings auch hier wieder auf, dass die Einleitung stark auf das Ästhetische fokussiert ist und die gesellschaftskulturelle Einbettung des Films für den Geschmack des Rezensenten ein wenig zu stiefmütterlich behandelt. Aufs Ganze gesehen ist das Buch aber schon eine recht runde Sache, populär, ambitioniert und preiswert. Und hat dazu noch einen abwaschbaren Umschlag, dem auch Kaffeeflecken nichts anhaben könnten. Jürgen Müller (Hg.), Filme der 80er, Köln (Taschen) 2002, 864 Seiten.
|