Virtuelle Präsenzen
Im Heft 5 des Magazins Theologie und Ästhetik haben wir unter dem Titel "Kunst und Internet" eine bearbeitete und kommentierte Linkliste zu Museen, Kunstvereinen, Galerien und Kunstprojekten im Netz vorgestellt, die auf die schon vorhandenen Präsenzen hinwies. Seinerzeit versprachen wir, diese Liste laufend zu aktualisieren und wer ab und an das Heft 5 "aufgeschlagen" hat, konnte feststellen, dass immer wieder neue Einträge hinzugekommen sind und alte verändert wurden. Seit kurzem haben wir als neue Rubrik die "Künstler"-Präsenzen, in der wir (im Augenblick noch nicht sehr viele) Internetauftritte von Künstlern vorstellen. Uns interessieren dabei neben den Web-Visitenkarten von Künstlern, also reinen Selbstvorstellungen und Oeuvre-Überblicken vor allem solche "Erscheinungen im Cyberspace", die noch darüber hinaus gehen.
Die eine oder andere derartiger Projekte haben wir im Rahmen der vergangenen Hefte schon vorgestellt: Markus Kleine-Vehn oder die HGB Leipzig.
Polka (www.polka.de)
Humor, Ironie, aber auch die ironische Befragung und De-Konstruktion charakterisieren Peter Angermann und seine Arbeiten. Wer unter der bezeichnenden Internet-Adresse www.polka.de nachschaut, trifft auf eine kleine, liebevoll angelegte Galerie, eigentlich mehr schon ein kleines virtuelles Museum des Werkes des Künstlers. Wer den Raum "betritt" und mit dem Werk von Peter Angermann vertraut ist, erkennt sofort die einzelnen Werke an der Wand. Er kann mit der Maus auf das einzelne Bild klicken und bekommt dann eine vergrößerte Ansicht zur Betrachtung und Erschließung auf den Bildschirm, zum Teil mit sogar mit Erläuterungen versehen. Wie in einem Museum kann man, nachdem man sich die Werke eines Raumes erschlossen hat, zum nächsten Raum wandern und dort seine Studien fortsetzen. Das Ganze ist wirklich nicht bierernst, sondern eher spielerisch und von daher besonders eindrücklich. Es ist auch gut, dass Angermann auf jeglichen technischen Schnickschnack a la Flash etc. verzichtet, dadurch ist ein niedrigschwelliger und gerade darin überzeugender Web-Auftritt entstanden. Ich empfehle gerade auch Schulklassen und Lehrern, die auf ihrer Schul- oder Klassenhomepage Ausstellungen zeigen wollen, sich einmal von der Webseite von Peter Angermann inspirieren zu lassen.
Klassenzimmer (www.freie-kunst.abk-stuttgart.de/kl_guedemann/Webseiten/index.htm)
Die Klasse von Prof. Cordula Güdemann an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste hat sich im Rahmen eines Semesterprojektes ebenfalls mit der Selbstrepräsentation im Netz beschäftigt und eine schöne interaktive, allerdings auch noch erweiterungsfähige Website entwickelt. Wer sich von der Startseite der ABK Stuttgart zur Malerei und von dort zur Malereiklasse Cordula Güdemann durchgeklickt hat, stößt auf ein interaktiv-animierte sAtelierbild und kann von dort aus, den Aktivitäten der Studentinnen und Studenten sowie auch ehemaliger Studierender nachgehen. Je nachdem, wohin man sich mit der Maus bewegt, verändert sich das Bild und es lassen sich Unterseiten aufrufen. Diese geben Auskunft über die am Projekt beteiligten Personen, über gemeinsam vorbereitete und durchgeführte Ausstellungen, über Exkursionen der Malereiklasse, über die Akademie und vieles mehr. Wer nicht endlos stöbern will, findet unter "über uns" eine textliche Beschreibung des Webangebotes. Klickt man auf den Bereich des Bildes, der für "Personen" steht, kommt man auf eine wild blinkende Seite mit dem Bildmaterial der Studierenden. Jedes der kleinen Bilder ist eigentlich eine Bilderfolge. Klickt man sie an, gelangt man auf eine (noch etwas spartanische) Einzelseite des jeweiligen Studierenden. Was der insgesamt gelungenen Seite noch fehlt, ist die virtuelle Darstellung der bisherigen gemeinsamen Ausstellungen in dem Sinne, wie Peter Angermann seine Arbeiten präsentiert, als virtuell begehbarer dreidimensionaler Raum. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
© Andreas Mertin 2003
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Magazin für Theologie und Ästhetik 23/2003 https://www.theomag.de/23/am94.htm
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