Februar 2004
Liebe Leserinnen und Leser, |
wer im Interesse der Beschäftigung mit dem Populären im Kontext des Religiösen und des Ästhetischen sich mit der einschlägigen grundlegenden Literatur der Cultural Studies beschäftigt, wird überrascht von der Tatsache, dass nach der Meinung mancher ihrer Vertreter, die Populärkultur das direkte Gegenüber von Religion und Kunst ist. Schlägt man im Register derartiger Bücher unter dem Stichwort "Religion" nach, so taucht dieses oft im Kontext der Erörterungen der "ideologischen Staatsapparate" auf. Die Darstellung der Religion ist dabei derart klischeeartig verzerrt, dass man sich an Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts erinnert fühlt. Ein Beispiel dafür ist etwa die Eröffnung von John Fiskes Aufsatz "Lustvoll Shoppen":
Anders dagegen, nach Meinung von Fiske, der Konsummarkt, der von der Rezeption der Konsumenten und eben nicht der Produzenten beherrscht werde. Das ist natürlich ebenso lächerlich wie es zugleich ein Stereotyp kirchenkritischer Betrachtungsweise ist und bleibt. Nicht nur in calvinistischen Gemeinden ist die Macht der Gemeinde immens, auch in anderen christlichen Denomminationen haben "die oben" die divergierenden Lesarten derer "da unten" schmerzhaft zu spüren bekommen. Es wäre daher an der Zeit, auch einmal Cultural Studies des Religiösen in den europäischen Ländern vorzulegen. Allein, die Zeit ist wohl noch nicht reif dazu, jedenfalls fanden sich nur wenige Reaktionen auf den Vorschlag, Cultural Studies mit Religion und Kunst in Beziehung zu setzen. Um so mehr danken wir jenen, die die aktuelle Ausgabe des Magazins mit Lesarten des Populären bereichert haben. Unter den ARTIKELN finden Sie Beiträge von Gerd Buschmann zu religiösen Motiven in der Popmusik, von Ton Zondervan über Meditation, Liturgie und gregorianische Gesänge in religiöser Jugendarbeit und von Inge Kirsner über Erlöserinnen im Film. Unter REVIEWS finden Sie eine Besprechungen von Roland Wicher über Michael Hanekes Kino, von Karin Kontny über den Heiligen Sebastian in Wien und Rezensionen von Andreas Mertin. Unter MARGINALIEN ein Einwurf von Andreas Mertin zum virtuellen Kirchenbau und Notizen von Inge Kirsner zum Film K-PAX . In der Rubrik SPOTLIGHT finden Sie das WEBLOG, das unter dem Titel "aufgespießt" läuft, die vertrauten Kolumnen zum Ausstellungskultur und zur Bücherwelt von Karin Wendt, sowie zum Internet und zur Videoclipästhetik von Andreas Mertin. In diesem Sinne wünschen wir den Leserinnen und Lesern eine erkenntnisreiche Lektüre dieses Heftes! In Partnerschaft mit Bücher, CDs und Videos per Klick |