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Magazin für Theologie und Ästhetik


Krankenhauskapellen im Internet

Jörg Mertin

In den letzten Jahren wird der Gestaltung von Kapellen bzw. Räumen der Stille in Krankenhäusern vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Der Grund liegt darin, dass die hochtechnisierte Medizin Kranken zwar oft gründlicher und schneller hilft als früher, sie aber gleichzeitig immer mehr auf biologisch-organische Aspekte reduziert. Dadurch werden Bedürfnisse nach Ruhe, nach Selbstreflexion, Stille, Meditation und Gebet wachgerufen. Die Verantwortlichen in den Krankenhäusern nehmen dies inzwischen durchaus wahr und bemühen sich auch um anspruchsvolle ästhetische Gestaltungen, bei denen bekannte zeitgenössische Künstler mitwirken.

Viele Krankenhäuser haben heutzutage auch einen Internetauftritt, so dass auch Krankenhauskapellen im Internet vorgestellt werden. Krankenhauskapelle.de ist ein Projekt, das alle im Internet verfügbaren Informationen über Krankenhauskapellen, Andachtsräume, Räume der Stille sammeln möchte. (Viele Kapellen sind natürlich gar nicht dargestellt, weil das Krankenhaus keine Webadresse hat oder der Raum nicht vorgestellt wird)

In einem ersten Schritt wird gegenwärtig eine Linksammlung aufgebaut. D.h. der User wird zu jeder im Internet vorgestellten Krankenhauskapelle den entsprechenden Link finden. Was sich hinter einem Link verbirgt, ist sehr unterschiedlich, sowohl was die Kapelle selbst angeht als auch die Darstellung. Manchmal gibt es nur ein winzig kleines Bild zu sehen, das nur einen vagen Eindruck vermittelt. Gelegentlich aber sind durchaus anschauliche Präsentationen zu finden, die mit Bildern und Texten einen hervorragenden Eindruck vom jeweiligen Raum geben.

Gesammelt werden darüber hinaus auch Informationen über die an der Gestaltung beteiligten Architekten und Künstler sowie die ausführenden Firmen oder Organisationen, die sich mit der Gestaltung von Krankenhäusern beschäftigen.

Es wird der Versuch gemacht, die Gestaltung der Räume in künstlerischer Hinsicht zu bewerten. Das ist sicher eine kritische Angelegenheit, die laufend reflektiert werden muss. Immerhin kann man aufgrund des bisher vorliegenden Materials durchaus Unterschiede festhalten: da gibt es einen Raum, der gleichzeitig noch als Sozialraum genutzt wird, da gibt es kleine katholische Kirchen, da gibt es solide neue Gestaltungen kirchlicher Kunst, die ein dogmatisches Programm ausführen und schließlich gibt es Räume, in denen die Originalität und Freiheit zeitgenössischer Kunst eine genuine Interpretation der Aufgabenstellung "Spiritualität unter Krankenhausbedingungen" hervorgebracht hat. Vielleicht lässt sich irgendwann ein gut begründeter Weg finden, die Unterschiede zu beschreiben.

In einem zweiten Schritt soll in den nächsten Monaten die Linksammlung in eine Art Informationsportal transformiert werden. D.h. ergänzend zu den Links (oder an ihre Stelle) tritt eine Darstellung der Kapelle auf der Seite krankenhauskapelle.de selbst. Hierzu müssen Bilder vorhanden sein sowie beschreibende Texte geschrieben werden. Bei manchen Kapellen sind bereits eigene Bilder eingesetzt. Es wäre zu wünschen, wenn User sich an der Gestaltung und Entwicklung der Seite beteiligen könnten, indem sie Krankenhauskapellen digital fotografieren und dazu Beschreibungen zur Verfügung stellen. Auf diese Weise können übrigens auch Kapellen vorgestellt werden, die bisher gar nicht im Internet vertreten sind.

Die Seite wird etwa alle zwei Wochen mit Neueinstellungen und Updates versehen. Darauf macht ein Newsletter aufmerksam, der bestellt werden kann.

[UPDATE: Die Seite wurde nach neun Jahren im Jahr 2013 geschlossen].


© Jörg Mertin 2004
Magazin für Theologie und Ästhetik 29/2004
https://www.theomag.de/29/jm4.htm