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Magazin für Theologie und Ästhetik


Sterbelager

Aus den Meditationen des Marc Aurel


Niemand ist so glücklich, dass nicht einst an seinem Sterbelager Einige stehen sollten, die diesen Fall willkommen heißen. Ist's auch ein trefflicher und weiser Mensch, so findet sich am Ende doch immer Jemand, der aufatmend von ihm sagt: nun werde ich von diesem Zuchtmeister erlöst; er war zwar Keinem von uns lästig, aber ich hatte immer das Gefühl als verdamme er uns stillschweigend Alle miteinander. Und das ist beim Tode eines Trefflichen! Wie Vieles mag unser Einer also an sich haben, um dessentwillen so Mancher wünscht, von uns befreit zu werden. Daran denke in Deiner Sterbestunde! Denke, Du sollst eine Welt verlassen, aus der Dich Deine Genossen, aus der Dich die, für welche Du so Vieles aufgestanden, so Viel gebetet und gesorgt hast, nun hinwegwünschen, indem sie aus Deinem Scheiden so manche Hoffnung schöpfen. Was könnte Dich also noch länger hier festhalten! Und doch darfst Du deshalb mit nicht geringerem Wohlwollen von ihnen scheiden, sondern musst um Deiner selbst willen ihnen Freund bleiben und freundlich, sanft von ihnen Abschied nehmen, ebenso sanft, wie sich die Seele dessen vom Körper trennt, dem ein seliges Sterben beschieden ist. Denn die Natur hatte Dich auch so mit Deinen Freunden verbunden. Und wenn sie Dich jetzt von ihnen ablöst, so geschieht dies eben als von Deinen Freunden, und nicht so, dass Du von ihnen fortgerissen würdest, sondern sanft von ihnen scheidest. Es ist dies wenigstens auch eine von den Forderungen der Natur.


© MA
Magazin für Theologie und Ästhetik 30/2004
https://www.theomag.de/30/ma1.htm

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