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Magazin für Theologie und Ästhetik


Der Traum vom Turm

Eine Ausstellung

Andreas Mertin

Das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf (http://www.nrw-forum.de/) zeigt vom 6.11.2004-20.2.2005 die Ausstellung "Der Traum vom Turm. Hochhäuser: Mythos - Ingenieurskunst - Baukultur". Beginnend mit den "biblischen" Urzeiten, d.h. mit dem Turmbau zu Babel und endend mit den futuristischen Entwürfen für die Giganten der Zukunft zeigt das Forum 60 Modelle bedeutender Hochhäuser im Maßstab 1:200. Wer der Ausstellung im Düsseldorfer Ehrenhof betritt kann sich zunächst anhand von mehreren Fernblicken durch Fernrohre von den Aussichten bedeutender Hochhäuser dieser Erde in einen Höhenrausch versetzen lassen. Dann kann er abtauchen in die Geschichte menschlichen Strebens in die Höhe. Das erste Modell ist das Zikkurat Etemenaki in Babylon aus der Zeit um 562 v. Chr., mit 91 Meter Höhe selbst heute noch von bedeutsamer Höhe. Die historische Reihe setzt sich fort mit dem Al-Mawiya Minarett aus Sammarra im Irak, 852 fertiggestellt und 52 Meter hoch. Es folgt der Turm zu Pisa, der Tempel de Kukulcán in Mexiko, den Geschlechtertürmen in San Gimignano, der Campanile die San Marvo und schließlich das Ulmer Münster. Alle erwähnten Bauten sind als Modelle im gleichen Maßstab rekonstruiert und in der Ausstellung auf hohe Podeste gesetzt, damit man auch gleich den rechten Eindruck erhält. Die zweite Abteilung der Ausstellung zeigt dann die Anfänge des Hochhaus-Zeitalters, vor allem natürlich in Chikago und New York. Es folgen die Zukunftfantasien vom Anfang des 20. Jahrhunderts, also etwa das Modell von Tatlins Monument für die Dritte Internationale. Es folgt ein kleiner regionaler Rundumblick auf Hochhausbauten in Köln und Düsseldorf, vom Kölner Dom über das Hansa-Hochhaus bis zum Thyssenhaus.

Der nächste Abschnitt der Ausstellung unter dem Titel "Amerika geht in Führung" fokussiert den Blick auf die 50er, 60er und 70er Jahre und versammelt u.a Modelle der Marina City Chicago, des Lake Point Tower Chikago, des Transamerica Building, des World Trade Center, des Sears Towers.

Mitte der 80er Jahre beginnt "Die asiatische Überlegenheit", der der nächste Abschnitt gewidmet ist. Hier finden sich Modelle des Bank of China Towers, , der Petrona Towers, des Hotelturms Burj Al Arab in Dubai, des Jin Mao Towers und natürlich des Taipei 101 mitb 508 Metern Höhe. Aber natürlich werden auch Modelle der in dieser Zeit in Deutschland erstellten Hochhäuser gezeigt.

Der konkreten Zukunft, also den zur Zeit in Planung oder im Bau befindlichen Gebäuden, wendet sich der nächste Teil der Ausstellung. Hervorragend dabei natürlich der Freedom Tower von Daniel Libeskind, aber auch das Shanghai World Financial Center oder der Jinling Tower. Abgeschlossen wird dieser Ausblick vom Entwurf des Burj Dubai, dessen Höhe noch nicht feststeht, das aber auf jeden Fall alle Rekorde des Hochhausbaus übertreffen wird: "Es wird das höchste Gebäude der Welt, mit den höchsten bewohnten Stockwerken, der höchsten Aussichtsplattform und zudem das höchste Bauwerk sein, das Menschen jemals errichtet haben."

Ein wichtiger Aspekt bildet schließlich den Abschluss der Ausstellung: nämlich die Frage des alternativen, sprich eben auch ökologischen Hochhausbaus. Hier wird Norman Fosters "Ventiform" gezeigt, der alternative Entwurf für Ground Zero von Moussari und Polo.

Alles in allem einer außerordentlich lohnenswerte Ausstellung. Hervorzuheben ist auch der umfassend bebilderte Katalog, der zudem mit 22,80 Euro noch unschlagbar günstig ist. Er enthält zahlreiche Aufsätze, stellt alle gezeigten Objekte vor und enthält eine ausklappbare Timeline mit allen Modellen der Ausstellung.


© Andreas Mertin 2004
Magazin für Theologie und Ästhetik 32/2004
https://www.theomag.de/32/am134.htm

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