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Magazin für Theologie und Ästhetik


Fundstücke II

Vom Büchertisch

Andreas Mertin

Kultur im Ausverkauf

Nicht alle Kunstkataloge werden im Rahmen einer Ausstellung abverkauft, weil sich Besucherzahl und Katalogerwerb schlecht im Voraus kalkulieren lassen. Das ist dann die Stunde jener Buchhandlungen, die vom Verkauf von Büchern und Katalogen zu reduzierten Preisen leben. Dabei müssen die preisreduzierten Bücher nicht einmal schlecht sein, ganz im Gegenteil, man stößt in der Regel auf mehr als gut ausgestattete Werke zu extrem günstigen Preisen. Und auch wenn man vielleicht nicht die entsprechende Ausstellung besucht hat, so kann der entsprechende Katalog doch zumindest ansatzweise in das Werk eines Künstlers oder ein spezifisches Thema einführen.

Einige derartige Kataloge aus den Angeboten diverser Buchversender habe ich mir angeschaut und stelle drei davon im Folgenden vor. [Die entsprechenden Bände sind zwischenzeitlich vielleicht ausverkauft, aber das eine oder andere Schnäppchen kann man dennoch machen.]

Walter Stöhrer

Walter Stöhrer gehört sicher zu den ganz großen, wenn auch in der Öffentlichkeit so nicht immer wahrgenommenen Künstlern der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Der großformatige Katalog der Berlinischen Galerie präsentiert eine Ausstellung von Anfang 1989 und enthält Arbeiten Stöhrer von 1961-1988. Dazu gibt es einführende und begleitende Texte von Jörn Merkert, Eberhard Roters, Annette Meyer zur Eissen, Christian Schneegans, Hermann Wiesler und Lothar Klünner.

Der Katalog enthält 131 großformatige Abbildungen, darunter auch ganze Zyklen. Er gibt auf beeindruckende Weise Auskunft über Stöhrers Arbeit und Schaffen.

Katharina Fritsch

"Über das Unheimliche im Werk von Katharina Fritsch" heißt einer der Beiträge zu diesem Katalog anlässlich der Aisstellung im K21 in Düsseldorf 2002:

"Katharina Fritsch legt Bilder frei. Sie löst sie aus den Niederungen des Alltagsgebrauchs, aus dessen Abnutzungen und kontextuellen Abhängigkeiten, um ihnen eine unerwartete Frische und Virulenz zu verleihen. Populäre, eingängige, uralte Bilder wie zum Beispiel ein Fliegenpilz oder die Madonna von Lourdes erscheinen in den Werken dieser Künstlerin in einer begrifflichen Deutlichkeit, als wären sie chemische Elemtarteilchen, die sich von allen temporären Verbindungen losgesagt haben." (Bice Curiger).

Die Veränderung des Blicks durch Schematisierung, Größenänderung, veränderung des Kontextes führt Katharina Fritsch eindringlich vor Augen.

Das Gedächtnis der Kunst

"Die Geschichte ist eine 'soziale Konstruktion, deren Beschaffenheit sich aus den Sinnbedürfnissen und Bezugsrahmen der jeweiligen Gegenwarten her ergibt. Vergangenheit steht nicht naturwüchsig an, sie ist eine kulturelle Schöpfung'."

Mit diesem Zitat von Jan Assmann beginnen die Katalogbeiträge zu der Ausstellung "Das Gedächtnis der Kunst – Geschichte und Erinnerung in der Kunst der Gegenwart" aus dem Jahr 200 im Historischen Museum Frankfurt.

Ausgestellt waren u.a. Werke von Marina Abramovic, Marcel Broodhaers, Chris Burden, Ian Hamilton Finlay, Günter Förg, Jochen Gerz, William Kentridge, Gerhard Richter, Sigrid Sigurdsson, Dorothee von Windheim u.v.m. Dazu kommen interessante Katalogbeiträge zum individuellen und kollektiven Gedächtnis (Aleida Assmann), zur Geschichte der Wissenschaft und zur Geschichte der Kunst sowie zum Kino, zur Stadt, zur Musik. Eine interessante Lektüre.


© Mertin 2005
Magazin für Theologie und Ästhetik 33/2005
https://www.theomag.de/33/am146.htm