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Magazin für Theologie und Ästhetik


"Gotteswort und Menschenrede"

Eine Buchvorstellung

Andreas Mertin

Über die Bedeutung der Bibel in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Diskursen wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Unbestreitbar, dass es so etwas gibt wie den christlichen Traditionsabbruch, also eine elementare Unkenntnis der biblischen Geschichte(n) - bis dahin, dass Prominente David und Goliath für Disney-Figuren halten. Unbestreitbar ebenso, dass ohne eine Grundkenntnis der biblischen Schriften und ihrer Erzählstoffe nahezu die gesamte abendländische Kultur unverständlich ist - bis hin zu den populärkulturellen Stoffen des Mainstreamkinos. In diesem Spannungsfeld zunehmender Unkenntnis und notwendiger Stoffkenntnis arbeiten die Beiträge zum vorliegenden Buch. Es ist hervorgegangen aus einer interdisziplinären Ringvorlesung des Tübinger Graduiertenkollegs in den Jahren 2003 und 2004.

"Wie kein anderes Buch prägt die Bibel seit der Spätantike die abendländische Kultur. Das «Buch der Bücher» steht nicht nur im Mittelpunkt von christlicher Kirche und Theologie. Es beeinflußt bis heute auch das gesellschaftliche Denken und Handeln und dient als Referenztext für Kunst, Musik und Literatur. Selbst in scheinbar säkularen Bereichen unserer modernen Lebenswelt lassen sich die Spuren der Bibel verfolgen. Ihre Wechselbeziehungen zu benachbarten Kulturen wie dem Judentum, dem Islam und dem christlichen Orient sind ebenso vielfältig wie reichhaltig. Die Beiträge dieses Bandes vermitteln einen Eindruck von der Vielfältigkeit der Auseinandersetzung mit der Bibel in verschiedenen Bereichen und Epochen ihrer Rezeptionsgeschichte von der Antike bis zur Moderne und berühren auch Fragen des Bibelverständnisses in heutiger Zeit."

Aus dem Inhalt:

  • Christian A. Eberhart: Abrahams Opfer (Genesis 22,1-19) im Neuen Testament. Ein Beispiel innerbiblischer Rezeptionsgeschichte
  • Volker Rabens: Coming Out. «Bibel-Based» Identity Formation in 2 Corinthians 6:14-7:1
  • Mark W. Elliott: The Voice Of The Fathers On Isaiah 40-66
  • Werner Telesko: Bibel und Buchillustration im Mittelalter. Strukturen christlicher Bilderzählung
  • Matthias Radscheit: Arabisch als lingua sacra. Zum linguistischen Rangstreit im Irak des 9.Jh. n. Chr.
  • Reinhard Gruhl: Zwischen Weisheit und Wollust. Salomo in scharfsinnigen Inschriften des 17. Jahrhunderts
  • Ralf Georg Czapla: Johann Joachim Gottlob Am-Endes Christeis. Zu Genese und Funktion biblischer Epik im 18. Jahrhundert
  • Linda Maria Koldau: Entgeistlichung der Bibel. Anton Rubinsteins geistliche Opern Moses und Christus
  • Matthias Morgenstern: Die hebräische Bibel als Medium der Kulturrevolution
  • Ralf Georg Czapla: Erlösung im Zeichen des Hakenkreuzes. Bibel-Usurpationen in der Lyrik Joseph Goebbels' und Baldur von Schirachs
  • Sonja Angelika Strube: Den «garstig breiten Graben» überwinden. Empirische Erforschung heutiger Alltagslektüren als Teil exegetischen Forschens. Plädoyer für ein erweitertes Selbstverständnis der Exegese
  • Andreas Mertin: Die Bibel in der Popularkultur
  • Werner Schneider-Quindeau: Bibel und Film - Spuren, Entdeckungen und wechselseitige Blicke
  • Jürgen Werbick: Schrift und Tradition als Thema des interkonfessionellen Dialogs heute
  • Christine Helmer: Die liberale Theologie und ihr transdiskursives Potential
  • Julia Lehnen: Bibliolog im Religionsunterricht.

Einziger Wermutstropfen ist der exorbitante Preis, der mit mehr als 75 Euro für 420 Seiten nun wirklich erkenntnishemmend ist. Bei Book on Demand würde ein Buch in diesem Umfang unter 30 Euro kosten.


© Mertin 2006
Magazin für Theologie und Ästhetik 40/2006
https://www.theomag.de/40/183.htm

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