Allgemein giltige Regeln beim Bau christlicher Kirchen aller Konfessionen

Leipzig — Berlin 1876

a)
Eine K. muss womöglich frei stehen und auf allen Seiten hinlänglich weit von anderen Gebäuden entfernt sein.

b)
Wenn irgend thunlich, wähle man einen etwas erhöhten Standpunkt für die K., nie aber setze man sie tiefer als die den Zugang dazu bildende Straße.

c)
Die K. sei ein längliches Viereck, als Nachbild der Arche Noah's, sowie auch der Christ gleich sein soll einem viereckigen Stein: auch an die Stiftshütte und den Tempel Salomonis erinnert das längliche Viereck, sowie an das neue Jerusalem. Auch dachten sich die Alten die Welt viereckig und die K. soll ein Abbild der Welt sein.

d)
Man kann dem K.ngrundriss auch die Form eines Kreuzes geben, welches entsteht aus der Durcheinandersteckung zweier länglicher Vierecke; dieses aber ist Symbol für die Durchdringung des alten Testaments durch das neue und ausserdem noch das Bild des Kreuzes Christi; das Achteck ist aus Abschliessung der Zwickel des griechischen Kreuzes entstanden.

e)
Der Altar stehe im Osten, von dannen das Licht kommt; ist die K. in Form des lateinischen Kreuzes gebaut, so kommt der Stamm des Kreuzes nach Westen zu liegen, das Haupt nach Osten.

f)
Dem Altar gegenüber, also im Westen, liege der Haupteingang.

g)
Der Altarplatz liege etwas höher als der Raum für die Gemeinde (daher der Name hohes Chor) und sei von diesem durch Schranken getrennt.

h)
Der Altar sei ein länglich-viereckiger Tisch.

i)
Der Chorschluss hinter dem Altar sei halbkreisförmig oder halbpolygonförmig.

k)
Die Kanzel stehe so, dass man die Predigt überall in der K. hören könne.

l)
Die Orgel bringe man in der Regel im Westen an.

m)
Über der Altarplatzschranke erhebe sich der Triumphbogen.

n)
An der Westseite sollen bei grösseren K.n 3 Türen sein, dieselben seien aber nicht zu weit, denn der Weg zum Himmel ist enge und schmal; vor der Thür müssen mehrere Stufen hinaufführen.

o)
Aus der inneren Vorhalle in das Schiff führe eine Stufe hinab (Demüthigung vor Gott).

p)
Die Mittelthür sei zweitheilig (2 Testamente); an dem stehenden Schaft sei Christus dargestellt, der von sich selbst sagte: „Ich bin die Thür".

q)
Eine äußere Vorhalle, oder auch an ihrer Stelle ein Vorhof, sollte nie fehlen.

r)
Dass eine K. in Bezug auf Konstruktion u. Form sich über die Profanbauten erheben und monumental durchgeführt sein muss, bedarf eigentlich kaum der Erwähnung.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/58/prog04.htm
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