Oktober 2010

Liebe Leserinnen und Leser,

mit dieser Ausgabe gibt es eine Veränderung in der Herausgeberschaft des Magazins für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik. Karin Wendt, die seit der Gründung dieses Magazins im Jahr 1998 die Zeitschrift als Herausgeberin begleitet hat, wird unser Projekt künftig als ständige Mitarbeiterin unterstützen. Wir danken ihr für ihren unermüdlichen Einsatz, dieses Experiment einer Online-Zweimonats-Zeitschrift für Theologie und Ästhetik am Leben zu halten. Knapp 800 Texte sind in dieser Zeit im Magazin veröffentlicht worden. Niemand hatte am Anfang gedacht, dass diese Kontinuität einer kostenlosen Online-Publikation über bis jetzt immerhin 12 Jahre überhaupt erreichbar war.

An ihre Stelle tritt als Mitherausgeber nun Jörg Herrmann, Leiter der Evangelischen Akademie der Nordelbischen Kirche, der den Leserinnen und Lesern bereits durch viele Aufsätze und Heftredaktionen dieses Magazins bekannt ist. Wir hoffen zusammen mit ihm auch in Zulunft spannende und interessante, aufregende und nachdenkenswerte Beiträge zu bringen.

Das Thema des aktuellen Heftes betrifft das Zentrum der Fragestellungen der Zeitschrift: Wie steht es um das Projekt "Religion" im ausdifferenzierten Gefüge der Moderne? Was ist noch denkbar und was hat sich überholt? Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Während viele sich in der Diagnose des Zerfalls der Institution Kirche einig sind, gilt das für das Phänomen Religion gerade nicht. Selbst dort, wo die Kirche noch stabil erscheint, ist sie nach den Regeln der Religion umgestaltet worden. Aber was heißt das für die Zukunft des Christentums und - ironisch gefragt - Wie geht es weiter mit Gott?

Darüber diskutieren in den VIEWs der Philosoph Herbert Schnädelbach und der Theologe Wilhelm Gräb. Damit dokumentieren wir eine Veranstaltung, die am 14. Juni 2010 unter der Moderation von Jörg Herrmann im Hamburger Warburg-Haus stattgefunden hat. Wir dokumentieren auch die dazu gehörige Publikumsdiskussion, um die Resonanzen zu zeigen, die derartige Überlegungen in Gang setzen.

In den weiteren Beiträgen wirft Walter Schöpsdau einen theologischen Blick auf Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Jörg Herrmann reflektiert das Kino als möglichen religiösen Erfahrungsort. Harald Schroeter-Wittke geht der Ästhetischen Andacht als Unterhaltung nach. Matthias Giesel steuert Überlegungen zur Aktualität des Religiösen in der postmodernen Religionspädagogik bei. Und Andreas Mertin macht Beobachtungen zur aktuellen protestantischen Kunsthermeneutik als einer nachlassenden Kunst der ästhetischen Andacht.

Unter RE-VIEW stehen einige Rezensionen aus der Feder von Andreas Mertin: Zu den Gemälden aus Prousts Verlorener Zeit, zur philosophischen Reflexion des Verhältnisses von Kunst und Religion und zur Reflexion des Verhältnisses von Bibel und Literatur. Die visuelle Rezension zum Animationsfilm setzen wir in Heft 68 fort. Harald Schroeter-Wittke stellt Martina Kumlehns Buch zur modernen Religionspädagogik vor.

Unter POST macht Andreas Mertin sich Gedanken zu einem 'Jubiläum', das die Kirche wohl nicht feiern wird.


Das nächste Heft: Die kommende Ausgabe des Magazins widmet sich in Zusammenarbeit mit Andreas Kubik von der Universität Rostock dem Thema "Popmusik". Leserinnen und Leser, die sich mit Beiträgen an der Gestaltung dieses Heftes beteiligen wollen, werden gebeten, diese bis spätestens zum 15. November 2010 bei der Redaktion einzureichen.

Mit herzlichen Grüßen

Andreas Mertin, Jörg Herrmann und Horst Schwebel