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Februar 2011 Liebe Leserinnen und Leser, die 69. Ausgabe des Magazins für Kunst | Kultur | Theologie | Ästhetik ist die umfangreichste Ausgabe, die wir bisher ins Netz gestellt haben. Ausgedruckt umfasst sie mehr als 160 Seiten. Das verdankt sich vor allem den vielseitigen Reflexionen von Stefan Schütze, der in diesem "Heft" den zweiten Teil seiner "Suche nach einem heute tragfähigen Glauben" vorlegt. Aber auch sonst bieten wie den Leserinnen und Lesern vielfältige Perspektiven in dieser Ausgabe. Während dieses Editorial Ende Januar 2011 geschrieben wird, protestieren die Menschenmassen in Ägypten gegen ein korruptes und sie seit 30 Jahren unterdrückendes System. Und sie machen es auch mit Hilfe der neuesten Technologien, aber doch völlig anders, als es die Menschen vor 1 ½ Jahren im Iran (mit Twitter und Youtube) gemacht haben. Während die Protestierenden im Iran sich gezielt an die Weltöffentlichkeit wandten, kommunizieren die Ägypter untereinander, organisieren und verabreden sich. Der Appell an die Weltbevölkerung ist durchaus vorhanden, aber eher sekundär. Ich bin mir nicht sicher, woran das liegt, vielleicht ist es die Differenz zwischen einem totalitär faschistischen System wie dem Iran und einem totalitären System, das formal stärker in die westliche Welt eingebunden ist. Vielleicht sind in Ägypten in den ersten Tagen des Aufstands mehr Menschen umgekommen als seinerzeit in Teheran, aber trotzdem stimmt einen der Verlauf doch hoffnungsvoller, was die langfristigen Folgen des Aufstandes betrifft - was nicht heißen soll, dass es für den Iran keine grüne Zukunft gibt. Nachzudenken ist aber sicher über die gravierende Bedeutung, die die neuen Technologien in den letzten Aufständen (Iran, Tunesien, Ägypten) bekommen haben. Schätzen gelernt habe ich während des Konflikts die englische Ausgabe von Al Jazeera, die informativ und vor allem auch multiperspektivisch über das Geschehen berichtete. Faszinierend dabei zu beobachten, wie der coole britische Stil auch Al Jazeera London prägt und wie sich davon die erregt ideologische Sprache mancher Interessensvertreter (sei es im Interview mit Vertretern der herrschenden NDP, sei es mit solchen der Muslimbruderschaft) unterscheidet. Dass Al Jazeera während des Konflikts von der ägyptischen Regierung verboten wurde hat sicher auch etwas mit der Macht der Information zu tun, die plötzlich nicht mehr kontrolliert werden kann. Dass währenddessen auf deutschen Bildschirmen kaum etwas über den Konflikt berichtet wurde, gibt schon zu denken. Nun aber zum aktuellen Heft: Unter VIEW finden Sie den schon erwähnten Text von Stefan Schütze zu den Paradigmen theologischen Denkens. Andreas Mertin setzt sich mit einem vor kurzem erschienen Buch zur Geschichte der christlichen Kirchenbauten auseinander. Matthias Giesel schreibt über "Sinn und Sein von Glaubensstrukturen in Prozessen posttraditionalen Denkens". Markus Göschel beleuchtet Dante Alighieri als Theologen für heute. Hans-Jürgen Benedict erinnert an Erich Frieds Vietnam-Poesie und Bruno Amatruda ist mit einer Schulklasse den religiösen und psychologischen Aspekten des Vampirmythos nachgegangen. Die RE-VIEWs beinhalten drei Buchvorstellungen von Andreas Mertin und eine kurze Reflexion zur Formel "Explizit religiös" in der Kunst. Unter POST sind zwei einander ergänzende Texte von Hans-Jürgen Benedict publiziert, die sich mit dem Dr. Faustus beschäftigen. Das nächste Heft: Die kommende Ausgabe des Magazins beschäftigt sich mit dem Thema "Gefühl(e)" insoweit es mit der Religion zusammenhängt. Leserinnen und Leser, die sich mit Beiträgen an der Gestaltung dieses Heftes beteiligen wollen, werden gebeten, diese bis zum 15. März 2011 bei der Redaktion einzureichen. Mit herzlichen Grüßen Andreas Mertin |