Paradigmen theologischen Denkens


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Pro Domo

Buchvorstellungen

Andreas Mertin

Zwei Bücher von zwei Herausgebern dieses Magazins gilt es anzuzeigen. Zum einen ein Sammelband zur filmischen Inszenierung der Gewalt von und an Kindern und Jugendlichen, zum anderen ein Band mit ironischen Erzählungen.

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Wissen sie, was sie tun? Zur filmischen Inszenierung der Gewalt von und an Kindern und Jugendlichen, hg. von j. Herrmann, J. Metelmann und H.-G. Schwandt, Marburg: Schüren, 2011.

Im Schüren-Verlag ist das von Jörg Herrmann, Jörg Metelmann und Hans-Gerd Schwandt herausgegebene Buch "Wissen sie, was sie tun?" erschienen. Gewalt und Medien ist selbst schon beinahe ein mythisches Thema, bei dem es dringend der Aufklärung bedarf. Im Buch heißt es dazu: "Die mediale Inszenierung von Gewalt fordert Produzenten wie Rezipienten heraus. Manchmal unbemerkt, oft aber sehr bewusst geht die Darstellung von Gewalt mit sublimer Verklärung einher. Auch in ihrem Erschreckenden und Abstoßenden umgibt Gewalt dann eine Aura von Stärke, Gradlinigkeit und Faszination. Andererseits wird Gewalt, wenn sie von Kindern und Jugendlichen ausgeht, aber auch wenn ihre Wirkung auf Kinder und Jugendliche reflektiert wird, mit einem Tabu belegt: Die mediale Darstellung von Gewalt erscheint dann hauptverantwortlich für eine scheinbar um sich greifende Gewaltbereitschaft Jugendlicher."

In zwölf Beiträgen und einer Einleitung setzt sich das Buch "mit verschiedenen Möglichkeiten der Inszenierung jugendlicher Gewalt in Kino- und Fernsehfilmen" auseinander. Dabei ist die Bandbreite der Impulse groß. Von der theologischen Stellungnahme über jugendkulturelle Reflexionen bis zur filmästhetischen Analyse reicht das Angebot.

Da die Diskussion über die Gewalt in den Medien ein Dauerbrenner der gesellschaftlichen und kulturellen Debatten ist, kann eine solche Publikation nur begrüßt werden.

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Horst Schwebel, Der Durchstreicher, Marburg: Verlag Das Blaue Schloss, 2012

Die in Der Durchstreicher versammelten satirischen Erzählungen von Horst Schwebel kreisen erkennbar um sein Berufsfeld in der alten Universitätsstadt Marburg, um die komplexe Beziehung von Religion und Kunst, um die moderne Geschichte der autonomen Kunst und um das Schicksal der Kirche und ihrer Vertreter in einer postmodernen Welt, die nicht weiß, ob sie noch postreligiös oder nicht doch lieber schon postsäkular ist.

Hier greift der Autor beschreibend ein, gräbt sich kritisch in die Textur der Zeit. Die Form, die er wählt, ist nicht die Hyperbel, eher ist es schon die Persiflage, wenn man darunter versteht, dass gleiche Inhalte wie in der Wirklichkeit mit kritischen Untertönen zur gewitzten und geistvollen Verspottung vorgestellt werden. Über die bloße Verspottung hinaus geht es aber auch darum, das Beschriebene als ein Zeichen an der Wand zu lesen: Mene mene tekel u-parsin.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/76/am384.htm
© Andreas Mertin, 2012