Kirchenbau Regulativ |
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Größter Jesus aller ZeitenEin Déjà-vuAndreas Mertin Lang, lang ist's her, da polemisierte ich im Magazin für Theologie und Ästhetik über einen Künstler, der sich anmaßte, endlich wieder wirklich sakrale Kunst zu schaffen. Und ich bezeichnete dies als das, was es ist: Blasphemie. "Blasphemisch ist diese Form religiöser Kunst darin, dass sie sich in ihrer Darstellung bzw. Illustration christlicher Heilsgeschichte als Ausdruck göttlichen Willens bzw. als 'religiös' ausgibt." Diese Polemik hatte ein lustiges Nachspiel, das mir längst entfallen war, bis ich durch diverse Zeitungslektüren wieder auf den Künstler stieß. Angerer der Ältere, der damals Gegenstand meiner Betrachtung geworden war, hatte nämlich den Text gelesen und war nun einigermaßen empört darüber, dass ich es wagte, sein gutes Werk zu kritisieren. Das sei ungeheuerlich, schimpfte er. Und im Gegenzug bot er mir an, wenn ich ihm ein Foto von mir und entsprechendes Bares zuschicken würde, dann würde er meine Physiognomie in den noch auszuführenden Engelssturz einarbeiten. Ich antworte damals, dass der Künstler wohl in einer idealen Welt leben müsse, wenn ihm als Vorbilder für den Engelssturz schon keine Schlächter dieser Welt mehr einfielen, so dass er nun zur Visualisierung des Bösen sich an seinen Kritikern schadlos halten müsse. Jüngst also ist mir der Künstler wieder vorgekommen, der - wenn man den Äußerungen des jetzigen Papstes folgen will - endlich wieder einmal wirkliche sakrale Kunst darstellen kann. Nur dürfte in der Zwischenzeit das Verhältnis des Künstlers zur katholischen wie evangelischen Kirche etwas abgekühlt sein, stößt doch sein gigantomanisches Projekt wirklich sakraler Kunst allenthalben auf entschiedenen kirchlichen Widerspruch, die ihn als das bezeichnen, was er ist: ausgesprochener Kitsch. Instant-Religion könnte man das Ganze nennen, wenn es nicht noch viel lächerlicher wäre. Wer sich als kirchlicher Vertreter auch nur eine Sekunde auf Derartiges einlässt, ist nicht bei theologischem Verstand. Worum geht es? Darüber informiert eine Pressemeldung, die ich auf den Bildschirm bekam (Hervorhebungen von mir):
Die obige Abbildung spricht eher für eine schlechte Wagner-Inszenierung, denn für eine Christus-Darstellung. Nun war Wassertrüdingen nicht die allererste Wahl für dieses Possenstück, der Predigtstuhl bei Bad Reichenhall war das erste Opfer dieses kommerz-anästhetischen Attentats. Das scheiterte aber im gut katholischen Bayern nicht zuletzt an der katholischen Kirche. Also versuchte man es bei den protestantischen Franken, die Evangelischen haben es ja nicht so mit der Kunst, da könnte man ihnen doch einen Monumental-Jesus aufschwatzen. Und wenn es dem Geldbeutel nutzt, so wird man den Wassertrüdigern treuherzig versichert haben, dann nützt es auch der Seele. Nun sind die Charismen in der Kirche ja ganz unterschiedlich verteilt, aber Wasser zu Wein und Kitsch zu Kunst verwandeln bleibt doch dem Dargestellten vorbehalten. Freilich: alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Dieses mal aber nicht. Da konnten der Unternehmer und sein Künstler noch so sehr an den Erfolg ihres Projekts glauben, es wurde nichts. Die Evangelische Kirche in Bayern verbat sich derlei Unsinn und die Katholische Kirche reagierte nicht anders. Und die Ortsvorsteher, die mehr auf das Geld als auf die Religion geschielt hatten, zogen ihre Zusagen zurück. Das wird die Protagonisten nicht davon abhalten, auch weiterhin Dumme zu suchen, die sich auf den größten Jesus aller Zeiten (gJaZ) einlassen könnten, aber es ist doch sehr unwahrscheinlich geworden, dass das Winken mit den Geldscheinen von Erfolg gekrönt ist. Dabei hat das Ganze doch ein nahe liegendes Vorbild, auf das man hätte kommen können, wenn man hört, dass der Künstler Angerer der Ältere bereits erfolgreich für den Film gearbeitet und dafür sogar einen Filmpreis erhalten hat.
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Artikelnachweis: https://www.theomag.de/58/am282.htm
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