Weltbegebenheiten |
EinleitungsbemerkungZum Geleit für diese Ausgabe von tà katoptrizómenaFrauke A. Kurbacher Die Gedanken eines Teils dieser Beiträge sind im Rahmen und Verlauf einer von Soraya Nour Sckell und Frauke A. Kurbacher gemeinsam entwickelten und gehaltenen Veranstaltungs- und Forschungsreihe am Collège international de philosophie (Ciph) in Paris gefördert von der Humboldt-Stiftung und in Kooperation mit dem IiAphR, dem „Internationalen interdisziplinären Arbeitskreis für philosophische Reflexion“ über viele Jahre entstanden. Die Vorläufer reichen bis in das Wintersemester 2011/12 und Veranstaltungen zurück, die zusammen mit Christopher Pollmann, Soraya Nour Sckell und Frauke A. Kurbacher in Paris stattfanden und schließlich in das Projekt „Cosmopolitisme et cosmopolitique“ (2015-2017) am Ciph in Paris mündeten, das teilweise auch an der Freien Universität in Berlin und den Universitäten in Porto und Lissabon stattfand, und ein so dauerhaftes Anliegen wurde, dass es auch über den ursprünglich angesetzten Projektrahmen bis heute in verschiedenen Formen weitergeführt wird, teils in Veranstaltungen am Ciph oder vom IiAphR an der FU Berlin und an der Bergischen Universität in Wuppertal und nicht zuletzt auch als eine von Soraya Nour Sckell betreute internationale Initiative: „Cosmopolitanism without borders“ dauerhaft verstetigt wurde. Das Weltbürgerliche als Weltoffenheit gehört nicht zuletzt gleichsam zu den Konstituenten des IiAphR. So kritisch von vielen das Projekt eingangs befragt wurde, so hat es sich nicht nur über die Jahre eines immer größeren Zuspruchs erfreut und etablieren können, sondern entgegen aller anfänglichen Vorbehalte wird mittlerweile Kosmopolitismus überhaupt im gegenwärtigen Diskurs als Gegenwehr zu identitärem Denken und entsprechenden Positionen gehandelt. Einer solchen Abwehr und Verwahrung bedarf es offenbar auch, denn derzeit zeugt unsere Welt selbst erschreckend wenig von der Überzeugung weltoffener Weltbürgerlichkeit. Ein Blick auf die Situation europäischer Flüchtlingslager und den Diskurs um sie, der mittlerweile immer mehr die Züge eines zivilisatorischen „Schiffbruchs mit Zuschauer“ annimmt oder ein anderer Blick auf die jüngsten Ereignisse um Rechtsextremismus innerhalb der Polizei hierzulande bekräftigen auf deutliche Weise den dringenden Bedarf an einer konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Kosmopolitischen, die es vielleicht vermag, an unsere Humanität erinnernd anzuknüpfen, um neue und andere Handlungsspielräume zu erschließen. Es ist Zeit, dass diese brennenden Themen über das Tagespolitische hinaus bedacht und auch einem bloßen politischen, häufig einseitig ökonomisch grundierten Kalkül und einer vermeintlichen Deutungshoheit entrissen werden, in der Hoffnung besonders für jene, die akut davon betroffen sind , andere Gestaltungsmöglichkeiten der Situation und lebenswertere Aussichten zu bieten, als es der mit Blumenberg gedacht „Absolutismus“ einer um die Welt verkürzten Wirklichkeit vorzugeben scheint. |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/127/fk17nhtm |