![]() Kult(ur)ort Padua
|
Das BaptisteriumEine ausgefeilte BildertheologieA Geradezu unscheinbar schmiegt sich das Baptisterium als Taufkapelle an die Kathedrale von Padua. Ein erstes Baptisterium wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet, die heute vorfindliche Form stammt aus der Zeit zwischen 1260 und 1281. Einzigartig ist der vollständig erhaltene Freskenzyklus im Baptisterium, den Giusto de’ Menabuoi zwischen 1375 und 1378 schuf. Den Auftrag für diesen Freskenzyklus gaben der Herrscher Francesco I. da Carrara und seine Frau Fina Buzzaccarini.
Gerade an dieser Kreuzigung erkennt man die Zeitgenossenschaft mit Altichiero da Zevio und dessen Kreuzigungsdarstellung im Oratio de San Giorgio. Beide Künstler haben zeitgleich an ihren Kreuzigungsdarstellungen gearbeitet. Nur dass bei Menabuoi alles etwas didaktischer, etwas lehr- und lernorientierter wirkt, wenn er z.B. die dem Physiologus entnommene Darstellung des Pelikans über die Kreuzigung setzt und dem Mond ein Gesicht verpasst. Klassische Religionspädagogik sozusagen.
Dort wo die Katechumenen den Raum betreten, findet sich über der Tür ein Bild des Täufers Johannes, dem die Kirche gewidmet ist. Und darüber sieht man, wie die Stifterin der Bilder und des Baptisteriums, Fina Buzzaccarini, von Johannes dem Täufer, einem Papst und einem Heiligen der Jungfrau Maria und dem Christuskind vorgestellt und ihrer Gnade anempfohlen wird. Das ist etwas weniger überheblich, als die Geste des jungen Scrovegni in der Arena-Kapelle, der sich relativ selbstbewusst mit der Kirche das Seelenheil seines Vaters erkauft. Im Baptisterium wird das alles deutlich demütiger inszeniert.
Bedenkt man, dass ein guter Teil der Kunsthistoriker des 19. und 20. Jahrhunderts sich eher herablassend über die Kunstwerke und den Künstler ausgelassen haben (wobei sie natürlich Giotto zum Vergleich herangezogen haben), dann ist es ein gutes Signal, dass auch die Fresken des Baptisteriums seit Juli 2021 zum UNESCO Welterbe gehören, denn er gehört schon den zu hervorragenden Künstlern dieser Zeit. |
Artikelnachweis: https://www.theomag.de/133/am735d.htm |