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Magazin für Theologie und Ästhetik

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn sich an der Schwelle zur Moderne "Dichtung und Kunst kühnlich an die Stelle des Sakralen setzen, ist ihre ästhetische Aura nicht mehr aus der Erfahrung religiöser Kunst erborgt, sondern dieser provokativ entgegengesetzt. Es handelt sich hier ... nicht um eine Profanierung des Sakralen, sondern umgekehrt: um eine Sakralisierung des Profanen" - diese Worte von Hans Robert Jauß aus der Diskussion um das vor vierzehn Jahren erschienene Buch George Steiners "Von realer Gegenwart" benennen den Kern der weiterhin geführten Diskussion (vgl. dazu den entsprechenden Beitrag in den Classics dieses Magazins). In welchem Verhältnis steht der Monotheismus zur Moderne und die Moderne zum Monotheismus? Während manch einer gleich ins bilderfreundliche Ägypten zurück möchte und mit dem Monotheismus die Moderne über Bord kippen möchte (vgl. dazu die Besprechung von Iconoclash), versuchen andere die enge Verbindung von Monotheismus und Moderne zu rekonstruieren.

Das aktuelle Heft des Magazins für Theologie und Ästhetik beschäftigt sich jenseits aller tages- und weltpolitischen Debatten um das alte oder neue Europa mit dem Thema Monotheismus und Moderne. So finden Sie unter:

ARTIKEL: Micha Brumliks Verweis auf den "kantianischen Monotheismus" Hermann Cohens: "Cohen bedarf der Religion, der biblischen Religion, weil nur sie mit ihrem einigen und einzigartigen Gott das Korrelat einer universalistischen Moral und damit einer Menschheit begründen könne. Auch dies scheint heute zu den nur noch historischen Fundamenten unserer Gegenwartskultur zu gehören. Die Ethik bedarf - so hat Cohen gesehen - der Überwindung des Gefühls der Schuld und der Befreiung zum Handeln. Diese motivationale Problematik könne nur - und hierin dürfte nun in der Tat die aktuelle religionstheoretische Bedeutung Cohens liegen, in der Einheit und Einzigkeit des biblischen Gottes als des Gegenübers des Menschen gelöst werden. Diese Beziehung, des einen Gottes zu einer Pluralität von Menschen entfaltet ihren ganzen Sinn im jüdischen Versöhnungstag, dem Jom Kippur." Marc Kerling steuert einen umfangreichen Aufsatz zum radikalen Ikonoklasmus Arnold Schönbergs bei: Er verweist auf dessen "Bemühung nicht nur um die denkerische Durchdringung der religiösen als der Gottesfrage, sondern auch die Einkleidung der Denkbewegung nicht allein in Sprache, sondern in eine moderne Sprache."

REVIEWS: Jörg Löffler stellt Niklas Luhmanns Buch "Die Religion der Gesellschaft" vor und Andreas Mertin setzt sich mit Manfred Fuhrmanns kleiner Schrift "Bildung" auseinander. Beide Rezensionen ordnen sich auch gut in die übergreifende Thematik des Heftes ein. Darüber hinaus finden Sie kurze Vorstellungen von Neuerscheinungen zum Thema "Kunst und Kirche".

MARGINALIEN: Unter Bezug auf eine Rezension aus den Lektüren, in der fiktive Künstler vorgestellt werden, tragen wir einen dort fehlenden nach: den Meister des Jüngsten Tages in der Beschreibung von Leo Perutz.

SPOTLIGHT: Hier finden Sie die vertrauten Kolumnen von Andreas Mertin und Karin Wendt zum Videoclip, zu den Erscheinungen im Cyberspace, die Nachrichten aus der Bücherwelt und Ausstellungskritiken.

Wir wünschen den Leserinnen und Lesern eine erkenntnisreiche Lektüre dieses Heftes!


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